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Nachhaltigkeit als Markttreiber: IoT für »ESG« (Environmental, Social, Governance) |  Software AG

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IoT Use Case Podcast #79 - Software AG, Bernd Gross

Einen zusätzlichen Schub erfährt die Nachfrage nach IoT-Lösungen derzeit durch das Thema Nachhaltigkeit, da IoT-Technologien und -Dienste einzigartige Möglichkeiten bieten, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Zu diesem Thema sprechen wir in Podcastfolge 79 mit der Software AG, einem der Weltmarktführer für Softwarelösungen für Unternehmen und verbundene Dienstleistungen. Es geht in dieser Folge um IoT Use Cases, die verschiedene Mehrwerte bringen: zunächst den effizienteren Umgang mit Energie und Rohstoffen, eine umweltfreundlichere Produktion sowie geringere Emissionen. 

Folge 79 auf einen Blick (und Klick):

  • [12:47] Herausforderungen, Potenziale und Status quo – So sieht der Use Case in der Praxis aus
  • [26:17] Lösungen, Angebote und Services – Ein Blick auf die eingesetzten Technologien
  • [32:30] Ergebnisse, Geschäftsmodelle und Best Practices – So wird der Erfolg gemessen

Zusammenfassung der Podcastfolge

Die Software AG verbindet Menschen und Technologien für eine intelligentere Zukunft. Das Ziel der Software AG ist es, bei der Suche nach technischen Lösungen und bei drängenden sozialen und ökologischen Herausforderungen eine führende Rolle zu übernehmen und ihre Kunden und Partner bei ihren Bemühungen in Hinblick auf Nachhaltigkeit und ESG-Ziele (Environment, Social, Governance) zu unterstützen.  

Dafür bekennt sich die Software AG u.a. seit März 2022 zur Corporate-Responsibility-Initiative UN Global Compact und deren Prinzipien in den Bereichen Menschenrechte, Arbeit, Umwelt und Korruptionsbekämpfung. Weltweit hat die Software AG ein Netzwerk mit renommierten Universitäten und Forschungsinstituten, Unternehmen, staatlichen Institutionen und Kunden aufgebaut, mit denen neue Technologien erforscht werden – und von denen unser Planet profitieren kann.  

Wie der Beitrag der Software AG zu nachhaltigen IT-Lösungen genau aussieht und welche ökologischen und sozialen Werte zum wirtschaftlichen Erfolg der Software AG beitragen, stellt uns der CTO der Software AG und gleichzeitig auch CEO von Cumulocity Bernd Gross mit persönlicher Überzeugung im Podcast vor.  

Wir lernen von Praxiserfahrungen aus der Welt der wirklich vernetzten Unternehmen, wie: 

1. Nordex – Use Case zum Windturbinen-Management 

2. SMC

3. Electric Racing Academy ERA

Weil der Business Case dieser Kunden stimmt und ihnen kulturelle Vielfalt und die Menschen dahinter am Herzen liegen, wächst auch unser heutiger börsennotierter IoT-Partner, die Software AG, immer weiter. Wie IoT und die Digitalisierung Nachhaltigkeitsziele voranbringen können – das beantworten wir in der 79. Folge des IoT Use Case Podcasts direkt aus der Praxis. 

Podcast Interview

Bernd, ihr wart letzte Woche im globalen All-hands-Meeting in Berlin. Was habt ihr da genau gemacht?

Bernd

Wir haben einmal die gesamte Geschäftseinheit IoT Analytics bei uns in der Software AG zusammengebracht. Die Extended Cumulocity Family der Software AG hat sich in Berlin getroffen. Es konnten nicht alle dabei sein, aber die meisten sind gekommen. Wir hatten 350 Kolleginnen und Kollegen dabei, aus über 35 Ländern weltweit. Ein Viertel Female Colleagues! Das freut mich total, da es ja nicht ganz so einfach ist, in der Software-Industrie eine hohe Rate an weiblichen Kollegen zu haben.

Das war ein super Event. Wir haben globale Strategiethemen besprochen, aber auch sehr viel zu Arbeitsmethoden, Prozessen, technischen Details, Roadmaps. Wir führen gerade CI/CD ein, Continuous Integration/Continuous Delivery. Damit sind wir fast fertig. Das ist ein spannendes Thema, das uns hilft, effizienter zu sein und mit höherer Qualität zu produzieren. Es waren sehr viele Themen, und es war auch endlich mal wieder nötig, sich face to face zu treffen.

Man könnte jetzt ein bisschen kritisch fragen: Wie passt das bei euch in das Thema ESG, Environmental, Social, Governance, und Corporate Social Responsibility?

Bernd

Es ist natürlich im Vorfeld eine große Diskussion: Sollte man weltweit die Leute zusammenbringen? 80 allein aus Indien, aber auch aus Amerika, Kalifornien, San Diego … Das kostet nicht nur viel Geld, sondern belastet auch die Umwelt. Das ist auch ganz klares Thema, da muss man abwägen. Ich persönlich glaube aber nicht, dass wir durch einen reinen Verzicht die Katastrophe verhindern werden. Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist, wenn jetzt alle sagen würden, »Ich fliege jetzt nicht mehr«, oder ich esse kein Fleisch mehr von heute auf morgen. Dann, glaube ich, bekommen wir in unserer Gesellschaft auch soziale Spannungen und Probleme.

Von daher halte ich es mit Bertolt Brecht – »Erst kommt das Fressen, dann die Moral!« Man muss natürlich immer aufpassen, ob man das zitieren kann … aber es steckt auch viel Wahrheit darin. Ich denke, auch im Klimawandel brauchen wir eine sozialverträgliche Veränderung unseres gesamten Systems. Aber nicht durch reinen Verzicht. Sicherlich können wir teilweise auch direkt selbst durch Verzicht dazu beitragen – aber nicht komplett. Das Maß muss stimmen.

Das war unsere Antwort innerhalb der Software AG. Deswegen haben wir gesagt, wir ziehen das durch. Wir bringen die Leute zusammen. Ich denke auch, dass wir dadurch mittelfristig wieder effizienter werden, und noch besser in den Abläufen – und dadurch wiederum Energie und Reisetätigkeiten sparen können. Also man muss den Mittelweg finden.

Wie du schon gesagt hast: Es geht am Ende um das gesamte System. Man darf es nicht Schwarz–Weiß betrachten. Das Thema Nachhaltigkeit ist komplex. Deswegen wollen wir ein bisschen konkreter über verschiedene Use Cases sprechen, wie ihr das mit der Software AG beziehungsweise Cumulocity angeht.

Die Software AG ist auch im IoT-Umfeld bestens bekannt. Aber für die, die heute vielleicht noch nicht so tief mit euch arbeiten, zur Vorstellung: Ihr seid mit der Cumulocity IoT einer der führenden IoT-Device-Management- und Application-Enablement-Plattformen. Ihr helft, jegliche Geräte, Maschinen … im Internet of Things: die Dinge … einerseits zu verwalten. Aber auch andererseits auch diese Daten durch verschiedenste Applikationen nutzbar zu machen.

Es gibt euch seit 1969. Über 50 Jahre am Markt! In dieser Zeit habt ihr über 10 000 Firmen und Organisationen dabei geholfen, die Systeme mithilfe von Software zu verbinden. Was außerdem viele möglicherweise nicht wissen, ist, dass Cumulocity als Startup akquiriert wurde, um diesen wachsenden Bereich IoT zu adressieren.

Wir sprechen heute über die Herausforderungen des Klimawandels. Das Thema Nachhaltigkeit ist recht breit. Was ist hier von der Software AG beziehungsweise der Cumulocity IoT eure Vision?

Bernd

Wie du eben gesagt hast, Cumulocity wurde von der Software AG akquiriert. Ich bin einer der Co-Founder von Cumulocity und noch immer dabei – mit Herzblut. Wir wurden vor fünf Jahren akquiriert, und ich war dort vorher der CEO, der Geschäftsführer. Wir haben es geschafft, unsere Plattform weltweit in den Einsatz zu bringen.

Dann haben wir entschieden, mit der Software AG eine neue Phase des Wachstums einzuläuten. Das hat – toi, toi, toi – bis jetzt ganz gut geklappt! Wir sind nicht nur von den Mitarbeiterzahlen her enorm gewachsen, sondern auch hinsichtlich der Zahl unserer Kunden. Wir haben hunderte Kunden und sehr spannende Projekte.

Die Akquise hat die Software AG auch fundamental verändert. Man muss dazu sagen, als wir in die Software-Produktfamilie dazugekommen sind, war die Software AG noch sehr stark auf das klassische Enterprise-B2B-On-prem-Geschäft fokussiert. Wir als native Cloudplattform mit Multimandanten-Fähigkeit haben dort dazu beigetragen, das Gesamtportfolio in Richtung Cloud hin zu modernisieren.

Zusätzlich zur Verantwortung der Geschäftseinheit IoT Analytics bin ich auch der Group CTO, Chief Technology Officer, der Software AG. In dem Rahmen haben wir mit dem gesamten Team in den letzten Jahren die Software sehr stark modernisiert, cloudfähig gemacht … das Geschäftsmodell geändert von On-prem, Multimillion und Software Maintenance, also Perpetual Software License. Hin zu wiederkehrenden Softwarelizenzmodellen mit Subscription und Pay as you grow. Heute steht die Software AG komplett anders da als vor fünf Jahren.

Jetzt zur Vision: Die spielt dabei eine wichtige Rolle! Wir haben es uns – ambitioniert – zur Aufgabe gesetzt, dass wir der führende Softwarepionier sind für die Vernetzte Welt, und das mit Fokus auf B2B. Wir haben über 10 000 Enterprise-Kunden weltweit. Alle befinden sich in einer schwierigen Situation: Sie sehen, dass Vernetzung eine immer wichtigere Rolle spielt, so wie auch das Zusammenwachsen zwischen ihren Operating-Einheiten – Operational Technology und IT spielen eine immer wichtigere Rolle. Man muss ganzheitlich denken. Wir nennen das »Truly Connected Enterprise« – das echt vernetzte Unternehmen. Andere populäre Bezeichnungen dafür am Markt sind Frictionless oder Seamless Enterprise.

Unsere Vision ist, je mehr On-prem-IT-Applikationen, Cloud-Applikationen und die physikalische Welt zusammenwachsen, dieses Dreieck, umso mehr wird unsere Software nachgefragt. Weil wir in diesen drei Bereichen eine entscheidende Rolle spielen, um die Daten zu harmonisieren, zu integrieren. Um Systeme zu integrieren und die Prozessflows zu automatisieren.

Die Kunden haben beim Thema Nachhaltigkeit verschiedene Ziele – ökonomischer Natur oder ökologischer, wo man Initiativen zur Ressourcenschonung startet und Innovationen vorantreibt. Wie helft ihr als Cumulocity beziehungsweise Software AG auf diesem Weg?

Bernd

Die Essenz von vielen unserer Projekte hängt sehr stark zusammen mit … wir nennen das einen Adaption Lifecycle. Sehr viele Kunden fangen an mit Effizienzsteigerungen. Sie suchen im Prinzip die Vernetzung, die IoT-Technologie. Das hilft, um bestimmte Effizienzen zu erreichen. Das bedeutet oftmals auch – glücklicherweise –, dass wir CO2 einsparen können. Nicht nur die Arbeitszeiten, sondern es gibt oft auch enorme zusätzliche Effekte.

Wir sehen immer drei Schritte. Wenn man im ersten Effizienzsteigerungen hebt, wie zum Beispiel ein Logistikunternehmen, welches Recyclingcontainer befüllt und leert … Die können durch Füllstandssensorik ihre Routen jeden Tag nach Bedarf optimieren. Anstatt ein- oder zweimal die Woche eine bestimmte Route abzufahren, fahren sie jetzt mit unserer Technologie dynamische Routen, die den Fahrern jeden Morgen neu zugewiesen wird. Das reduziert die Logistikkosten bis zu 30 Prozent!

Hier wird nicht nur Zeit eingespart, sondern auch CO2-Output, Verbrauch von Diesel und vielen anderen Themen. Dieser erste Schritt, ob das jetzt in der Logistik ist oder im Energiemanagement – in Fabriken ein Riesenthema im Moment … Oder ob das Reklamesäulen sind, die nachts ausgeschalten oder gedimmt werden … Es gibt unheimlich viele Use-Case-Beispiele, und der erste Schritt hat sofort einen positiven Impact auf Sustainability.

Herausforderungen, Potenziale und Status quo – So sieht der Use Case in der Praxis aus [12:47]

Die Themen, die du jetzt angesprochen hast, waren schon ein perfektes Beispiel aus eurer täglichen Praxis. Ihr habt verschiedenste Kunden und Referenzen, die man online einsehen kann. Auch bei uns auf der Plattform sind Themen angesprochen, wie auch die genannte Nachtkennzeichnung mit Telefónica und Lanthan Safe Sky.

Hast du drei Use Cases, die ihr adressiert, aus eurer täglichen Praxis?

Bernd

Ein Beispiel, das mir im Moment besonders am Herzen liegt, ist das Windturbinen-Management. Hintergrund ist, dass wir da jetzt zwei großen Windturbinen-Herstellern aus Deutschland mit unserer Software helfen, den Betrieb zu optimieren. Einmal Nordex aus Hamburg und Enercon aus Aurich, Ostfriesland. Beide sind führende Windturbinen-Hersteller, die zehntausende von Windturbinen in Betrieb haben und ausbauen. Wir reden über hunderte von Kohlekraftwerken, die wir durch Windenergie ersetzen.

Im Prinzip kann man sich das so vorstellen, dass unsere Software genutzt wird, um die Anbindungen zu realisieren und die Elektronik zu optimieren. Da werden dann oft selbst programmierte Systeme ersetzt durch unsere Software. Wir verfolgen ein Edge-Cloud-Konzept, die SynEdge, Open-Source-Software. Die läuft mittlerweile auch auf PLCs zum Beispiel von Phoenix Contact und anderen Partnern von uns.

Die gesamten Projekte reduzieren nicht nur die Hardware-, also Elektronikkosten für die Windturbinen-Hersteller. Sondern sie helfen auch, die Effizienz durch das Maintenance, also viel Serviceoptimierung, zu verbessern. Die typischen Monitoring-Beispiele – Condition Monitoring, Alarmmanagement et cetera.

Was wir auch weit darüber hinaus tun, ist, zu überlegen: Wie können wir die Energieeffizienz optimieren? Was können wir via Datenanalyse noch tun, um die Windenergie-Produktion, also die Cost of Energy, zu optimieren? Da gibt es ja »Kosten runter« auf der einen oder »Energieproduktion hoch« auf der anderen Seite. Da gibt es Versuche mit Rotorblättern, zum Beispiel die Windausrichtung zu optimieren. Durch intelligente Feedback Loops können wir versuchen, die Energieeffizienz um 2–3 Prozent zu steigern. Das ist ein enormes Potenzial für die Turbinenhersteller!

Wir haben auch verschiedene Firmen, die sehr Shopfloor-nah arbeiten. Vor allem auch viele Digitalisierung-Leiter, die ihren Shopfloor mit unterschiedlichsten Use Cases in Richtung IoT optimieren. Hast du dafür auch ein Beispiel von euch? Was kann man auf dem Shopfloors selbst machen?

Bernd

Wir arbeiten mit vielen Partnern zusammen. Zum Beispiel Festo, ifm, Turck oder auch SMC. Letzteres sicherlich bekannt als eines der größeren Digitalisierungs- und Automatisierungsunternehmen in Deutschland. Die nutzen unsere Edge- und Cloudtechnologie, um zum Beispiel Kompressoren zu optimieren. Die Elektronik dieser Kompressoren kommt oft von der SMC.

Durch kontinuierliches Monitoring und Optimierungen gelingt es ihnen, bis zu 20 Prozent effizienter die Compressed Air zu produzieren – also die Kompressoreffizienz steigt um 20 Prozent, so würde ich es mal ausdrücken. Das zahlt wieder ins CO2-Footprint-Konto ein. Wenn ich 20 Prozent Effizienzsteigerungen bei der Kompressortechnologie ermögliche, bedeutet das natürlich eine Reduzierung von Energie und auch des Gesamtaufwands. Deswegen ist für mich IoT oft gar nicht zu trennen von Umweltthemen.

Ich denke auch, da liegt großes Potenzial, solche intelligenten Komponenten und Daten von Verschleißgrenzen nutzbar zu machen und mehr und mehr mit den Herstellern zu sprechen. SMC ist ebenfalls bei uns im Netzwerk vertreten mit Oliver Prang. Die entsprechende Podcast-Folge wird in den Shownotes verlinkt. Auch ein Blick auf die Use Cases lohnt sich.

Hast du noch ein drittes Beispiel für uns?

Bernd

Eine meiner Lieblingspartnerschaften ist im Moment das Thema ERA – die Electric Racing Academy. Wir sind mittlerweile einer der Hauptsponsoren. Das Projekt muss man sich so vorstellen: Es geht nicht nur darum, Electric Racing, also weg von Combustion, dem Verbrennungsmotor — hin zur Elektrifizierung. Das ist ein wichtiges Thema; deshalb wollten wir auch mit ihnen zusammenkommen. Unser Logo ist auf ihren Autos zu sehen. Auf unserer Website finden sich vernetzte Videos.

Mal nebenbei: Auf das Thema Sound werden wir auch immer wieder angesprochen. »Racing, Formula 1, das lebt ja auch von dem Sound der Autos!« – Wenn man sich ein Electric Racing ansieht, da mal hingeht: Der Sound ist enorm, fast noch besser! Das ist kein Argument mehr für mich. Recht ähnlich sogar dem Verbrennungsmotor, aber doch noch etwas dynamischer sogar. Sicherlich auch Geschmackssache.

Was sie aber, denke ich, gut tun: Dass sie nicht nur diese CO2-Footprint-Thematik berücksichtigen. Sondern man sollte wahrscheinlich auch, wenn man ganzheitlicher denkt, das Stichwort ESG in den Blick nehmen. Die ermöglichen es etwa, dass man Zugang zum Sport Racing erlangen kann, ohne große Geldmittel. Wenn man zum Beispiel Formel 1 sieht – das schafft man nicht. Man muss über Formel 3 … 2 … 1 … Millionen an Euros investieren. Das ist schon eine gewisse Problematik, wenn man einen Zugang zu diesem Sport ermöglichen will.

Die Gründerin von ERA, Beth, sieht drei Gesichtspunkte. Sie möchte einen Beitrag zur Umwelt leisten, also dem CO2-Footprint – deswegen elektrisch. Das andere Thema ist aber auch der Zugang zum Sport. Sie ist total fanatisch im Rennsport zu Hause. Sie möchte den Zugang ermöglichen, und sie gehen damit auch auf Schulen zu, auf Universitäten, um ihn zu verbreiten. Und – was ich dabei ebenfalls gut finde – speziell haben sie auch Programme für junge Frauen und Mädchen.

Es gibt eigentlich keinen Grund, warum es bei Formula 1 nur Männer gibt. Allein, es ist wahrscheinlich gesellschaftlich, aus der Historie heraus, so gewachsen. Es gibt also auch keine Herren- oder Damen-Formula-1-Meisterschaften. Es gibt nur eine, die allen offensteht, und dennoch sehen wir keine Frauen. Also gibt es da ein Problem im System.

Diese drei Sachen versuchen wir in unserer Partnerschaft mit ERA anzugehen: Umwelt, CO2 — den Zugang, Affordability — und das Thema Gleichstellung. Drei wichtige Themen, die man in EINEM Projekt darstellen kann.

Davon kann ich persönlich ein Lied singen – habe selbst Maschinenbau studiert, bin motorenbegeistert. In der Hochschule hatten wir auch ein Racing Car. Seit ich 16 Jahre alt bin, fahre ich Motorrad – es ist eine Leidenschaft. Es gibt natürlich die Damen, die Frauen da draußen, die motorenbegeistert sind. Das ist eine Welt, die man zugänglich machen kann, und es sollte selbstverständlich sein – ist es aber nicht. Daher ist es toll, zu sehen, dass ihr an diesem Punkt unterstützt, um auch Mädchen früh an die Themen zu bringen. Ich weiß, wie es ist, mit gerade einmal drei Frauen in der Vorlesung Elektrische Antriebe zu sitzen.

Aber zurück zum Thema IoT!

Bernd

Diese Autos sind vollvernetzt. Da nutzen wir wieder unsere Edge- und Cloudtechnologie und können in Echtzeit Daten und Fingerprints analysieren. Zum Beispiel bei Fahrfehlern können wir den Fahrern sofortiges Feedback geben. In den Proberunden, »Hey, das war nicht die optimale Kurve« … Das wird vom Team im Backoffice sozusagen analysiert und direkt als Feedback weitergegeben. Wie effizient ist der Fahrstil bezüglich elektrischer Energieleistung?

Ein anderes Thema ist auch: Die Daten werden zugänglich gemacht über eine REST-API-Schnittstelle. So ist es auch möglich, dass unterschiedliche Werbeträger Daten für ihre eigenen Möglichkeiten nutzen können. Es gibt sogar eine Idee, dass man in Echtzeit – während des Rennens – ein Videorennen, ein virtuelles Rennen, aufsetzt. Sodass man die Fahrer in Echtzeit sieht und sich selbst quasi einbringt und mitfährt. Es gibt wirklich sehr, sehr viele Ansätze, wie man diese an sich analoge Renn-Thematik volldigitalisiert und einem größeren Publikum zugänglich macht.

Thema Arten der Daten: Welche sind wertbringend, die man benötigt, um seinen eigenen Business Case oder Use Case umzusetzen? Du hast zum Beispiel von optimalen Kurven gesprochen. Da nimmt man wahrscheinlich die Motordaten am Antriebsstrang auf, die ihr über eure Schnittstelle abgreift?

Bernd

Genau. Wir kann zum Beispiel das Lenkrad, die Stellung der Reifen, die Beschleunigungen verwenden … Wir haben, ich glaube, über tausend Datenpunkte. Die kann man nicht alle verwerten, aber das ist auch nicht sinnvoll. Das ist wie auf dem Shopfloor oder bei den Windturbinen. Da habe ich 20 000 Datenpunkte – aber eigentlich brauche ich nur 200. So ähnlich ist es hier auch. Man muss sich das aus Erfahrungswerten, Analyse und Optimierungen herantasten, welche Daten wirklich sinnvoll sind.

Diese Autos haben eine CAN-Schnittstelle. Das kann man mit unserer Technologie sogar ohne Software-Coding. Wir haben ein User Interface, um CAN-Bus-Systeme zu integrieren. Das ist relativ schnell getan, die Daten zu sammeln und zu speichern. Wir nutzen ein Cloud Data Lake dafür. Aber die Intelligenz kommt dann an der Stelle, mit den Daten zu arbeiten, zu analysieren, zu optimieren. Da sind wir noch eng mit dem Racingteam verbunden. Auch während die Rennen stattfinden, haben wir normalerweise ein Team vor Ort zur Unterstützung.

Wie funktioniert die Datenanalyse mit euch als Lösungspartner genau? Wir hatten drei konkrete Beispiele mit Nordex, SMC und ERA. Potenziell hören vielleicht aber auch andere Kunden und Partner zu. — Wie geht ihr so ein Thema gemeinschaftlich an und was braucht es dafür? Angenommen ich bin der nächste SMC oder Nordex.

Lösungen, Angebote und Services – Ein
Blick auf die eingesetzten Technologien [26:17]

Bernd

Im Prinzip sehen wir immer mehr partnerorientierte Projekte. Partner Ecosystem ist für uns ein extrem wichtiges Thema. Das kann nur funktionieren, wenn es zu einem beidseitigen Win-Win mit positivem Effekt kommt.

Wir haben eine multimandantenfähige Cloudplattform, die man auch labeln und branden kann. Wir haben dazu ein Edge-Konzept und ein SynEdge-Konzept für Embedded-Entwicklungen. Und der Rest, die Lösungsthematik, kommt sehr oft von Partnern. Das heißt, die Embedded-Hardware-Entwicklung, die Anwendungsentwicklung, sowohl unterhalb unserer Plattform, die Sensorik, die Automatisierungstechnologie … das kommt oft von Partnern.

Und auch oberhalb der Plattform … also was über unsere fertigen Use Cases hinausgeht, wie zum Beispiel Gerätemanagement, Condition Monitoring … über die Standard-IoT-Use-Cases, die auf unserer Plattform sofort im Selfservice zur Verfügung stehen … das sind unsere Partnerthemen. Oft entwickeln unsere Partner die speziellen Anwendungen auf unserer Plattform.

Das heißt, je nach Use Case schaut ihr, wie ihr sowohl die Datenaufnahme, die Verarbeitung als auch die Analyse macht. Das heißt, wenn zum Beispiel die Firma Nordex sagt, wir brauchen einen Embedded-Hardware-Partner, habt ihr den zur Stelle. Oder wenn SMC sagt, wir haben unser eigenes Gateway, unseren eigenen Partner, dann können sie das auch einbinden. An der Stelle seid ihr offen?

Bernd

Absolut! Wir haben in Wirklichkeit zwei Ökosysteme, nicht nur eines. Ein Device-Ökosystem auf der Geräteseite – in unserem Device Portal ist das öffentlich zugänglich. Man muss nicht subscriben, sondern kann einfach draufgehen und sich das ansehen. Und man kann sein eigenes Gerät auch zertifizieren, automatisiert. Das ist auch darauf ausgelegt, effizient zu sein für alle Beteiligten. Man kann auch SDKs und unsere Software dort herunterladen. Wir haben auch viel Open-Source-Software in dem Bereich.

Auf der anderen Seite haben wir ein Solution Portal, wo Anwendungen entstehen. Als Strategie vielleicht noch mal: Wir vermarkten uns oft als Buy-and-Build. Nicht Buy-or, Buy-AND-Build. Das bedeutet im Prinzip, man kann unsere Technologie nutzen. Man hat dann schon einige Use Cases embedded – wie das Geräte-, Firmware- oder Softwaremanagement. Oder MLOps für IoT-Geräte. Das ist alles schon embedded.

Aber die richtigen Lösungen – Buy and BUILD – kommen über unsere Partner. Die bauen die im Prinzip auf unserer Plattform.

Datenaufnahme ist der eine Teil. Dann geht es um die Verarbeitung in der Cloud – das ist ja ein Core-Element der Cumulocity. Das heißt, das ganze Thema Geräteverwaltung, Anlagemanagement, wo fließen welche Daten hin und welche Gerätschaften werden in der Cloud abgebildet … das ist etwas, das ihr mit Cumulocity abbildet, oder?

Bernd

Genau, richtig. Wir nutzen auch eine Art Digital Twin Management oder Asset-Management-Technologie. Das sind diese Standardanwendungen, die man eigentlich auch vertikal übergreifend benötigt – egal ob das jetzt im Medizinbereich ist … zum Beispiel Boston Scientific nutzt unsere Technologie, oder Eppendorf, Hill-Rom. Egal ob das auf Shopfloor-Ebene ist oder Tele-Supply-Chain, Transportation. — Wir fokussieren mehr auf der horizontalen Ebene und erwarten über unsere Partner die domainspezifischen, anwendungsspezifischen Entwicklungen und Tätigkeiten.

Davon hängt auch die Analyse der Daten ab. Bei Nordex ging es um verschiedene Rotorblätter-Daten und bei SMC sind es Kompressor-Daten. Das heißt, ihr schaut auch mit euren Architekten, welches Know-how brauche ich jeweils? Gehe ich in Richtung KI, oder was für Elemente gibt es in der Cumulocity IoT, die ich fertig nutzen kann, um die Analytics zu fahren, nicht?

Bernd

Ja, bei »Analytics« bin ich immer ein bisschen vorsichtig, denn das ist ein großes Brett. Wir sagen, wir OPERATIONALISIEREN Analytics. Was zum Beispiel im Moment viel diskutiert wird, ist das Thema Machine Learning Ops. Wie kann ich eigentlich, wenn ich Gerätesensorik oder Geräte mit Machine Learning realisiere und davon Hunderttausende habe, die in einem dynamischen Setup ständig updaten? Die Software erneuern? Die Analyse erneuern? – In einem effizienten Setup? Ich will ja nicht die gesamte Software neu raufladen, sondern nur bestimmte Pakete, bestimmte Dinge.

Das ist unsere Stärke. Wir containerisieren. Wir helfen in einem Umfeld mit Massen an Geräten, Hunderttausenden, dieses Software- und Firmwaremanagement zu optimieren. Wir sind aber nicht die, die zum Beispiel die Regeln oder die Machine-Learning-Algorithmen schreiben würden. Das wäre wieder unser Partner Play, oder ihre Kunden mit ihren Contractorn oder ihren Partnern. Wir aber wären die Technologie, wo das gesamte System im Lifecycle gemanagt wird.

Genau, bei ERA wäre es auch so: Es geht um optimale Kurven, so etwas – das sind natürlich Dinge, die weiß euer Kunde oder euer Partner, der das eng betreut und danach die einzelnen Technologien auswählt.

Bernd

Genau. Wir haben die Domänenexpertise nicht und wollen sie auch gar nicht. Denn wir wollen ja global in unserem Bereich skalieren. Deswegen sind wir sehr stark von Partnerschaften abhängig.

Ergebnisse, Geschäftsmodelle und Best
Practices – So wird der Erfolg gemessen [32:30]

Was ist, zusammengefasst, der Business Case für euren Kunden? Kennt ihr immer den Business Case eurer Kunden und wie sieht er aus?

Bernd

Wir kennen den teilweise, aber nicht immer. Zuweilen handelt es sich um Trade Secrets. Das behalten sie oft für sich, weil sie sich auch im Wettbewerb differenzieren.

Wir kennen aber unterschiedliche. Manche, bei denen wir sehen, dass wir in einem Jahr einen Return on Investment von 350 Prozent gesehen haben, also wirklich erheblich. Man sieht aber auch welche, wo man sagt, die Vernetzung, die Analyse als Strategie über viele Jahre. Die sehen nicht Bedarf, den einen Use Case sofort als Business Case zu realisieren.

Eines lässt sich aber ganz klar sagen: Wir haben ein sehr großes Marktwachstum. Dieses Jahr wachsen wir um 50 Prozent. Wir haben als Geschäftskonzept ein Annually-Recurring-Revenue-Konzept, also sehr stark im Pay as you grow; über dieses wachsen wir 50 Prozent. Wir sind, rein auf IoT fokussiert, global einer der großen Player im Plattform-Geschäft – und wir würden nicht so stark wachsen, wenn es kein Business Case ist. Das ist ganz klar ein Zeichen für mich, dass die Lösungen, die Einsätze und Anwendungen sich auszahlen.

Wir sehen auch immer größere Anwendungen. Zum Beispiel ein Schindler Aufzüge. Die haben jetzt weltweit 600 000 angebunden … wollen 1,2 Millionen anbinden – das machen die nicht aus Spaß. Das ist ja ein Invest, die Aufzüge zu digitalisieren und über unsere Technologie anzubinden. Oder die Windturbinen oder Kompressoren.

Ich denke, der Markt ist in einem komplett anderen Status als vor Corona. Das kann ich auf jeden Fall sagen. Der Markt, den wir im IoT-Umfeld weltweit sehen, befindet sich in einem starken Roll-out. Vernetzung ist ein heißes Thema für viele Firmen.

Übrigens auch durch Analysten-Reports: Das empfehle ich vielen Firmen, und auch Startups, die uns fragen, wie wir das geschafft haben. Unterschätzt nicht die Analysten! Die sind so, perceived, neutral. Advisor. So ein Gartner oder Forrestor oder auch viele andere namhafte Analysten … wir sind zum Beispiel bei Gartner im Industrial Internet of Things Magic Quadrant einer der führenden globalen Player. Demnächst kommt wieder einer heraus, da werden wir wahrscheinlich noch führender sein – sage ich jetzt mal einfach so. Aber das sind auch wichtig Tools, und das empfehle ich auch unseren Partnern! Nicht zu vernachlässigen.

In diesem fragmentierten Markt, IoT, ist Sichtbarkeit das A und O. Die muss man sich hart erkämpfen. Einfach nur gute Projekte zu machen und nicht darüber zu reden – das wird nicht helfen, um ein überproportionales Wachstum zu erzielen. Das ist ein wichtiges Thema!

Das wollen wir auch durch unsere Aktivitäten unterstützen: Sichtbarkeit für solche tollen Partner und Projekte in unserer Community zu bieten. Man sieht mehr und mehr Projekte, die erste Erfolge erzielen, mit einem Business Case. Da tut sich eine Menge.

Wenn wir uns noch die Zukunft anschauen, zum Beispiel die nächsten fünf Jahre, wo siehst du die größten Ansätze im Bereich Nachhaltigkeit für IoT?

Bernd

Erst mal, IoT und Nachhaltigkeit, zirkulare Wirtschaft, die gehen für mich Hand in Hand. Die Technologie, mal weiter gesprochen, die Vernetzung der Welt – die findet ja statt. Und zwar auch digital; nicht nur wirtschaftlich. Diese wird es fundamental ermöglichen, Prozesse zu optimieren. Prozesszwillinge gibt es mittlerweile auch schon. Wie kann ich Optimierungen fahren? Simulierungen von ganzen Fabriken? Was Siemens da gerade macht im Industrie-Software-Bereich, mutet zum Teil schon sehr futuristisch an, mit der gesamten Simulierung der Produktion einer Fabrik über Daten, digitale Zwillinge. Und dann die Programmierung der Automatisierung darüber – das ist ja deren Ziel …

Das ist futuristisch. Aber wenn man sich überlegt, wie viel energieeffizienter eine Fabrik gebaut werden kann, wenn man das von vornherein optimiert – das ist gigantisch. Ich glaube, es gibt gar nicht EINEN Punkt. Sondern die digitale Vernetzung hat einen extrem hohen Hebel, um zusammen effizienter zu machen, sprich, Energie einzusparen und CO2-Footprints zu reduzieren.

Da hast du schön den Kreis zum Anfang geschlossen: Im Endeffekt geht es um die ganzheitliche Vernetzung – womit wir wieder bei eurer eingangs erwähnten Vision wären!

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.

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Ing. Madeleine Mickeleit

Host & Geschäftsführerin
IoT Use Case Podcast