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Sicherer Datenservice und NIS2 als Bausteine des digitalen Serviceportfolios – wie Maschinen- und Anlagenbauer digitalisieren

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IoT Use Case Podcast 149 - Kontron

In der 149. Folge des IoT Use Case Podcasts, live von der SPS Messe 2024 in Nürnberg, geht es darum, wie Maschinen- und Anlagenbauer ihre Digitalisierung voranbringen können. Vanessa Kluge, Product Manager IoT Solutions bei Kontron AIS, und Holger Wußmann, Geschäftsführer bei Kontron Electronics, erklären, warum es für Maschinenbauer heute entscheidend ist, ihre Maschinen nicht nur zu vernetzen, sondern dabei auch höchste Sicherheitsstandards zu erfüllen. Im Fokus steht die NIS2-Richtlinie, die strengere Sicherheitsanforderungen für die gesamte Lieferkette fordert.

Podcast Zusammenfassung

Als Lösungsbeispiel aus der Praxis dient die Digitalisierungslösung für VOLLMER, einen Spezialisten für Schleifmaschinen. Um ihre Maschinen fit für die Zukunft zu machen, setzt Vollmer auf das IoT-Starterpaket von Kontron, das die Datenverarbeitung und -analyse über OPC UA und MQTT ermöglicht. Die Lösung hilft, Maschinendaten endlich sinnvoll auszuwerten und greifbare Mehrwerte zu generieren – ein Muss für jedes Unternehmen, das auf smarte Maschinen setzt.

Die beiden Kontron-Produkte KontronOS und KontronGrid spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie stellen nicht nur die notwendige Infrastruktur für Condition Monitoring, Flottenmanagement und Update-Verwaltung bereit, sondern sichern die Maschinen auch gegen unerwünschte Zugriffe ab. Dies ist vor allem angesichts der EU-weiten NIS2-Richtlinie entscheidend, die neue Sicherheitsanforderungen an die Lieferketten im IoT stellt. Für Maschinenbauer bedeutet das: Mit den Lösungen von Kontron lassen sich Wartung und Updates kosteneffizient und sicher aus der Ferne steuern. Statt regelmäßiger Vor-Ort-Wartungen und ungenutzter Datenpotenziale erhalten Unternehmen ein Rundum-Paket, das ihnen eine durchgehende Betriebszeit und langfristige Kosteneinsparungen ermöglicht.

Die Folge gibt außerdem spannende Einblicke, wie es Kontron gelingt, komplexe Herausforderungen für die Maschinenbau-Branche durch ein flexibles, skalierbares Setup zu lösen und so für eine sichere Datenverarbeitung und Vernetzung zu sorgen.

Podcast Interview

Hallo und herzlich willkommen hier live vor Ort auf der SPS 2024. Ich freue mich, Sie und euch heute in unserer Runde zu begrüßen. Wir machen einen Live-Podcast direkt von der Messe für den IoT Use Case Podcast. Es freut mich besonders, dass ihr beide dabei seid. Wir kommen gleich zur Vorstellung und haben auch einen konkreten Use Case aus der Praxis von der Firma VOLLMER mitgebracht, über den wir in Kürze mehr erfahren. Ich würde sagen, wir starten mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Vanessa, wer bist du und was machst du?

Vanessa

Hallo in die Runde. Ich heiße Vanessa Kluge und ich arbeite bei Kontron AIS als Produktmanagerin für Digitalisierungsprodukte, heute auf der Messe vor allem im Bereich Device Management. Darüber werden wir heute auch etwas detaillierter sprechen.

Schön, dass du heute dabei bist! Kontron AIS ist ja schon lange in unserem Netzwerk und wir haben viele spannende Folgen online – schaut gerne mal vorbei. Ich gebe einfach mal an dich weiter: Wer bist du und was machst du heute?

Holger

Mein Name ist Holger Wußmann, Geschäftsführer von Kontron Electronics, einem Unternehmen der Kontron-Gruppe, das sich auf Hardware spezialisiert hat. Ich bin seit 16 Jahren dabei und seit 10 Jahren mit dem Thema IoT beschäftigt.

Heute sprechen wir über den Maschinen- und Anlagenbau und wie dieser digitale Services, auch im Rahmen gesetzlicher Anforderungen, aufsetzen und nutzen kann. Wir haben dazu ein Beispiel von der Firma VOLLMER mitgebracht, einem Schleifmaschinenhersteller, wenn ich es richtig im Kopf habe. Dann starten wir direkt. Könnt ihr kurz erzählen, wie diese Runde zustande gekommen ist? Wir sehen hier die Logos von Kontron und Kontron AIS. Wie hängt ihr zusammen und warum sitzt ihr heute hier zusammen?

Vanessa

Ja, im Grunde haben wir einfach unsere Stärken zusammengelegt. Wir beschäftigen uns schon seit Jahren mit diesen Themen – Hardware und Software – auf unterschiedlichen Ebenen. Ich glaube, nur durch diese Kombination können wir starke Lösungen für Kunden im Maschinenbau schaffen. So sind wir letztlich über den Kunden zusammengekommen.

Sehr schön. Vielleicht zur kurzen Einordnung: Kontron AIS ist ja eher auf der Software-Seite tätig. Kannst du kurz erklären, was genau die AIS macht und was Kontron insgesamt abdeckt?

Vanessa

Kontron AIS entwickelt hauptsächlich industrielle Software – von Maschinensteuerung über komplexe Anlagen, die Produktionsprozesse automatisieren, bis zur Fabrikautomatisierung. Aktuell sind wir auch im Bereich Edge Devices, speziell beim Thema Device Management, tätig.

Holger, möchtest du das ergänzen?

Holger

Gerne. Ich kann für zwei Unternehmen sprechen, die Kontron-Gruppe und Kontron Electronics. In der Kontron-Gruppe decken wir von kleinen Embedded-Lösungen bis hin zur Server-Hardware auf Elektronikseite alles ab. Bei Kontron Electronics sind wir spezialisiert auf ARM-Hardware und Embedded Software. So ergänzen sich unsere beiden Unternehmen gut. Wir sind seit 2018 Teil der Kontron-Gruppe, Kontron AIS kam 2019 dazu. Wir haben früh die Mehrwerte unserer Zusammenarbeit erkannt. Diese Kombination ist auch eine strategische Entwicklung, um ein umfassendes Leistungsspektrum anzubieten, das Kunden den maximalen Nutzen bringt. Im IoT-Bereich arbeiten wir daher eng zusammen.

Sehr schön. Mich interessieren immer Praxisbeispiele. Ihr habt heute das Beispiel mit der Firma VOLLMER mitgebracht. Die Besucher hier sehen oben ein Bild der Maschine, daneben ein Gateway von euch und einige Technologien. Könnt ihr uns erzählen, worum es in dem Projekt mit VOLLMER geht?

Holger

Zu VOLLMER kann ich sagen: Unsere Firma existiert seit 30 Jahren, und VOLLMER ist seitdem Kunde bei uns – sie haben die Kundennummer 2. Das IoT-Thema haben wir gemeinsam etwa 2017 begonnen und dabei viel dazugelernt. Anfangs haben wir mit individueller Hardware und Software einer ehemaligen Schwesterfirma zusammengearbeitet. Gemeinsam haben wir dann die Entwicklungsstufen durchlaufen, so dass VOLLMER heute auf unsere Standardprodukte setzt, die wir zusammen mit der Software von Kontron AIS als Bundle anbieten. Seit 30 Jahren sind wir Steuerungshersteller und Partner von VOLLMER – das geht schon in Richtung einer freundschaftlichen, generationenübergreifenden Beziehung. So haben wir VOLLMER auch auf dem Weg der Digitalisierung und des IoT begleitet.

Du erwähnst die Digitalisierung: Viele Maschinenbauer gehen jetzt den Weg, ihren Maschinen digitale Schnittstellen zu geben und digitale Services für ihre Kunden zu entwickeln. Was genau habt ihr mit VOLLMER im Bereich Digitalisierung umgesetzt und was macht dieses Projekt besonders?

Holger

Vielleicht zum Anfang: VOLLMER hat schon früh, etwa 2016/2017, erkannt, dass sie eine Infrastruktur zur Datenerfassung aufbauen müssen, auch ohne zu wissen, welchen konkreten Mehrwert sie langfristig ihren Kunden bieten würden.

Und Infrastruktur hier heißt direkt beim Kunden vor Ort?

Holger

Genau, bei den Endkunden. Damit sie ihre Maschinen so ausstatten können, dass sie sicher vernetzt sind und Rechenleistung am Edge bereitstellen. So können im Laufe der Zeit Applikationen entwickelt werden, die echten Mehrwert schaffen und heute erfolgreich vermarktet werden.

Vanessa

Ich denke, VOLLMER hat früh erkannt, dass viele der Sensordaten, die in ihren Maschinen erfasst werden, von den Endkunden gar nicht genutzt werden. Diese Daten liefern jedoch wertvolle Einblicke in die Produktionsprozesse und ermöglichen es, daraus zu lernen – sowohl in der Entwicklung als auch für den Kunden, um beispielsweise Ausfälle zu vermeiden. VOLLMER hat diese Lücke gesehen und wollte ein Tool oder einen zusätzlichen Service schaffen, um die ungenutzten Daten verfügbar zu machen und dadurch einen echten Mehrwert zu generieren.

Genau, du sprichst von Mehrwertgenerierung. Welche typischen Use Cases setzt VOLLMER für ihre Kunden um, oder was haben sie im Visier? Kannst du uns dazu mehr erzählen?

Vanessa

VOLLMER hat zunächst eine Gateway-Lösung als Einstiegspaket entwickelt und darauf eine Plattform namens IoT Hub aufgebaut, die verschiedene Applikationen und Services anbietet. Sie haben eine Schnittstelle, OPC UA, definiert, um alle Daten erfassen und in der IoT-Plattform visualisieren zu können. Darauf aufbauend gibt es noch eine Art Notifikationsservice, der bei Änderungen an der Maschine Benachrichtigungen auslöst, damit man schnell reagieren kann. Aber VOLLMER hat weitergedacht: Wenn diese Daten weiterverarbeitet werden, möchten sie auch Updates bereitstellen können und sicherstellen, dass die Firmware auf dem Gerät aktuell ist. Sie wollen also nicht nur die Maschinen auf dem neuesten Stand halten, sondern dem Kunden kontinuierlich Updates bereitstellen – und hier kommen wir mit unserer Lösung ins Spiel.

Verstehe. Wir sehen oben schon, dass Docker-Container eine der verwendeten Technologien sind. Bevor wir zur Technologie selbst kommen, lass uns über die Herausforderungen und die Vision von VOLLMER sprechen. Welche neuen Herausforderungen stehen für VOLLMER als Maschinenbauer im Raum? Geht es nur um die Updates, oder gibt es auch geschäftliche Themen?

Holger

Ein Maschinenbauer wie VOLLMER steht heute vor verschiedenen Herausforderungen. Zum einen möchten sie moderne Geschäftsmodelle anbieten, haben aber eine sehr langlebige installierte Basis im Feld. Das bedeutet, dass in den nächsten Jahren viel Nachrüstgeschäft ansteht, um ältere Maschinen internetfähig zu machen. Remote-Services sind zwar seit Jahren ein Thema, doch viele Anwender trennen lieber das Netzwerk und schließen es nur für eine gezielte Remote-Diagnose an. Um in den kontinuierlichen und sicheren Betrieb überzugehen, sind zahlreiche Maßnahmen nötig, insbesondere die Bereitstellung sicherer Lösungen – das ist die infrastrukturelle Seite. Zudem müssen der Update- und Patch-Service über Jahre und Jahrzehnte hinweg zuverlässig gewährleistet sein. Zusätzlich ist es notwendig, außerhalb der Maschine – da diese oft zertifiziert ist – eine separate Recheneinheit bereitzustellen, auf der Applikationen laufen können. Diese Applikationen verarbeiten und analysieren Daten, ziehen wertvolle Schlüsse und schaffen so einen zusätzlichen Mehrwert für den Endkunden, was zugleich ein Geschäftsmodell für VOLLMER darstellt.

Das heißt, der geschäftliche Use Case dreht sich um neue Geschäftsmodelle und die Erfassung von Daten – klassische Anwendungsfälle wie Condition Monitoring, Flottenmanagement oder Asset Management. Also zu wissen, wo welche Maschine steht, in welchem Zustand sie sich befindet und wie sich Ausfälle überwachen lassen. Technisch gesehen geht es um die Datenerfassung und das Bereitstellen von Updates. Darum geht es letztlich in diesem Projekt, oder?

Vanessa

Genau. Ich würde sogar noch weitergehen. Sicherheit spielt für VOLLMER als Hersteller eine zentrale Rolle, aber auch für die Betreiber, die die Maschinen einsetzen. Mit den steigenden Sicherheitsstandards wird auch die Absicherung der Lieferkette immer wichtiger. VOLLMER ist Teil dieser Lieferkette und trägt Verantwortung. Wir als Zulieferer sind ebenfalls in der Lieferkette involviert, da wir Hardware und Software liefern. Alle Beteiligten müssen ihren Beitrag leisten. Es ist sinnvoll, dass VOLLMER hier schon zukunftsorientiert plant und die Infrastruktur entsprechend aufsetzt. Als Lieferant möchten wir unsere Produkte so gestalten, dass wir einen wesentlichen Beitrag dazu leisten können.

Das greife ich gerne auf, denn Sicherheit ist ein wichtiges Thema, das auch durch die EU getrieben wird. Wir sprechen hier etwa über NIS2. Könnt ihr darauf eingehen? NIS2 ist eine EU-Verordnung, die Cyber-Sicherheit regelt und bestimmte Anforderungen vorgibt. Welche Herausforderungen bringt NIS2 für eure Kunden mit sich?

Holger

Die erste Herausforderung ist, überhaupt zu wissen, dass es NIS2 gibt und welche Verantwortungen damit verbunden sind. Gerade kleinere Mittelständler sind oft nicht auf dem aktuellen Stand, was die Vorschriften betrifft – das trifft zwar auf VOLLMER nicht zu, aber im Allgemeinen ist es eine Know-how-Frage, da mit allen Vorschriften Schritt zu halten. Wir sehen es als unsere Aufgabe, unsere Kunden zu informieren und ihnen aufzuzeigen, welche Pflichten sie haben. Global gesehen geht es darum, sichere Netzwerke zu betreiben, Schäden durch Hackerangriffe zu minimieren und als Geschäftsführer die persönliche Verantwortung zu tragen, den Stand der Technik umzusetzen und alle möglichen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Diese Verantwortung liegt sowohl bei den Endkunden als auch bei den Maschinenherstellern, die sichere Maschinen verkaufen oder ihre installierte Basis absichern müssen, wenn sie digitale Services anbieten und damit potenziell in das Kundennetzwerk eindringen. Denn damit werden eventuell Schwachstellen kreiert, die abgesichert werden müssen.

Das ist ein wichtiger Punkt. Für alle, die zuhören und sich mit NIS2 befassen möchten, lohnt sich vielleicht ein Besuch bei euch am Stand in Halle 7. Dort könnt ihr tiefer ins Thema einsteigen, da NIS2 doch sehr komplex ist. Ich habe auch schon mal eine Podcast-Folge dazu gemacht – abonniert gerne und hört dort rein.

Holger

Ein zusätzlicher Punkt, der uns auf der Hardware-Ebene beschäftigt: Wir liefern nicht nur Hardware, sondern auch ein Betriebssystem dazu. Früher war das ein simples Linux, jetzt ist es ein KontronOS – ein gehärtetes Linux-Derivat, das wir speziell konfiguriert haben. Wir sind verpflichtet, über Jahre hinweg einen Update- und Patch-Service anzubieten, um die Geräte, die damit ausgestattet sind, sicher im Betrieb zu halten, bzw. im Betrieb sicher zu halten.

Vanessa

Neben der Netzwerksicherheit, die Holger erwähnt hat, spielt auch die Sicherheit der Programme und der Gesamtanlage eine große Rolle. Hier geht es um Risikomanagement: Wie implementiere ich Patches, führe Sicherheits-Scans durch und kläre den Endkunden über die Risiken auf? Dokumentationen, wie etwa die sogenannte SBOM, sind essenziell. Viele dieser Bereiche sind recht komplex, und wir versuchen, in jedem Bereich grundlegende Funktionalitäten und Services bereitzustellen.

Ich würde gerne noch auf einen Punkt eingehen, nämlich das Thema Sicherheitsupdates und wie diese auf die Geräte gespielt werden. VOLLMER hat wahrscheinlich Hunderte von Maschinen im Einsatz. Wie lief das bisher ab? Denn in der Regel muss ein Servicetechniker vor Ort fahren, eventuell mit USB-Sticks arbeiten, um ein Gerät zu updaten. Könnt ihr uns ein bisschen darüber erzählen, warum das nicht ideal ist und wie Firmen das heute machen?

Holger

Wenn wir an die Anfänge der Geschäftsbeziehung mit VOLLMER zurückdenken, sprechen wir von Zeiten, in denen EPROMs in Röhren verpackt und weltweit verschickt wurden, um Updates in die Steuerungen einzuspielen. Das ist natürlich längst Vergangenheit. Heute sind wir so weit, dass Tools von Kontron AIS wie KontronGrid – eine Device-Management-Software – zum Einsatz kommen. Dadurch muss man nicht mehr vor Ort mit USB-Sticks arbeiten oder einzelne Maschinen manuell updaten. Stattdessen kann die gesamte Flotte zentral verwaltet werden, sodass gezielte Updates in bestimmten Regionen oder in einer Testgruppe durchgeführt werden, bevor sie weltweit ausgerollt werden. Alle Selektionsmöglichkeiten stehen zur Verfügung, um das Management effizient und arbeitsarm von zentraler Stelle aus durchzuführen.

Vanessa

Genau, und es läuft nicht mehr auf Zuruf, sondern ist viel reaktionsschneller und flexibler. Man kann Updates zunächst an kleineren Gerätegruppen testen und sicherstellen, dass alles einwandfrei funktioniert. Der Kunde hat zudem die Kontrolle, Updates dann einzuspielen, wenn es in den Produktionsprozess passt, was Stillstandszeiten und Unterbrechungen reduziert. Das ist ein großer Vorteil für eine bessere Planung.

Holger

Wir haben außerdem alle Fallback-Mechanismen installiert, also ein Zweipartitionssystem, das das laufende System schützt, bis das neue Update vollständig ausgepackt, verifiziert und gestartet ist. So ist sichergestellt, dass keine Geräte im Netzwerk verloren gehen.

Das heißt, mein Eindruck ist, man möchte die manuelle Überprüfung vor Ort digitalisieren und Updates einfach digital einspielen. Das hat natürlich auch mit dem Use Case der Ausfallzeiten zu tun. Condition Monitoring ermöglicht es ja, bestimmte Probleme vorherzusehen, bevor sie auftreten. So können Sicherheits- und Software-Updates, diese Patches, die ihr eben angesprochen habt, laufend eingespielt werden. Wenn Updates nicht zeitnah erfolgen, entstehen Sicherheitslücken, durch die verschiedene Arten von Cyberangriffen möglich sind – was viel Zeit und, im schlimmsten Fall, erhebliche Schäden verursachen kann.

Holger

Genau, mit unseren Tools können die Kunden Updates automatisiert und zeitnah ausspielen, wodurch Sicherheitslücken minimiert werden.

Vanessa

Ein weiterer Vorteil ist, dass man einen besseren Überblick über die gesamte Flotte erhält. Oft fehlen Informationen darüber, wie es der installierten Flotte und ihren Anwendungen geht. Häufig hat man keinen ganzheitlichen Einblick. Unser Tool hilft auch, die Koordination im Remote-Support zu verbessern, besonders wenn mehrere Experten gleichzeitig an einem Servicefall arbeiten müssen. Damit können wir schneller und effizienter Lösungen für den Kunden finden.

Da wir hier auf der Messe sind und ihr eure Produkte präsentiert, könntet ihr genauer erläutern, welche Lösungen VOLLMER einsetzt, um diese Use Cases und Herausforderungen zu bewältigen?

Holger

VOLLMER nutzt die Box, die oben zu sehen ist – ein kleiner, AMX-basierter Linux-Rechner, ausgestattet mit dem KontronOS und einer Docker Compose Infrastruktur. Diese Kombination ermöglicht es, die von VOLLMER gewünschten Funktionen zu realisieren, und auch eure Tools kommen dabei zum Einsatz.

Vanessa

Genau, wir haben auf dem Edge-Gerät einen Agenten installiert, der die Verbindung zur Cloud herstellt. Das Device Management ist Cloud-basiert und übernimmt die Verwaltung. Wenn das Gerät registriert ist und dort auftaucht, habe ich einen Überblick über alle Geräte und kann Stammdaten einsehen. Zudem werden alle Applikationen, die VOLLMER entwickelt hat, wie die Überwachung der Monitoring-Daten zur besseren Steuerung der Produktionsprozesse und zur Verbesserung der Betriebssicherheit, als Docker-Container abgebildet. So sehe ich, welcher Docker-Container auf welchem Gerät installiert ist und kann diese Anwendungen auch nach Bedarf updaten. Das Betriebssystem, das auf der Firmware läuft – das KontronOS – bildet die Basis für den sicheren Betrieb der Applikationen. Es können keine unvorhergesehenen Updates stattfinden und es nutzt ein Yocto-Linux-basiertes Betriebssystem. Zusätzlich haben wir redundante Partitionen eingebaut, um Fallback-Mechanismen sicherzustellen. Auf dieser Grundlage können Applikationen beliebig erweitert werden.
Eine Integration mit Docker Compose ist ebenfalls möglich, was den Build-Prozess der Container-Applikationen vereinfacht. Dies ist besonders nützlich für VOLLMER, da die Softwareabteilung dort bereits Erfahrung mit Docker Compose hat und diese Arbeitsweise beibehalten möchte. Es macht daher Sinn, diese Flexibilität zu gewährleisten und den Prozess zu erleichtern.

Zusammengefasst haben wir KontronGrid als Hardware und darauf läuft KontronOS als Betriebssystem.

Holger

KontronGrid ist das Device-Management-Tool.

Device Management, genau. Die Datenerfassung erfolgt dann unter anderem über OPC UA, aber eure Geräte unterstützen auch andere Standards, je nachdem, was die Kunden benötigen.

Holger

Um auf deine Frage zurückzukommen, wie unsere Lösung aussieht und was wir auf der Messe zeigen: Derzeit bieten wir Bundles an – vorkonfigurierte Lösungen, die dem Kunden Setup-Kosten sparen. Diese Lösungen sind skalierbar, sowohl in der Rechenleistung als auch in der Architektur der Mikroprozessoren. Wir bieten ARM-basierte und x86-basierte Lösungen, skalierbar je nach den Anforderungen der Applikationen, die der Kunde ausführen möchte. Alles wird mit dem KontronOS geliefert, das die Lücke zwischen Open Source und einem verlässlichen Update-Service schließt. Unser Hauptziel ist es, eine sichere und regelmäßig aktualisierte Lösung anzubieten. Dazu kommt die Hardware, die fertig konfiguriert und einsatzbereit beim Kunden ankommt.

Sehr gut. Nun vielleicht zwei abschließende Fragen. Die erste geht in Richtung Datenanalyse. VOLLMER hat ja ein eigenes Geschäftsmodell aufgebaut und bietet ein Starter-Kit für ihre Kunden an. Macht ihr auch die Datenanalyse, also läuft diese über KontronGrid, oder wird das von VOLLMER mit einer eigenen Software gelöst?

Vanessa

In diesem Fall übernimmt VOLLMER die Datenanalyse selbst. Sie haben ihre eigene IoT-Plattform geschaffen und nutzen Node-RED für die Auswertungen. Theoretisch könnten wir das aber auch übernehmen. Wir haben ein zusätzliches Produkt, das mit KontronGrid interagieren kann. Das funktioniert wie eine modulare Plattform, die beispielsweise für Telemetriedaten-Analysen oder maschinenbezogene Korrelationen erweitert werden kann.

Super, und eine letzte spannende Frage: Welche Best Practices oder Dinge, die man vermeiden sollte, könnt ihr aus diesem Projekt mit VOLLMER teilen? 

Holger

Der Weg mit VOLLMER war lang, und wir haben beide viel daraus gelernt.

Das ist ja auch eine Partnerschaft.

Holger

Genau, eine Partnerschaft. Die Erkenntnisse, die wir dabei gewonnen haben, wären heute vielleicht gar nicht mehr so aktuell. Jetzt sind wir an einem Punkt, an dem wir fertige Bundles anbieten können. Der wichtigste Punkt ist: Man muss einfach anfangen und eigene Erfahrungen sammeln. Die nötigen Tools stehen bereit und sind sofort und unkompliziert einsetzbar. Beim Arbeiten mit dieser Infrastruktur entstehen oft erst die Ideen für die Mehrwerte, die zuvor vielleicht gar nicht erkennbar waren. Durch die praktische Nutzung erkennt man die zusätzlichen Möglichkeiten.

Und es ist sicherlich auch wichtig, auf neue Technologien zu setzen, wie Docker-Container, um Skalierbarkeit zu erreichen. Jetzt sind es Hunderte von Maschinen, bald könnten es mehr sein. Auch solche technologischen Learnings lassen sich daraus ziehen. Dafür seid ihr als Partner ja da, um diese Best Practices einzubringen.

Vanessa

Absolut, und auch unsere Kernkompetenz liegt in der Integrationsleistung und der Individualität, die wir auf Hardware-Ebene und durch unser Know-how in der Datenerfassung und -verarbeitung bieten können. Auch die Offenheit beider Partner, neue Wege zu gehen, war entscheidend. Wir haben kontinuierlich auf die Bedürfnisse des Kunden gehört, was dazu führte, dass wir Docker Compose integriert haben – eine Lösung, die ursprünglich gar nicht auf unserem Radar war. Diese Flexibilität hat uns beide weitergebracht und letztlich die Mehrwerte geschaffen.

Holger

Ein entscheidender Punkt ist auch das Zusammenwachsen von IT und OT, wo oft unterschiedliche Welten aufeinandertreffen. Bei uns ist das anders, da wir die Sprache unserer Kunden sprechen und sie seit Jahren in der Automationstechnik begleiten. Wir haben ein tiefes Verständnis für ihre Maschinen und ihr Geschäft, was es uns erleichtert, verschiedene Kunden zu unterstützen – nicht nur Maschinenbauer, sondern auch Gebäudetechniker, Gerätebauer und Medizintechniker. Da wir ihre Anwendungen gut kennen, treten wir nicht als reine IT-Experten auf, die die spezifischen Bedürfnisse des Kunden nicht verstehen, sondern bringen fundiertes Wissen über ihre Anforderungen mit.

Ihr habt ja auch viele verschiedene Kunden und auch online zahlreiche Referenzen. Jeder Kunde bringt andere Anforderungen mit, aber eure Produkte sind für verschiedenste Use Cases anwendbar. Eine letzte Frage: Was ist in Zukunft geplant? Ihr habt von einer langen Partnerschaft gesprochen. Was ist für nächstes Jahr geplant? Könnt ihr uns da schon ein bisschen Einblick geben?

Holger

Was VOLLMER plant, bleibt vertraulich – das ist Sache des Kunden. Für uns selbst haben wir jedoch bestimmte Technologien auf der Agenda, darunter 5G-Kommunikation und Künstliche Intelligenz, KI. Wir werden unsere Edge-Devices weiter ausrüsten. Kontron bietet bereits eigene 5G-Lösungen und hat die Kompetenz, 5G-Campusnetze einzurichten. Wir beschäftigen uns intensiv mit KI und haben die entsprechenden Prozessoren, um Produkte mit diesen Fähigkeiten anzubieten.

Sehr schön.

Vanessa

Ich glaube, wir werden noch modularer werden. Neben Docker-Container-Verwaltung und Update-Fähigkeiten des Betriebssystems gehen wir in Richtung Bootloader- und BIOS-Ebene, um systemgeschützt sicherzustellen, dass das richtige Betriebssystem auf dem richtigen Gerät läuft. Solche Kompatibilitätstests ermöglichen mehr Sicherheit. Außerdem werden wir uns weiter öffnen und Alternativen zu Docker anbieten, um den Kunden mehr Flexibilität bei der Entwicklung und dem Deployment zu garantieren.

Sehr schön, das klingt vielversprechend. Ich freue mich, wenn wir bald ein Update dazu bekommen. Herzlichen Dank an euch – ich fand das Gespräch sehr spannend und danke, dass ihr diesen Case mitgebracht habt. Es ist nicht selbstverständlich, dass Kunden die Freigabe erteilen, darüber zu sprechen. Also ein wirklich spannender Kundencase von vielen, die ihr habt. Für alle, die live zuhören, werde ich eure Kontaktdaten in den Show Notes verlinken. Vielen Dank, dass ihr dabei wart! Und ich übergebe das letzte Wort an euch. Vielen Dank von meiner Seite!

Holger

Vielen Dank, dass wir hier sein konnten und unsere Ideen und Aktivitäten präsentieren durften. Ich kann nur alle ermuntern, die sich mit IoT beschäftigen und Unterstützung benötigen: Besuchen Sie gerne unseren Messestand. Wir haben viel zu zeigen und zu sagen und freuen uns auf neue Kooperationen.

Vanessa

Dem kann ich mich nur anschließen – kommen Sie vorbei. Wir freuen uns auf den Austausch, möchten Neues lernen und vor allem verstehen, was die aktuellen Herausforderungen sind. Ein großer Dank geht auch an VOLLMER, dass sie uns diese Möglichkeit gegeben haben – das zeigt das gegenseitige Vertrauen. Vielen Dank, Madeleine!

Dankeschön!

 

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.

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Ing. Madeleine Mickeleit

Host & Geschäftsführerin
IoT Use Case Podcast