Vom traditionellen Messgerätehersteller zum Anbieter ganzheitlicher IIoT-Lösungen: WIKA zeigt uns in Folge 126 wie’s geht! Vertreten durch Philipp Lausberger (IIoT Application Specialist, WIKA) begrüßen wir WIKA – weltweit führend in der Druck-, Temperatur-, Füllstands-, Kraft- und Durchflussmesstechnik sowie Kalibrierung – im IoT Use Case Podcast bei Ing. Madeleine Mickeleit.
Folge 126 auf einen Blick (und Klick):
- [07:06] Herausforderungen, Potenziale und Status quo – So sieht der Use Case in der Praxis aus
- [14:19] Lösungen, Angebote und Services – Ein Blick auf die eingesetzten Technologien
Podcast Zusammenfassung
WIKA, mit über 75 Jahren Erfahrung und 11.000 Beschäftigten, produziert jährlich über 50 Millionen Messpunkte, was ihre Expertise und das Kundenvertrauen in ihre Messtechnik unterstreicht. Philipp Lausberger betont, dass WIKAs Lösungen branchenübergreifend eingesetzt werden, von der Energietechnik bis hin zur Prozessindustrie. Ihre breite Kundenbasis umfasst kleine Betriebe bis hin zu globalen Konzernen. WIKA entwickelt individuelle Lösungen, die von Sensorinstallationen bis zur Datenübermittlung reichen, und bietet damit mehr als nur Hardware, sondern wertvolle, datengestützte Lösungen für diverse Anwendungsbereiche.
Megatrends wie Dekarbonisierung, demografischer Wandel, und Digitalisierung sind Treiber WIKAs strategischer Ausrichtung. In dieser Folge werden Use Cases und Anwendungsbereiche, wie spezifische IoT-Lösungen, z. B. Tanktelemetrie und Energieoptimierung, vorgestellt.
Ein Schwerpunkt dieser Folge ist die Überwachung gasisolierter Schaltanlagen. Philipp Lausberger spricht über einen Use Case, der Predictive Maintenance und Anlagensicherheit durch Überwachung von SF6-gefüllten Schaltanlagen betont.
Darüber sprechen wir noch:
- Technologische Grundlagen und Herausforderungen: Technische Aspekte von IoT-Lösungen, einschließlich Sensorik, Konnektivität und Datenanalyse
- Integration und Kundenanforderungen: Anpassung der IIoT-Lösungen an spezifische Kundenbedürfnisse und Herausforderungen bei der Integration in bestehende Systeme
- Datenerfassung und -verarbeitung: Verschiedene Technologien und Methoden zur Datenerfassung und -übertragung sowie deren Integration in Analyse- und Vorhersagemodelle
Am Ende der Folge gibt es einen Ausblick auf neue Lösungen und Technologien, die WIKA in der Zukunft plant. WIKA betont noch einmal den Mehrwert, den IIoT-Lösungen für Unternehmen bringen können, insbesondere in Bezug auf Effizienzsteigerung, Kostenreduktion und Sicherheit.
Podcast Interview
Heute spreche ich mit der Firma WIKA, einem der weltweit führenden Hersteller im Bereich Druck, Temperatur, Füllstands-, Kraft und Durchfluss-Messtechnik, sowie auch der Kalibrierung. Ich habe sehr lange auf diese Folge gewartet und heute ist es endlich soweit, denn es ist was wirklich Besonderes, dass so eine etablierte, große Firma, auch mit so einer langen Historie in meinem Podcast auftritt. Ich glaube, heute gibt es hier einmalige Einblicke , auch in Richtung IoT, die man sonst vielleicht nirgendwo bekommt. WIKA entwickelt sich mehr und mehr zum ganzheitlichen Anbieter für IoT-Lösungen. Doch um welche IoT-Lösungen handelt es sich eigentlich genau? Welche Use Cases ergeben sich aus 50 Millionen Messpunkten pro Jahr? Wie sieht die Vision und Strategie von WIKA aus? Mit welchen Partnern arbeitet WIKA? Könntet ihr auch ein Partner für WIKA sein? Diese und einige weitere Fragen beantworte ich heute zusammen mit Philipp Lausberger. Er ist IIoT Application Specialist bei WIKA.
Hallo, Philipp, herzlich willkommen im IoT Use Case Podcast. Schön, dass du heute mit dabei bist. Wie geht’s dir und wo bist du gerade unterwegs?
Philipp
Hi, danke für die Einladung. Mir geht’s super. Ja, ich stehe gerade hier in unserem Video- und Podcaststudio am Hauptstandort in Klingenberg. Um es ein wenig zu veranschaulichen: Das liegt ungefähr 45 Autominuten südwestlich von Frankfurt am Main.
Sehr schön. Unsere Hörer können es zwar nicht sehen, aber ich bemerke einen grünen Hintergrund. Heißt das, ihr betreibt bei WIKA auch Videostreaming? Wie muss man sich das vor Ort vorstellen?
Philipp
Genau, wir haben das Studio letztes Jahr eröffnet, im Zuge unseres 75-jährigen Firmen-Jubiläums hier am Innovationszentrum. Wir machen alles Mögliche. Wir machen interne Podcasts und interne Schulungsvideos, wir haben auch teilweise Live-Schaltungen mit Podiumsdiskussionen mit unseren Kunden. Es kommt extrem gut an und macht auf jeden Fall sehr Spaß, hier zu sehen, wie sich das alles so weiterentwickelt.
Auf jeden Fall, vielleicht nehmen wir sogar mal ein Video vor Ort bei euch auf. In meinem Intro habe ich bereits erwähnt, dass ihr als führender Hersteller bekannt seid. Was unsere Hörer und mich besonders interessiert, ist WIKAs Rolle im Vergleich zu ganzheitlichen Anbietern für IIoT-Lösungen. Könntest du uns ein wenig darüber erzählen, was sich in eurem Markt tut und wieso es diesen Wandel hin zum IoT gibt?
Philipp
Genau, also wir haben vor 75 Jahren ganz klassisch angefangen mit mechanischer Druck- und Temperatur-Messtechnik. Heute zählen wir über 11.000 Beschäftigte und wie im Intro erwähnt, stellen wir über 50 Millionen Messpunkte pro Jahr her. Wir sind also schon lange in dem Bereich tätig, in dem Daten entstehen. Aktuell beobachten wir drei große Megatrends: die Dekarbonisierung, den demografischen Wandel und als langer Hebel hinter diesen Trends wirkt die Digitalisierung. Genau deshalb beschäftigen wir uns jetzt schon seit vielen Jahren mit dem Thema Industrial Internet of Things und sind auch unter anderem Gründungsmitglied der mioty alliance, aber treiben natürlich auch wegweisende Technologien somit voran wie LoRaWAN oder OPC UA.
Stark, ja. Ich glaub, ihr habt viele Partner, mit denen ihr zusammenarbeitet und die mioty alliance ist da wahrscheinlich eine von vielen, mit denen ihr dort zusammen, ihr seid Gründungsmitglied, aber auch mit vielen anderen Partnern unterwegs.
Philipp
Ja genau, wir erweitern unser Angebot sukzessive, denn heute ist Zusammenhalt unerlässlich. Die Situationen werden immer herausfordernder, und genau dort setzt IoT an. Wir sind im Netzwerk hier bei den IoT Use Cases und so funktioniert es auch jetzt mittlerweile in der Industrie. Ohne Networking wird es schwierig.
Ja, auf jeden Fall. Vielleicht noch eine Nachfrage, damit ich es einordnen kann. Wir haben jetzt schon zweimal über 50 Millionen Messpunkte gesprochen. Könntest du noch einmal erläutern, was genau ihr unter einem Messpunkt versteht? Ihr produziert die Hardware, aber verwendet den Begriff Messpunkt. Ist das bei euch eine spezifische Definition?
Philipp
Genau. Primär sind es Sensoren, die sich jedoch je nach Kategorie unterscheiden. Wir haben noch klassische mechanische Messgeräte im Einsatz, aber auch Sensorik und verschiedenste neue Technologien. Das umfasst auch Smart Devices, die nicht nur einen Messwert liefern, sondern auch über Intelligenz im Gerät verfügen. Deshalb generalisieren wir das als Messpunkte.
Das macht Sinn und entspricht sicherlich den Interessen der Kunden. Sie möchten messen, kalibrieren und die Funktionen nutzen, die die Hardware bietet. Du bist Teil eines speziellen Teams bei WIKA. Könntest du erläutern, was deine Rolle als IIoT Application Specialist bedeutet und mit welchen Kunden ihr arbeitet? Im IoT-Segment kommen ja oft neue Ansprechpartner hinzu. Kannst du uns dazu etwas mitteilen?
Philipp
Gerne. Ich gehöre zum Engineering-Team und wir analysieren zusammen mit unseren Kunden aktuelle Herausforderungen. Auf Basis dieser Analysen entwickeln wir dann Komplettlösungen im Engineering-Bereich. Das umfasst die Einrichtung von Sensoren und Gateways bis hin zur sicheren Übermittlung der Daten an den Server und auch die individuelle Konfiguration von Kundenapplikationen. Meine Aufgabe als Application Specialist ist es, die Bedürfnisse unserer Kunden genau zu verstehen, deren Pains zu identifizieren und zu erforschen, wie wir mit den Daten übergreifenden Mehrwert schaffen können, sodass die gesamte Wertschöpfungskette profitiert und unsere Kunden sich zukunftssicher aufstellen können.
Eure Kunden sind also aus verschiedenen Industriezweigen und Branchen?
Philipp
Ja, genau. Wir sind in nahezu allen Industrien vertreten, von Kühl- und Heizsystemen in der Energietechnik bis zur komplexen Prozessindustrie, einschließlich Chemie, Lebensmittel oder der pharmazeutischen Industrie. Unsere Kunden reichen von kleinen Betrieben bis hin zu weltweit agierenden Konzernen, und die Herausforderungen sind dementsprechend individuell. Um erfolgreich zu sein, ist es wichtig, diese zu verstehen.
[07:06] Herausforderungen, Potenziale und Status quo – So sieht der Use Case in der Praxis aus
Es geht insbesondere darum, die Probleme oder Herausforderungen gemeinsam mit den Kunden zu adressieren. In diesem Podcast diskutieren wir vor allem praxisnahe Use Cases, die greifbar sind. Könntest du uns von einigen Use Cases erzählen, die ihr bedient, vielleicht auch einen Einblick in das eine oder andere Projekt geben? So hätten wir einige konkrete Beispiele für die heutige Diskussion.
Philipp
Ja, wir haben zahlreiche Installationen und Projekte in verschiedenen Bereichen durchgeführt. Ein Beispiel ist die Tanktelemetrie, die Fernüberwachung von Flüssiggas- und Diesel-Tanks, wo wir einfach in der klassischen Lieferkettenoptimierung zu Hause sind. Dann ein riesengroßes Thema, auch wieder Richtung Dekarbonisierung gedacht, ist die Energieoptimierung, indem wir mehr Transparenz durch zusätzliche Messpunkte schaffen, also Druck und Temperatur, um die Anlage zu optimieren. Ein sehr großes Thema ist natürlich allgemein die Wartung und die Dokumentations-Automatisierung einfach durch Remote Monitoring.
Könnten wir vielleicht ein spezifisches Beispiel herausgreifen, etwa im Bereich Diesel-Tanks, Energieoptimierung oder Service sowie Wartung und Dokumentation? Hast du ein konkretes Beispiel, das uns hilft zu verstehen, welche Produkte von euch dabei zum Einsatz kommen?
Philipp
Ja, ich habe einen sehr interessanten Use Case dabei, der die Bandbreite unserer Komplettlösungen zeigt. Es geht um den Schutz von Anlagen, speziell das Monitoring und Forecasting von gasisolierten Schaltanlagen.
Nur kurz zur Klärung: Was genau ist eine gasisolierte Schaltanlage?
Philipp
Die gasisolierten Schaltanlagen findet man im Hoch- und Mittelspannungsbereich und überall, wo hohe Spannungen geschaltet werden müssen, also in Kraftwerken, in städtischen Gebieten und in Industriebetrieben, auch in kompakter Form in Windkraftanlagen. Wie der Name gasisoliert schon vermuten lässt, werden diese Schaltanlagen mit einem Gas geflutet, um Lichtbögen und Verschleiß zu verhindern. Der Vorteil gegenüber Luftisolierung ist die höhere Durchschlagsfestigkeit, was sehr kompakte Bauweisen ermöglicht.
Welche Produkte von euch kommen dabei zum Einsatz? Sind das hauptsächlich Messgeräte?
Philipp
Ja, also wir liefern im Prinzip die Sensorik, um das gefüllte Gas zu analysieren. Das heißt, es ist ein sogenanntes Schwefelhexafluorid drin, das SF6-Gas, und dieses Gas überwachen wir mit Druck-, Temperatur-, Dichte- und Feuchtigkeitsmessung, um alle relevanten Parameter zu erfassen und den Zustand der Anlage zu bestimmen sowie die Qualität und Nutzbarkeit des Gases zu bewerten.
Du hast bereits den Mehrwert angesprochen, den ihr liefert, und euren Slogan „vom Messwert zum Mehrwert“. Lass uns kurz darüber sprechen. Was ist der Mehrwert für den Kunden in einem solchen Fall? Welche Analysen oder Forecastings macht ihr hier in so einem Case?
Philipp
Das SF6-Gas hat zwar auch sehr gute technische Eigenschaften, also es heißt gute Lichtbogenvermeidung, aber ist leider auch ein sehr starkes Treibhausgas. Ein Kilogramm SF6 entspricht etwa der Wirkung von 23 Tonnen CO2. Hier liegt bereits ein erster Mehrwert: Durch besseres Verständnis und Wartung der Anlagen können Gasaustritte vermieden werden, was nicht nur Strafzahlungen aufgrund von Umweltauflagen verhindert, sondern auch zum Umweltschutz beiträgt. Wenn wir die Anlage besser verstehen, dann können wir auch eine bessere Wartung durchführen und vermeiden, dass die Anlage Schaden nimmt. Ansonsten, was jetzt auch wirklich der Mehrwert bringt, ist, dass wir hier die komplette Kette abbilden. Das heißt, wir messen die Parameter, berechnen den nächsten Wartungszyklus der Anlage und können aber auch noch einen Service durchführen. Das heißt, wir haben auch Equipment, wie Pumpen, Kompressoren oder Gastrockungs-Anlagen, aber führen auch den Service selbst an der Anlage durch. Hier können wir sozusagen ein Rundum-Sorglos-Paket bei WIKA buchen.
Das heißt, um es zusammenzufassen, sollen diese Anlagen letztendlich nicht ausfallen. Es ist notwendig, eine gewisse Fehleranfälligkeit zu vermeiden, um die Sicherheit zu gewährleisten. Ihr bietet auch Wartung und Service an und könnt durch die Messungen eurer Sensoren Ausfälle verhindern und wahrscheinlich auch eine bestimmte Effizienz erreichen. Der Ansatz, den ihr verfolgt, besteht darin, Mehrwerte mit den Kunden gemeinsam zu entwickeln, indem ihr von der reinen Hardware-Lieferung zu einem umfassenden Service übergeht, der Effizienz und CO2-Einsparungen unterstützt. Ist das korrekt?
Philipp
Genau, das hast du sehr gut zusammengefasst. Unser Hauptziel ist wirklich der Schutz von Menschen und Maschinen. Eine nicht ordnungsgemäß gewartete gasisolierte Schaltanlage kann zu einem Funkenflug führen, der das Gas erhitzt und im schlimmsten Fall zu einer Explosion der Anlage führt, was nicht nur zu Stromausfällen, sondern auch zu Treibhausemissionen führen kann. Vielleicht auch mal zum Thema Business Case, dass wir wirklich durch die Zustandsüberwachung auch die Wartungszyklen reduzieren können, weil ich immer auf den Zustand meiner Anlage zugreifen kann. Wenn man bedenkt, dass eine Anlage in einem Kraftwerk verbaut ist, sind damit oft erhebliche Herausforderungen verbunden. Um überhaupt Zutritt zu erhalten, müssen viele Protokolle ausgefüllt und zahlreiche Sicherheitsvorschriften eingehalten werden. Der Zugang zu einer solchen Anlage ist mit viel Aufwand verbunden, den wir durch unsere Lösungen deutlich reduzieren können.
Danke für das Beispiel, es ist wirklich wertvoll, Einblicke in die Praxis zu bekommen. Auch wenn viele Projekte vertraulich sind, sind konkrete Beispiele sehr aufschlussreich. Vielen Dank dafür. Es geht letztlich um den Mehrwert für den Kunden, also den Business Case. Indem ihr Wartungszyklen optimiert, spart ihr Zeit und Geld. Und bei kritischen Anwendungen, wie dem Funkenflug, sorgt eure Überwachung dafür, dass kein Schaden entsteht – weder an der Maschine noch für die Menschen. Zusammengefasst liegt hier der Mehrwert für den Kunden, wo Zeit und Geld eingespart werden können, direkt in der Anlage.
Philipp
Ja, absolut. Wie bereits angesprochen, liegt der Fokus hauptsächlich auf der Reduktion von Wartungszyklen und der Prävention von Ausfällen.
[14:19] Lösungen, Angebote und Services – Ein Blick auf die eingesetzten Technologien
Bei der Integration neuer Technologien in bestehende Anlagen ergeben sich wahrscheinlich Herausforderungen für eure Kunden. Welche typischen technologischen Herausforderungen treten in solchen Projekten auf?
Philipp
Im Allgemeinen gesprochen ist es einfach die Integration von neuen Technologien und auch die Wartung der Infrastruktur. Man sieht es sehr gut bei euch auf der Netzwerkseite, wie viele unterschiedliche Use Cases es gibt. Begriffe wie Internet of Things, Industrie 4.0, Digitalisierung und Digital Twin bieten Interpretationsspielraum. Kunden fragen oft: Welche Technologie passt? Wie füge ich sie in mein bestehendes System ein? Und wie generiere und übertrage ich Daten sicher? Das sind die Hauptfragen, auf die wir immer wieder im Feld stoßen.
Im Lösungsteil werden wir speziell darauf eingehen, wie ihr es macht. Zu den technologischen Herausforderungen hast du eine allgemeine Einführung gegeben. Kannst du noch einmal ausführen, welche Herausforderungen eure Kunden bewältigen müssen, wenn sie mit euch zusammenarbeiten? Insbesondere, wie sie die Integration in bestehende Systeme vornehmen und Daten generieren und übertragen?
Philipp
Bei der Installation, zur Datengenerierung, kann man als Beispiel einen Industriepark nehmen, wo eine nachträgliche Installation eines Datenpunkts im vier- bis fünfstelligen Bereich liegen kann. Es wäre hier beispielsweise sinnvoll eine batteriebetriebene Lösung in Betracht zu ziehen, die Daten über Funk, z.B. über LoRaWAN oder mioty weiterleitet. Dann kommt man zur Frage der Infrastruktur und Wartung. Wichtig ist das Verständnis, dass wir bei Kunden oft ein Archipel von Insel- oder Pilotprojekten sehen, wo proprietäre Ansätze gewählt oder Gateways installiert werden. Langfristig sind Wartbarkeit und Skalierbarkeit dann oft nicht nachhaltig. Deshalb legen wir bei WIKA großen Wert auf Netzwerkmanagement. Wie integriere ich Daten? Wie leite ich sie weiter? Beim professionellen Netzwerkmanagement ist auch der Datenschutz ein Vorteil, da die Verschlüsselung der Daten oft schon automatisch erfolgt. Es geht auch darum, wo das Netzwerkmanagement installiert werden kann, ob in der Cloud oder bei höheren Anforderungen auch on-premise.
Du hast gerade zwei ganz wichtige Stichpunkte genannt. Das eine ist natürlich die Installation, also zu gucken, wie man dann die Daten aus der Hardware bekommt. Du hast LoRaWAN angesprochen, und ich weiß, dass viele aus der Hörerschaft auch schon mit der Technologie arbeiten. Gleichzeitig ist das Thema Skalierbarkeit sehr wichtig. Wir haben die 50 Millionen Messpunkte angesprochen. Die Vision wäre ja auch, die alle irgendwann mal anzubinden und wichtig zu gucken, wie man das integriert und nicht immer Insellösungen schafft. Da würde ich jetzt mal direkt einsteigen, weil man kann ja jetzt den Weg mit euch gehen, das Ganze gemeinsam zu entwickeln. Kannst du mal so ein bisschen einen Überblick geben über euer Angebot? Also wirklich mal zu erklären, wie funktionieren denn eure IoT-Lösungen und was ist da konkret euer Angebot? Und dann würde ich darauf aufbauen und noch mal so ein bisschen nachfragen zur Datenaufnahme, vor allem die Integration, Verknüpfung der Daten und dann die eigentliche Applikation dahinter. Aber erstmal, was ist euer Angebot hier?
Philipp
Unser Angebot, die IoT-Komplettlösung, besteht aus drei unabhängigen Schichten. Die erste Schicht beginnt beim Endanwender bzw. im Endsystem, der Applikationsabbildung. Darunter fällt alles, was mit Monitoring, Alarmmanagement, Predictive Maintenance und Integration in bestehende Systeme zu tun hat. Die zweite Schicht betrifft die Konnektivität, also wie die Daten vom Messpunkt zur Applikation gelangen. Hier kümmern wir uns um die Installation von Gateways und das Netzwerkmanagement, unterstützt durch die Firma LORIOT, die hybrides Netzwerkmanagement für LoRaWAN und mioty anbietet. Der Riesenvorteil ist, dass LORIOT auch sozusagen Teil der WIKA-Gruppe ist und so können wir hier auch wirklich ein komplettes Ecosystem anbieten. Die dritte Schicht ist der Entstehungsort der Daten, wo wir ein breites Portfolio an hauseigener Messtechnik haben. Aber es ist ja auch wichtig, nicht nur da anzusetzen, was zum Standard gehört, sondern wie schon erwähnt, da wo wir den höchsten Mehrwert bieten können. Wir beschränken uns nicht nur auf Standardprodukte, sondern integrieren auch Geräte von Drittanbietern, um IoT-Lösungen zu komplettieren und unser Portfolio stetig zu erweitern. Ich habe zum Schluss noch eine kleine Überraschung, wenn wir genug Zeit haben.
Sehr schön, darauf kommen wir gleich. Vielen Dank schon mal für den Teaser. Ich fasse nochmal zusammen: Ihr bietet die Applikation oder Software an, in der der Mehrwert als Visualisierung entsteht. Dann stellt ihr die Konnektivität mit eurem Partnernetzwerk bereit und kümmert euch um die Datenaufnahme, also die Anbindung an eure Sensoren sowie an andere. Das ist eine schöne Entwicklung, da viele unterschiedliche Messtechniken verbaut haben und es ist gut zu sehen, dass ihr als offener Partner langfristige Lösungen anbietet, die nicht nur auf eigene Sensoren beschränkt sind, sondern ein Ökosystem abbilden können. Bleiben wir bei der Datenaufnahme: Wie funktioniert das genau? Zum Beispiel beim Use-Case mit dem SF6-Gas, wo Druck, Temperatur, Dichte und Feuchtigkeit relevant sind. Ihr macht die Anbindung der Sensoren. Wie geht das?
Philipp
Bei der Anbindung haben wir verschiedene Möglichkeiten, je nachdem, wie die Anlagen im Feld verteilt sind. Wir haben LoRaWAN-Sensoren im Portfolio, aber auch Sammelstellen, also Edge Gateways, an die man mehrere Sensoren anschließen kann, um auch eine höhere Datenrate zu erreichen als über LoRaWAN oder mioty realisierbar wäre. Bei Telemetrie von Tanks ist oft eine mobilfunkbasierte Lösung sinnvoll, besonders wenn die Messpunkte über weite Strecken verteilt sind. Für komplexe Systeme, die eine hohe Abtastrate und viele Daten erfordern und eine Stromversorgung vorhanden ist, bieten wir spezielle Lösungen an.
Vielen Dank für das Beispiel mit dem Diesel-Tank, das ist für verschiedene Use-Cases abbildbar. Bleiben wir bei der Konnektivität: Die Daten werden vielleicht über ein Gateway vorverarbeitet und dann in die Cloud oder ein Serversystem übertragen. Wie handhabt ihr das? Du hast LoRaWAN genannt. Vielleicht können wir bei diesem Beispiel bleiben. Wie funktioniert das mit dieser Technologie?
Philipp
Genau, der Netzwerkserver ist der zentrale Punkt, wo Geräte registriert werden, also sowohl Gateways als auch Endpunkte, die Nodes. Dort wird geprüft, ob ein Endpunkt mit dem Gateway kommunizieren darf. Die Einrichtung ist relativ einfach und ein Sensor kann innerhalb von fünf Minuten integriert werden. Der Netzwerkserver regelt automatisch die Verschlüsselung und bietet Schnittstellen zu verschiedenen Systemen und offene Protokolle an. Dies hängt von den Kundenvorgaben ab. Die Daten werden von den Sensoren via LoRaWAN an das Gateway gesendet, wo abgerfragt wird, ob die Kommunikation erlaubt ist. Nach der Entschlüsselung durch das Netzwerkmanagement werden die Daten an den Endpunkt, das Endsystem, weitergeleitet.
Okay, das bedeutet, eure Geräte werden entsprechend registriert. Das ist, glaube ich, was du eingangs mit Verknüpfung gemeint hast, also die Verbindung zu einem Server aufzubauen. Die Integration und Installation der Geräte erfolgt in fünf Minuten – schöne KPI an der Stelle. Und das Ganze dann eben auch wahrscheinlich skalierbar für verschiedene Systeme. Du hast auch die Integration angesprochen, das heißt die Möglichkeit Bestandssysteme anzubinden, das würdet ihr auch mitmachen.
Philipp
Ja, genau. Es gibt viele kundenspezifische Systeme auf dem Markt. Wir haben unsere eigene Plattform, die wir zur Unterstützung anbieten können. Aber es ist wichtig, genau zu verstehen, was unsere Kunden benötigen. Es ist nicht zielführend, einfach eine Komplettlösung von A nach B zu verkaufen. Stattdessen integrieren wir, was bereits vorhanden ist. Es kann auch eine Coexistenz von Systemen geben, aber die Integration findet tatsächlich im Netzwerkserver statt.
Sehr schön. Und der letzte Schritt wäre dann die eigentliche Analyse, die du vorhin auch mit der Applikation angesprochen hast. Dort entsteht der eigentliche Business-Mehrwert im Bereich Wartung und Service, indem beispielsweise Wartungszyklen, die ihr analysieren könnt, wirklich reduziert werden. Aber auch andere Use Cases sind umsetzbar. Die Datenanalyse ist wahrscheinlich auch ein Kernbestandteil eures Teams in dieser Applikationsanalyse, wo ihr euch die Daten anschaut, oder?
Philipp
Ja, das ist definitiv der Punkt, wo der wirkliche Mehrwert entsteht. Es gibt verschiedene Ansätze, aber um auf das Beispiel mit der Gasanalyse zurückzukommen: Es ist wichtig, die relevanten Parameter zu verstehen, wie Dichte und Feuchtigkeit. Feuchtigkeit kann physikalische Effekte auf die Anlage haben, wie Kondensation im Inneren der Schaltanlage, abhängig von Außentemperatur und Jahreszeit. Diese Effekte müssen kompensiert werden, und es wird ein mathematisches, statistisches Modell ausgewählt, das die beste Performance und Stabilität für diese Applikation bietet. Basierend auf der Datenhistorie wird ein Erwartungsbereich definiert, der auch zur Anomalieerkennung dient. Wenn der Prozess vom Sollwert abweicht, weiß man, dass etwas nicht stimmt. Wir haben das Ganze für die Gasanalyse von Schaltanlagen so verpackt, dass es dockerbasiert ist. Das bedeutet, es ist ein Paket, das in jeder Cloud integriert werden kann. Die Datenabfrage erfolgt über eine API, und der Kunde kann die Daten und das Forecasting abrufen oder auf eine Komplettlösung zurückgreifen, die auf unserer Plattform verfügbar ist. Es ist uns wichtig, dass die Lösung skalierbar und integrierbar ist. So kann das Feedback integriert und der Prozess entsprechend angepasst werden.
Perfekt, genau. Also, für diejenigen, die den Begriff Docker noch nie gehört haben, bezieht sich das im Endeffekt auf die Verwendung eines Services, der in einer Art Softwarecontainer bereitgestellt wird. Container sind standardisierte Einheiten für die Softwareentwicklung, die Zugriff auf bestimmte Bibliotheken ermöglichen und die Handhabung vereinfachen. Wir wollen heute nicht zu technisch werden, aber das nur zur groben Einordnung. Cool, aber das heißt, ihr macht die Analyse, bei der der Business-Mehrwert entsteht. Das ist ein sehr guter Aufschlag, um zu verstehen, wie WIKA vorgeht. Ich habe es schon auf Messen gesehen, aber dass ihr ganzheitlich vorgeht und mit Partnern zusammenarbeitet, ist besonders spannend. Ihr ermöglicht Use Cases wie Wartung und Service und geht konkret auf Themen wie Strafen ein, die bei SF6-Gasverlusten auftreten können. Ihr begleitet Kunden mit eurer Expertise, auch in Bereichen wie Diagnose, Compliance und Dokumentation. Sehr spannend, die Vielfalt der Use Cases. Ich habe noch viele weitere Fragen, aber das ist ein schöner Aufschlag für heute. Vielen herzlichen Dank von meiner Seite für diese Folge. Ein kurzer Hinweis: Wir werden mit IoT Use Case auf der Hannover Messe sein. Wenn ihr diese Folge vor der Messe hört, markiert euch den 23. April, den Dienstag, um 17 Uhr für ein großes IoT-Treffen. Philipp, ich weiß nicht, ob du dabei bist, aber es wäre toll, wenn wir dort etwas gemeinsam machen könnten. Bist du auf der Hannover Messe?
Philipp
Ja, ich habe es auf jeden Fall geplant und würde mich auch freuen, vielleicht den einen oder anderen Hörer persönlich kennenzulernen. Wir sind natürlich auch auf der Hannover Messe vertreten. Und kurz zu der kleinen Überraschung: Wir haben unseren Standard im Bereich Druck- und Temperatur-Messtechnik, aber haben auch ein neues System, das wir auf der Hannover Messe vorstellen werden. Es geht um Monitoring und Anomalieerkennung von rotierenden Maschinen, also Pumpen und Kompressoren mit Analyse. Alles basiert auf LoRaWAN, ist batteriebetrieben für den EX-Bereich. Kommt gerne vorbei bei uns am Messestand, schaut euch das System live an. Ich freue mich, wie gesagt, wenn wir einige Hörer dort persönlich treffen könnten.
Ihr seid natürlich herzlich eingeladen, Kontakt mit Philipp aufzunehmen. Du bist im Netzwerk bei uns, bei IoT Use Case, vertreten. Du hast aber auch LinkedIn. Ich verlinke dein LinkedIn in den Shownotes. Herzlichen Dank von meiner Seite. Ich glaube, wir könnten noch viele Fragen aufmachen, aber dann gerne persönlich auf der Hannover Messe oder im direkten Austausch mit dir. Vielen Dank, dass du heute dabei warst und für die praxisnahen Beispiele. Vielleicht hören wir uns in einem Jahr mit einem Update, was sich getan hat. Ich übergebe das letzte Wort für heute an dich.
Philipp
Vielen Dank, ich würde mich auch freuen, wenn wir uns wieder hören. Den speziellen Use Case findet ihr dann frisch auf der Plattform zum Nachlesen. Es war heute eine sehr spannende Erfahrung für mich. Ich freue mich auf alles, was noch kommt. Schreibt einfach, und sonst sehen wir uns auf der Hannover Messe. Macht’s gut!
Alles klar, vielen Dank. Macht’s gut, habt eine schöne Woche, tschüss!