Wie schaffen es Unternehmen, weltweit Tausende Maschinen effizient zu vernetzen – und dabei Wartungskosten um Millionen zu senken? In der 166. Folge des IoT Use Case Podcasts spricht Gastgeberin Ing. Madeleine Mickeleit mit Dr. Jürgen Krämer, Chief Product Officer und Geschäftsführer von Cumulocity, über die Zukunft industrieller IoT-Plattformen. Nach dem Management-Buy-out von der Software AG richtet sich Cumulocity als eigenständiges Unternehmen vollständig auf Industrial IoT aus – mit skalierbaren Lösungen, starken Partnernetzwerken und datenbasierten Services für smarte Maschinen.
Podcast Zusammenfassung
Wenn Unternehmen eigene IoT-Plattformen entwickeln, scheitert die Skalierung oft an Komplexität und Kosten. Dr. Jürgen Krämer von Cumulocity erklärt im Podcast, wie ein Plattformansatz diese Hürden überwindet – und warum Standardisierung der Schlüssel zur Effizienz ist.
Cumulocity bietet eine skalierbare IoT-Lösung, die nahtlos auf Hyperscalern wie AWS oder Azure läuft und Unternehmen hilft, schneller produktiv zu werden. Live-Daten, Device Management, Edge-Integration und KI-basierte Analysen ermöglichen es, Wartung von reaktiv auf proaktiv umzustellen – und damit Millionenbeträge bei Service und Ausfallzeiten zu sparen.
Praxisbeispiele wie Enercon (30.000 vernetzte Windturbinen) und Flexco (Echtzeitdaten für Förderbänder) zeigen, wie Unternehmen ihre Effizienz steigern und neue digitale Services entwickeln können.
Wer IoT-Projekte erfolgreich skalieren und Daten smart nutzen will, bekommt hier konkrete Antworten – aus der Praxis, für die Praxis.
Jetzt reinhören und erfahren, wie Cumulocity die industrielle Digitalisierung auf das nächste Level bringt!
Podcast Interview
Hallo zusammen! Die heutige Episode ist eine, auf die viele von euch gewartet haben – denn oft kam die Frage: Wie geht es mit dem Technologie-Stack und Cumulocity nach der Abspaltung von der Software AG im Januar 2025 im Rahmen des Management-Buyouts weiter?
Wie arbeitet Cumulocity mit euch und anderen Partnern zusammen? Und wie sieht die Hyperscaler-Strategie im Zusammenspiel mit AWS, Azure und Google aus?
Heute haben wir Antworten für euch – egal, ob ihr bereits Kunde, Partner oder einfach auf der Suche nach der passenden IoT-Plattform seid. Diese Folge gibt einen umfassenden Einblick, was sich verändert hat, was neu ist und welche Möglichkeiten Cumulocity heute bietet – inklusive konkreter IoT- und KI-Use Cases sowie großer Industrie-Deployments. Zu Gast ist Dr. Jürgen Krämer, Chief Product Officer und Geschäftsführer der Cumulocity GmbH. Zuvor war er ebenfalls bei der Software AG.
Lasst uns loslegen! Alle Details zur Umsetzung und viele weitere Informationen findet ihr wie immer auf iotusecase.com. Let’s go!
Hi Jürgen, schön, dass du da bist. Wie geht es dir heute? Alles gut?
Jürgen
So weit ist alles gut, Madeleine. Vielen Dank, dass ich hier sein darf und für die Einladung.
Danke dir für deine Zeit! Du bringst über 20 Jahre internationale Erfahrung mit – von der Gründung eines Tech-Unternehmens bis hin zu C-Level-Positionen – und natürlich deine aktuelle Rolle bei Cumulocity. Für alle, die dich vielleicht noch nicht kennen: Kannst du kurz etwas zu deinem Hintergrund und deiner Rolle bei Cumulocity erzählen?
Jürgen
Gerne, gerne. Es ist mir wirklich eine Freude, hier zu sein. Und ja – ich werde langsam älter. 20 Jahre im Industrial IoT sind eine lange Zeit, und wir haben in dieser Zeit viel gelernt. Ein bisschen zu meinem Hintergrund: Ich bin nicht seit 20 Jahren bei Cumulocity. Cumulocity wurde 2012 als Spin-off von Nokia Siemens gegründet und existiert also schon eine ganze Weile. Damals war ich noch nicht Teil des Teams – Bernd Gross, der andere Geschäftsführer, und Stefan Vaillant waren beim ursprünglichen Spin-off dabei. Ich selbst war zu dieser Zeit bereits bei der Software AG. Ich hatte ein Unternehmen im Bereich Datenmanagement gegründet, das 2010 von der Software AG übernommen wurde. Von dort aus habe ich die Akquisition von Cumulocity vorangetrieben, denn: Wir hatten großartige Analytics-Lösungen, aber Analytics ist nur der zweite Schritt im IoT – zuerst musst du die Geräte anbinden und die Daten erfassen. So bin ich auf Bernd und die anderen gestoßen. Die Übernahme erfolgte 2017. Seitdem hat uns die Software AG sehr dabei unterstützt, das Produkt zu reifen, große Kunden wie Schindler, Hilti oder ABB zu gewinnen und eine internationale Präsenz aufzubauen. Und seit Januar 2025 sind wir wieder unabhängig – wir haben uns von der Software AG gelöst und können jetzt unser Wachstum auf das nächste Level heben.
Sehr spannend! Übrigens: Ich habe nachgeschaut – Bernd Gross war bereits zweimal bei uns im Podcast, das erste Mal im November 2020 und dann nochmal in Episode 79. Umso schöner, heute ein Update zu bekommen! Und ich habe gesehen, dass Cumulocity inzwischen ein neues Branding hat – auf der Hannover Messe und überall auf LinkedIn.
Was steckt hinter dem neuen Branding?
Jürgen
Wir haben aufgerüstet – und jetzt strahlen wir mehr denn je! Unser neues, kräftiges Gelb fällt richtig auf – sowohl auf der SPS im letzten Jahr als auch kürzlich auf der Hannover Messe. Die SPS war der erste Auftritt mit dem neuen Brand, die Hannover Messe dann ein weiteres Highlight, bei dem wir viel positives Feedback bekommen haben. Und jetzt haben wir einen klaren Fokus: Die Software AG hatte viele Produktlinien, und IoT war nur eine davon. Heute konzentriert sich unser gesamtes Team – rund 300 Leute – voll und ganz auf Industrial IoT. Wir sind ein junges, dynamisches, hoch agiles und flexibles Team – und ich bin überzeugt, dass wir die Erfolge unserer Kunden schneller als je zuvor beschleunigen können.
Das ist cool. Würdest du sagen, dass die zentrale neue Botschaft ist, dass ihr nicht mehr Teil eines „großen Tankers“ seid, sondern jetzt agil, jung und dynamisch auftretet und Kunden auf neue Weise unterstützt?
Jürgen
Genau. Ich denke, wir sind heute deutlich agiler und flexibler und können viel schneller liefern. Die Software AG hat uns sehr dabei geholfen, das Produkt zu entwickeln und zu reifen und weltweit große Kunden zu gewinnen. Wir haben Kunden wie Sony, Hitachi, NTT in Japan, Telstra in Australien und viele weitere weltweit. Besonders stark sind wir in Europa, aber wir haben auch Kunden im Mittleren Osten, wie Saudi Aramco, und in den USA, wie Baxter, Flexco und Hillrom.
Dieses globale Netzwerk verdanken wir zu einem großen Teil der Unterstützung durch die Software AG. Gerade jetzt, in Zeiten der Marktkonsolidierung, wo viele Start-ups vom Markt verschwinden, können wir unseren Go-to-Market-Ansatz aktiv gestalten, das Produkt kontinuierlich verbessern, wichtige neue Funktionen entwickeln und die globale Skalierung erreichen, die wir heute haben.
Wir haben aktuell rund 1.000 aktive Kunden mit etwa 25 Millionen vernetzten industriellen Geräten – und damit meine ich nicht Consumer IoT, sondern echtes Industrial IoT, also Aufzüge, Kompressoren, Krankenhausbetten, Windturbinen und Ähnliches. Täglich verarbeitet Cumulocity etwa 3 Milliarden Nachrichten. Man kann also durchaus sagen: Wir sind bereits ein beachtliches Scale-up.
Richtig. Und da du so viele Kundennamen genannt hast, bin ich natürlich neugierig, gleich noch mehr über konkrete Use Cases zu erfahren. Aber zuerst eine persönliche Frage: Du bist in verschiedenen Märkten unterwegs gewesen – wie siehst du den Markt für Maschinen- und Anlagenbau heute? Was sind deine persönlichen Erfahrungen der letzten fünf Jahre?
Jürgen
Wir unterscheiden zwischen Smart Connected Products und Smart Connected Operations. Ein Teil von Smart Connected Operations ist natürlich Industrie 4.0 – also das Management und Monitoring auf dem Shopfloor oder auch in der Chemie- und Prozessindustrie. Das gehört ebenfalls zu Smart Connected Operations. Bei Cumulocity haben wir unseren Sweet Spot bei Smart Connected Products gefunden. Wir verbinden alles – Aufzüge, Kompressoren, Windturbinen, Krankenhausbetten, Kräne und so weiter. Das ist alles sauber in unser Produkt integriert. Wir haben zudem diese sogenannten „Mandantenhierarchien“ – die Plattform ist speziell für ein B2B2X-Go-to-Market-Modell ausgelegt. Das entspricht genau der Realität, denn Unternehmen, die leistungsstarke Maschinen bauen, verkaufen oder vermieten diese an Endkunden. Man braucht also diesen indirekten Ansatz – und die Plattform unterstützt das durch ihr Mandantenkonzept sehr gut.
Für Smart Connected Operations, wie Industrie 4.0, haben wir versucht, das eigenständig anzugehen – aber um ehrlich zu sein: Das ist ein viel größerer Teil des IIoT-Marktes. Wir sind Software-Experten – wir verstehen Software sehr gut –, aber wir verfügen nicht über das tiefe Domänenwissen in vertikalen Branchen wie Öl und Gas oder der Fertigungsindustrie. Man kann nicht einfach als Software-Anbieter bei Daimler anklopfen und sagen: „Wir verbessern eure Overall Equipment Efficiency um 3 %.“ So einfach ist das nicht. Dafür braucht es jahrelange Erfahrung. Deshalb haben wir in diesen Bereichen eine indirekte Go-to-Market-Strategie. Die Plattform bietet zwar die nötigen Fähigkeiten, aber wir haben nicht das tiefe Domänenwissen in diesen Branchen. Deshalb arbeiten wir mit anderen Partnern zusammen – und diese Partner übernehmen die Führungsrolle. Zum Beispiel SAP, IBM, Accenture, Wipro, TCS oder Telekommunikationsunternehmen. Sie treten beim Kunden in den Vordergrund und nutzen unsere Plattform im Hintergrund, um ihre Lösungen umzusetzen.
Und was hat sich mit eurem neuen Branding und eurem Go-to-Market-Ansatz geändert? Du hast viele große Player erwähnt – aber wie sieht es mit kleineren Software- oder Hardwareunternehmen aus? Wie arbeitet ihr mit ihnen zusammen?
Jürgen
In den letzten Jahren haben wir die Bedeutung des Partner-Ökosystems wirklich verstanden. Früher waren viele Partnerschaftsbekundungen in der IoT-Welt eher Lippenbekenntnisse – schönes Marketing, aber wenig echte Bewegung oder Erfolg dahinter. Ich denke, diese Phase haben wir hinter uns gelassen. Heute wollen wir gemeinsam mit unseren Partnern End-to-End-Lösungen für unsere Kunden liefern, denn genau dort entsteht der eigentliche Mehrwert. Die Plattform ist dabei nur das Mittelstück, wie das Patty in einem Burger – aber man braucht eben auch alles drumherum. Deshalb haben wir zertifizierte Gerätepartner, Technologiepartner, Implementierungspartner und Lösungspartner sowie ein Entwickler-Ökosystem für die Techies. Wir haben hier viel investiert und ein eigenes Team dafür aufgebaut. Heute ist das Ökosystem offen, sodass auch kleinere Partner ihre Geräte und Gateways ganz einfach mit Cumulocity zertifizieren können. Wir fördern zudem die Communitys, organisieren Hackathons, und sowohl große als auch kleine Unternehmen nehmen daran teil. Das ist sehr kraftvoll. Eine Demo auf der Hannover Messe hat mich besonders beeindruckt: mfr, ein kleineres Unternehmen aus Leipzig, spezialisiert auf Field Service Management. Sie haben eine extrem enge Integration mit Cumulocity. Es ist nahtlos möglich, Geräte anzubinden und daraus Serviceeinsätze in mfr auszulösen – und wenn man von Cumulocity keinen Bericht mit den Problemen eines Assets erhält, kann mfr den Vorgang direkt an den Servicetechniker übergeben. Nimmt der Techniker dann Änderungen vor, wird das sofort wieder in Cumulocity gespiegelt. Das war wirklich beeindruckend.
Das ist ein Beispiel für einen kleineren Partner. Aber wir haben auch große Partner wie SAP im Bereich Asset Performance Management. Wir arbeiten mit beiden – das Partner-Ökosystem ist dafür offen.
Okay, das ist ziemlich cool. Ich werde die Links zu diesen konkreten Lösungen in die Show Notes aufnehmen, damit die Zuhörer sich das direkt anschauen können. Würdest du sagen, dass Maschinenbauer bei euch auch als Partner zählen?
Oder würdest du sie eher als Kunden betrachten, angesichts der B2B2X-Konstellation, die du erwähnt hast?
Wo siehst du die Maschinenbauer – helft ihr ihnen eher als Kunden oder sind sie ebenfalls Partner?
Jürgen
Sie sind ebenfalls Partner. Es ist eine Mischung aus Partner- und Kundenbeziehung, würde ich sagen. Wir kooperieren sogar bewusst mit unseren Kunden. Wir unterscheiden da nicht strikt zwischen „Du bist Kunde“ und „Du bist Partner“. Es ist eine gemeinsame Lernreise. Bei den ersten Use Cases – etwa beim Thema Device Management – ist es zunächst eher eine klassische Anbieter-Kunde-Beziehung. Aber wenn es später um Themen wie Data Products oder höherwertige digitale Services geht, entwickelt sich die Beziehung stärker in Richtung eines vertrauensvollen Beratungsverhältnisses. Und genau dann spürt man die Partnerschaft – mehr als eine klassische Anbieter-Kunde-Dynamik.
Okay. Ich möchte noch ein bisschen mehr über die Use Cases erfahren. Du hast einige erwähnt. Hast du ein oder zwei Beispiele für deine wichtigsten Use Cases, bei denen ihr eure Lösungen mit Kunden umsetzt?
Jürgen
Absolut. Wir haben unsere große Kundenbasis angesehen und die Use Cases kategorisiert. Im Bereich der smarten vernetzten Produkte gibt es bestimmte Kategorien von Use Cases. Der erste, mit dem jeder anfängt, ist Fernüberwachung und Fernmanagement. Ein gutes Beispiel hierfür ist Enercon, ein großer Windturbinenhersteller in Europa.
Sie haben 30.000 Windturbinen mit Cumulocity verbunden, die 55 Gigawatt Strom erzeugen. Zuerst versuchten sie, die Lösung selbst zu entwickeln, scheiterten aber zweimal, was sie in einer unserer User Groups geteilt haben. Dann wechselten sie zu Cumulocity und schafften es, in sechs Monaten die 10.000 Turbinen, die sie damals hatten, einzubinden. Heute haben sie die Zahl auf 30.000 Turbinen erhöht.
Durch die Nutzung von Cumulocity ist ihr Operationsteam jetzt 30% effizienter, weil sie nicht mehr zwischen verschiedenen Tools wechseln müssen. Sie haben nun eine einzige Benutzeroberfläche, die es ihnen ermöglicht, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren—die Windturbinenoperationen zu verbessern und Probleme zu lösen.
Die nächste Stufe nach Fernmanagement und -überwachung ist das, was wir Field Service Management nennen. Hier müssen Dinge im Feld repariert werden und die Außendienstkräfte koordiniert werden. Ein Beispiel für einen Kunden in den USA ist Flexco. Flexco ist im Bereich Förderbänder tätig, mit Bändern in Minen, Flughäfen und anderen Bereichen. Sie hatten zuvor eine benutzerdefinierte Lösung, und wir haben sie in vier Monaten auf eine globale Rollout-Lösung migriert. Sie haben ihre Förderbänder mit einem Gerät nachgerüstet, das sie selbst entwickelt haben, und es mit Cumulocity verbunden. Wenn es ein Problem gibt, zum Beispiel mit den Reinigern oder einem Aufstau an einem der kritischen Punkte, kann Flexco sofort einen Servicetechniker schicken. Früher hatten sie einen festen Wartungsplan, bei dem sie Menschen zu vorab festgelegten Zeiten schickten, um auf mögliche Defekte zu überprüfen. Dieses System war weniger optimal, da die Techniker manchmal ankamen und alles einwandfrei lief, oder zu spät, nach einem Ausfall.
Mit dieser Lösung haben sie sich von einem reaktiven zu einem proaktiven Ansatz entwickelt. Sie erhalten jetzt Live-Daten, können sehen, was passiert, und wenden maschinelles Lernen an, um zukünftige Probleme vorherzusagen. So konnten sie eine beträchtliche Menge Geld zu sparen. Zum Beispiel haben sie für ihre Kunden die Produktivität um bis zu 1,1 Millionen US-Dollar pro Jahr verbessert. Sie haben mehrere große Kunden, bei denen sie diese Förderbandslösungen installieren. Sie vermeiden auch Ausfallzeiten der Produktion—rund 150.000 US-Dollar pro Vorfall—indem sie Materialien einsparen und Arbeitskräfte umverteilen, unter anderem.
Okay. Ich nehme an, diese Einsparungen kommen sowohl von reduzierten Service- und Wartungskosten als auch von anderen Aspekten. Das ist eine beträchtliche Summe, besonders wenn man die verschiedenen Förderbänder und Geräte im Feld berücksichtigt. Ich nehme an, der Business Case ist auf verschiedene Kostenfaktoren aufgebaut, oder?
Jürgen
Genau. Es handelt sich um eine Reihe von Business Cases, die vom Typ der Förderbänder, den Ländern und so weiter abhängen. Sie haben weltweit Kunden.
Du hast davon gesprochen, wie diese Kunden ursprünglich versucht haben, die Lösungen selbst zu bauen, und jetzt Cumulocity nutzen. Was würdest du sagen, ist der Grund, warum diese Unternehmen jetzt mit euch und eventuell auch mit Hyperscalern zusammenarbeiten?
Jürgen
Ich denke, es liegt daran, dass sie Ingenieure sind. Sie sind Gerätehersteller und Maschinenbauer, und von Natur aus wollen Ingenieure Dinge selbst bauen. Deshalb versuchen sie oft, den Softwareteil selbst zu entwickeln. Aber viele von ihnen haben nicht die industrielle IoT-Erfahrung, die wir haben. Sie haben gute Entwickler, das will ich nicht abstreiten.
Was typischerweise passiert, ist, dass sie mit einem Pilotprojekt starten. Sie spielen mit MQTT, vielleicht einer Zeitreihendatenbank, einem schönen Dashboard und verbinden fünf Geräte. Im ersten Pilotprojekt ist das einfach und sieht gut aus. Sie präsentieren es dem Vorstand, und der sagt: „Gut, macht weiter, verbindet unsere Flotte.“ Aber die Flotte ist viel größer als fünf Geräte. Es könnten Millionen von Geräten sein, auf der ganzen Welt verteilt.
Dann müssen sie an alle Unternehmensfunktionen denken: hohe Verfügbarkeit, Sicherheit, Zertifikate, Multi-Tenancy und globale Skalierbarkeit. Das erfordert immer mehr Ressourcen und Zeit für die Umsetzung. Und dann stellen sie fest, dass dies kein Projekt ist, sondern ein Produkt, das dauerhaft laufen und sich im Laufe der Zeit verbessern muss. Es hat einen Lebenszyklus, der Unterstützung und Wartung erfordert. Das ist eine weitere große Investition.
Was dann passiert, ist, dass das Team immer größer wird, die Investitionen steigen und die Gesamtbetriebskosten (TCO) explodieren. Der Vorstand sagt dann: „Whoa, whoa, whoa. Das ist nicht das, was wir erwartet haben.“ An diesem Punkt sind sie in einer guten Position, um zu verstehen, wie Cumulocity helfen kann. Wir übernehmen die schweren Lasten. Wir stellen die Plattform mit allen notwendigen Unternehmensfunktionen, der Robustheit und der globalen Skalierbarkeit zur Verfügung, die sie brauchen.
Das ermöglicht es ihren Entwicklern, sich auf die Geschäftslogik und das geistige Eigentum (IP) zu konzentrieren, das für ihre Kunden wirklich wichtig ist. Wenn ihr Team nur mit MQTT oder Kubernetes herumspielt, mag das Spaß machen, aber es bringt ihren Kunden wenig. Sie wollen Mehrwert für ihre Kunden schaffen.
Deshalb sollten sich ihre F&E- und Entwicklungsteams auf das konzentrieren, was über Cumulocity läuft, denn dort wird der Wert geschaffen. Das bezeichnen wir als „Buy-and-Build“-Ansatz, und so helfen wir ihnen. Es dauert eine Weile, das zu lernen, und es ist eine harte Lektion, aber wir sehen diese Migrationsprojekte ziemlich oft.
Okay. Und vielleicht, um das aus eurer Lösungsperspektive ein bisschen greifbarer zu machen: Wenn ich mir den gesamten IoT-Tech-Stack anschaue, könnten einige Marktteilnehmer euch mit den Hyperscalern vergleichen, aber das ist hier nicht wirklich der Punkt, oder? Ihr bietet schließlich die IoT-Plattform an. So wie ich das verstehe, bietet ihr Platform-as-a-Service (PaaS) oder Software-as-a-Service (SaaS)-Funktionen an, und die Infrastruktur spielt vielleicht gar keine Rolle, weil ich sie auf einem Hyperscaler wie AWS oder Azure einrichten könnte und dann meine Dienste darauf aufbaue.
Cumulocity bietet also nicht nur die IoT-Plattform, sondern auch IT/OT-Integrationskomponenten. Zum Beispiel hat man thin-edge.io, aber auch Komponenten für die Datenvisualisierung und -analyse, wie Streaming-Analytics und so weiter. Kannst du den Tech-Stack etwas mehr erklären? Was nutzen die Kunden von euch, und was nutzen sie typischerweise von einem Hyperscaler? Nur damit ich es aus praktischer Sicht richtig verstehe.
Jürgen
Wir sind in der Cloud gehostet. Wir laufen auf der Technologie der Hyperscaler, das heißt, wir sind infrastrukturell agnostisch. Wir laufen auf AWS, Azure, Alibaba, Tencent und Google. Wir haben auch Kunden mit globalen Flotten, die sagen: „Könnt ihr auf Azure in Europa und auf Alibaba in China laufen?“ und sie möchten dieselbe Anwendung betreiben, ohne sie neu entwickeln zu müssen. Wir laufen also auf den Hyperscalern. Cumulocity zielt darauf ab, die Markteinführungszeit für digitale und IoT-Lösungen zu beschleunigen. Wir bieten viele Funktionen direkt „out-of-the-box“, sodass man nicht alles selbst mit den Diensten der Hyperscaler bauen musst. Natürlich kann man alles auch mit den Hyperscalern bauen, da sie Hunderte von Diensten anbieten, aber das würde eine Menge Entwicklungsaufwand erfordern. Man müsste deren Dienste miteinander verbinden und viele Dinge selbst erstellen. Mit Cumulocity haben wir zum Beispiel eine Device-Management-Anwendung „out-of-the-box“. Sie kümmert sich um Dinge wie Firmware- und Software-Management, Konfigurationsmanagement und Fernzugriff – alles nur über Konfiguration, keine Programmierung erforderlich. Mann kann sie also morgen schon nutzen. Was SynEdge betrifft, das du vorhin erwähnt hast, es handelt sich um ein Open-Source-Framework, das auf dem Edge läuft. Es ist ein leichtes und hochsicheres Edge-Framework, das in Rust entwickelt wurde und es uns ermöglicht, Gerätedaten problemlos in die Cloud zu bringen. Wir unterstützen auch Edge-Deployments – das, was wir Thick Edge nennen – wenn man auf einem Industrie-PC oder Edge-Server arbeiten möchte, was vollständig in Kombination mit der Cloud unterstützt wird, sogar in air-gapped Umgebungen. In der Cloud, wie bereits erwähnt, starten wir mit dem Device Management, da dies der wichtigste Use Case ist. Wir bieten auch ein Cockpit für Dashboards und integrierte Streaming-Analytics. Zudem integrieren wir mit den Hyperscalern. Zum Beispiel haben wir einen Data Hub, der es dir ermöglicht, mit den Datenseen der Hyperscaler zu verbinden, wie S3 oder ADLS. Wir können auch die BI- und ML-Tools der Hyperscaler nutzen oder Open-Source-Tools, je nachdem, was der Kunde bevorzugt. Über unsere Data App ist es einfach, Power BI oder ein Data-Science-Notebook zur Datenverarbeitung zu integrieren. Wir können sogar Machine-Learning-Modelle nehmen und sie zurück auf den Edge bringen. Daher decken wir auch den MLOps-Teil innerhalb der Plattform ab. Wir konzentrieren uns auf drei Schlüsselbereiche: Device Management, IoT-Datenmanagement und die Operationalisierung von Datenanalysen. Wir sitzen zwischen der OT-Welt (deine Geräte und Assets) und der IT-Welt, auf den Hyperscalern. Wir konzentrieren uns darauf, IoT-Daten vorzubereiten, da diese oft heterogen und verrauscht sind. Für jede Art von Datenanalyse benötigt man zuerst hochwertige Daten. Sobald man mit maschinellem Lernen eine Anomalie erkennt, hilft es nicht, nur zu wissen, dass etwas Seltsames passiert ist. Man muss handeln, um dies in Zukunft zu vermeiden. Deshalb haben wir den Link zurück zum Gerät. Der Data Scientist hat keine Verbindung zum Gerät, aber wir haben diese. Deshalb haben wir diese drei Bereiche: Device Management, IoT-Datenmanagement und Operationalisierung von Datenanalysen.
Okay, das verstehe ich. Und du hast vorhin das Projekt mit Enercon erwähnt. Lass uns das vielleicht als Beispiel nehmen. Sie verwenden ihre eigene Hardware, um beispielsweise 30.000 Windturbinen zu verbinden – wahrscheinlich über ein Gateway, nehme ich an. Würdest du sagen, dass das ein gutes Beispiel dafür ist, wie Kunden mit euch zusammenarbeiten?
Jürgen
Gerne, gerne. Ich denke, Enercon ist ein tolles Beispiel, weil diese Windturbinen oft über 20 Jahre oder länger im Einsatz sind, also nicht immer die neueste Generation. Deshalb müssen wir auch Retrofit-Lösungen unterstützen. Einige dieser Geräte kann man nicht einmal mehr anfassen, also benutzen wir für diese einen Retrofit-Ansatz. Wir bieten auch serverseitige Microservices, mit denen wir Daten von den Turbinen sammeln können. Für die neueren Modelle verwenden sie Phoenix-Contact-Gateways, um die Turbinen zu verbinden.
Was Enercon gemacht hat, ist, eine spezielle Instanz von Cumulocity einzurichten. Wir integrieren Daten von den verschiedenen Generationen von Windturbinen in Cumulocity und von dort aus verbinden wir uns mit ihrem Data Lake in Azure sowie verschiedenen anderen IT-Systemen – wie ihrem SAP Field Service Management, SAP ERP, einem Wettervorhersagesystem und einem maßgeschneiderten Parameterrahmen für die Fernparametereinstellung.
Das meinte ich vorhin mit Benutzeroberfläche – es befähigt sowohl die Produktverantwortlichen, die die Windturbinen entwickeln, als auch die Remote-Service-Teams. Sie arbeiten alle innerhalb einer einzigen Lösung, die alles zusammenbringt, was sie brauchen.
Wir haben Integrationen mit Marketplaces – wir sind im AWS Marketplace, im Azure Marketplace, im Google Cloud Marketplace und auch im SAP Store. Was interessant an den Hyperscaler-Marketplaces ist, ist, dass Kunden ihre Commit-to-Consume-Vereinbarungen nutzen können. Große Unternehmen haben in der Regel langfristige, mehrjährige Vereinbarungen mit Hyperscalern, die mehrere Millionen Dollar umfassen. Mit diesen Marketplaces können Kunden nun Cumulocity als Teil des bereits genehmigten Budgets kaufen, was wirklich praktisch ist.
Wenn sie also noch Volumen in ihrer Verpflichtung übrig haben, können sie Cumulocity über den Marketplace kaufen und damit einen Teil ihrer Hyperscaler-Verpflichtung zurückzahlen. Das erleichtert die Einführung.
Mit SAP ist es etwas anders. SAP hat Cumulocity als Teil ihrer Asset Performance Management-Lösung eingebunden. Vielleicht erinnerst du dich an Leonardo, das SAP früher hatte – das wurde eingestellt. Jetzt hat SAP eine neue Version von Asset Performance Management, unterstützt durch Cumulocity, auf den Markt gebracht. Darauf sind wir wirklich stolz. Man kann es auf Sapphire sehen, und es gibt auch Videos, die wir gerne teilen können.
In diesem Fall sind wir wirklich als OEM eingebunden, und wir sehen starke Nachfrage im SAP-Ökosystem für IoT-Lösungen, die durch Cumulocity unterstützt werden.
Darüber hinaus white-labeln viele Partner unsere Plattform. Vielleicht hast du das schon von Bernd in früheren Gesprächen gehört. Unternehmen wie die Deutsche Telekom, Orange in Frankreich, A1 in Österreich, KPN in den Niederlanden, NTT in Japan oder Telstra in Australien white-labeln uns. Das ist ein wirklich schöner Skalierungshebel für uns, besonders mit großen Partnern wie SAP, die massive Vertriebsteams haben und uns im Hintergrund zum Markt bringen.
Ja, das ist echt spannend. Ich werde den Link zur Asset Performance Management-Lösung in die Show Notes packen. Du hast auch vorhin erwähnt, dass ihr eine User Group oder eine Community habt, mit der ihr zusammenarbeitet. Also, für alle, die tiefer in das Cumulocity-Service-Angebot eintauchen wollen: Gibt es eine Möglichkeit, dieser User Group beizutreten, mit anderen Nutzern in Kontakt zu treten und mehr zu erfahren?
Jürgen
Definitiv.
Du findest sie auf unserer Website – es gibt eine Tech-Community. Tritt einfach bei, und wir nutzen diesen Kanal auch, um Einladungen zu Hackathons und anderen Community-Events zu verschicken.
Ja, super. Also bitte meldet euch dort – und auch bei Jürgen. Du hast schon ein bisschen über die verschiedenen Lösungen erzählt, die Enercon nutzt, aber könntest du noch mehr über die Bausteine hinter eurem Angebot erzählen? Einfach, um die Lösungen und Produkte etwas genauer zu erklären.
Jürgen
Lass uns die drei Bereiche verwenden, die ich vorhin erwähnt habe. Zum Beispiel hast du thin-edge.io, aber auch Komponenten für die Datenvisualisierung und -analyse, wie Streaming-Analytics und so weiter. Du kannst alles über dieses Framework online nachlesen. Es wurde entwickelt, um Daten in die Cloud zu bringen, und zwar nicht nur zu Cumulocity – es funktioniert auch mit AWS und Azure. Es ist ein Open-Framework, aber natürlich funktioniert es am besten mit Cumulocity. Auf der Cloud-Seite ist das Gerätemanagement von Cumulocity Plug-and-Play.
Und ja, ich kann mit Überzeugung sagen, dass wir das fortschrittlichste Device Management auf dem Planeten haben. Ich weiß, wie viele Features wir haben, und wir investieren viel, um vorne zu bleiben – Dinge wie A/B-Firmware-Updates, Delta-Updates und so weiter. Wir haben jetzt auch das eingebettete Zertifikats-Lifecycle-Management direkt in der Plattform.
Es ist eine echte SaaS-Plattform, Multi-Mandanten-fähig, mit Mandanten-Hierarchien und White-Labeling wird direkt unterstützt. Es funktioniert auch in Kombination mit dem Edge. Neben dem Thin Edge haben wir auch das, was wir Thick Edge nennen – das ist eine Single-Node Cumulocity-Installation. Du kannst eine Anwendung einmal entwickeln und sie überall einsetzen – in der Cloud (auf jeder Cloud, da wir Cloud-agnostisch sind) oder am Edge. Einige unserer Kunden in Sektoren wie Verteidigung oder Fertigung betreiben diese Edge-Deployments sogar ohne Verbindung zur Cloud.
Wie zu erwarten, unterstützen eine breite Palette an Protokollen: OPC UA, MQTT, und für Messanwendungen Dinge wie LwM2M, LoRa, Modbus, CAN-Bus und andere. Intern haben wir einen Messaging-Service für die Kommunikation und das Routing innerhalb der Plattform sowie einen Datenbroker, der es ermöglicht, Daten über Mandanten und Plattformen hinweg zu teilen.
Auf der Seite der Datenspeicherung und des Datenmanagements haben wir einen Operational Store, der hoch skalierbar, schnell und flexibel ist. Dann gibt es unseren DataHub, der die Integration mit Data Lakes, BI-Tools und ML-Frameworks ermöglicht. Cumulocity ist eine API-first-Plattform, was bedeutet, dass alles über APIs zugänglich und automatisierbar ist – und diese sind extrem stabil. Wenn man sich die letzten zehn Jahre anschaut, haben wir sie kaum verändert, was wichtig ist – sowohl southbound als auch northbound.
Was die Datenverarbeitung und Analyse betrifft, hast du Streaming-Analytics schon erwähnt. Wir unterstützen einen Low-Code-Ansatz mit Drag-and-Drop-Oberflächen, erlauben aber auch vollständiges Coding. Wir investieren stark in die Datenvorbereitung – also Datenmapping, Normalisierung und Kontextualisierung. Das wird zu einem wirklich heißen Thema. Du möchtest Assets modellieren – wie eine Windturbine, die ein ziemlich komplexes System ist – oder sogar ein Gebäude, und dann flexibel Sensordaten und Gerätedaten auf diese Assets abbilden.
Das machen wir zum Beispiel mit SAP in deren Asset Performance Management-Lösung. Das ist für mission-kritische, hochpreisige Geräte wie Gasturbinen. SAP modelliert diese Assets in ihrem ERP-System. Aber weißt du was? Was in SAP modelliert ist, entspricht nicht immer der realen Welt – und das ist völlig normal. Du brauchst also eine Möglichkeit, die physische Welt mit dem logischen Modell abzubilden. Dafür haben wir ein Bauteil namens Digital Twin Manager.
Damit kannst du entweder bestehende Modelle, wie die von SAP, übernehmen oder deine eigenen erstellen. Dann kannst du echte Daten auf diese modellierten Assets abbilden. Und das ist unglaublich mächtig – denn für Datenanalysen musst du die richtigen Ansichten auf deine Daten erstellen.
Richtig, cool. Also wirklich ein breites Spektrum an verschiedenen Services und End-to-End-Lösungen, die für spezifische Use Cases oder für die Einführung eines Projekts genutzt werden können. Ich lade alle herzlich ein, eure Website zu besuchen und dort mehr Details zu erfahren. Vielleicht noch eine letzte Frage für heute – ich möchte ein bisschen darauf eingehen, was du für die Zukunft spannend findest. Ich bin mir nicht sicher, ob ihr bereits an Dingen wie der Datenaufbereitung mit KI basierend auf IoT-Daten arbeitet. Wie sieht eure interne Roadmap in Sachen KI aus?
Jürgen
Ja, KI ist definitiv ein super wichtiges Thema. Das konnte man auch schon an unserem Branding auf der Hannover Messe sehen – wir haben es AIoT genannt, also KI trifft auf IoT. Wir haben bereits mehrere Projekte am Laufen. Zum Beispiel arbeiten wir mit Sony an Vision AI. In diesen Fällen laufen die Modelle am Edge. Der Prozess umfasst das Trainieren der Modelle in der Cloud, das Übertragen der Modelle zum Edge und das lokale Ausführen. Ein Beispiel ist der Einsatz eines Lichtsensors in einer Fabrik – wenn die Lichtverhältnisse schlecht sind, verwenden wir ein anderes Modell als bei guten Lichtverhältnissen. Wir wechseln also dynamisch zwischen den Modellen, je nach Umgebung.
Wir haben auch spannende Projekte mit GenAI. Zum Beispiel haben wir ein Modell auf Produktdokumentationen für Strickmaschinen zusammen mit unserem Kunden und Partner Mayer & Cie trainiert.
Das hilft den Servicetechnikern wirklich, weil niemand dicke Handbücher lesen möchte. Wenn du einen Fehlercode wie 7411 auf einer Strickmaschine bekommst, kann dir GenAI helfen, zu erklären, was das bedeutet, dich zur Ursache führen und dir sogar vorschlagen, welche Ersatzteile du brauchen könntest.
KI steht also ganz oben auf unserer Agenda, und wir investieren viel in sie. In ersten Anwendungsfällen haben wir bereits überzeugende Resultate gesehen. Aber was auch immer klarer wird, ist, wie entscheidend die Datenaufbereitung ist. Wenn deine Daten von schlechter Qualität sind, wird auch das beste Modell nicht helfen – garbage in, garbage out. Du brauchst saubere, hochwertige Daten und, was noch wichtiger ist, kontextuelles Wissen. Du musst zum Beispiel wissen, dass diese Windturbine Teil des gleichen Windparks ist wie jene. So eine Beziehung ist in Rohdaten nicht sofort ersichtlich.
Deshalb glaube ich, dass die Kombination aus Datenaufbereitung, Kontextualisierung und KI das ist, was wirklich den Unterschied macht.
Okay, sehr schön. Ich wollte nach euren Best Practices für Edge AI und AIoT fragen, und du hast schon erwähnt, dass es vor allem um die Daten geht. Aber hast du noch weitere Ratschläge für jemanden, der in den kommenden Jahren Edge-AI-Use-Cases aufbauen möchte? Gibt es wichtige Erkenntnisse aus euren bisherigen Projekten? Oder würdest du sagen, dass sich vieles noch im Proof-of-Concept-Stadium befindet?
Jürgen
Ich denke nicht, dass es noch im Proof-of-Concept-Stadium ist. Natürlich müssen die wirklich ausgefallenen Dinge wie agentic AI noch bewertet werden. Aber die allgemeine Richtung ist klar – KI und IoT sind unglaublich wichtige Werkzeuge, um Use Cases für unsere Kunden zu erweitern. Bei Cumulocity verfolgen wir einen Co-Innovationsansatz, und wir haben bereits ausgereifte Machine-Learning-Use-Cases, die deployed sind und echten Mehrwert liefern. Das sind keine Pilotprojekte mehr.
Wenn du tiefer eintauchen möchtest – weil du diese IoT-Use-Cases ja sehr gut kennst, Madeleine – sie sind super heterogen, und das ist bei KI genauso. Du musst deine Modelle immer an den spezifischen Use Case anpassen. Das muss in Zusammenarbeit mit dem Kunden gemacht werden. Wenn du also an AIoT-Use-Cases interessiert bist, bedeutet unser Co-Innovationsansatz, dass wir sagen: „Lass uns das gemeinsam erkunden.“ Wir bringen unsere Software-Expertise ein, und du bringst dein Domänenwissen mit, und dann sehen wir, was möglich ist.
Die meisten Kunden konzentrieren sich derzeit auf Effizienzsteigerungen. Wenn man sich die Business-Case-Seite anschaut, geht es bei den meisten aktuell implementierten Use Cases um betriebliche Effizienz. Ich glaube, es wird sich in Richtung Datenprodukte bewegen und vielleicht sogar Equipment-as-a-Service oder andere hochpreisige digitale Services – aber nur ein paar Prozent sind schon so weit. Trotzdem spielt KI bereits eine bedeutende Rolle bei der Verbesserung der Betriebseffizienz.
Okay, sehr schön. Also sagst du, dass diese Co-Innovationsprojekte sozusagen co-finanziert werden? Dass ihr auch in die Zukunft investiert und zusammen mit Partnern an diesen Fällen arbeitet?
Jürgen
Genau. So führen wir sie durch. Denn wir lernen, was in der Plattform benötigt wird und was dagegen spezifisch für den Kunden ist. Gleichzeitig erhält der Kunde einen Innovationsvorteil, weil er der Erste ist, der diese neue Fähigkeit in seinem Produkt hat – und das hilft ihm, sich abzuheben. Es ist also eine Win-Win-Situation. Deshalb gehen wir diese Projekte normalerweise mit einer Co-Funding-Methode an.
Okay, sehr schön. Also danke bis hierhin – ich habe noch so viele Fragen im Kopf, aber das könnte sicher etwas für ein Follow-up in einer anderen Podcast-Episode sein. Und wenn ihr noch Fragen habt, könnt ihr euch gerne an das Cumulocity-Team wenden. Es ist auch wirklich cool, dass ihr diese neuen Projekte mitfinanziert – das ist ein großartiger Ansatz.
Also für heute: Danke für deine Zeit! Es war wirklich interessant, mehr über euer Angebot zu erfahren und auch in die Business Cases einzutauchen, auf die ihr euch fokussiert – von smarten, vernetzten Geräten bis hin zu unterschiedlichen Kundentypen und dem breiten Markt, in dem ihr tätig seid. Ich habe nun wirklich ein klares Bild von dem, was ihr bietet.
Ich freue mich sehr, dass du hier warst. Nochmals vielen Dank für deine Zeit!
Jürgen
Danke, Madeleine. Vielleicht noch eine kurze Zusammenfassung von meiner Seite, wenn ich darf. Was ihr aus dieser Episode mitnehmen solltet, ist, dass Cumulocity jetzt ein unabhängiges Unternehmen ist. Wir gehören zu den führenden IIoT-Plattformen, mit vielen Jahren Erfahrung in industriellen IoT-Projekten – sowohl neuen Projekten als auch vielen Migrationen, die wir im vergangenen Jahrzehnt gesehen haben.
Wir haben ein starkes Partner-Ökosystem, um End-to-End-Lösungen zu liefern. Und ihr könnt auf uns zählen, nicht nur für unser SaaS-Angebot oder die Plattformfähigkeiten, sondern auch, um die richtigen Partner mit einzubringen – sei es für Retrofit- oder Greenfield-Projekte. Wir arbeiten mit Partnern zusammen, um die Daten reinzubekommen und die Lösung zu bauen oder zu erweitern, weil wir nicht alles selbst machen können und auch nicht wollen. Wir sind nicht das beste KI-Unternehmen – es gibt bessere da draußen. Wir sind nicht das beste Field-Service-Unternehmen – auch hier gibt es bessere. Aber Integration ist unsere Stärke.
Wenn das euer Interesse geweckt hat, schaut auf unserer Website vorbei, startet eine kostenlose Testversion – sie ist vollautomatisiert und in zwei Minuten eingerichtet, damit ihr das Produkt erkunden könnt. Oder nehmt einfach Kontakt zu uns auf oder tretet unserer Tech-Community bei.
Vielen Dank, Madeleine, dass du mich eingeladen hast. Und vielen Dank an alle fürs Zuhören – ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.
Danke vielmals – und noch eine schöne Restwoche. Tschüss!