In der Podcast-Folge 152 dreht sich bei Ing. Madeleine Mickeleit alles um innovative IoT-Lösungen für das Rettungswesen, vorgestellt von Alexander Djemaa, Head of Business Development bei A1 Digital, und Gunter Ernst, Geschäftsführer von medDV. Im Zentrum steht eine Lösung, die Echtzeit-Kommunikation zwischen Rettungswagen, Leitstellen und Kliniken ermöglicht.
Folge 152 auf einen Blick (und Klick):
Podcast Zusammenfassung
A1 Digital und medDV erläutern, wie durch gezielte Vernetzung und Datenintegration die Effizienz und Qualität von Rettungseinsätzen verbessert werden können. Eine zentrale Rolle spielt das digitale Rettungsdienstprotokoll NIDAmobile von medDV, das die Einsatzdokumentation standardisiert und Prozesse nachhaltig optimiert. Unterstützt wird dies durch die IoT-Connectivity-Lösungen von A1 Digital, die dank Multi-Netz-SIM-Technologie selbst in entlegenen Gebieten stabile Datenverbindungen gewährleisten.
Diese Technologie ermöglicht eine lückenlose Echtzeit-Kommunikation zwischen Rettungswagen, Leitstellen und Kliniken, was etwa die frühzeitige Voranmeldung von Patienten und die Übergabeprozesse maßgeblich verbessert. Einsatzdaten wie Vitalparameter, Standortinformationen und Versicherungsdaten werden nahtlos in bestehende IT-Systeme integriert und unterstützen den gesamten Prozess von der ersten Hilfe bis zur Abrechnung. Dabei stehen höchste Sicherheitsstandards im Vordergrund: Mit verschlüsselter Datenübertragung über VPN und APN wird der Schutz sensibler Patientendaten sichergestellt.
Die vorgestellte Lösung bringt entscheidende Vorteile für Qualitätssicherung und Abrechnungsprozesse, da digitale Workflows sowohl die Transparenz als auch die Geschwindigkeit steigern. Durch die Nachverfolgbarkeit von Einsatz- und Behandlungsdaten wird zudem die Patientensicherheit erhöht und Fehler können minimiert werden. Die Umsetzung berücksichtigt branchenspezifische Herausforderungen wie die verschiedenen Anforderungen von Stakeholdern, darunter Kommunen, Krankenhäuser und Rettungsdienste.
Ein spannender Blick in die Zukunft zeigt, dass Telemedizin und die Remote-Überwachung von Vitaldaten weitere Anwendungsmöglichkeiten für diese Technologien bieten. Die vorgestellten Ansätze haben das Potenzial, nicht nur das Rettungswesen, sondern auch andere Bereiche des Gesundheitssektors nachhaltig zu verändern. So präsentieren A1 Digital und medDV eine ganzheitliche Lösung, die die Digitalisierung des Rettungswesens auf ein neues Level hebt und wegweisend für zukünftige Entwicklungen ist.
Podcast Interview
Heute nehme ich euch mit auf eine Reise in einen neuen IoT Use Case – innovativ, praxisnah und mit echtem Mehrwert für Menschenleben. Stellt euch vor, es passiert ein Unfall: Der Rettungsdienst versorgt den Patienten und übermittelt Informationen wie den Einsatzort an die Feuerwehr. Von dort gehen Daten wie Vitalparameter, Herzfrequenz oder Messwerte von medizinischen Geräten weiter – erst zum Einsatzleitwagen, dann zur Rettungsleitstelle und schließlich ins Krankenhaus.
Am Ende steht die diensthabende Ärztin oder der Arzt vor einer Vielzahl an medizinischem Personal – bereit für einen Notfall, der vielleicht gar keiner ist. Oder schlimmer: Ein Verletzter kommt an, und das Krankenhaus ist nicht vorbereitet. Es erinnert an stille Post, oder? Doch das muss nicht mehr so sein.
Heute zeigen wir euch, wie digitale Lösungen im Rettungswesen diese Probleme beheben können. Ihr erfahrt, wie Einsatzprotokolle, die Integration von Daten und die Sicherheit der Patienten völlig neu gedacht werden. Gibt es so etwas schon in eurer Stadt? Ich persönlich fände es beruhigend, wenn es das gäbe – falls mir mal etwas passieren sollte.
Heute mit dabei: Gunter Ernst, Diplom-Ingenieur für Biomedizintechnik, Gesellschafter und Geschäftsführer der Firma medDV, sowie Alexander Djemaa, Head of Business Development bei A1 Digital, verantwortlich für die Connectivity dieser Lösung. Und damit: Ab ins Podcaststudio – let’s go!
Herzlich willkommen, Alexander und Gunther. Gunther, wie geht’s dir, und wo bist du gerade unterwegs?
Gunter
Ich sitze ganz normal in meinem Büro, habe mich gut vorbereitet und freue mich auf den Podcast. Bin gespannt, was kommt.
Sehr schön. Wenn du sagst Büro, dann bist du in Hessen, richtig?
Gunter
Das stimmt. Wir sind etwas nördlich von Frankfurt, im schönen Fernwald an der A5, in einem neuen Gebäude, das wir 2022 bezogen haben. Genau da sitze ich jetzt.
Kurze Anschlussfrage: Wie viele Mitarbeiter habt ihr bei medDV?
Gunter
Wir sind jetzt 120 Mitarbeiter.
Wow, okay, schon ordentlich gewachsen. Ich glaube, wir kommen gleich noch einmal zu euch. Alexander, wo erreiche ich dich gerade?
Alexander
Ja, genau, ihr habt mich im Homeoffice erwischt. Ich freue mich, heute mit euch hier zu sein.
Ich bin auch sehr gespannt auf das Projekt, das ihr umsetzt, und darauf, ein paar Best Practices von euch zu lernen. Vielleicht die Frage: Wie kam diese Runde eigentlich zustande? Warum seid ihr hier, und wie haben sich eure Firmen kennengelernt? Gibt es da eine persönliche Geschichte oder einen Hintergrund?
Alexander
Das ist eigentlich ganz einfach erzählt. Wir haben ein befreundetes Unternehmen, mit dem ich seit Jahren zusammenarbeite und das immer wieder bei medDV präsent war. Wir haben uns über das Thema M2M-SIM-Karten ausgetauscht, über die Sicherheit, die Qualität der Übertragung, nationales Roaming und Schnittstellen zu verschiedenen Plattformen. Ein Kollege meinte dann: Ich kenne jemanden, mit dem ihr sprechen solltet. So sind wir zusammengekommen.
Ja, interessant. Du bist ja schon direkt in die technischen und Connectivity-Themen eingestiegen. Was steckt denn eigentlich hinter eurem Projekt? Könnt ihr kurz erzählen, worum es genau geht? Welches Projekt habt ihr heute mitgebracht?
Gunter
Genau. Wir beschäftigen uns seit über 20 Jahren mit mobiler Datenerfassung im Rettungsdienst. Früher wurden Papierprotokolle geschrieben, heute wird alles digital dokumentiert. Es geht darum, die gesamten Prozesse zu optimieren und die Rettungskette von Anfang bis Ende zu digitalisieren.
Das beginnt beim Notruf in der Leitstelle. Alle Informationen müssen von der Rettungsleitstelle zum Rettungswagen übertragen werden – das ist der erste Schritt, der digital übermittelt wird. Dann werden diverse Daten erfasst, etwa durch Medizintechnik. Versichertenkarten werden eingelesen, möglichst viel wird automatisiert. Eine weitere große Schnittstelle ist, dass Daten bereits vorab an die Klinik geschickt werden, bevor der Patient eintrifft.
Zusätzlich gibt es Datenübertragungen für Qualitätsmanagement oder Rückmeldungen an die Rettungsleitstelle, damit ein umfassendes Bild der Lage vor Ort entsteht.
Warum ist diese Digitalisierung so wichtig? Bis jetzt gab es viele Medienbrüche. Informationen wurden oft mündlich oder durch Dritte weitergegeben. Jetzt laufen die Daten direkt von der Leitstelle zum Rettungswagen und weiter zum diensthabenden Arzt in der Klinik. Das verbessert die Kommunikation enorm, da sie nun auf verlässlichen Daten basiert und nicht auf mündlichen Übertragungen.
Jetzt muss ich mal nachhaken: Was genau ist euer Kerngeschäft? Wenn ich es richtig verstehe, seid ihr hauptsächlich im Softwarebereich aktiv. Ich würde gern mehr über euer Kerngeschäft erfahren – wer sind eure Kunden, und was sind eure Produkte? Kannst du das kurz erklären? Was macht medDV genau?
Gunter
medDV steht für medizinische Datenverarbeitung, und unser Kernprodukt ist die mobile Datenerfassung. Um die Software besser verkaufen zu können, haben wir irgendwann auch eine Hardware entwickelt – das NIDApad. Die Software heißt ebenfalls NIDA, was für Notfall-Informations-Dokumentationsassistent steht. Wir verstehen uns als assistierendes System, das den Benutzer unterstützt, beispielsweise durch Nachschlagewerke, Arzneimittelverzeichnisse oder Hinweise.
Das ist unser Kern, aber es hat sich viel drumherum entwickelt: Software zur Auswertung von Einsätzen, Software für den Klinikbetrieb und aktuell ein sehr heißes Thema – Telemedizin, insbesondere der Telenotarzt. Dafür braucht man umfangreiche Datenübertragungen, und das ist momentan der absolute Trend in Deutschland, da der Telenotarzt in vielen Bundesländern eingeführt wird.
Spannend! Sind eure Kunden die Krankenhäuser, oder wer beauftragt euch eigentlich?
Gunter
Das ist sehr unterschiedlich. Krankenhäuser gehören dazu, aber klassischerweise auch Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz, die Johanniter, der ASB oder die Malteser. Dazu kommen Berufsfeuerwehren und die sogenannten Rettungsdienstträger. Für den Rettungsdienst sind oft Landkreise verantwortlich, die als öffentliche Auftraggeber fungieren. Wir arbeiten also häufig mit Landkreisen, ganzen Bundesländern oder Berufsfeuerwehren zusammen, die ebenfalls öffentliche Auftraggeber sind.
Verstehe, okay. Du hast ja gerade schon angesprochen, in welche Richtung ihr geht. Daher noch einmal die Nachfrage: Was ist eure Unternehmensvision – für euch, aber auch für eure Kunden? Wo wollt ihr in den nächsten Jahren hin? Was passiert im Markt? Gibt es neue Anforderungen, die auf euch zukommen?
Gunter
Unsere Vision ist, die Dokumentation immer weiter zu vereinfachen und die einzelnen Akteure im Gesundheitswesen – ich spanne das mal etwas größer – besser miteinander zu vernetzen. Dabei wollen wir als marktführendes Unternehmen vorne bleiben und als Innovationstreiber vorausgehen.
Okay, verstehe. Das heißt, es geht um Use Cases im Bereich digitale Dokumentation, also darum, manuelle Papierprozesse zu digitalisieren. Aber auch um Überwachung und Traceability, also die Nachverfolgbarkeit von Daten, die an Dritte weitergegeben werden sollen. Darum geht’s wahrscheinlich, oder?
Gunter
Korrekt.
[07:28] Herausforderungen, Potenziale und Status quo – So sieht der Use Case in der Praxis aus
Sehr spannend. Es ist ja so, dass eure Kunden in Technologie und Lösungen investieren müssen, was ja auch mit Kosten verbunden ist. Da stellt sich die Frage, warum sie das machen. Ich würde gern über den Business Case sprechen: Warum investieren eure Kunden wirklich? Kannst du erklären, ob es eine Art Return-on-Investment-Rechnung gibt oder welchen Zeit- und Geldverlust eure Kunden ohne euch hätten?
Gunter
Da muss man etwas ausholen, da es verschiedene Aspekte gibt. Einerseits kostet Qualität und Qualitätsmanagement zunächst einmal Geld, bevor es einen Nutzen bringt – das ist sicher ein Teil der Wahrheit. Ein Bereich, den wir aber sicher deutlich optimieren, ist die Abrechnung. Hier gibt es je nach Bundesland Unterschiede, wie das im Föderalismus üblich ist. Alle müssen jedoch Daten an die Krankenkassen übermitteln.
Wenn das digital erfolgt, reduziert sich die Fehlerquote erheblich, es gibt weniger Rückläufer und somit einen direkten Liquiditätsgewinn – das ist Fakt. In einigen Bundesländern ist es zudem zunehmend gesetzlich vorgeschrieben, die komplette Dokumentation abzugeben, entweder an Kostenträger oder, vereinfacht gesagt, an das Ministerium. Um diese Anforderungen zu erfüllen, führt kein Weg an der Digitalisierung vorbei. Daten digital abzugeben ist einfacher, wenn sie schon zu Beginn digital erfasst werden, statt später Gedächtnisprotokolle am PC zu erstellen.
Ein weiterer Punkt ist die Telemedizin, insbesondere der Telenotarzt. Hier spielt auch der Notarztmangel eine Rolle. Viele Einsätze benötigen keinen Notarzt vor Ort und können telemedizinisch hervorragend betreut werden. Das spart enorm Kosten. Wichtig ist mir zu betonen, dass es nicht darum geht, Notärzte zu ersetzen, sondern diese wertvolle Ressource gezielt dort einzusetzen, wo sie wirklich benötigt wird.
Verstehe. Wenn du sagst, Notärzte gezielt einzusetzen, kann ich mir vorstellen, dass das auch bei Notrufen wichtig ist. Es gibt ja sicher Schnittstellen, bei denen Informationen schon vorab ins Krankenhaus geliefert werden, etwa welche Art von Patient eingeliefert wird oder welche Verletzungen vorliegen. Man hat ja die Möglichkeit, auch solche Daten zu teilen. Gibt es das heute schon, oder ist das etwas, das ihr ebenfalls umsetzt?
Gunter
Das ist tatsächlich ein Teil dessen, was wir machen. Früher, bevor unser System eingeführt wurde, lief es oft wie folgt ab: Nehmen wir einen Verkehrsunfall als Beispiel. Die Feuerwehr ist für die Technik zuständig, der Rettungsdienst für die Medizin. Jemand aus dem Rettungsdienst versorgt einen Patienten, der vielleicht noch im Fahrzeug eingeklemmt ist, und stellt fest, dass er beispielsweise einen Arm- und einen Beinbruch hat.
Ein Feuerwehrmann fragt nach dem Zustand des Patienten, und der Rettungsdienst gibt die Information weiter. Der Feuerwehrmann überbringt diese dann dem Funker im Einsatzleitwagen, der wiederum die Rettungsleitstelle informiert. Von dort wird im Krankenhaus angerufen, die Information an eine Schwester weitergegeben, und diese informiert den diensthabenden Arzt.
Du kannst dir ja vorstellen, wie gut das mit dieser stillen Post funktioniert. Ich selbst war über 15 Jahre im Rettungsdienst tätig und habe es häufig erlebt. Zum Beispiel stand eine Armada von Ärzten bereit, und wir kamen mit einer Kopfplatzwunde – nicht so dramatisch. Schlimmer ist der umgekehrte Fall: Man kommt mit einem Schwerverletzten an, und das Krankenhaus ist nicht vorbereitet, weil sie es nicht besser wussten – kein Vorwurf.
Genau hier setzen wir an. Wir ermöglichen, dass möglichst viele Informationen direkt und digital von der Einsatzstelle ins Krankenhaus und ins Krankenhausinformationssystem übertragen werden. Das gibt dem Krankenhaus einen entscheidenden zeitlichen Vorteil. Sie können sich optimal vorbereiten, weil sie genau wissen, wann der Patient ankommt – zum Beispiel in 28 Minuten und 30 Sekunden. Das gelingt durch präzise Datenübertragung, Routing-Berechnungen und Vorhersagen.
Sehr spannend! Ich denke, jeder kann das nachvollziehen, denn das betrifft nicht nur die Gesellschaft, sondern ist auch ein wichtiges politisches Thema. Ressourcen sind knapp, und Effizienz sowie die Vermeidung von Fehlern sind entscheidend. Du hast vorhin einen Trend angesprochen – die Telemedizin. Magst du dazu noch etwas mehr erzählen?
Gunter
Genau. Telemedizin ist tatsächlich ein großer Trend. Viele Bundesländer planen, den Telenotarzt bundes- oder landesweit einzuführen, oder sind bereits in entsprechenden Ausschreibungsverfahren. Ich würde prognostizieren, dass in fünf Jahren der Telenotarzt flächendeckend in ganz Deutschland verfügbar sein wird.
Das bedeutet, jemand ist in Echtzeit per Video oder Audio beim Einsatz live dabei? Ist das korrekt?
Gunter
Ja, genau. Ein Notarzt ist im Prinzip digital im Einsatz dabei. Das kann Videokommunikation umfassen, aber auch die Übertragung von laufendem EKG, Vitalparametern wie Herzfrequenz, Blutdruck, Puls oder Sauerstoffsättigung. Der Telenotarzt kann aus der Ferne Anweisungen geben, etwa Sauerstoff verabreichen oder einen Zugang legen. Die vor Ort durchgeführten Maßnahmen werden in Echtzeit an den Telenotarzt zurückgespielt, damit er genau weiß, was bereits umgesetzt wurde, und den Einsatz bestmöglich aus der Ferne begleiten kann.
Äußerst spannend! Ich versuche jetzt, die Kurve zum Technischen zu bekommen. Viele Zuhörer denken vielleicht darüber nach, wie sie so etwas für ihren eigenen Use Case adaptieren könnten. Ich habe dazu tausend Fragen, aber lass uns den Fokus auf die IoT-Themen und die Datenintegration legen. Du hast bereits erwähnt, dass verschiedene Daten notwendig sind.
Mich interessiert besonders, welche Echtzeitdaten verwendet werden und in welche IT-Systeme diese integriert werden müssen. Kannst du erklären, wie ihr das bei euch konkret umsetzt?
Gunter
Die IT-Systeme sind letztlich kundenindividuell, daher kann man das nicht pauschal beantworten. Grundsätzlich gibt es eine mobile Einheit und einen Server, und die meisten Prozesse laufen webbasiert. Es werden gängige Echtzeitprotokolle verwendet, die gut geeignet sind, etwa verschiedene IoT-Protokolle.
Wichtig ist für uns vor allem die hohe Verschlüsselung der Daten, damit sie sicher gegenüber Dritten sind. Hier kommt A1 ins Spiel, das zusätzliche Möglichkeiten bietet, die Alexander sicher gleich genauer erklären kann. Bei Videoübertragungen nutzen wir Standardprotokolle, wie sie auch andere verwenden – das ist kein Hexenwerk.
Verstehe. Wenn wir von Daten sprechen, sind das bei euch wahrscheinlich Vitalparameter, wie du vorhin erwähnt hast, sowie Daten vom Einsatz selbst. Diese müssen dann ins IT-System des Krankenhauses integriert werden, damit die Kommunikation zwischen Leitstelle und Krankenhaus überhaupt möglich wird, richtig?
Gunter
Ja und nein. Für die Telenotarztzentrale haben wir eine eigene Software entwickelt, die die Daten intern verarbeitet – von uns zu uns. Was die Krankenhäuser betrifft, übertragen wir standardisierte Daten, etwa Protokolle als PDF, EKGs in definierten Formaten, Bilder und auch strukturierte Daten wie Name, Vorname oder Geburtsdatum. Das ermöglicht es, den Patienten schon vorab aufzunehmen.
Bevor der Patient überhaupt im Krankenhaus ankommt – verstehe. Okay. Ihr habt euch für A1 als Partner entschieden. Jetzt die Überleitung zur Solution: Was waren die Anforderungen, bei denen ihr gesagt habt, wenn das erfüllt ist, wird das eine erfolgreiche Sache? Was war euch besonders wichtig, und warum habt ihr A1 ausgewählt?
Gunter
Es gibt viele Punkte, die extrem wichtig sind. Ein zentraler Aspekt ist, dass wir mehrere Netze abdecken können. Wir benötigen eine möglichst stabile und zuverlässige Kommunikation, besonders bei der Übertragung sensibler und kritischer Daten. Dafür ist eine bestmögliche Netzabdeckung entscheidend, die nur erreicht werden kann, wenn man auf mehrere Netze zurückgreift, anstatt auf ein einzelnes zu setzen. Genau das bietet A1.
Darüber hinaus braucht man einen starken Partner, der diese Anforderungen erfüllt. Das geht bis in Bereiche, an die man vielleicht nicht sofort denkt, wie Logistik: Wie kommen die SIM-Karten zu uns? Wie werden sie freigeschaltet, überwacht und abgerechnet? Wie behalten wir das Datenvolumen im Blick? All diese Themen sind für uns essenziell, um diese Lösungen zuverlässig an unsere Kunden weiterzugeben. Dafür braucht man einen Partner, der gut performt und mit dem man effizient zusammenarbeiten kann.
[16:24] Lösungen, Angebote und Services – Ein Blick auf die eingesetzten Technologien
Mich würde jetzt interessieren: Bevor wir über eure Lösung sprechen, was muss man bei solchen Datenübertragungen beachten? Es gibt viele Möglichkeiten am Markt. Worauf muss man bei diesem Case, aber auch bei ähnlichen, achten? Gibt es Fallstricke, bei denen du sagst, da müsst ihr unbedingt drauf achten? Kannst du da aus dem Nähkästchen plaudern?
Alexander
Gunther hat ja schon erwähnt, wie wichtig es ist, mehrere Netze national nutzen zu können. Das ist essenziell, um eine stabile Übertragung zu gewährleisten, da es in den einzelnen Netzen immer noch erhebliche Funklöcher gibt. Mit dieser Lösung kann die medDV-Hardware auswählen, in welches Netz sie sich einloggt.
Auch länderübergreifend?
Alexander
Das betrifft zunächst Deutschland, aber wir haben auch die Nachbarländer einbezogen. Für medDV haben wir einen speziellen Tarif entwickelt, der exakt auf ihre Anwendungen zugeschnitten ist, einschließlich der Integration von bis zu drei Netzen in den Nachbarländern.
Es gab aber auch noch weitere Anforderungen: Die medDV hat beispielsweise einen privaten APN und VPN.
Für die sichere Verschlüsselung der Daten?
Alexander
Exakt. Und ein weiteres Thema ist die Plattform von medDV, über die sie ihr System managen und betreiben. Wir bieten gemanagte SIM-Karten, mit denen sich Karten aktivieren, deaktivieren und mit verschiedenen Features versehen lassen, sodass sie vollständig unter Kontrolle sind.
Wir haben dafür eine API-Schnittstelle, konkret eine REST-API, entwickelt, die von medDV genutzt wird. Damit können die Funktionalitäten unserer SIM-Management-Plattform direkt in die medDV-Plattform integriert werden. So wird alles aus einer einzigen Plattform heraus verwaltet, was erheblich Zeit und Geld spart.
Verstehe. Vielleicht, um das noch einmal entlang der Wertschöpfungskette der Daten aufzugreifen: Ihr beginnt mit der Datenerfassung – Gunther, du hattest gesagt, eure Hardware heißt NIDApad, richtig? Damit werden die Daten erfasst, verarbeitet und dann weitergegeben. Die Connectivity des Netzes, über das A1 diese Daten überträgt, bildet dann den Übergang. Kann man das so sagen, dass dort der eine Part endet und der andere beginnt?
Gunter
Ja, genau, das kann man so sagen. Das NIDApad ist ein Tablet-PC, der natürlich auch ein Modem mit einer SIM-Karte hat. Wenn wir mit externen Akteuren wie Rettungsleitstellen, Krankenhäusern oder dem Telenotarzt kommunizieren wollen, benötigen wir die SIM-Karte, um die mobile Verbindung herzustellen. Genau hier kommt A1 ins Spiel.
Verstehe, okay. Für diejenigen, die es nicht kennen: Ich habe es gerade mal gegoogelt. Es sieht ein wenig aus wie ein HMI, wie man es in der Industrie nennt – ein robustes Tablet, das zur Visualisierung und Vorverarbeitung von Daten genutzt wird. Ich packe den Link in die Show Notes, dann könnt ihr euch das mal anschauen. Es sieht wirklich spannend aus. Und von dort aus geht es dann über die integrierte SIM-Karte in ein Netz.
Noch eine Frage dazu, Alex: Du hast vorhin von mehreren Ländern gesprochen. Wie wählt ihr die Technologie dafür aus? Welches Produkt bietet ihr an, und nach welchen Kriterien entscheidet ihr, welches Netz genutzt wird?
Alexander
Normalerweise arbeiten wir mit einer hinterlegten Matrix. Wenn die Hardware in Netz A ist und ein bestimmter Pegel unterschritten wird, wechselt sie automatisch in Netz B und so weiter. Bei medDV haben wir das für bestimmte Bereiche deaktiviert. Das NIDApad hat die Intelligenz, selbst auszuwählen, in welches Netz es sich einloggt.
Okay, und von da aus werden die Daten dann wahrscheinlich in eine Software eingespielt, wo sie weiterverarbeitet werden. Läuft das wieder über eure Software von medDV? Wie funktioniert der Teil der Datenvisualisierung und -auswertung?
Gunter
Das ist korrekt. Alles läuft über unsere Software. Die Daten werden zunächst auf dem Tablet-PC erfasst und dann an einen Server übertragen. Die Software, die dort läuft, haben wir ebenfalls entwickelt – ebenso wie das Benutzer-Interface, das auf den Server zugreift.
Das klingt vielleicht komplex, ist aber im Prinzip einfach: Es braucht einen Web-Client oder Ähnliches, um auf die erfassten Daten zuzugreifen. Wie du schon sagtest, müssen die Daten visualisiert werden – etwa Bilder, EKGs, Notfallprotokolle oder Befunde. Das läuft webbasiert, sodass ein Browser auf den Server zugreift. Mit den entsprechenden Rechten und Rollen können die Daten eingesehen und weiterverarbeitet werden.
Was in eurem Case ja besonders wichtig ist, sind die verschiedenen Rollen und Rechte der einzelnen Akteure. Dazu habe ich noch eine Frage: Es geht auch darum, alle Akteure in dieser Kette zu vernetzen. Wie funktioniert bei euch die IT-Integration? Macht ihr das über eure Software? Habt ihr dafür Schnittstellen, und wer übernimmt das?
Gunter
Das ist korrekt, Schnittstellen sind bei uns ein riesiges Thema. Ich hatte schon das Thema Rettungsleitstellen angesprochen. Es gibt natürlich nicht nur einen Anbieter von Software für Rettungsleitstellen, sondern mehrere. Für all diese Anbieter brauchen wir softwareseitige Schnittstellen.
Dann übertragen wir Daten ins Krankenhaus, und auch dort gibt es zahlreiche Softwareanbieter. Wir integrieren Daten in Abrechnungssysteme, und auch hier gibt es verschiedene Anbieter. Zudem arbeiten wir mit Medizintechnik, und nicht jeder Rettungsdienst verwendet dieselben EKG- oder Beatmungsgeräte. Mit all diesen unterschiedlichen Systemen müssen wir kommunizieren. Schnittstellen sind daher ein zentrales Thema für uns.
Das ist total interessant, weil ich hier im Podcast oft klassische Industriethemen habe. Die Herausforderungen scheinen da aber ähnlich zu sein: unterschiedliche Hardware und Player auf der einen Seite und die IT-Integration in verschiedene Systeme auf der anderen.
Mich würde interessieren, ob und wie man diesen Case auf die Industrie übertragen könnte. Siehst du da Parallelen? Denn die Lösung dahinter klingt ja sehr ähnlich.
Alexander
Es gibt viele Cases, die ähnlich sind, was das Grundprinzip betrifft, aber keiner ist identisch. A1 Digital ist in der Lage, jeden Case individuell zu analysieren und basierend darauf eine passende Lösung zu entwickeln. Bestandteile unserer Lösungen finden auch im industriellen Umfeld Anwendung, das ist klar. Aber die Anforderungen variieren.
Okay, ich würde an dieser Stelle vielleicht kurz zusammenfassen: Ihr habt es gemeinsam geschafft, Patientendaten und andere relevante Daten entlang dieser – ich nenne es mal – Supply Chain Logistik in Echtzeit zu übertragen. Das Ganze erfolgt sicher, netzunabhängig und mit entsprechender Effizienz, angepasst an die jeweiligen Business Cases.
Der Business Case für euch, Gunther, scheint dann in der Software gelöst zu sein, die euren Kunden verbesserte Abrechnung und ähnliche Vorteile bietet. Das habt ihr alles gemeinsam in diesem Projekt umgesetzt, oder wo steht ihr da aktuell?
Gunter
Das hast du hervorragend zusammengefasst. Kann ich genauso unterschreiben.
Perfekt. Für Zuhörer, die denken, „Ich habe nicht genau diesen Case, aber einen ähnlichen“, verlinke ich einfach eure Kontakte in den Show Notes. So können sie sich mit Gunter und Alex vernetzen, ihren Use Case besprechen und vielleicht gemeinsame Ansatzpunkte finden.
Für viele Zuhörer aus dem Gesundheitsbereich, aber auch aus anderen Branchen.
[24:15] Übertragbarkeit, Skalierung und Nächste Schritte – So könnt ihr diesen Use Case nutzen
Habt ihr Best Practices, die ihr aus diesem Projekt gelernt habt? Etwas, worauf man achten sollte, um Zeit, Geld oder Aufwand zu sparen? Gibt es Erfahrungen, die ihr speziell aus diesem Projekt mitgeben möchtet?
Gunter
Aus meiner Sicht ist das A und O bei solchen Projekten ein gutes Projektmanagement. Und gutes Projektmanagement bedeutet zwei Dinge: Offenheit und Ehrlichkeit – also Transparenz – und ein gutes menschliches Miteinander. Projektmanagement heißt, mit Menschen arbeiten zu können. Die wichtigste Voraussetzung ist, Herausforderungen genauso gut und klar zu kommunizieren wie Lösungen. Das ist, denke ich, bei so einem Projekt entscheidend.
Alexander
Was immer wichtiger wird, gerade durch die Anforderungen im öffentlichen Bereich und die Gesetzgebung, ist der Fokus auf sichere Verbindungen. Mit unserer Lösung haben wir das hier umgesetzt, sodass die Daten von medDV und der Patienten sicher sind.
Ja, genau das zählt in diesem Projekt. A1 Digital entwickelt sich ständig weiter, ihr baut Partnerschaften aus und habt viele spannende Projekte. Auf was dürfen wir uns in Zukunft freuen? Nicht nur für 2025, sondern auch darüber hinaus – kannst du ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern? Woran arbeitet ihr gerade?
Alexander
Wir sind auch in der Baubranche stark vertreten und vernetzen dort Baumaschinen und Baufahrzeuge. Außerdem haben wir logistische Anwendungen, beispielsweise für das Tracking von Containern. Unser Anwendungsgebiet ist breit gefächert, da wir als Full-Stack-Anbieter komplette Lösungen in den Branchen anbieten, in denen wir tätig sind.
Ein Bereich, der aktuell besonders spannend ist, ist BLE, Bluetooth Low Energy, mit dem wir Kleingeräte im Handwerksbereich oder auch im Retail-Bereich vernetzen, um zu wissen, wo sich bestimmte Artikel befinden. Es kommen ständig neue Cases hinzu, was IoT so interessant macht.
Ja, absolut! Ich denke, viele aus unserem Netzwerk oder die hier zuhören, kennen euch vielleicht schon. Schaut gerne mal bei A1 Digital vorbei – ich packe den Link in die Show Notes. Einige Projekte haben wir auch auf unserer Plattform vorgestellt, und weitere kommen noch.
Es war sehr spannend, euch beide heute hier zu haben. Besonders dieses Projekt war für mich persönlich ein Highlight, weil es mal etwas ganz anderes ist. Vielen Dank an euch beide! Ich fand, wir haben sehr gut herausgearbeitet, warum der Business Case wichtig ist, was man beachten muss und wie das Ganze funktioniert. Es war kurzweilig und hat viel Spaß gemacht. Ich danke euch für eure Zeit und übergebe das letzte Wort an euch.
Gunter
Vielen Dank, Madeleine! Ich fand es auch sehr kurzweilig und die Fragen waren spannend. Man merkt, dass du dich im Themenfeld gut auskennst. Es hat großen Spaß gemacht. Danke für die Möglichkeit.
Alexander
Genau, ich schließe mich an. Vielen Dank an euch beide! Es war ein interessanter Überblick, und ich denke, dass der ein oder andere mit Fragen auf uns zukommen wird. Wir sind dafür offen und freuen uns auf jede Rückmeldung.
Sehr schön! Vielen Dank und euch noch eine schöne Restwoche. Macht’s gut, ciao!
Alexander
Euch auch, tschüss!