Wie wirken sich neue EU-Regulierungen auf Unternehmen aus, und welche Rolle spielen standardisierte Produktdaten in der digitalen Transformation? In dieser Folge des IoT Use Case Podcasts spricht Ing. Madeleine Mickeleit mit Thorsten Kroke, Managing Director von ECLASS e.V., und Stefan Willms, CEO von morphe Information Design, über die Herausforderungen und Chancen der European Union Deforestation Regulation (EUDR), die Bedeutung qualitativ hochwertiger und harmonisierter Stammdaten und die Rolle von Standards wie ECLASS für eine zukunftssichere Lieferkette.
Folge 155 auf einen Blick (und Klick):
Podcast Zusammenfassung
Die steigende Relevanz standardisierter Produktdaten stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen – besonders im Kontext der European Union Deforestation Regulation (EUDR). Diese verlangt einen transparenten Nachweis über die Herkunft von Materialien entlang der gesamten Lieferkette, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und regulatorische Anforderungen zu erfüllen.
Ein zentrales Thema der Diskussion ist die Notwendigkeit semantischer Standards wie ECLASS, die eine einheitliche Struktur für Produkt- und Materialdaten schaffen. Fehlen solche Standards, führt das zu ineffizienten Prozessen, manuellem Datenmapping und fehlender Interoperabilität zwischen Systemen. Lösungen wie der Digital Product Passport (DPP) und die Asset Administration Shell (AAS) ermöglichen es, Produktinformationen über den gesamten Lebenszyklus hinweg strukturiert zu erfassen und bereitzustellen.
Neben der Einhaltung regulatorischer Vorgaben ergeben sich für Unternehmen durch den Einsatz standardisierter Stammdaten auch wirtschaftliche Vorteile: Automatisierter Datenaustausch und strukturierte Datencontainer sparen Zeit und Kosten. Die Experten betonen, dass Digitalisierung nicht nur eine Pflichtaufgabe ist, sondern auch eine Chance bietet – insbesondere in Zeiten von Fachkräftemangel, steigenden Effizienzanforderungen und Nachhaltigkeitszielen.
Wer mehr über erfolgreiche Implementierungsstrategien, Best Practices und technische Lösungen erfahren möchte, findet in dieser Folge wertvolle Einblicke aus der Praxis.
Podcast Interview
Für eure Stammdaten, Lifecycle- und Nachhaltigkeitsdaten wie Entsorgungsinformationen oder Materialherkunftsnachweise wird ein digitales Abbild eurer Produkte bald unverzichtbar. Warum? Weil eine transparente und effiziente Lieferkette entscheidend ist – und weil die EU-Verordnung diese Nachweise jetzt vorschreibt.
Das Ganze lässt sich natürlich digital umsetzen. Heute zeigen wir euch praxisnah, wie das funktioniert – anhand der Beispiele POLIPOL und Nolte Küchen. Es geht um Materialien wie Holz, Kautschuk und andere Rohstoffe.
In dieser Podcast-Folge dabei: morphe Information Design, Experten für Produktdatenhandling, vertreten durch Stefan Willms, CEO und Owner. Außerdem ECLASS, eine Non-Profit-Organisation, die den führenden Standard für digitale Produktbeschreibungen entwickelt – vertreten durch Thorsten Kroke, Geschäftsführer.
Wir beantworten für euch:
Was fordert die EU-Verordnung? Wie strukturiert und digitalisiert man diese Daten? Und worauf müsst ihr bei der Umsetzung achten?
Viel Spaß! Alle Infos findet ihr unter www.iotusecase.com. Let’s go!
Herzlich willkommen, Thorsten und Stefan!
Wie geht’s euch, und wo seid ihr gerade unterwegs? Thorsten, fang doch mal an.
Thorsten
Mir geht’s großartig. Wir sind auf einem sehr guten Weg in der Standardisierung, arbeiten eng mit der EU und den Normungsgremien zusammen und sind nah an den Gesetzestexten; aber – deshalb freue ich mich, dich hier wiederzusehen, Stefan – auch im Austausch mit unseren Partnern und Experten aus der europäischen Industrie. Ich habe richtig Bock auf 2025 und bin froh, wieder dabei zu sein.
Sehr schön! Damit sind wir schon mitten im Thema. Hallo auch an dich, Stefan! Wie geht’s dir, und wo bist du gerade?
Stefan
Wir sind auch stark in diesen Bereichen unterwegs, vor allem was Nachhaltigkeit betrifft. Ähnlich wie damals bei Corona bestimmte Schwachstellen sichtbar wurden, offenbaren sich jetzt neue Herausforderungen, insbesondere im Umgang mit Produktdaten. Unser Ziel ist es, diese Lücken zu schließen. Dabei sehen wir die EU nicht als Pflichtveranstaltung, sondern als Chance, alte Themen aufzuarbeiten und Neues zu schaffen.
Schön, dass ihr dabei seid! Bevor wir inhaltlich starten: Wie kommt es, dass ihr beide heute hier seid? Ihr arbeitet schon länger zusammen, oder?
Thorsten
Ich kenne Stefan seit sieben oder acht Jahren, seit meinem Start bei ECLASS. Mit seiner Firma ist er ein hervorragender Experte und ein Bindeglied zwischen Standardisierung und den Anwendern. Ihr macht das großartig! Stefan hat eine hohe Expertise, da er die Anforderungen seiner Kunden aufnimmt und abstrahiert. Außerdem ist er ein toller Typ – kommt vom Niederrhein, was will man mehr?
Sehr schön! Bevor wir in euer Projekt einsteigen, kurz zur Verordnung: Ich beschäftige mich schon länger mit den neuen EU-Regularien und betrachte sie auch aus technischer Sicht – was möglich ist und welche Maßnahmen Unternehmen ergreifen müssen. Einerseits bieten sie enormes Potenzial, andererseits entsteht Handlungsbedarf für Unternehmen.
Die Frage ist nicht nur, was die EU macht, sondern auch, wie Unternehmen und Organisationen für diesen Wandel begeistert und aktiv eingebunden werden können – mit praxisnahen Lösungen. Warum ist das Thema gerade jetzt so relevant? Thorsten, magst du anfangen, oder wer von euch möchte dazu etwas sagen?
Thorsten
Es gibt zwei wesentliche Punkte: Erstens, Europa digitalisiert sich – und saubere Stammdaten sind dabei essenziell. Für einen effizienten Datenaustausch müssen Standards vorliegen, sprich, wir brauchen semantische Standards und standardisierte Transportcontainer. Ein Beispiel: Wie wir auch in anderen Folgen gehört haben, passt ECLASS perfekt in eine AAS, ein BMEcat oder OPC UA – damit sind die Standards abgedeckt.
Der zweite Punkt – und hier kommt Stefan ins Spiel: Eine Entwicklung, die bislang wenig Beachtung gefunden hat, ist die neue EU-Deforestation Regulation. Stefan fragte mich, ob wir das bei ECLASS überhaupt auf dem Schirm haben. Meine ehrliche Antwort war: Nein. Daraufhin meinte er, dass diese Richtlinie einen Großteil der Produkte betrifft und es nicht nur darum geht, gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, sondern auch digitale Potenziale zu nutzen. Aber Stefan, du kannst das viel besser erklären – ich übergebe an dich.
Stefan
Vielleicht zunächst ein paar Worte zu uns: Wir beschäftigen uns seit zwölf, eigentlich schon seit 15 Jahren intensiv mit Produktdaten, seit zwölf insbesondere mit ECLASS. Warum ECLASS? Weil Produktdaten nicht isoliert existieren – sie dienen der Kommunikation.
Wer entlang der Lieferkette kommunizieren will, muss eine gemeinsame Sprache sprechen, sonst wird es schwierig. Und da führt kaum ein Weg an ECLASS vorbei. Ein Produktklassifizierungssystem ist notwendig, um Produktdaten zu standardisieren und austauschen zu können. Unternehmen, die das nicht tun, stehen vor großen Integrationsproblemen, weil sie die Daten aus der Vorlieferkette immer wieder neu anpassen müssen.
Die EUDR bringt hier eine neue Dimension: Historisch ging es vor allem um elektronische Kataloge und den Austausch von Produktdaten. Doch Wir bewegen uns seit Jahren weg von der Katalog- bzw. Modell- oder Typ-Ebene hin zur Instanz-Ebene, und die EWDR dient hier als Einstiegspunkt. Dazwischen kann es bereits eine Entwicklung hin zur Chargenebene geben. Im Beispiel Nolte, das du erwähnt hast, befinden wir uns jedoch klar auf der Instanz-Ebene, da jede Küche eine individuelle Losgröße 1 darstellt – ein hochkomplexes System.
Bevor wir zu den Werkzeugen und Methoden kommen – ihr habt es bereits angesprochen: saubere Stammdaten und Standardisierung. Bevor wir darauf eingehen, möchte ich noch über den Bedarf auf Unternehmensseite sprechen. Im Intro habe ich es bereits angedeutet: Es geht um Transparenz in der Lieferkette und den Nachweis bestimmter Informationen.
Stefan, kannst du erklären, warum das für eure Kunden so relevant ist? Vielleicht anhand der beiden Beispiele – warum müssen Unternehmen solche Nachweise erbringen? Warum ist es unerlässlich, die Herkunft von Materialien korrekt zu dokumentieren?
Stefan
Ein gutes Beispiel aus dem Digital Product Passport, DPP, ist die Entwaldungsverordnung, EUDR. Die EU will sich nicht einfach zurücklehnen und sagen, dass man gegen die Abholzung des Regenwaldes nichts tun kann. Ihr Ansatz: Unternehmen müssen nachweisen, woher ihr Holz stammt, und ob auf der entsprechenden Fläche zuvor Wald stand. Der Fokus liegt darauf, Maßnahmen zu ergreifen, um solche Praktiken nicht weiter zu fördern, sondern ihnen aktiv entgegenzuwirken.
Wenn ich es richtig verstanden habe, steht EUDR für European Union Deforestation Regulation – also die EU-Verordnung, die Entwaldungsfreiheit fordert. Kann man das so sagen? Es geht also darum, Entwaldung oder waldschädigende Praktiken zu vermeiden?
Stefan
Genau.
Thorsten
Und das ist entscheidend für Stefans Kunden. Um auf deine Frage zurückzukommen: Der Endkunde will wissen, ob das Holz für seine Küche aus dem Regenwald stammt oder nicht. Aber nicht nur Privatkunden stellen diese Fragen – auch in der Industrie ist das relevant.
Ich war selbst überrascht, wie viele Produkte von dieser Richtlinie betroffen sind. Hersteller müssen ihre Lieferanten systematisch fragen, woher die Rohstoffe und Materialien stammen. Und das sollte nicht per Fax oder Telefon geschehen, sondern möglichst systemisch. Das ist der Hintergrund eines digitalen, standardisierten Datenaustauschs.
Exakt! Das ist ein wichtiger Punkt, denn das betrifft nicht nur eine einzelne Branche. Heute hören sicher verschiedene Branchen zu – sei es die Bauindustrie, in der es um Baumaterialien geht, oder die Fahrzeugindustrie, die die Herkunft von Metallen oder Kunststoffen nachvollziehen muss. Die Regelung betrifft praktisch alle Industrien. Und heute haben wir ein konkretes Beispiel mitgebracht.
Thorsten
Exakt.
Stefan
Ja, genau. Ergänzend zur Branchenerweiterung: Wir arbeiten viel mit Möbeln, und Holz spielt dabei eine zentrale Rolle. Allerdings geht es um ein erweitertes Szenario, da die Änderungen von 2023 die ursprüngliche Entwaldungsverordnung ergänzt haben. Der Fokus wurde über Holz hinaus auf weitere Produkte ausgeweitet, die durch ihre Zolltarifnummer identifiziert werden – darunter Palmöl, Kautschuk, Soja und Rinder.
All diese Rohstoffe sind zentrale Treiber der Abholzung, insbesondere im Amazonas. Die EU will mit der neuen Regelung verhindern, dass durch den Kauf und die Einfuhr solcher Produkte ungewollt die Zerstörung von Waldflächen gefördert wird.
Exakt! Und das betrifft die gesamte Lieferkette – nicht nur einzelne Bereiche. Je nach Unternehmensgröße sind viele Stakeholder involviert, die nicht nur ein Interesse daran haben, sondern auch die relevanten Daten generieren müssen.
Das ist ein enorm breit gefächertes Thema.
[12:12] Herausforderungen, Potenziale und Status quo – So sieht der Use Case in der Praxis aus
Ihr habt bereits Stammdaten und Produktdaten angesprochen – aber warum sind diese Daten heute noch nicht verfügbar, obwohl sie eigentlich notwendig wären?
Stefan
Unser Lieblingsthema seit 15 Jahren! Im Grunde genommen ist es eine lange Liste ungenutzter Chancen, dieses Thema frühzeitig anzugehen. Tatsächlich ist es ein Kernthema seit über 20 Jahren, doch Produktdaten wurden lange stiefmütterlich behandelt, ihr Wert oft unterschätzt.
Mit dem Aufkommen von Onlineshops rückte das Thema zwar stärker in den Fokus, aber das ist nur ein Use Case von vielen. Der wahre Wert von Produktdaten wird erst seit fünf bis zehn Jahren wirklich erkannt. Zudem wächst die Informationsbreite zu einem Produkt stetig.
Es geht längst nicht mehr nur um regulatorische Anforderungen, also Nachweise oder Zertifikate. Auch aus Nutzersicht hat sich der Anspruch verändert: Kunden wollen heute viel mehr wissen als noch vor zehn Jahren. Die EUDR ist nur ein Beispiel – Nachhaltigkeit als Nachweis ist ein Aspekt, aber das Thema ist insgesamt viel größer.
Lass uns das mal an konkreten Beispielen aus der Praxis verdeutlichen. Welche Daten sind hier relevant? Wir haben schon einige Aspekte angesprochen, aber kannst du konkrete Beispiele nennen – vielleicht bei Nolte Küchen? Welche Materialdaten spielen dort eine Rolle?
Stefan
Der Begriff Material ist hier etwas schwierig, weil er unterschiedlich interpretiert werden kann: Im SAP-Sinne ist es ein verbautes Teil, während es allgemein den Werkstoff bezeichnet, aus dem etwas besteht.
Bleiben wir bei Nolte als Beispiel – das Gleiche gilt aber auch für Polstermöbel, etwa einen Sessel von POLIPOL. Beide Produkte sind hochkomplex, wobei Küchen das Prinzip besonders anschaulich machen. Wenn man ein Küchenstudio besucht, wählt man eine Designlinie aus. Die letztlich gekaufte Küche ist aber eine Maßanfertigung – Losgröße 1. Sie passt exakt in die eigene Küche, berücksichtigt Wandvorsprünge, Ecken und individuelle Anschlüsse.
Das bedeutet: Der Küchenbereich war schon immer auf Losgröße 1 ausgerichtet, noch bevor dieser Begriff gängig wurde. Eine Küche passt nicht eins zu eins in eine andere Wohnung – allein wegen unterschiedlicher Raummaße, Anschlüsse und individueller Konfigurationen.
Nun zur Materialebene: Heute müssen Unternehmen in der Lage sein, für jedes einzelne Einkaufsteil – also jedes Brett, jedes Scharnier, jede Schublade – genaue Materialinformationen parallel zu verwalten. Beispielsweise: Besteht aus Holz, ist beschichtet, hat eine bestimmte Oberfläche. Gerade bei Brettern kommen verschiedene Materialien zusammen, die in herkömmlichen Systemen oft nicht auf dieser Ebene verwaltet werden.
Wenn ein Küchenhersteller einzelne Schränke aus Schrankmodellen zusammenbaut, bedeutet das nicht unbedingt, dass jedes einzelne Brett eine eigene ERP- oder Einkaufsartikelnummer hat. Hier fehlt oft der Ankerpunkt, um z. B. nachzuweisen, dass ein Scharnier zu 17 % aus Aluminium und zu 12 % aus Kunststoff besteht.
Zusätzlich kommt die Materialherkunft ins Spiel – ebenso wie weitere wichtige Faktoren wie Recyclingfähigkeit. Der zentrale Punkt ist, die lineare Wirtschaft, Linear Economy, in eine Kreislaufwirtschaft, also Circular Economy, zu überführen.
Am Ende des Lebenszyklus, vielleicht nach 25 Jahren, muss der Entsorger genügend Informationen haben, um Materialien korrekt zu trennen und wiederzuverwenden. In Skandinavien gibt es bereits Vorreiter, die Bürostühle mit einem Recyclinganteil von 30–50 % produzieren.
Und genau das ist das Ziel. Das geht nicht ohne Information – im Kern ist es also ein reines Informationsthema.
Thorsten
Das Problem ohne Standardisierung ist: Wie beschreibst du, aus welchem Holz deine Küchenschränke bestehen?
Stefan, du hast mir erklärt, dass es nicht immer ein einzelner Baum sein muss – gepresste Materialien können aus verschiedenen Holzarten bestehen. Das heißt, du musst eine Vielzahl von Holztypen abbilden. Dazu kommen Informationen wie das Ursprungsland, die Bearbeitung, ob Lacke verwendet wurden und woraus diese bestehen.
Wie geht man damit um? Nutzt man eine Auswahlliste? Definiert man Codes? Klassifiziert man die Holzarten? Wenn jeder Hersteller das individuell macht, kann man die Daten nicht digital verknüpfen. Nolte verwendet vielleicht die lateinischen Namen der Holzarten, während ein brasilianischer Lieferant die Bezeichnungen auf Portugiesisch führt. Ohne Standardisierung lassen sich diese Daten nicht zusammenführen.
Deshalb gibt es Standards wie ECLASS, die festlegen, wie verschiedene Hölzer in Kombination mit Zusatzmaterialien datentechnisch abgebildet werden. Die Strukturen werden vorgegeben, und alle halten sich daran. Genau darin liegt der Kern der Standardisierung.
Mir kommt gerade eine Frage dazu: Wir haben jetzt viel über die Trennung zwischen Beschaffungsdaten und Werkstoffdaten gesprochen. Dabei geht es um Daten, die in einem SAP-System vorliegen oder vorliegen sollten.
Sind das auch IoT-Daten? Ich frage mich, welche dieser Informationen Live-Daten aus dem Betrieb sind. In der Küchenproduktion werden ja üblicherweise keine Echtzeitdaten erfasst, um nachzuvollziehen, wo genau ein Scharnier gefertigt wurde oder wo eine bestimmte Platte bearbeitet wird.
Reden wir hier also nur über Produktstammdaten, oder gibt es auch Live-Daten?
Stefan
Ein extrem wichtiger Punkt! Wenn wir das Szenario weiterdenken – bleiben wir beim Beispiel Küche: Angenommen, du hast deine Küche vor zehn Jahren gekauft, und jetzt quietscht die Tür auf der linken Seite oder muss wegen eines Kratzers ausgetauscht werden. Das bedeutet, dass Materialien, Beschaffenheit oder sogar Updates nachträglich angepasst werden.
Für den Recycler heißt das: Er braucht nicht nur den ursprünglichen Datensatz, sondern auch die gesamte Reparaturhistorie der Küche – etwa, wenn ein Elektrogerät ausgetauscht wurde. Das stellt hohe Anforderungen an die Datenarchitektur und Verwaltung.
Es braucht eine neutrale Instanz für Produktdaten mit einer Art IoT-Anbindung. Hier kommt die Asset Administration Shell ins Spiel, die im Industrie-4.0-Kontext bereits etabliert ist, in diesem erweiterten Szenario jedoch eine völlig neue Dimension erhält. Sie bildet den echten Digital Twin, der das physische Produkt über seinen gesamten Lebenszyklus begleitet – inklusive proaktiver Reparaturen, Änderungen, Updates und sogar eines zweiten Nutzungskreislaufs im Secondhand-Markt.
Nur so bleiben die Daten konsistent, und der Entsorger steht am Ende vor der echten, aktuellen Datenlage – nicht vor einer veralteten Version von vor 20 Jahren.
Exakt! Das bedeutet, dass zusätzlich ein Reparaturdatensatz entsteht, der mitgeführt wird – und theoretisch sogar mit Live-Daten verknüpft sein könnte.
Stefan
Genau! Der gleiche Datencontainer könnte auch Nutzungsdaten von Elektrogeräten enthalten – beispielsweise ein Fehlerprotokoll einer Dunstabzugshaube. So ließen sich Reparaturen und Fehleranalysen direkt dort ableiten.
Interessant! Wahrscheinlich sind wir erst 2040 so weit, dass wirklich alles komplett vernetzt ist. Aber das können wir später noch einmal aufgreifen.
Falls ihr euch tiefer mit Asset Administration Shell, digitalem Produktpass oder ähnlichen Themen beschäftigen wollt, hört euch unbedingt meine Folgen 101 und 128 an. Folge 101 behandelt den digitalen Zwilling mit Fokus auf die Asset Administration Shell, und in Folge 128 geht es um verwandte Themen – in beiden Episoden spielt ECLASS als Standard eine zentrale Rolle.
[19:38] Lösungen, Angebote und Services – Ein Blick auf die eingesetzten Technologien
Aber zurück zum aktuellen Thema. Die entscheidende Frage ist: Wie setze ich das um? Wenn ich mich jetzt mit diesem Thema beschäftigen will, was muss ich bei der Umsetzung beachten?
Stefan
Lass uns erst einmal klären, welche Anforderungen sich aus diesem Szenario ergeben: Wir brauchen eine neutrale Instanz, in der alle relevanten Daten gespeichert werden – dauerhaft zugänglich für Änderungen. Eine Küche wird beispielsweise über 25 Jahre genutzt, also muss das System langfristig stabil bleiben.
Die Datenstruktur muss konsistent sein, damit Informationen über lange Zeiträume hinweg verständlich bleiben. Hier kommen Standardisierer ins Spiel, die diese Container und ihre einheitliche Sprache definieren. Die Sprache an sich, also ECLASS, spielt dabei eine zentrale Rolle, indem es verschiedene SAP-Modelle strukturiert – beispielsweise für den DPP, die EUDR oder Nutzungs- und Fehlerprotokolle, wie etwa für eine Dunstabzugshaube.
Die einheitliche Sprache muss so gestaltet sein, dass ein Lieferant in Brasilien die gleichen Begriffe verwendet wie ein Hersteller in Europa. Nur so lässt sich eine semantisch konsistente Datenstruktur über lange Zeiträume hinweg erhalten. Ohne ECLASS würden sich dieselben Interpretations- und Mappingprobleme wiederholen, die wir bereits kennen – genau das wird durch Standardisierung verhindert.
Ein möglicher Lösungsansatz wäre ein neutraler Datenraum, in dem dieser Container gespeichert wird. Das Konzept eines Datenraums ist ein aktuelles Buzzword, aber es steckt viel dahinter: In diversen EU-Projekten wird daran gearbeitet, solche sicheren Datenräume zu entwickeln, die den Datenaustausch entlang der Lieferkette ermöglichen.
Zentrale Anforderungen dabei sind Sicherheit und Vertrauen, Trust, da Unternehmen entlang der Lieferkette sensible Informationen austauschen – oft mit Akteuren, mit denen sie sonst nicht direkt kommunizieren würden. Ziel ist es, diesen Austausch sicher und regelkonform zu gestalten.
Thorsten
Eigentlich muss man in einem Unternehmen bottom-up vorgehen. Zunächst sollte man analysieren, welche Daten bereits vorliegen und darauf aufbauend einen Prozess etablieren. Die erste Frage lautet: Was sind die de facto Anforderungen? Es geht darum zu verstehen, wer Daten erzeugt, wer sie intern benötigt, wer sie später extern nutzt und wo sie einfließen.
Parallel dazu muss geprüft werden, welche de jure Anforderungen gelten – also welche regulatorischen Vorgaben der Gesetzgeber macht. Wo müssen Daten abgegeben, gesammelt oder generiert werden? Sobald dieser Prozess definiert ist, folgt die Entscheidung für Standards. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, aber eine Kombination aus Verwaltungsschale mit ECLASS oder OPC UA mit ECLASS ist in vielen Szenarien sinnvoll. Wichtig ist, sich konsequent auf etablierte Standards zu stützen.
Der nächste Schritt ist ein layerbasiertes Vorgehen. Zunächst wird die Datenbankstruktur überprüft, um sicherzustellen, dass die Standards reibungslos funktionieren. Danach folgt die Businesslogik, also die Definition von Rollen und Rechten: Wer kann die Daten editieren? Wer verteilt sie weiter? Anschließend wird eine GUI und die Steuerung der Datenflüsse aufgebaut.
Erst dann stellt sich die Frage: Gebe ich die Daten an einen neutralen Datenraum? Teile ich sie exklusiv mit meinen Kunden? Wie binde ich Zulieferer ein? Das Ganze ist ein umfangreiches Projekt, das strukturierte, prozessuale Planung erfordert. Der Schlüssel ist, vom Kern auszugehen.
Mir stellt sich jetzt die Frage, wie genau sich diese Architektur, die ihr beschreibt, aufteilt. Wenn wir von einer neutralen Instanz sprechen, gibt es ja zwei Ebenen: Einerseits könnte man sagen, dass eine solche Instanz EU-getrieben sein sollte – also eine Art Datenraum, der den Datenaustausch überhaupt ermöglicht. Andererseits gibt es den Bereich, den jedes Unternehmen selbst hostet, wo beispielsweise Stammdatengetrennt verwaltet werden.
Habt ihr darauf eine klare Antwort? Es gibt ja EU-Initiativen in diese Richtung. Was seht ihr als Verantwortung der EU, und was liegt auf Seiten der Unternehmen?
Thorsten
Alles, was für maximale Transparenz sorgen muss, sollte in der Verantwortung der EU liegen. Dazu gehören beispielsweise Herstellerangaben, das Baujahr oder sicherheitsrelevante Informationen zu Gefahrgütern – also alles, was in den Bereich des Digital Product Passport fällt.
Daneben gibt es jedoch viele unternehmensspezifische Informationen, die nur mit bestimmten Geschäftspartnern geteilt werden – nicht öffentlich. Geschäftspartner können sowohl andere Unternehmen als auch Endkunden sein. Technisch ist das problemlos umsetzbar.
Wichtig ist auch, dass nicht nur standardisierte, sondern oft hochindividuelle Produkte existieren. Bei einer Nolte-Küche im B2C-Bereich ist das offensichtlich, aber es gilt genauso für maßgeschneiderte Maschinen in der IoT-Welt.
Ein Beispiel aus der chemischen Industrie: Ein Coriolis-Durchflussmesser – ein hochkomplexes, individuell gefertigtes Produkt für Unternehmen wie BASF. Auch hier gelten dieselben Anforderungen an Datenstruktur und Transparenz.
Solche Informationen können nicht komplett zentral gespeichert werden. Sie müssen in einem geschützten Bereich liegen, auf den nur die relevanten Akteure Zugriff haben – etwa BASF und der Hersteller oder der Endkunde einer Nolte-Küche und ein Recycler. Nicht aber die breite Öffentlichkeit.
Genau! Es braucht eine übergeordnete Bilanzierung für Transparenz im Markt, aber gleichzeitig eine klare Trennung für geschützte Informationen, die nicht extern geteilt werden sollen. Diese Differenzierung wollte ich noch einmal herausarbeiten.
Thorsten
Ja, genau. Hier wird der DPP helfen, indem er definiert, welche Daten privat und welche öffentlich sind. Privat bedeutet, dass nur bestimmte Akteure Zugriff haben.
Die EU hatte auch die Initiative Gaia-X. Ich sehe das kritisch. Die Idee war gut, aber die ersten Ergebnisse waren nicht überzeugend. Deshalb finde ich es positiv, dass das Thema nun stärker in der Hand der Industrie liegt.
Europäische Unternehmen wissen, was sie tun – und Experten wie Stefan haben ein tiefes Verständnis dafür, wie Daten fließen müssen, wo sie hingehören und wie die Strukturen aufzusetzen sind.
Stefan
Ja, genau. Und was ist die Rolle der EU dabei – was ist ihr Setup an der Stelle? Die EU greift nicht direkt in die technische Umsetzung innerhalb der Industrie ein, aber sie setzt den regulatorischen Rahmen und auch ganz deutlich den Trust-Effekt.
Das spiegelt sich auch in der Gaia-X-Initiative wider. Hier geht es weniger um eine konkrete technische Lösung, sondern vielmehr um das regulatorische Anforderungsmanagement: Was muss in einem Datenraum erfüllt sein, damit alle industriesicherheitsrelevanten Kriterien gewährleistet sind und ein vertrauensvoller Austausch stattfinden kann, ohne dass Unternehmen unbeabsichtigt sensible Informationen preisgeben, die sie gar nicht teilen möchten?
Ja, genau! Ich glaube, zu diesem Thema könnten wir eine eigene Spezialfolge machen – ich möchte hier nicht zu politisch werden, aber es gibt viele Initiativen in diesem Bereich. Mir ging es darum, das Architekturprinzip zu beleuchten: Worum muss sich ein Unternehmen selbst kümmern? Und was wird in Kooperationen geregelt? Lass uns aber zurück zur praktischen Umsetzung gehen. Ich bekomme oft die Frage: Warum scheitern andere Unternehmen an dieser Umsetzung? Worauf sollte man besonders achten?
Bevor wir darauf eingehen, noch eine kurze Vorfrage: Ihr habt viel über Container gesprochen. Manche kennen das Konzept vielleicht, andere nicht. Könnt ihr das kurz erklären? Was hat es mit diesen Containern auf sich, und wie funktionieren sie?
Thorsten
Ein Informatiker würde mich dafür wahrscheinlich schlagen, aber ich versuche es trotzdem simpel zu erklären. Stell dir vor, ich schicke dir ein Excel-Dokument – dieses Dokument ist der Container, weil es das Datenformat vorgibt und als Hülle für die enthaltenen Informationen dient.
Öffnest du das Dokument, findest du Inhalte. Die Spaltenüberschriften – also Nummer, Hersteller, Farbe, Gewicht in Gramm, Länge, Breite, Höhe in Millimetern – definieren die Semantik, also die Bedeutung der Daten. Die Zeilen enthalten dann die eigentlichen Werte und bilden die Instanzierung dieser Struktur.
Das können Typen, Chargen oder auch einzelne Produkte sein. Das Excel-Dokument selbst ist also der Datencontainer, die Spaltenüberschriften definieren die Semantik, und die Zeileninhalte sind die instanzierten Daten, die in den einzelnen Zellen stehen.
Gut, und wenn ich diese Standardisierung geschaffen habe, gibt es ja auch Lösungsanbieter am Markt, die Software-Templates bereitstellen, auf deren Basis ich arbeiten kann. Ich weiß nicht, Thorsten, ob wir hier konkrete Beispiele nennen können. Mir fällt zum Beispiel Neoception von Pepperl+Fuchs aus der Region ein, aber es gibt sicher noch viele weitere, die sich mit der Umsetzung beschäftigen.
Thorsten
Genau, die einzelnen Standardisierungsorganisationen haben natürlich auch Partnerunternehmen. Bei ECLASS gibt es beispielsweise IT-Service-Provider, die als enge Kooperationspartner fungieren. Stefan gehört auch dazu, aber es gibt noch viele weitere, etwa 14 oder 15, die ich direkt nennen könnte. Neoception ist einer davon. Diese Unternehmen unterstützen bei der Umsetzung, bieten Vorlagen, Templates und das notwendige Know-how, um den Datenaustausch zu ermöglichen. Gleichzeitig besteht für Unternehmen immer die Grundsatzfrage: Make or Buy? Man kann sich externe Unterstützung holen oder die Umsetzung selbst angehen.
Stefan
Wir bewegen uns hier auf zwei Ebenen: Einerseits den unternehmensinternen Datenaustausch, andererseits den branchenweiten Austausch, der sich in verschiedenen Branchenleuchtturmprojekten zeigt. Diese Projekte konzentrieren sich auf den intensiven Datenaustausch auf Branchenebene, weshalb sie meist in Form von Branchenkooperationen organisiert sind.
Im Möbelbereich beispielsweise treibt der Verband der Deutschen Möbelhersteller dieses Thema voran, weil es kein Unternehmen allein lösen kann. Dasselbe sehen wir in der Automobilindustrie mit Catena-X sowie in mindestens 15 weiteren Branchen, die sich aktuell mit dem Thema beschäftigen. Datenaustausch ist also eine zentrale Herausforderung auf Branchenebene.
Jetzt möchte ich den Blick von der Makroperspektive auf die einzelne Firma lenken: Was kann ein Unternehmen konkret tun, um sich auf diese neue Welt vorzubereiten? Neben der Analyse, was sich in der eigenen Branche tut und mit wem man sich vernetzen kann, ist es entscheidend, sich ein klares Bild davon zu machen, welche Anforderungen künftig an den Umgang mit Daten gestellt werden und welche Aspekte ein Produkt erfüllen muss.
Im nächsten Schritt wird dann deutlich, welche dieser Anforderungen mit den bestehenden Systemen, Strukturen und Denkweisen nicht erfüllt werden können. Daraus ergibt sich die Frage, welche Erweiterungen notwendig sind. Man kann es sich wie Schalen vorstellen, die um bestehende Systeme gelegt werden müssen, um zusätzliche Dimensionen der Datenverwaltung abzubilden.
Gestern hatten wir beispielsweise ein Gespräch mit einem Polsterhersteller, bei dem es genau darum ging: Welche Daten kann sein aktuelles System überhaupt nicht erfassen? Ein Beispiel, das wir besprochen haben, betrifft Metallbauteile, die in seinem System lediglich mit einer Artikelnummer geführt werden.
Um weitere inhaltliche Dimensionen abzubilden, müsste er zusätzliche Schalen um diese Daten legen. Wenn er heute ein Scharnier mit einer Artikelnummer erhält, kann er nicht nachvollziehen, ob es aus China oder England stammt, weil seine Systeme diese Information nicht verwalten.
Ja, absolut. Wenn ihr gerade zuhört und euch mit ähnlichen Themen beschäftigt – ich weiß, dass viele von euch bereits an solchen Cases arbeiten und sich intensiv mit Transparenz auseinandersetzen –, dann verlinke ich einfach mal die beiden Kontakte in den Show Notes. Vernetzt euch gerne mit Stefan Willms und Thorsten Kroke auf LinkedIn, um das Thema weiter zu vertiefen.
Es gibt zahlreiche Initiativen, Arbeitskreise und Verbandsarbeit, die sich mit diesen Herausforderungen befassen. In Folge 137 habe ich bereits über Catena-X gesprochen – dort findet ihr eine detailliertere Erklärung zu diesem Thema.
[32:20] Übertragbarkeit, Skalierung und nächste Schritte – So könnt ihr diesen Use Case nutzen
Noch einmal die Frage: Warum scheitern Unternehmen an der Umsetzung? Habt ihr Best Practices oder Beispiele von Kunden, aus denen man lernen kann? Worauf sollte man unbedingt achten, wenn man das Thema richtig umsetzen will?
Thorsten
Ich glaube, viele Unternehmen scheitern an der Komplexität. Deshalb sollte man immer mit einem konkreten Beispiel starten, klein anfangen und sich schrittweise vorarbeiten – erst ein Typenschild erstellen, einen Standard einführen, dann den Datencontainer aufsetzen und mit einem ersten Geschäftspartner testen. Projekte scheitern oft, weil man am Anfang zu viel will.
Der zweite Punkt ist das fehlende Commitment. Der Mensch spielt eine riesige Rolle. Oft hört man: Das haben wir schon immer so gemacht, oder: Ich schicke dem Müller doch immer ein Fax. Doch Faxgeräte werden irgendwann abgeschaltet – und genau das zeigt, dass sich Dinge ändern müssen.
Der dritte Punkt lässt sich auch positiv formulieren: Wie viel Geld verbrennt man ohne Digitalisierung? Das Institut der deutschen Wirtschaft hat eine Studie mit mehreren tausend ECLASS-Nutzern durchgeführt. Das Ergebnis: Ein Unternehmen mit 5000 Mitarbeitenden kann durch die konsequente Nutzung von ECLASS und standardisierte Datencontainer bis zu 5,8 Millionen Euro pro Jahr einsparen – allein durch die Reduktion von Doppelarbeit und ineffizienten Prozessen.
Digitalisierung ist also nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine Chance – gerade mit dem Fachkräftemangel und den Möglichkeiten, die KI bietet. Man muss den Wechsel vom Problemdenken zur Lösungsorientierung schaffen. Aber jetzt genug der Philosophie – Stefan, übernimm du mal wieder die Praxis.
Stefan
Ja, absolut, das ist alles richtig, was du sagst. Ich unterstreiche das und ergänze es noch ein wenig. Genau das meinte ich vorhin mit dem Brennglas: Wir schauen auf etwas, das es schon lange gibt, nämlich historisch gewachsene Silostrukturen, die immer mehr an ihre Grenzen stoßen.
Das Problem betrifft nicht nur die Interoperabilität innerhalb eines Unternehmens, sondern zieht sich durch die gesamte Lieferkette. Man kann nicht einfach alles in der eigenen Firma neu erfassen, was vorher in einem anderen Prozess entstanden ist. Vielmehr muss man sicherstellen, dass Daten reibungslos übernommen und weiterverarbeitet werden können – ohne manuelle Nachbearbeitung.
Leider sieht die Realität heute oft noch anders aus: Daten werden manuell hin und her geschoben, sei es per Excel oder anderen Workarounds. Das Hauptproblem liegt in der internen Interoperabilität zwischen Abteilungen und verschiedenen Systemen. Wir betreiben endloses Mapping, und genau das ist der eigentliche Killer für effiziente Prozesse.
Die einzige Lösung ist es, sich an Standards zu orientieren. Wenn ein Standard ein Feld als Farbe bezeichnet, dann sollte es auch Farbe heißen – und nicht anders, nur weil man glaubt, eine bessere Bezeichnung gefunden zu haben. Falls ein benötigtes Feld im Standard fehlt, muss es dort ergänzt werden, statt eigene Insellösungen zu schaffen.
Es bringt nichts, wenn der Lieferant Rot nennt, der Hersteller es als Red abspeichert und der Endkunde noch eine dritte Variante verwendet. Das führt nur zu Chaos und doppeltem Aufwand.
Der Druck wächst, und wir steuern auf einen Punkt zu, an dem diese ineffizienten Systeme endgültig an ihre Grenzen kommen. Wenn Unternehmen nicht bald handeln, stehen sie vor massiven Herausforderungen.
Ja, ein extrem wichtiger Punkt. Dein Satz „Wir mappen uns zu Tode“ trifft es auf den Punkt – das müssen wir unbedingt für die Kommunikation herausstellen, denn genau hier beginnt der eigentliche Aufwand. Das Datenmapping ist der kritische Engpass, aber auch der Schlüssel zur Lösung.
Deshalb mein Aufruf an alle: Beschäftigt euch mit dem Thema, setzt euch mit den bestehenden Standards auseinander. Wir haben heute Best Practices geteilt, und in unserem IoT Use Case Netzwerk gibt es viele Partner, die genau an diesen Use Cases arbeiten und sie aktiv umsetzen. Nutzt die vorhandenen Initiativen am Markt!
Ich verlinke euch alle relevanten Informationen in den Show Notes, wo ihr alles noch einmal nachlesen könnt. Von meiner Seite schon einmal vielen Dank an euch beide – Danke, Thorsten, danke, Stefan, für eure Zeit und die wertvollen Einblicke. Ich finde, es wurde sehr klar, wo die Herausforderungen liegen, was die EU hier antreibt, warum das als Chance zu verstehen ist und welche konkreten Lösungsansätze es bereits gibt.
Danke, dass ihr dabei wart, und vielen Dank an alle fürs Zuhören. Ich übergebe euch das letzte Wort.
Stefan
Vielen Dank, hat sehr viel Spaß gemacht.
Thorsten
Vielen Dank, wie immer eine Freude und spannend. Danke!
Danke euch und eine schöne Woche! Macht’s gut. Tschüss!