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Retrofit der steilsten Zahnradbahn Österreichs — Eine Dampflok wird digital

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IoT Use Case Podcast #97 - optiMEAS, Salzburg AG Tourismus, Zugkraft-kN

Mit dieser Podcast-Folge bringen wir ein Stück österreichisches Urlaubsfeeling direkt zu uns nach Hause. Wir sitzen gemeinsam an einem malerischen See in Österreich, genießen ein kühles Getränk und begeben uns auf eine spannende Reise mit der Schafbergbahn – auf in Richtung Digitalisierung einer Dampflok und der Herausforderung, ein “sensorloses” Fahrzeug mit sinnvollen Daten in die Cloud zu bringen.

Folge 97 auf einen Blick (und Klick):

  • [11:10] Herausforderungen, Potenziale und Status quo – So sieht der Use Case in der Praxis aus
  • [20:19] Lösungen, Angebote und Services – Ein Blick auf die eingesetzten Technologien
  • [32:26] Ergebnisse, Geschäftsmodelle und Best Practices – So wird der Erfolg gemessen

Zusammenfassung der Podcastfolge

Seit 1893 ist sie die steilste Dampf-Zahnradbahn Österreichs – die Schafbergbahn. Mit ihrer charakteristischen Zahnstange kann die Schafbergbahn Steigungen bezwingen, die für herkömmliche Bahnen unüberwindbar wären. Mit Steigungen von bis zu 255 ‰ meistert sie seither einen Höhenunterschied von 1190 Metern. Die Strecke, die von von Dampf- und Dieselloks befahren wird, ist nicht elektrifiziert.  

In dieser Folge decken wir die Verbindung zwischen der Schafbergbahn und den Themen IoT und Retrofitting auf. Alles dreht sich um die Digitalisierung dieser Dampflok des ÖBB. Wie neue Rückschlüsse auf einen effektiven und effizienten Betrieb gezogen werden, wo es Einsparungspotentiale gibt und wie Abläufe optimiert und Ausfälle reduziert werden können, das berichten uns diese Podcastgäste vom Projekt direkt aus der Praxis. 

In Folge 97 des IoT Use Case Podcast: 

  •   Jens-Achim Kessel (Mitbegründer und Gesellschafter der optiMEAS GmbH) 

optiMEAS realisiert cloudbasierte Lösungen für die Überwachung jeglicher Industriegüter – Bau- und Landmaschinen, Schienen- und Nutzfahrzeuge, Produktionsanlagen und die Energieerzeugung. Sie liefern alles vom Sensoranschluss und robusten Edge-Geräten über die Cloud Lösung bis hin zur Erarbeitung eines Geschäftsmodells. Im Vordergrund dabei: der Mensch. 

  • Bernhard Knapp (Geschäftsführer bei Zugkraft-kN.at)   

Zugkraft-kN wurde gegründet, um Betriebe wie Eisenbahnwerkstätten, Produktionsbetrieben, hin bis zu Unternehmen im Seilbahnwesen mit einer sauberen und funktionalen Softwarelösung zu Unterstützen. 

  • Mario Mischelin Geschäftsführer – SchafbergBahn / Salzburg AG Tourismus GmbH (Gast) 

Die Salzburg AG ist der Energieversorger vom Land Salzburg und versorgt die Kunden gleichzeitig mit Gas, Telekommunikation, Internet und TV. Die „Salzburg Tourismus AG“ wurde gegründet, um die touristischen Einheiten der Salzburg AG in eine Firma zu integrieren. 

Podcast Interview

In der heutigen Folge gibt es Urlaubsfeeling! Egal wo du gerade zuhörst, in dieser Folge sitzen wir gemeinsam am See in Österreich. Die Sonne scheint mit einem kühlen Getränk, gern ein Bier und wir machen uns gemeinsam auf den Weg zu einer Bahn, genauer gesagt zur alten Schafbergbahn. Das ist eine bekannte Zahnradbahn, die durch eine atemberaubende Landschaft verläuft und den Passagieren ein unvergessliches Erlebnis bietet, denn mit ihrer sogenannten „Zahnstange“ ist die Schafbergbahn in der Lage, Steigungen zu überwinden, die für herkömmliche Bahnen unüberwindbar wären. Die Schafbergbahn ist nicht nur ein wichtiges Verkehrsmittel, sondern auch eine touristische Attraktion von wirklich großer Bedeutung.

Welche das ist, das erfahren wir gleich und vor allem, was das mit IoT und Retrofit zu tun hat und welche Urlaubsempfehlung wir gleich aussprechen können, das erfahrt ihr und damit direkt ins Podcast Studio zu meinen Gästen! Es ist Mario, Geschäftsführer der Salzburg AG Tourismus GmbH, Tochter des Energieversorgers Salzburg AG, Jens, Mitgründer und Gesellschafter der Firma optiMEAS Measurement and Automation Systems GmbH und Bernhard, Geschäftsführer der Firma Zugkraft-kN GmbH.

Hallo Bernhard, Jens und Mario, ich freue mich sehr, dass ihr heute mit im Podcast dabei seid! Bernhard, wo erreiche ich dich und wie geht es dir gerade?

Bernhard

Hallo in die Runde! Heute sitze ich noch in Wien im Büro, es ist viel los und gibt viel zu tun, aber das geht wohl allen so. Schön, dass wir alle die Zeit gefunden haben, um uns gemeinsam durch das interessante Thema durchzusprechen.

In Wien war ich auch schon ein paar Tage nicht mehr, schöne Grüße über die Grenze. Jens wo bist du gerade? Auch im Homeoffice?

Jens

Ich bin auch im Homeoffice; typischerweise für Softwareentwicklung. Ich habe gerade neue Boards aus einer Produktionsreihe gekriegt, die ich testen muss, in Betrieb nehmen muss. Da liegt für heute eine ganze Menge Arbeit auf dem Tisch, wenn wir hier durch sind.

Mit Boards meinst du wahrscheinlich ein paar grüne Platinen.

Jens

Genau, solche grünen Messmodule, eins davon geht auch in die Schafbergbahn.

Mario, wie geht es denn dir so?

Mario

Ich sitz in meinem Büro momentan und habe eine halbe Stunde etwas Ruhe vor dem Sturm, vor dem momentanen Stress, den wir haben. Wir haben in Kürze die Eröffnung des neuen Erlebnisquartiers. Vor zwei Jahren haben wir begonnen ein neues Gebäude zu bauen, das nicht nur ein Bahnhof allein für die Schafbergbahn sein wird, sondern ein richtiges Erlebnisquartier. In diesem Erlebnisquartier wird es einen Ausstellungsbereich geben und ein Restaurant für 120 Innen- und 70 Außensitzplätze. Hier geht es momentan drunter und drüber.

Die Arbeit sollte mehr als 24 Stunden am Tag gehen, aber trotzdem wird eines nach den anderen abgearbeitet, sodass wir bis zur Eröffnung am 29. April alles so vorfinden, wie es unsere Gäste wünschen.

Ich denke, wenn diese Folge online geht, dann war die Eröffnung wahrscheinlich schon, aber dann freut es mich umso mehr, dass du heute die Zeit gefunden hast, ein bisschen was über euer Projekt zu berichten. Ich glaube, du sitzt bei Salzburg und dann an einem schönen See habe ich gelesen, oder?

Mario

Wir gehören zur Salzburg AG. Die Salzburg AG Tourismus GmbH gehört zu Salzburg und ich darf euch begrüßen von dem wunderschönen Wolfgangsee. Bei uns ist momentan blauer Himmel, strahlender Sonnenschein und ich sitze im Büro mit einer herrlichen Aussicht und darf heute einen Podcast mit euch machen.

Ich starte kurz mit dir von der Firma optiMEAS: Ich kenne optiMEAS schon sehr lange, ich glaube seit Stunde null. Ihr seid schon lange mit dabei und ihr seid vor allem sehr stark im Realisieren von cloudbasierten Lösungen für die Überwachung von unterschiedlichsten Industriegütern, nicht nur im Bau und Landmaschinenbereich, sondern auch im Schienen-/Nutzfahrzeugbereich, Produktionsanlagen und der Energieerzeugung Experte.

Dort liefert ihr alles vom Sensoranschluss mit robusten Edge-Geräten über die Cloud-Lösungen bis hin zur Erarbeitung des Geschäftsmodells. Was ich bei euch besonders finde ist, bei euch steht der Mensch im Vordergrund. Das merkt man nicht nur in der Zusammenarbeit, sondern auch in den Kundenterminen. Du bist Mitgründer und Gesellschafter bei der optiMEAS GmbH. Mit welchen Kunden arbeitet ihr klassischerweise und habe ich das so richtig gesagt?

Jens

Die Einführung war perfekt. Die Anwendungen, die wir haben, gehen in die verschiedensten Richtungen. Wir haben irgendwann mal angefangen mit einem Messsystem für die Medizintechnik, das war ein Kooperationsprojekt mit einer Uni in Bern. Von daher sind auch die Kontakte in die Schweiz schon sehr alt. Wir haben viele Projekte mit Geologen, wo es um Überwachungen von ehemaligen Bergbaugebieten geht, über Grubenüberwachung und Ähnliches bis hin zu Kunden aus dem Bereich der Müllfahrzeuge oder Fahrzeuge im Schienenverkehr. Da sind natürlich auch die großen Namen mit dabei, aber auch sehr viele kleine, die von den großen Lieferanten für solche Lösungen und solche Systeme überhaupt nicht bedient werden, weil der Fahrzeugpark viel zu inhomogen ist.

Beim Thema Schienenverkehr schließt sich wieder der Kreis, denn es soll um eine sogenannte „Dampflokomotive“ gehen. 

Bernhard, du kommst von der Firma Zugkraft-kN GmbH aus Österreich; kannst du noch etwas zu euch sagen und was ich mich schon die ganze Zeit frage: Steht kN für Kilo Newton?

Bernhard

Im Firmennamen steht kN nicht als physikalische Größe, sondern steht für Knapp und Neuteufel. Richard Neuteufel ist mein Partner und Mitgründer der Zugkraft-kN GmbH.

Wir haben uns 2021 gegründet, um unsere Kunden mit einer sauberen und funktionalen Softwarelösung zu unterstützen. Das Ganze ist entstanden aus der Not heraus. Wir haben damals den Markt analysiert und uns selbst ein Softwareprodukt gesucht, keines gefunden und den Entschluss getroffen: Wenn es etwas nicht gibt, dann müssen wir es halt selbst machen und umsetzen und haben für eine Eisenbahnwerkstätte eine mitwachsende Software geschaffen, die mittlerweile sämtliche Bereiche abdeckt.

Sei es die Verwaltung von Fahrzeugen, der Werkstätte, das Lagerwesen, normgerechte Dokumentation von Service und Wartung an Schienenfahrzeugen, bis zur Einbindung von diversen Maschinen und Geräten in Betrieben. Mittlerweile sind wir in der glücklichen Situation, dass wir auch in anderen Industriebereichen unterwegs sind. Nicht nur im Eisenbahnwesen, sondern auch in Produktionsbetrieben, wo die Softwarelösung von Zugkraft-kN als ERP-System zum Einsatz kommt. Oder auch im Seilbahnberechnungswesen, wo unsere Software die Berechnung von Seilbahnprojekten aktiv mit unterstützt.

Jens, ihr habt von der optiMEAS ganz unterschiedliche Use Cases, die ihr bedient. Kannst du uns kurz sagen, was für Use Cases ihr habt?

Jens

Es ist definitiv nur eine Momentaufnahme und das sind auch definitiv nur ein paar von den Projekten, die wir haben. Was vielleicht ganz spannend ist, ist eine intelligente Steuerung für Klimaanlagen, die wir mit der „DB Systemtechnik“ zusammen aufgebaut haben. Wir kennen alle diese Doppelstockzüge, die im Nahverkehr unterwegs sind und wir erwarten, dass die gut klimatisiert an den Bahnsteig rollen, wir einsteigen können und hoffentlich mit funktionierender Klimaanlage am Schluss wieder aussteigen können.

Um das zu gewährleisten, hat die Bahn bisher die Klimaanlagen immer unter Vollleistung durchlaufen lassen. Das heißt, wenn die Fahrzeuge in die Abstellungen gingen, waren die Klimaanlagen immer eingeschaltet. Wenn irgendjemand aus dem Reinigungspersonal diese Klimaanlagen abgeschaltet hat, dann trat genau der Fall ein, dass der Zug morgens am Bahnsteig stand und nicht gekühlt oder vorgewärmt zur Verfügung stand.

Wir haben ein System integriert, mit dem in Abhängigkeit von den Fahrzeugstandorten und den Fahrplänen, die dann in unsere Geräte übertragen werden, das Gerät vor Ort selber entscheidet, ob es die Klimaanlage ein oder ausschalten muss. Damit werden CO2-Einsparungen in ungeheuerlichen Größen erzielt. Auf der anderen Seite auch mehrere Millionen Euro an Stromkosten, die dadurch letztendlich eingespart werden.

Und jetzt habt ihr ein gemeinsames Projekt rund um die Dampflok aufgesetzt. Wie funktioniert das genau? Was habt ihr da gemacht?

Jens

Die Dampflok, das ist auf der einen Seite persönliche Faszination von mir, so als Eisenbahn-, Modelleisenbahn- und insbesondere Liebhaber von alten Dampffahrzeugen. Und hier ist die Herausforderung, dass wir ein Fahrzeug, was prinzipiell erst mal sensorlos ist, also so eine Dampflok hat einen Kessel, da wird Wasser heiß gemacht, der Dampf treibt das Fahrzeug an und außer ein paar Ventilen und Hebeln oder Reglern habe ich nicht viel Messtechnik an so einer Lok. Und diese trotzdem so auszustatten, dass wir mit zusätzlichen Sensoren vernünftige Messdaten für eine Auswertung in die Cloud bekommen, das stellt eine gewisse Herausforderung dar und insofern bin ich froh, dass wir dieses Pilotprojekt machen können; ich glaube, das wird spannend.

Herausforderungen, Potenziale und Status quo – So sieht der Use Case in der Praxis aus [11:10]

Gibt es da eine persönliche Story, Mario? Wie habt ihr euch kennengelernt?

Mario

Wir haben 2020 zwei weitere dieselelektrische Lokomotiven der Firma „Stadler“ gekauft. Da Bernhard in Wien für die Firma Stadler gearbeitet hat, war er unsere Ansprechperson bei Problemen, bei Fragen, bei Instandhaltung, bei Softwareproblemen und bei Störungen. Da haben wir Bernhard kennen- und auch schätzen gelernt in seiner Art der flexiblen Unterstützung.

Er war immer ansprechbar und ist immer ansprechbar. Auf diesem Weg haben wir auch Richard kennengelernt von Zugkraft-kN, haben Lösungsvorschläge bekommen, auch für andere technische Probleme oder Projekte.

Wir schätzen diese Ansätze für Lösungen und sie haben ein maßgeschneidertes Projekt für uns gemacht. Dadurch sind wir in den nächsten Schritt einer Projektierung gekommen.

Könntest du unsere Zuhörerinnen und Zuhörer abholen, was genau die Salzburg AG Tourismus hier macht und ein Stück weit, was eure Vision in Richtung Digitalisierung ist, um dann direkt in euer Projekt einzutauchen?

Mario

Die Salzburg AG ist der Energieversorger vom Land Salzburg, versorgt auch gleichzeitig die Kunden mit Gas, mit Telekommunikation, mit Internet und TV. Die Salzburg AG Tourismus wurde gegründet, um die touristischen Einheiten der Salzburg AG in eine Firma zu integrieren. Wir sind eine 100 % Tochterfirma der „Salzburg AG“ und nennen uns „Salzburg AG Tourismus GmbH“.

Uns gehören fünf Schätze – so nennen wir also fünf touristische Einheiten – in Salzburg und im Grenzgebiet zu Oberösterreich. Dazu gehört die Festungsbahn, der Mönchsberg-Aufzug und das Museum Wasserspiegel in der Stadt Salzburg und am schönen Wolfgangsee, die Schafbergbahn und die Wolfgangsee-Schifffahrt.

Über die Schafbergbahn haben wir kN kennengelernt und versuchen aus einer nostalgischen Bahn einen Bogen zu spannen, auch diese nostalgischen Lokomotiven. Wir betreiben Dampflokomotiven und dieselelektrische Lokomotiven; hier haben wir versucht, gemeinsam den Bogen zu spannen, um auch Dampflokomotiven einen gewissen Touch an Digitalisierung zu geben.

Da bekommt man direkt Lust auf Urlaub. Ich werde mir das gleich notieren, dass wir dort auf jeden Fall mal vorbeischauen. Wenn man sich das bei Google anschaut, ist das eine unglaublich schöne Landschaft und eine unglaublich tolle Umgebung! Da kann man den nächsten Urlaub hin planen.

Mario

Da kann man auf jeden Fall den nächsten Urlaub hin planen! Wir sind eine Tourismusdestination, wir leben für unsere Gäste und wir sind immer froh, wenn wir Besuch bekommen. Gäste haben wir Gott sei Dank viele und wir wollen diesen Gästen mehr bieten als in der Vergangenheit.

Heute geht es um ein Digitalisierungsprojekt, einer sogenannten „Dampflokomotive“; ich glaube, es handelt sich um die Schafbergbahn. Was ist das genau für eine Bahn?

Mario

Es gibt in Österreich drei Zahnradbahnen und eine davon ist die Schafbergbahn; diese ist auch die bekannteste, das getraue ich mich hier zu sagen. Die Schafbergbahn startet in Sankt Wolfgang und führt auf den 1783 Meter hohen Schafberg, überwindet einen Höhenunterschied von 1200 Metern bei einer maximalen Steigung von 26 %. Das heißt, es geht in kürzester Zeit steil bergauf.

Das Ziel ist die Bergstation auf 1783 Meter auf dem Schafberg und von dort hat man einen unglaublichen Ausblick über das Salzkammergut bis ins Salzburger Land und Teile Oberösterreichs.

Was sind denn Potenziale, die ihr gesehen habt? So eine Bahn muss betrieben werden, da gibt es wahrscheinlich auch bestimmte Wartungszyklen dabei.

Mario

Wir versuchen uns weiterzuentwickeln. Hier ist Digitalisierung auch ein Punkt, wo wir uns anhängen wollen und hoffen, dass wir im Zuge dieser Projekte auch einiges an Effizienz, an Ersparnis und an Arbeitserleichterung erwarten. Deswegen ist es ein sehr spannendes Projekt, und als kN an uns herangetreten ist, so ein Projekt anzudenken, war man sofort begeistert, weil es nichts Alltägliches ist, eine Lokomotive aus 1893 zu digitalisieren.

Da geht es um beispielsweise die Rückschlüsse im Betrieb? Wie wird die Bahn betrieben?

Mario

Genau, wir haben Dampflokomotiven aus 1893, wir haben Dampflokomotiven aus 1991 und wir haben dieselelektrische Lokomotiven aus dem 21. Jahrhundert, sprich aus 2010 bis 2020.

Alle diese Lokomotiven haben verschiedenste Wartungszyklen, verschiedene Instandhaltungszeiten und Themen. Wir beginnen mit dem Projekt bei den 130 Jahre alten Dampfloks; das wollen wir auch ausdehnen auf die weiteren Fahrzeuge.

Es geht auch, glaube ich, um Revisionszeiten, also beispielsweise, wann Hauptuntersuchung stattfinden, was da für Potenziale sind. 

Hast du ein paar Beispiele, was für Daten potenziell relevant sein können oder für dieses Projekt schon sind, die aus so einer Dampflok kommen?

Mario

Grundsätzlich ist es so, dass wir neun Monate im Betrieb sind und im Winter von Januar bis Mitte April Wartungsarbeiten durchführen. Das sind Untersuchungen an den Lokomotiven, die nicht groß analysiert werden, sondern es wird einfach die gesamte Lok zerlegt, geputzt, gereinigt, fehlerhafte Teile ersetzt und wieder zusammengebaut.

Das macht man immer so, hat man immer so gemacht und gerade im Zuge dieses Projekts, erwarten wir Daten zu bekommen, damit man sich speziell auf gewisse Dinge konzentrieren kann.

Daten wären dann Betriebsdaten oder Verbrauchsdaten wie zum Beispiel Heizöl oder was auch immer benutzt wird. Oder was sind das für beispielsweise für Daten?

Mario

Genau, das sind Daten wie normale Verschleißteile. Unser großes Ziel ist es effizienter, ökonomischer und wirtschaftlicher zu arbeiten.

Lösungen, Angebote und Services – Ein Blick auf die eingesetzten Technologien [20:19]

Was sind technologische Anforderungen an diese Lösungen gewesen? Zuerst Bernhard, was aus eurer Sicht relevant war bei der Umsetzung und dann Mario.

Bernhard

In Summe haben wir über zehn Messpunkte, die wir analog abfragen. Das sind verschiedene Drücke, also Wasserdruck, Kesseldrücke oder Druck der Rückstaubremse und auch Temperatur der Rückstaubremse beim bergab fahren der Lokomotive.

Es war interessant, die ganzen Sensoren richtig und gut zu verbauen an diesem schönen Stück, an dieser schönen Lokomotive. Sach- und fachgerecht das Ganze entsprechend und sicher zu verkabeln war wichtig, um alle Daten einzufangen. Auch diverse Sensoren, die GPS-Antenne laufen an den Modulen vom optiMEAS zusammen und gehen von den Modulen weiter in die Cloud von optiMEAS, wo sie immer noch aufbereitet und analysiert werden und in Folge weiter in die Instandhaltungssoftware von Zugkraft-kN für die Schafbergbahn, wo man auch im digitalen Übergabebuch sieht: Wo ist die Lokomotive, welche Drücke herrschen und welche Zustände herrschen im Betrieb? Sind wir wirklich überall mit Drücken Temperaturen in den normalen Bereichen, auch mit der Schmieranlage, der Zentralschmieranlage, der Lokomotive für die ganzen Lagerstellen und Kolben, beziehungsweise, wenn es Abweichungen gibt, dass man schnell reagieren kann.

Dadurch findet man heraus, ob es Einsparungspotenziale oder Verbesserungen gibt, um mit den Betriebsstoffen oder mit der ganzen Lok vorausschauend gut planen zu können.

Es ist ein Pilotprojekt, was ihr gemeinsam aufgebaut habt und könnt ihr in zwei oder drei Sätzen greifbar machen, was das Endergebnis sein soll?

Bernhard

Wir wollten zeigen, dass man ältere Maschinen und ältere Komponenten auch mitnehmen kann in das digitale Zeitalter. Da ist es wunderschön, wenn man so ein Projekt umsetzen kann mit einer Dampflokomotive. Damit wollten wir zeigen: Man kann alte Geräte oder Lokomotiven mitnehmen in das heutige digitale Zeitalter, das Ganze dann Datenmäßig sauber aufbereiten, übermitteln und zum Schluss in die Instandhaltungssoftware der Lokomotiven automatisiert mit einfließen lassen.

Sozusagen ein digitales Übergabebuch, wo diverse Betriebszustände im Hintergrund automatisiert mitlaufen und man über die Saison oder den entsprechenden Zeitraum genau die Betriebsdaten sehen kann und sieht: Waren wir immer im grünen Bereich? Haben wir mögliche Verbesserungen oder Möglichkeiten? Was sind denn die Ursachen für die Problemen? Um mit Blick nach vorne diese Daten sauber und gut zu nutzen, um einen Mehrwert für den laufenden Betrieb, für die Wartung mitzubringen.

Da habt ihr gesagt, dann nehmen wir die Firma optiMEAS mit ins Boot, die entsprechend die Hardware liefert, um das Ganze dann auf die Straße zu bringen?

Bernhard

In dem Fall sogar auf das Zahnrad, die Schiene oder auf die Zahnstange. Mit dem Partner oder mit der Schafbergbahn ergibt sich das Ideal, hinzu kommt die super Gegend dort. Wir freuen uns auf die ersten Testfahrten!

Es gibt die von euch angesprochenen zehn Messpunkte, das sind quasi die Temperaturen, Kesseldruck und so weiter, wie laufen diese Daten im nächsten Schritt in die Cloud?

Jens

Wenn man sich klassisch einfach vorstellt, man hat draußen auf dem Balkon ein Thermometer hängen, dort geht man zwei oder drei Mal am Tag vorbei und liest dieses Thermometer ab, schreibt es irgendwo in eine Tabelle und bekommt über das Jahr hinweg den Temperaturverlauf. So ähnlich kann man sich das bei unseren Systemen vorstellen, nur nicht zwei oder drei Mal am Tag, sondern kontinuierlich werden Temperaturen und Drücke, Durchfluss, Batteriestrom, Spannung, also alles was an der Lok als physikalische Messgröße vorliegt erfasst, digitalisiert und dann mit den Devices und mit dieser Smart I/O Familie – das sind unsere Messmodule – gesammelt und auf dem Fahrzeug kontinuierlich und lückenlos gespeichert.

Das ist besonders wichtig, denn auf der Schafbergbahn gibt es oben kurz vorm Gipfel noch einen kleinen Tunnel. Dort werden wir sehr wahrscheinlich keine Mobilfunkverbindung haben, um Daten live wegzubekommen. Und selbst wenn das bei der Schafbergbahn nur ein kleines Stück ist, bei anderen Projekten sind das durchaus längere Abschnitte, wo man keine Echtzeit oder keine Onlineverbindung zum Fahrzeug hat. Deshalb speichern bei uns die Systeme immer alle Daten direkt auf dem Gerät und werden übertragen, wenn man genügend Zeit/Luft hat, um diese Daten sicher in die Cloud zu übertragen.

Das sind wahrscheinlich schnelle und viele Datenpunkte. Ich kann mir vorstellen, dass einige notwendig sind, um sehr schnell für Wartungszyklen oder auch mögliche Ausfälle, die drohen könnten, das muss schnell übertragen werden.

Jens

Das ist genau richtig, denn bei einer Temperatur auf dem Balkon reicht es vielleicht drei Messwerte pro Tag zu nehmen; wir haben als Standard mindestens einen bis zehn Messwerte pro Sekunde, die aufgezeichnet werden. Bei ganz bestimmten Größen, wo auch vom Prozess her mehr Dynamik zu erwarten ist, können das 100 oder gar 1000 Datenpunkte pro Sekunde werden, die wir aufzeichnen.

Das heißt, von diesem Edge Device geht die Verarbeitung weiter in die Cloud. Wie legt ihr die einzelnen Gateways in der Cloud an?

Jens

Im Prinzip ruft unser Gerät, was draußen auf der Lok verbaut ist, in regelmäßigen Abständen bei dem Server oder in der Cloud bei der Software an, und sagt: Ich bin das Gerät auf der Lokomotive Nummer XY, auf der Schafbergbahn und ich habe ein paar Daten.

Das passiert zum einen im Sekundentakt, sodass man die Daten, die man in der Cloud bekommt, live in einem Webbrowser zur Anzeige bringen kann und zugucken kann, wie das Fahrzeug fährt. Parallel dazu gibt es eine Verbindung, mit der die aufgezeichneten Daten vom Fahrzeug übertragen werden. Das kann man sich dann so vorstellen, wie eine Art Postfach, da sagt das Gerät in der Cloud Bescheid, dass es neue Daten hat und der Server antwortet irgendwann, dass er diese Daten schicken kann oder erst mal liegen lassen soll.

Diese Daten sind von der Zeitauflösung her so, dass man tatsächlich eine Analyse in der Historie machen kann. Wenn man ein Problem festgestellt hat, irgendetwas ist kaputt gegangen, dann kann man sich die Daten vor dem Ereignis genau angucken und kann dann Rückschlüsse ziehen, was vorher passiert ist.

Da schließe ich wieder die Klammer zum Anfang, denn Bernhard hat es am Eingang gesagt, ihr macht dann auch die Berechnung beispielsweise von Seilbahnen. Wie macht ihr das in eurer Software?

Bernhard

Unser Slogan von Zugkraft-kN ist „Digitalisierung nach Maß“. Das heißt, was der Kunde braucht, wünscht oder was ihm wirklich hilft und unterstützt, das bekommt er von uns. Das ist wichtig für die Wartung. Für die Wartungsplanung ist auch hier unser Ziel, alles in einer Software sauber abzubilden, hin bis zu: Welche Materialien wurden für die Wartung benötigt? Um auch hier den Materialverbrauch oder Verschleiß und die Kosten sauber im Blick zu haben.

Da kommt wieder die ERP-Expertise zum Einsatz, die du eingangs angesprochen hattest. Das heißt, auch ERP-Daten könnt ihr dort integrieren.

Wie geht diese Analyse genau? Was ist am Ende das Dashboard, wo Mario beispielsweise und sein Team sieht, wo es Optimierungen gibt.

Jens

Ein Dashboard, das ist auch einer der Begriffe, die in dieser IoT-Welt gekommen sind. Das ist erst mal nichts anderes als eine Art Anzeigetafel, auf der man verschiedenste Messgrößen darstellen kann. Man kann es sich am besten so vorstellen: Man hat eine große Tafel und da sind verschiedene Druckanzeigen, Temperaturanzeigen, Kennlinien und Schreiber, in denen Temperaturverläufe dargestellt sind.

Bei dem Dashboard gibt es auch die Möglichkeit, die Daten nicht nur live sich anzuschauen, wie auf einer Anlagentafel, wie man sie in einem Kraftwerk oder in der Chemieanlage hat, sondern wir können in der Zeit auch zurückrollen. Das heißt, wir können uns angucken, was tatsächlich vor einem bestimmten Ereignis passiert ist oder wie der Trend von bestimmten Größen ist.

Gerade bei einer Dampfmaschine haben wir einen Zylinder, der wechselweise von vorne und von hinten mit Dampfdruck beaufschlagt wird, um das Fahrzeug in Bewegung zu setzen. Jetzt kann man sich diese Dampfverläufe genau angucken und schauen, ob die gleichmäßig sind, ob sie sich im Laufe der Zeit verschieben und das sind genau solche Tendenzen, die wir versuchen, mit den Messgrößen, die wir aufzeichnen, eben zu erkennen. Das wiederum gibt Aufschluss darüber, welches Ventil eventuell kaputt sein könnte oder welche Leitung verstopft oder abgeknickt ist; damit kann man die Wartung viel effizienter gestalten.

Ergebnisse, Geschäftsmodelle und Best Practices – So wird der Erfolg gemessen [32:26]

Was ist in Richtung Kosteneinsparung für das Team rund um Mario hier der Business Case?

Bernhard

Lokomotive eins ist der Prototyp oder eben der Versuchsträger, dass wir das können und sauber umsetzen, um dann zu zeigen, wo die Potenziale und Möglichkeiten sind, sei es in der Wartung oder im Betrieb. Dann wird es mit Blick nach vorne weitere spannende Projekte geben, die wir digital umsetzen oder abbilden könnten am Schafberg oder eventuell auch am See bei den Schiffen, um hier einen guten, ständigen und fortlaufenden Einblick in die Geräte oder in die Maschinen zu haben; läuft wirklich alles so, wie es sein sollte, beziehungsweise wo kann man verbessern oder nachschärfen?

Mario, sind das Dinge, an die ihr auch denkt? Anscheinend gibt es auch noch weitere Themen, die ihr mit betreut. Wie gestaltet sich das?

Mario

Aus diesem Projekt muss klar gezeigt werden, dass die Umsetzung funktioniert, dass mit den Daten tatsächlich was angefangen werden kann und diese Daten auch herangezogen werden können für die Verkürzung von Wartungsintervallen, für dementsprechende Einsparungen und für weniger Ausfallstage.

Dann wird man auf jeden Fall einen großen Nutzen daraus sehen, wenn das eine oder andere zutrifft. Hier ist es auf jeden Fall Ziel, dass wir dieses Projekt ausweiten auf die anderen Lokomotiven bei der Schafbergbahn und ausweiten, auch in Richtung Schifffahrt. Da sehe ich ein großes Potenzial und hoffe auch, dass wir das in den nächsten Jahren kontinuierlich umsetzen werden.

Bernhard

Eins muss ich noch hinzufügen, das ist erst letzten Freitag Richard und mir bei einem kleinen Brainstorming eingefallen. Wir werden alle Daten, die wir sammeln auch noch überlagern mit den Wetterdaten von St. Wolfgang oder vom Schafberg, um erkennen zu können, ob es auch bei unterschiedlichen Wetterbedingungen oder Temperaturen am Berg oder im Tal, unterschiedliche Einflüsse auf die Dampflokomotive gibt, die eventuell Rückschlüsse geben für den Betrieb. Dass man auch die Umfelddaten, hier mit einbezieht und mit auswertet oder mit überlagert.

Das hat auch einen großen Einfluss auf Wartungs- und Instandhaltungsthemen. Es kann schon sein, dass es da einen Rückschluss auf das Wetter gibt.

Bernhard

Genau, um eine schöne und sehr breite Datenfläche oder ein breites Feld zu haben, um wirklich guten Nutzen zu bekommen.

Am Ende wird es auch die Umsetzung zeigen. Deswegen fände ich es wahnsinnig spannend, wenn wir uns vielleicht in einem Jahr noch mal zusammensetzen und für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer ein Update geben, was es gebracht hat und wo ihr steht. 

Deswegen ein herzlicher Dank an euch für diesen tiefen Einblick, wo die Ziele für euch sind. Damit würde ich das letzte Wort einmal an euch übergeben.

Jens

Ich fand es auch sehr spannend, dass wir auf diesem Wege etwas vorstellen konnten. Ich würde mich freuen, wenn man tatsächlich in einem Jahr schaut, was daraus geworden ist. Die Zuhörer aus der Nähe können sich gerne den Schafberg genauer anschauen!

Bernhard

Es wäre sicher schön, wenn es Interessenten und einige aus Podcast hellhörig geworden sind. Wir haben noch ein paar Tage Zeit, am 29. April ist dieses Jahr Betriebsstart am Schafberg; da muss die Lok hochgerüstet sein. Dann hoffen wir auf einen interessanten Betriebsstart und eine gute Saison am Schafberg, dass wir viele und gute Daten sammeln können.

Mario

Auch von meiner Seite ein Projekt, wo man eine 130 Jahre alte Dampflok versucht digital darzustellen, wird ein sehr spannendes Projekt und ich freue mich riesig darauf. Auch im Hinblick, dass wir in den letzten Jahren kontinuierlich in die Infrastruktur am Berg und am See und in Fahrzeuge investiert haben. Eine jährliche Beförderung von knapp 850.000 Fahrgästen am Wolfgangsee, gibt uns in dieser Richtung Recht. Wir hoffen, dass wir zukünftig viele Gäste aus dem In- und Ausland hier in unserem neuen Erlebnisquartier begrüßen dürfen und ihnen den Schafberg und den Wolfgangsee und natürlich auch das Salzkammergut näherbringen dürfen.

Da melde ich mich direkt an, wir sehen uns vor Ort und ein herzliches Dankeschön an euch! Ich wünsche euch noch eine schöne Restwoche. Macht es gut!

Ebenso danke!

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.

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Ing. Madeleine Mickeleit

Host & Geschäftsführerin
IoT Use Case Podcast