In der 162. Folge des IoT Use Case Podcasts spricht Gastgeberin Ing. Madeleine Mickeleit mit Markus Eibl, Produktmanager bei UNTHA shredding technology, über die Digitalisierung im Maschinenbau und datenbasierte Wartung. UNTHA entwickelt industrielle Zerkleinerungsmaschinen und setzt auf das eigene Kundenportal MyUNTHA, um Maschinenzustände transparent zu machen, Wartungsprozesse zu digitalisieren und Ersatzteilmanagement zu vereinfachen. Wir sprechen über die Herausforderungen bei der Aufbereitung hunderter Maschinendaten, den Weg hin zu einer einfachen Ampellogik für Zustandsanzeigen und die Vision, in Zukunft über einen eigenen App Store digitale Services flexibel bereitzustellen.
Folge 162 auf einen Blick (und Klick):
Podcast Zusammenfassung
In dieser Folge geht es um die Digitalisierung im Maschinenbau und die Frage: Wie lassen sich teure Produktionsausfälle vermeiden?
Die Ausgangslage:
Industrieschredder von UNTHA verarbeiten bis zu 50 Tonnen Material pro Stunde. Ein ungeplanter Stillstand verursacht enorme Kosten. Oft sind es Verschleißteile oder Störungen, die klassische Wartungsintervalle nicht rechtzeitig erkennen.
Die Herausforderungen:
- Maschinen liefern über 100 Messwerte – doch wie lassen sich diese auf verständliche Handlungsempfehlungen reduzieren?
- Wartungsprozesse sind oft ineffizient, die Ersatzteilbeschaffung unübersichtlich.
- Unterschiedliche digitale Reifegrade der Kunden: vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum internationalen Recyclingkonzern.
Die Lösung:
Das Kundenportal MyUNTHA von UNTHA bündelt drei Module:
- GENIUS: Condition Monitoring und Reporting in Echtzeit.
- Wartungsmanager: Digitale Wartungspläne mit Erinnerungen und Anleitungen – auch für ungeschultes Personal.
- Ersatzteilkatalog mit 3D-Modellen: Bauteile identifizieren und direkt bestellen.
Künftig werden diese Module noch stärker vernetzt — vom Zustandswert direkt zur Handlungsempfehlung und Ersatzteilbestellung.
Der Ausblick:
Ein eigener App Store für flexible Zusatzfunktionen und perspektivisch ein KI-gestützter Service Desk, um Support-Prozesse weltweit zu optimieren.
Learnings von UNTHA:
- Keep it simple – in Pricing, Kommunikation und Benutzerführung.
- Monitoring ist entscheidend für Weiterentwicklung.
- Digitalisierung gelingt nur, wenn alle Prozesse reibungslos zusammenspielen.
Jetzt reinhören und erfahren, wie datenbasierte Wartung deinen Maschinenbetrieb zukunftssicher macht!
Podcast Interview
Wenn ein Industrieschredder mit 40 Tonnen Durchsatz pro Stunde ausfällt, wird’s richtig teuer. Ob wegen einer unscheinbaren Kleinigkeit oder einer bestimmten Komponente — wisst ihr, welche eurer Maschinen kurz vor dem Ausfall stehen und warum?
In dieser Folge spreche ich genau darüber mit Markus Eibl, Produktmanager bei UNTHA shredding technology. Das Unternehmen kommt aus dem Maschinenbau und hat ein eigenes Kundenportal entwickelt, mit dem sich unterschiedlichste Use Cases lösen lassen.
Wir sprechen darüber, warum klassische Wartungszyklen oft ineffizient sind und was besser funktioniert, wie man hunderte Maschinendaten auf eine einfache Ampellogik herunterbricht und wie digitales Ersatzteilmanagement für Anwender konkret funktioniert.
Zum Schluss geht es noch um das Thema App Store für die Maschinenwartung und wie das den Markt verändern könnte.
Hört jetzt rein, bevor euer nächster ungeplanter Stillstand richtig teuer wird.
Alle Infos zur Umsetzung wie immer unter www.iotusecase.com. Viel Spaß!
Herzlich willkommen, Markus. Schön, dass du heute dabei bist. Wie geht’s dir? Wo erreiche ich dich?
Markus
Hallo Madeleine, vielen Dank für die Einladung. Du erreichst mich in Kuchl, südlich von Salzburg, etwa eine halbe Stunde entfernt. Dort ist unser Headquarter von UNTHA shredding technology. Ich freue mich auf den Podcast mit dir.
Schöne Grüße nach Österreich! Wo sitzt ihr in Salzburg mit UNTHA? Habt ihr dort auch eine Fertigung? Oder wie muss man das vor Ort verstehen?
Markus
Ja, das ist unser Headquarter, wo wir den Großteil unserer Maschinen fertigen. Wir haben einen hohen Eigenfertigungsanteil und weitere Standorte in Österreich sowie Vertriebs- und Serviceniederlassungen weltweit.
Ich freue mich, dass du heute dabei bist. Wir hatten ja schon einmal eine Folge — Folge 55 — mit deinem Kollegen. Jetzt bin ich gespannt auf deine Einblicke. Vielleicht kannst du später auch ein paar persönliche Erfahrungen teilen. Erzähl doch kurz zu deiner Rolle: Du bist Produktmanager bei UNTHA und warst vorher bei Liebherr. Wie lange bist du jetzt schon bei UNTHA?
Markus
Ich bin seit über fünf Jahren bei UNTHA und habe in der Entwicklung begonnen, bei Robert, der auch schon bei dir im Podcast war. Relativ schnell hat sich gezeigt, dass es neben den technischen Anforderungen noch viele weitere Aufgaben gibt. Deshalb bin ich ins Produktmanagement gewechselt und verantworte dort die digitalen Produkte und Services. Dazu gehört unter anderem das Kundenportal MyUNTHA, für das wir kürzlich ein umfangreiches Update umgesetzt haben. Außerdem beschäftige ich mich intensiv mit digitalen Geschäftsmodellen rund um das Kundenportal und der Frage, wie wir diese Produkte bestmöglich zum Kunden bringen.
Spannend! Darauf würde ich später gern noch eingehen, denn fünf Jahre im Digitalisierungsbereich bringen sicher viele interessante Erfahrungen mit sich. Vielleicht starten wir aber erst mit einer kurzen Vorstellung von UNTHA. Ihr seid führender Hersteller von industriellen Zerkleinerungsmaschinen. Da fragt man sich: Was hat das mit Digitalisierung zu tun? Vielleicht kannst du kurz euer Kerngeschäft beschreiben, ein paar Kennzahlen nennen und erklären, wer eure Kunden sind.
Markus
Gern. Wie der Name schon sagt, wir bauen Schredder — Zerkleinerungslösungen, die Materialien zerkleinern und für nachgelagerte Prozesse wiederaufbereiten. Unsere Maschinen liefern wir weltweit und beschäftigen rund 500 Mitarbeiter. Unser Produktspektrum ist sehr breit: Die kleinsten Maschinen haben die Größe eines Tisches, die größten wiegen bis zu 40 Tonnen und passen gerade noch auf einen LKW. Unsere Kunden reichen vom kleinen Tischler, der Holzabfälle zerkleinert und anschließend verheizt, bis hin zu großen Recyclingunternehmen, die Müll in einzelne Bestandteile trennen und so sekundär Ersatzbrennstoffe gewinnen.
Super spannend. Kannst du ein bisschen erklären, wie eure Kunden arbeiten? Du hast ja ein paar Beispiele genannt — etwa in der Papierindustrie, wo Papierabfälle zerkleinert werden. Was passiert dann mit diesen Abfällen? Wie funktioniert der Markt? Gibt es grobe Kennzahlen, zum Beispiel Kosten pro Tonne oder Betriebskosten für eine Tonne Müll? Hast du da Einblicke?
Markus
Das lässt sich schwer pauschal beantworten, da es sehr unterschiedlich ist. Für den Tischler ist der Schredder eher ein notwendiges Übel, um die Abschnitte noch verwerten zu können. Bei Recycling- und Abfallunternehmen hingegen ist der Schredder Teil des Geschäftsmodells. Sie kaufen Material für Betrag X ein, bereiten es auf und verkaufen es für Betrag Y weiter — sie leben von dieser Differenz.
Für den Tischler ist es eine Pflicht, für das Recyclingunternehmen ein Produkt.
Markus
Genau, entweder als Sekundärrohstoff oder als Ersatzbrennstoff, der thermisch verwertet wird. Gerade bei großen Recyclingunternehmen spielt Digitalisierung eine wichtige Rolle. Dort haben wir hohe Durchsätze — eine unserer großen Maschinen verarbeitet 40 bis 50 Tonnen pro Stunde und ist in eine komplette Anlage mit Förderbändern integriert. Die Maschinen müssen zuverlässig und kontinuierlich laufen. Der Hebel für Digitalisierung ist hier entsprechend groß. Wir starten daher bei diesen großen Unternehmen, werden aber schrittweise auch kleinere Maschinen und Kunden mit unseren digitalen Lösungen bedienen.
[07:11] Herausforderungen, Potenziale und Status quo – So sieht der Use Case in der Praxis aus
Ihr seid ja schon länger im Bereich Digitalisierung aktiv. Was ist eure Vision rund um IoT und Daten — für euch und für eure Kunden?
Markus
Unsere Vision steckt im Slogan unseres Kundenportals: „Make your business easier.“ Wir wollen eine Plattform schaffen, die die Arbeit unserer Kunden erleichtert — und auch die unserer Vertriebs- und Servicepartner. Das Portal soll alle Informationen und Funktionen bieten, die für den Betrieb unserer Maschinen benötigt werden, und gleichzeitig unsere Niederlassungen bestmöglich unterstützen. Im Grunde: „Make our business easier“ — beide Seiten sollen profitieren.
Wenn wir über Mehrwerte sprechen: Hast du konkrete Beispiele, welche Bedarfe eure Kunden haben? Letztlich ist ein Investment in Digitalisierung immer eine Entscheidung — beispielsweise in MyUNTHA als Portal. Auch wenn der Return on Investment nicht sofort sichtbar ist, muss es ja einen klaren Nutzen geben. Welche Learnings aus den letzten Jahren kannst du teilen? Wo haben eure Kunden wirklich Zeit und Geld verloren, weil Daten nicht verfügbar waren oder digitale Lösungen gefehlt haben?
Markus
Die Anforderungen sind sehr unterschiedlich. Das Management oder der Betriebsleiter möchte die Prozesse im Blick behalten — dafür bieten wir ein Reporting, mit dem er am Ende der Woche sieht, ob die Maschine performt oder nicht. In der Instandhaltung geht es mehr um die Dokumentation aller Wartungen, einen sauberen Überblick und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Genau diese Themen adressieren wir aktuell mit dem Update unseres Kundenportals. Später können wir gerne noch auf die Apps eingehen, die wir dafür anbieten.
Wenn wir über Messwerte sprechen — hast du ein Beispiel von einem Kunden?
Markus
Unsere Großmaschinen erfassen bis zu 100 Messwerte. Die Herausforderung besteht darin, diese Vielzahl an Daten so aufzubereiten, dass der Kunde am Ende des Tages eine einfache Anzeige bekommt — idealerweise eine Ampel, die zeigt: Alles in Ordnung, es gibt Aufgaben zu erledigen oder es besteht ein kritischer Zustand. Es gibt nicht den einen Messwert, der den Zustand der Maschine beschreibt, sondern viele einzelne Aggregate innerhalb des Schredders, die überwacht werden müssen. Unser Learning aus den letzten Jahren: Wir stellen zwar viele Daten bereit, aber der Kunde kann damit oft wenig anfangen. Deshalb investieren wir aktuell viel Arbeit darin, diese Komplexität zu reduzieren und dem Kunden einfache Tools an die Hand zu geben, mit denen er den Zustand seiner Maschine schnell erfassen kann.
Ich bin keine Expertin für Schredder — kannst du erklären, welche Komponenten darin verbaut sind? Was passiert vor und nach dem Schredder, und was passiert im Schredder selbst? Wie funktioniert so eine Gesamtanlage genau?
Markus
Unser Schredder ist meist Teil einer Gesamtanlage. Vor und nach dem Schredder befinden sich Förderbänder, Siebanlagen und weitere Systeme. Im Schredder selbst gibt es ebenfalls integrierte Förderbänder sowie verschiedene Aggregate, wie Kühlsysteme zur Kühlung des Antriebsstrangs und Hydrauliksysteme zur Betätigung einzelner Achsen. Das bringt natürlich auch entsprechendes Fehlerpotenzial mit sich.
Du hast vorhin Ersatzteile angesprochen. Geht es dabei um Teile von Förderbändern, Kühlsystemen oder ähnlichem? Wie läuft das üblicherweise ab?
Markus
Ja, genau. Mit unserem neuen Ersatzteilkatalog im Kundenportal bieten wir die Möglichkeit, dass Kunden benötigte Komponenten per 3D-Modell identifizieren und direkt bestellen können. Neben Ersatzteilen gibt es auch viele Verschleißteile, die regelmäßig ausgetauscht werden müssen — vor allem rund um das Schneidsystem. Im Schredder gibt es ein oder mehrere Schneidwerke, die durch das Material stark beansprucht werden und daher kontinuierlich gewartet und erneuert werden müssen.
Eure Anlagen laufen seit Jahren in höchster Qualität und möglichst unterbrechungsfrei. Aber Verschleißteile sind natürlich ein Thema, und ihr habt vor- und nachgelagerte Prozesse, die ihr nicht immer steuern könnt. Geht es also darum, Daten zu erfassen, um vorherzusagen, wann etwas ausfällt oder wann man proaktiv eingreifen sollte, um einen Stillstand zu vermeiden?
Markus
Genau, daran arbeiten wir. Für einzelne Aggregate haben wir bereits eine Beta-Version im Einsatz, die genau das vorhersagen soll — nicht nur stur nach Betriebsstunden, sondern basierend auf dem tatsächlichen Zustand des Aggregats.
Bevor wir gleich zur Lösung kommen: Ihr seid ja schon einige Jahre in dem Bereich aktiv. Haben eure Kunden heute schon Zugriff auf diese Daten? Wie funktioniert das genau? Werden die Daten direkt an der Anlage erfasst?
Markus
Ja, wir haben seit Jahren Zugriff auf die Messwerte innerhalb der Maschine. UNTHA hat hier stark in Digitalisierung investiert. In unseren Großmaschinen ist das standardmäßig integriert. Robert hat im letzten Podcast bereits technische Details erklärt: Wir haben ein eigenes Modem und ein Edge Device, in dem die Daten vorverarbeitet und anschließend in die Cloud übertragen werden. Dort werden sie für einen definierten Zeitraum gespeichert und den Kunden zur Verfügung gestellt.
Du hast gerade erwähnt, dass ihr investiert habt. Ihr nutzt ja auch Portale oder Softwarelösungen von Partnern. Mit wem arbeitet ihr da zusammen? Was war euch und euren Kunden bei den technischen Anforderungen besonders wichtig? In welche Bereiche habt ihr genau investiert?
Markus
Unsere wichtigsten Anforderungen an das Kundenportal waren vor allem die Anpassungsfähigkeit — also die Möglichkeit, neue Features wie den Ersatzteilkatalog nahtlos zu integrieren, ohne dass der Kunde etwas merkt. Außerdem war es uns wichtig, die Rechte an der Plattform zu behalten, also auch den Zugriff auf den Source Code zu haben, um unabhängig und zukunftssicher arbeiten zu können.
Mit Rechten meinst du also die Rechte, die euer Software-as-a-Service-Provider euch einräumt? Ihr arbeitet ja, soweit ich weiß, mit elunic zusammen, richtig? Es geht also darum, dass ihr auch die Plattformrechte für das, was ihr einkauft, behaltet.
Markus
Genau, wir wollten die vollen Rechte am gesamten Portal. Mit elunic haben wir dafür einen kompetenten Partner gefunden. Besonders gut gefällt uns, dass elunic selbst ständig neue Lösungen entwickelt und Features out of the box anbietet. Ein Beispiel ist der Wartungsmanager, den wir aus deren Toolbox nutzen und für UNTHA anpassen. Aktuell wird dort auch stark in KI-Bots investiert, und wir hoffen, diese Funktionen zukünftig ebenfalls in unser Portal integrieren zu können.
Schöne Grüße an elunic, falls sie zuhören! Abonniert gerne den Podcast — es kommt bald noch eine Folge speziell zu diesem Thema. Eine wirklich schöne Partnerschaft!
[16:49] Lösungen, Angebote und Services – Ein Blick auf die eingesetzten Technologien
Lass uns jetzt über eure Lösung sprechen. Du hast schon GENIUS und das UNTHA-Portal erwähnt. Kannst du noch mal zusammenfassen, wie euer Portal heißt, was genau die Lösung ist und aus welchen Modulen sie besteht?
Markus
Gern. Unser Kundenportal besteht aus drei Hauptbestandteilen: GENIUS, dem Wartungsmanager und dem Ersatzteilkatalog. Das Portal ist seit rund vier Jahren am Markt. Der Hauptbestandteil war bisher GENIUS — die Maschinenüberwachung, Reporting-Funktionen und ein Modul zur Unterstützung unseres Supports bei der Auswertung von Messwerten.
Neu hinzugekommen sind der Wartungsmanager, mit dem unsere Kunden einen Überblick über alle Wartungen erhalten und genau sehen, wie diese durchgeführt werden sollen. Damit sprechen wir auch den Fachkräftemangel an, indem wir klare Anleitungen bereitstellen, sodass auch ungeschultes Personal Wartungen durchführen kann. Zusätzlich werden Nutzer per SMS oder E-Mail benachrichtigt, wenn eine Wartung ansteht.
Unser größtes Release ist der Ersatzteilkatalog mit einem 3D-Modell. Hier zeigt sich der Nutzen nicht nur für unsere Kunden, sondern auch für unsere weltweiten Vertriebsniederlassungen, die nicht immer Zugriff auf interne Systeme haben. Mit diesem Tool sprechen alle über die gleichen Komponenten und Artikelnummern und haben Zugriff auf Informationen, die vorher nicht verfügbar waren.
Wenn ich das zusammenfasse: Es gibt GENIUS als Condition-Monitoring- und Reporting-Modul, mit dem ich digitale Reports abrufen und erste Auswertungen durchführen kann. Dann gibt es das Wartungsmanagement-Modul, über das ich meine Wartungen planen und steuern kann. Und das dritte Modul ist das neue Ersatzteilmanagement mit dem 3D-Modell, über das ich Ersatzteile identifizieren und nachbestellen kann. Das sind also die drei Hauptbereiche, richtig?
Markus
Genau. Unser Plan für die Zukunft ist es, diese drei Bereiche weiter zu vernetzen. Zum Beispiel soll GENIUS in Zukunft den Hinweis geben, wenn eine Wartung erforderlich ist, basierend auf dem Zustand der Komponenten. Im nächsten Schritt könnten dann im Ersatzteilkatalog direkt die passenden Verschleißteile oder Betriebsmittel angezeigt und bestellt werden.
Also praktisch: Wenn ihr an einer Maschine — etwa am Förderband oder Kühlsystem — anhand der Messdaten erkennt, dass sich ein Wert auffällig entwickelt, würde euer Service-Team in Zukunft aktiv werden und sagen: „Wir empfehlen, dieses Ersatzteil zu tauschen.“ So könnte man es sich also im Praxisbeispiel vorstellen?
Markus
Genau. Der Gedanke ist, digitale Services mit realen Services zu verknüpfen und aus den digitalen Daten ein Rundum-sorglos-Paket zu schnüren, sodass sich der Kunde nicht mehr selbst darum kümmern muss.
Ich würde an der Stelle auch betonen: Es geht wahrscheinlich um korrektive Wartung. Viele sprechen von Predictive Maintenance als großes Buzzword — aber das wirklich umzusetzen, ist die Königsdisziplin. Die Grundlage ist erst einmal korrektive Wartung: also eine Korrekturmaßnahme basierend auf den Daten, die ich sehe, ohne sofort einen Serviceeinsatz auszulösen. Das ist sicher ein Weg, oder? Von Predictive Maintenance zu sprechen, bedeutet ja auch, gemeinsam mit dem Kunden zu lernen und zu entwickeln.
Markus
Absolut. So ein Ampelsystem klingt in der Theorie einfach, aber es stecken viele Messwerte dahinter. Außerdem muss sich das System erst im Feld bewähren. Wir testen aktuell solche Ansätze im Bereich Anomalieerkennung, aber am Ende müssen wir dem Kunden im realen Einsatz beweisen, dass es auch zuverlässig funktioniert.
Macht ihr die Anomalieerkennung mit elunic-Komponenten oder entwickelt ihr das selbst?
Markus
Das entwickeln wir selbst. Das System läuft direkt auf dem Edge Device in der Maschine, um so nah wie möglich am System zu sein und nicht auf die Cloud angewiesen zu sein.
Okay, macht Sinn. Denkt ihr auch in Richtung App Store? Könnte es irgendwann so sein, dass ihr Tools für Kunden bereitstellt oder dass Kunden eigene Entwicklungen anderen zur Verfügung stellen können?
Markus
Ja, tatsächlich arbeiten wir genau daran. Wir haben in den letzten Jahren gemerkt, dass es durch den mehrstufigen Vertrieb oft schwer ist, den Endkunden direkt zu erreichen. Deshalb wollen wir im Kundenportal einen App Store etablieren, der einen sehr einfachen Zugang bietet. Kunden können sich Apps mit wenigen Klicks freischalten und direkt im Portal nutzen. Der Vorteil: Unsere Maschinen sind bereits digitalisiert und senden Daten. So können wir diese Lösungen als Turnkey-Angebote bereitstellen. Kunden können sie zwei bis drei Monate testen und dann selbst entscheiden, ob sie die Anwendung weiter nutzen und bezahlen möchten.
Sehr spannend! Viele Zuhörer kommen aus dem produzierenden Umfeld. Wenn ihr Interesse habt, meldet euch gerne bei Markus — wenn’s für dich okay ist, würde ich dein LinkedIn-Profil in die Shownotes packen. Ich kann mir vorstellen, dass dort spannende Applikationen entstehen und ein Austausch wertvoll wäre. Noch eine Frage: Ist das alles nur für eure eigenen Anlagen gedacht, oder könntet ihr auch andere Schredderanlagen anbinden?
Markus
Aktuell ist es primär für UNTHA-Zerkleinerer gedacht. Im Bereich des Ersatzteilkatalogs spricht aber prinzipiell nichts dagegen, das zu erweitern. Wir haben dort auch Komponenten von unseren Lieferanten integriert, wie etwa Förderbänder, die wir zukaufen. Diese sind vollständig abgebildet, damit der Kunde auch diese Teile finden kann.
Sehr spannend — gerade in Richtung App Store könnte es interessant sein, wenn sich künftig auch eure Vertriebspartner beteiligen und ihre Kompetenzen in mehreren digitalen Lösungen einbringen.
[24:43] Übertragbarkeit, Skalierung und nächste Schritte – So könnt ihr diesen Use Case nutzen
Hast du noch persönliche Erfahrungen aus den letzten fünf Jahren? Gibt es etwas, worauf man besonders achten sollte, oder typische Fallstricke, die man vermeiden kann?
Markus
Ja, definitiv. Ein wichtiger Punkt ist die Komplexität. Unsere Kunden sind sehr unterschiedlich — manche haben einen hohen digitalen Reifegrad, andere stehen noch am Anfang. Mein Learning der letzten Jahre: Man verbringt viel Zeit damit, über digitale Geschäftsmodelle und Preisstrukturen nachzudenken — ob pro Report, pro Login oder anders. Am Ende sind wir immer wieder zu „Keep it simple“ zurückgekehrt: So einfach wie möglich abbilden und abrechnen, um Transparenz zu schaffen und auch intern die Komplexität gering zu halten.
Ein zweiter Punkt ist das Thema Monitoring, das wir lange vernachlässigt haben. Mit dem aktuellen Update haben wir im Backend ein starkes Tool integriert, um den Traffic im Portal zu tracken — einerseits als Nachweis für unser Management, andererseits um zu sehen, was unsere Kunden wirklich interessiert und wo wir das Portal weiterentwickeln können. Das bringt viel mehr Transparenz.
Das heißt, ihr schaut euch die Nutzungsdaten im Portal an und zieht daraus Rückschlüsse für die Produktentwicklung — was man optimieren kann und welche Themen eure Kunden besonders interessieren.
Markus
Genau so ist es.
Sehr spannend! Du hast schon KI angesprochen, es passiert gerade viel bei euch. Worauf dürfen wir uns in nächster Zeit freuen? Woran arbeitet ihr aktuell?
Markus
Wir arbeiten derzeit intensiv an der stärkeren Vernetzung unserer Apps und Features, um den maximalen Nutzen für unsere Kunden zu schaffen. Ein großer nächster Schritt ist der Ausbau eines Service-Desks. Kunden sollen dort Tickets erstellen und auf eine Wissensdatenbank zugreifen können — idealerweise unterstützt durch KI, damit sie schnell und einfach Antworten finden. Gleichzeitig wollen wir die internen Prozesse geradliniger gestalten, sodass beide Seiten — Kunden und interne Teams — davon profitieren.
Das heißt, auch eure internen Teams sollen die Daten integriert nutzen können und gemeinsam daran arbeiten?
Markus
Genau. Besonders wichtig ist das im internationalen Kontext. Wir haben weltweit Service-Niederlassungen, und die Service-Strukturen sind komplex. Mit dem Service-Desk wollen wir Transparenz schaffen, damit wir beispielsweise nachvollziehen können, wie Kunden in Australien betreut werden, und den globalen Service weiter verbessern.
Sehr schön. Wenn ihr Interesse habt, meldet euch gerne direkt bei Markus. Ich packe die Links zu eurem Portal in die Shownotes. Vielleicht gibt es ja auch die Möglichkeit, sich eine Demo anzusehen und live zu erleben, wie das funktioniert. Ich habe es selbst schon gesehen — wirklich spannend, was da möglich ist. Vielen Dank von meiner Seite für die vielen Einblicke! Besonders spannend fand ich, dass wir sowohl über die Anlagen selbst, die verfügbaren Daten und den Business Case für eure Kunden gesprochen haben als auch über konkrete Use Cases, die ihr mit euren Modulen löst — vom Condition Monitoring mit GENIUS über Reporting, Wartungsmanagement bis hin zum neuen Ersatzteilmanagement. Vielen Dank auch für deine Best Practices und die Einblicke aus deiner Perspektive. Danke, dass du heute dabei warst! Das letzte Wort gehört dir.
Markus
Vielen Dank, Madeleine, für die Einladung. Es war definitiv eine spannende Erfahrung. Ich wünsche allen Zuhörern einen schönen Tag.
Danke dir und eine schöne Restwoche! Mach’s gut. Ciao.
Markus
Danke, Madeleine. Ciao!