Do you want to see our content in English?

x
x

Zentrale Serviceplattform: Murrelektronik & elunic digitalisieren Produktdaten

““

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Spotify Player. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen
IoT Use Case Podcast auf Spotify anhören
IoT Use Case Podcast auf Spotify anhören
IoT Use Case Podcast auf anderen Plattformen anhören

IoT Use Case episode 178 – elunic + Murrelektronik

In Episode 178 des IoT Use Case Podcasts spricht Gastgeberin Ing. Madeleine Mickeleit mit Fabian Distel, Geschäftsführer der Murr Shared Services GmbH und Prokurist bei Murrelektronik, sowie Jonas Schaub, Vorstand bei elunic.
Im Fokus: Die zentrale Bündelung technischer Produktdaten und digitaler Services – als Basis für ein skalierbares Kundenportal. Gemeinsam zeigen sie, wie Murrelektronik interne Informationssilos auflöst, Datennutzung standardisiert und die Grundlage für automatisierte Self-Service-Anwendungen schafft – pragmatisch und Schritt für Schritt.

Podcast Zusammenfassung

Wie lassen sich Produktinformationen und digitale Services effizienter bereitstellen – intern wie extern? Murrelektronik und elunic zeigen, wie durch Standardisierung und Plattformdenken aus verstreuten Datensilos ein skalierbares System wird.

Die Herausforderung:
Vertrieb, Support und weitere interne Abteilungen mussten Produktdaten und Dokumentationen manuell aus verschiedenen Quellen zusammentragen – Webshop, CRM, interne Tools. Das führte zu doppelter Arbeit, Informationsbrüchen und einer fragmentierten Datenbasis.

Die Lösung:
Murrelektronik entschied sich für eine modulare White-Label-Lösung auf Basis von shopfloor.io von elunic. Ziel war es, alle digitalen Services – vom Produktkatalog bis zur Benutzerverwaltung – zentral über eine Plattform zugänglich zu machen. Technische Basis sind Verwaltungsschalen (AAS), mit denen Daten strukturiert und versioniert bereitgestellt werden.

Nächster Schritt:
Ein KI-gestützter Assistent (ShopfloorGPT) soll künftig den Zugang zur Plattform weiter vereinfachen – über ein Chatfenster, das natürliche Sprache versteht. Erste Module sind bereits integriert, der Ausbau erfolgt iterativ und praxisnah.

Das Ergebnis:
Weniger manuelle Prozesse, eine zentrale Datenstruktur und eine moderne Plattform, die interne Effizienz steigert und die Basis für zukünftige Kundenservices bildet. Ein konkretes Beispiel dafür, wie Digitalisierung durch saubere Datenstrukturen und modulare Technologie umgesetzt werden kann – jenseits von Buzzwords.

Podcast Interview

Heute sprechen wir über ein Thema, das viele in unserer Community beschäftigt: Wie lassen sich digitale Services im industriellen Umfeld wirklich zum Laufen bringen – trotz Silos, komplexer Datenlandschaften und interner Herausforderungen?
Mit dabei ist heute die Firma Murrelektronik, ein ausgewiesener Spezialist für dezentrale Automatisierungstechnik. Viele kennen das Unternehmen vermutlich aus dem Schaltschrankumfeld, durch I/O-Systeme oder im Bereich industrieller Connectivity. Sie teilen heute im Podcast, wie sie sich strategisch im Bereich IoT positionieren.
Ebenfalls mit dabei ist ihr Technologiepartner elunic – das Unternehmen hinter der modularen Plattformlösung mit KI-Integration, über die wir heute sprechen.
Ihr bekommt praxisnahe Einblicke und Best Practices – unter anderem: Wie aus verteilten Produktdaten ein zentraler digitaler Service entsteht, warum die Verwaltungsschale – Stichwort Asset Administration Shell – dabei die strukturelle Grundlage bildet, was das konkret im Alltag bedeutet und wie der KI-Assistent ShopfloorGPT bereits heute Anfragen aus dem Maschinenbau beantwortet – ohne ohne perfekte Datenbasis, aber mit direktem Mehrwert für Service und Vertrieb.
Mit dabei sind Fabian Distel, verantwortlich für die digitale Transformation bei Murrelektronik und Geschäftsführer der Murr Shared Services GmbH, sowie Jonas Schaub, Vorstand bei elunic. 
Alle Infos findet ihr wie immer unter www.iotusecase.com und in den Show Notes. 
Und damit: Let’s go – viel Spaß bei dieser Folge!

Herzlich willkommen, Jonas und Fabian – schön, dass ihr heute dabei seid!
Fabian, ich starte direkt mit dir: Wie geht es dir heute, und wo erreiche ich dich gerade?

Fabian

Erstmal herzlichen Dank, dass ich heute hier dabei sein darf, Madeleine – danke für die Einladung! Mir geht’s super. Ich bin gerade bei uns im Büro, zwischen vielen Terminen wie immer, und freue mich sehr, jetzt die nächste halbe Stunde mit dir und Jonas verbringen zu dürfen.

Wenn du sagst „Büro“ – wo genau sitzt ihr? Können wir ein paar Kollegen grüßen?

Fabian

Wir sind deutschlandweit verteilt und haben viele Büros. Ich selbst bin aktuell in unserem Headquarter in Oppenweiler, Baden-Württemberg. Das liegt in der Nähe von Winnenden und Backnang.

Dann liebe Grüße in die Region, und natürlich auch an alle, die gerade zuhören.
Jonas, auch dir ein herzliches Hallo! Schön, dass du wieder mit dabei bist. Ich glaube, du warst einer meiner ersten Podcast-Gäste. Umso cooler, dass du heute wieder hier bist. Es ist mir eine Ehre. Wie geht’s dir heute?

Jonas

Vielen Dank, Madeleine. Ich freue mich sehr, wieder dabei zu sein und bin natürlich gespannt auf den Austausch heute.
Schön zu hören, dass wir damals den Auftakt gemacht haben. Das ist jetzt gut fünf Jahre her, glaube ich. Damals war die Welt noch eine andere: Lockdown, Corona, Covid – eine besondere Zeit.
Seitdem hat sich einiges getan. Mir geht’s gut, danke, und ich freue mich sehr auf unser Gespräch heute.

Ich bin auch sehr gespannt, was sich bei euch in der Zwischenzeit entwickelt hat. Deshalb freue ich mich besonders auf diese Folge.
Vielleicht starten wir mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Fabian, ich würde mit dir anfangen:
Du bist CDO bei Murrelektronik und seit Kurzem auch Prokurist bei eurer Serviceeinheit, wenn ich das so nennen darf. Ich glaube, du warst vorher bei Windmöller & Hölscher tätig und hast dort im Bereich digitale Services gearbeitet.
Du kommst, wenn ich richtig informiert bin, von der TU München und warst Teil der Institutsleitung am IWB, also dem Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften, und hast dort auch geforscht. Ich hoffe, das habe ich richtig wiedergegeben.
Schön, dass du heute mit dabei bist!
Wenn du heute auf deine Erfahrungen zurückblickst: Gab es für dich einen persönlichen Aha-Moment in der Entwicklung digitaler Services, bei dem dir klar wurde, warum diese in der Industrie wirklich funktionieren? Magst du zum Einstieg etwas dazu teilen?

Fabian

Sehr gerne. Vielleicht zur Einordnung: Ich bin Prokurist bei Murrelektronik und Geschäftsführer der Murr Shared Services GmbH.
Ich wusste nie genau, was als Nächstes kommt. Und genau das macht den Reiz aus. Das ist es auch, was mich heute noch täglich antreibt.
Wenn ich mich mit Jonas unterhalte, entstehen daraus sofort fünf neue Ideen, und auf einmal nimmt das nächste halbe Jahr eine ganz neue Richtung.
Das macht einfach unglaublich viel Spaß. Gerade im digitalen Umfeld gibt es so viele Möglichkeiten, die man ergreifen kann. Am Ende geht es immer darum, Prioritäten zu setzen, wie im Leben allgemein, und dann loszulegen.

Sehr schön. Und man muss auch ein Mensch sein, der so etwas wirklich mit antreiben kann, denn der Markt wandelt sich ständig, es passiert unheimlich viel. Es ist ein spannendes Umfeld, in dem man sich bewegt, aber eben auch eines, das nicht immer einfach ist.

Fabian

Absolut. Aber man muss Freude am Neuen haben, ein bisschen abenteuerlustig sein und versuchen, das Ganze systemisch und ganzheitlich zu betrachten. Dann ist es eine tolle Gelegenheit.

Ja, total.
Bevor ich gleich zu dir komme, Jonas, noch ganz kurz zu Murrelektronik:
Die meisten haben von euch sicher schon einmal gehört. Euer klassisches Geschäft liegt im Bereich der dezentralen Automatisierungstechnik, also alles rund um Stromverteilung, Kommunikationsschnittstellen, Netzteile und so weiter.
Was passiert bei euch aktuell im Bereich IoT?

Fabian

Gerne. Wir kommen klassisch aus dem Komponentengeschäft. Was uns aber schon immer ausgezeichnet hat: Wir versuchen, aus Kundensicht smarte Lösungen zu schaffen. Das heißt, wir betrachten die Aufgaben aus der Brille des Kunden.
In der elektrischen Installationstechnik geht es oft um Themen wie: Wie stecke ich etwas? Wie verbinde ich Komponenten effizient?
Wenn man jedoch eine Ebene höher geht und das Ganze beim Kunden ganzheitlich betrachtet – inklusive seiner Prozesse –, dann sehen wir, dass bei unseren Kunden eine digitale Transformation stattfindet. Alle Prozesse werden digitalisiert.
Das bedeutet: Wir müssen heute nicht nur in der Hardware smarte Lösungen liefern, sondern überlegen, wie wir die Zusammenarbeit mit Murrelektronik auf allen Ebenen möglichst nahtlos gestalten, in sämtlichen Geschäftsprozessen.
Und genau das ist die spannende Herausforderung.

Vielleicht noch eine kurze Nachfrage:
Was wäre ein typisches Beispiel für eine Komponente, die ihr im Kerngeschäft produziert?

Fabian

Ein Beispiel wäre ein Kabel mit zwei Steckern – typischerweise M8 oder M12 –, also genormte Steckverbinder, über die analoge und digitale Signale sowie Leistung, also Power, übertragen werden.
Außerdem bieten wir I/O-Module, also Switches für den Feldeinsatz, dezentrale Spannungsversorgungen und generell eine Vielzahl elektrischer Komponenten.

Sehr schön.
Bevor wir zu euren Kunden und den konkreten Herausforderungen kommen, noch ein kurzer Schwenk zu dir, Jonas.
Für alle, die dich noch nicht kennen: Du bist im Vorstand der elunic AG und warst, wie du schon gesagt hast, bereits einmal im Podcast zu Gast. Damals haben wir über Kundenportale im Maschinenbau gesprochen.
Heute greifen wir das Thema wieder auf, weiterentwickelt und in einem neuen Kontext. Denn ihr arbeitet gemeinsam mit Murrelektronik an einem sehr konkreten Projekt.
Was mich besonders interessiert: Was hat sich deiner Meinung nach in den letzten Jahren auf dem IoT-Markt verändert, speziell mit Blick auf digitale Services und verwandte Themen? Wie siehst du die aktuelle Entwicklung?

Jonas

Zum einen ist mit generativer KI eine ganz neue technologische Dimension hinzugekommen. Sie greift bestimmte Vorbereitungen idealerweise auf und ermöglicht Fähigkeiten, die vorher so noch gar nicht denkbar waren.
Wenn ich auf die letzten fünf Jahre IoT zurückblicke, sehe ich das Ganze durchaus zwiegespalten.
Es gab viel Hype – verbunden mit großen Hoffnungen – aber auch Ernüchterung, als klar wurde, dass nicht alles sofort funktioniert, wie gedacht.
Ich ziehe gerne den Vergleich zu den 90er-Jahren: Damals bestand das Geschäftsmodell des Internets darin, Menschen überhaupt erst online zu bringen, Stichwort Boris Becker und die AOL-CD-ROMs, die vielleicht einige noch kennen.
Genauso erleben wir das im IoT: Die grundlegende Infrastruktur, also die Vernetzung von Dingen, ist noch nicht überall abgeschlossen. Konnektivität ist die Basis, und darauf aufbauend entsteht dann echte Wertschöpfung.
Was wir beobachten: Viele Hersteller tun sich schwer damit, ihre Lösungen zu „produktifizieren“, also daraus wirklich digitale Produkte zu machen, die Betreiber und Produzenten konkret einsetzen können.
Gleichzeitig sehen wir, wenn wir direkt in die Produktionshallen unserer Kunden blicken: Dort entstehen beeindruckende Lösungen, von vorausschauender Wartung über intelligente Vernetzung von Anlagen, Aggregaten und Maschinen.
Diese ermöglichen enorme Effizienzsteigerungen.
Über die letzten fünf Jahre ist viel passiert, wir haben viel gesehen, und gerade jetzt eröffnen sich noch viel mehr Möglichkeiten, wenn man die Dinge richtig angeht.

[08:39] Herausforderungen, Potenziale und Status quo – So sieht der Use Case in der Praxis aus

Ihr sitzt ja heute zusammen hier – könnt ihr uns kurz mitnehmen, was ihr konkret in diesem Projekt umgesetzt habt?
Und wie kam es überhaupt dazu? Gibt es eine Story dahinter, wie sich eure Unternehmen kennengelernt haben?

Jonas

Vielleicht vorab ein kurzer Einschub zu elunic: Wir sitzen in München und haben drei Geschäftsbereiche.
In einem davon sind wir selbst Betreiber und Hersteller von Inspektionsanlagen mit KI – AI.SEE™. Die haben wir vor etwa fünf Jahren schon einmal im Podcast skizziert.
Wir nutzen unsere eigene Technologie, um diese Anlagen effizient aus der Ferne zu warten – also für Remote Services, bei denen Technikereinsätze und Wegzeiten reduziert werden können. Wartung und andere Services erfolgen also remote.
Der zweite Geschäftsbereich ist der, in dem wir heute unterwegs sind: Wir unterstützen Maschinenbauer und Komponentenhersteller, wie hier Murrelektronik, bei der Umsetzung digitaler Lösungen.
Dabei setzen wir auf bewährte Technologie-Bausteine. Das Thema „Kundenportal“, das du gerade erwähnt hast, begleitet uns schon länger, und wird nun kontinuierlich weiterentwickelt.
Dabei geht es nicht nur um inkrementelle Verbesserungen, sondern auch um echte Sprünge, etwa durch neue technologische Möglichkeiten wie generative KI.
Ich denke, genau dieser Punkt – das Kundenportal und die Befähigung der Anwender von Murrelektronik, sich selbst Services bereitzustellen – war ein zentraler Anknüpfungspunkt in diesem Projekt.

Fabian

Unser Kontakt geht zurück auf meine Zeit bei Windmöller & Hölscher.
Damals hatten wir bereits sehr gute Gespräche, an die ich mich gern erinnere.
Als dann bei Murrelektronik die Aufgabe anstand, eine ganzheitliche Basis für unsere digitalen Kundenangebote zu schaffen, haben wir sehr schnell wieder zueinandergefunden.

Dann lasst uns gerne noch etwas tiefer in euer Projekt eintauchen.
Dazu vielleicht erst mal eine strukturelle Frage:
Es gibt ja die Murr Shared Services GmbH und daneben die Murrelektronik GmbH.
Fabian, kannst du kurz erklären, wie ihr den digitalen Aufbau bei euch strukturiert habt?
Gibt es unterschiedliche Einheiten? Und was zählt konkret dazu?

Fabian

Sehr gerne. Die Murr Shared Services GmbH ist in erster Linie der interne Dienstleister innerhalb unserer Unternehmensgruppe.
Murrelektronik besteht ja nicht nur aus einem Unternehmen; wir haben über 25 Landesgesellschaften sowie einige weitere Unternehmen, die zur Gruppe gehören.
Schon seit einiger Zeit betreuen wir aus dem Mutterunternehmen heraus die gesamte IT für alle Unternehmen.
Seitdem ich bei Murrelektronik bin – das ist nun etwas über anderthalb Jahre –, haben wir verschiedene interne Bereiche zusammengeführt.
Früher hatte jeder Bereich seine eigene Digitalisierungsabteilung: im Vertrieb, in der Entwicklung, im Einkauf.
Diese Einheiten wurden bei mir gebündelt und inzwischen haben wir sie in die Murr Shared Services GmbH ausgegründet.
Von dort aus verfolgen wir das Ziel, einen gruppenweiten Standard für die Digitalisierung zu etablieren. Das ist essenziell, denn eine erfolgreiche digitale Transformation braucht durchdachte, standardisierte Prozesse.
Nur so lassen sich sowohl prozess- als auch systemseitig moderne, zukunftsfähige Lösungen entwickeln.
Und genau das ist die Aufgabe der Murr Shared Services GmbH.
Zur Abgrenzung noch meine zweite Rolle: Gemeinsam mit meinem Kollegen Dr. Paul Zeller baue ich innerhalb von Murrelektronik eine neue Business Unit auf, die Global Business Unit Digital Solutions.
Sie entwickelt neue digitale Produkte für unsere Kunden, also wirklich vermarktbare Lösungen, meist in Form von SaaS-Produkten. Unser erstes Produkt ist uKonn-X, das wir aktuell in den Markt einführen.
Man kann die Rollen also folgendermaßen trennen: Zum einen entwickeln wir konkrete, vermarktbare digitale Produkte für den Markt. Zum anderen kümmern wir uns mit Shared Services um die internen digitalen Standards und Services – zum Beispiel das Kundenportal, über das alle Landesgesellschaften mit ihren Kunden interagieren.
Und dieses Kundenportal ist heute weit mehr als ein klassisches Portal; es vereint viele digitale Services, integriert unterschiedliche Systeme und beinhaltet selbstverständlich auch KI-Komponenten.

Genau, das wollte ich gerade fragen – es geht also nicht um eure Produktion oder Ähnliches, sondern wirklich um das digitale Serviceportal und die smarten Produkte, die ihr euren Kunden zur Verfügung stellt.
Habe ich das so richtig verstanden?

Fabian

Das stimmt, aber genau das ist das Spannende an meiner Rolle: Ich darf beides verantworten. Für mich hängt unsere Produktion sehr wohl mit dem Thema zusammen, unseren Kunden Daten zur Verfügung zu stellen.
Wir entwickeln unter anderem sicherheitsrelevante Produkte. Da geht es um Traceability. Wir sprechen über Verwaltungsschalen, die wir zukünftig instanzbasiert unseren Kunden bereitstellen wollen.
Wenn man den Digital Thread wirklich Ende-zu-Ende denkt, betrifft das alle Bereiche in unserem Unternehmen – bis hin zum Kunden.

Bevor wir gleich tiefer in die Technologien einsteigen, würde ich gern noch kurz auf das „Warum“ eingehen, also auf das zugrunde liegende Problem.
Am Ende ist so ein Projekt ja auch immer ein Investment in Technologie, und das ist sicher nicht gering.
Gleichzeitig investieren ja auch eure Kunden.
Lass uns daher kurz über das sprechen, was man neudeutsch wohl Problem Statement nennt, oder auch über den Business Case.
Warum habt ihr euch entschieden, Geld in die Hand zu nehmen und zu sagen: „Da investieren wir jetzt – das ist unsere Zukunft“?
Was war der konkrete Auslöser?

Fabian

Wir haben viele Kunden-Touchpoints.
Wenn wir uns die Customer Journey anschauen, dann gibt es bei unseren Kunden verschiedene Rollen und damit auch verschiedene Zeitpunkte, an denen wir mit ihnen in Kontakt stehen.
Klassischerweise gibt es für jeden dieser Touchpoints eine eigene Lösung. Und dabei stellen wir immer wieder ähnliche Daten bereit, mal im einen Format, mal im anderen.
Mal liefert unser Vertrieb sie aus, mal ruft sich der Kunde die Informationen über unsere Website oder den Webshop ab.
Das ist nicht konsistent.
Vor allem aus Kundensicht ist es umständlich, denn der Kunde muss immer wieder an eine andere Stelle gehen.
Unsere Herausforderung ist es, diese Informationsbereitstellung zu vereinheitlichen und durchgängig zu denken.
Am Ende geht es auch darum, die digitale Grenze zwischen dem System des Kunden und unserem System aufzulösen.
Wir fragen uns gezielt: Was hindert unseren Kunden daran, effizient mit Murrelektronik zusammenzuarbeiten?
Und diese Hürden wollen wir abbauen, gerade im digitalen Raum.
Da gibt es noch viel Potenzial, das wir heben wollen.

Spannend. Du hast gerade angesprochen, dass Daten nicht konsistent sind.
Ihr habt viele Systeme im Einsatz – Webshop, Vertrieb, verschiedene IT-Systeme usw.
Wo sagt ihr konkret: Da verlieren wir heute, hart gesagt, Zeit und Geld, obwohl das eigentlich nicht nötig wäre?
Geht es dabei vor allem um die Datenhaltung, also um eine technologische Fragestellung?
Weil jedes System eine andere Schnittstelle hat und vieles manuell läuft.
Wäre das aus eurer Sicht der größte Hebel, bei dem ihr gesagt habt: „Genau da müssen wir investieren“?

Fabian

Wir haben aktuell sehr viele Systembrüche, sowohl in Richtung Kunde als auch intern.
Durch die Vielzahl an Einzellösungen entstehen zwangsläufig Redundanzen in den Daten, weil diese jeweils unterschiedlich aufbereitet werden müssen. Und genau daraus ergeben sich dann Inkonsistenzen.
Wir gehen diese Herausforderungen auf mehreren Ebenen gleichzeitig an, aber nicht alles auf einmal.
Stattdessen schneiden wir die Themen so, dass in jedem Schritt ein klarer Kundennutzen entsteht, wir aber gleichzeitig auch unsere internen Hausaufgaben mit erledigen.
Die Plattform, mit der wir die Integration zum Kunden hin realisieren, ist shopfloor.io von elunic.

Jonas, Frage an dich: Wenn du das so hörst – ihr habt ja zahlreiche Kundenprojekte – sind das typische Themen, mit denen Kunden auf euch zukommen?
Also dass sie sagen: „Wir wollen unsere Daten konsistenter nutzen, alles zentral bündeln und gemeinsam etwas aufbauen“?
Sind das die größten technischen Herausforderungen, oder siehst du da noch andere Aspekte?

Jonas

Das ist tatsächlich vielschichtig.
Eines der zentralen Themen ist, wie gerade beschrieben, die Zentralisierung und Kanalisierung des Kundenzugangs: also die Bündelung aller relevanten Informationen und Funktionen in einem einzigen System oder Touchpoint.
In vielen Unternehmen gibt es heute verschiedene Systeme – für Support, Ersatzteile, IoT-Telemetrie, Prozessdaten etc.
Das ist oft nicht einfach zu managen, vor allem dann, wenn es unterschiedliche Endpunkte, und Login-Daten gibt.
Ein Ziel ist deshalb, all diese Themen zentral zusammenzuführen – wir sprechen in dem Zusammenhang oft von einem Single Interface oder Single Face to the Customer.
Also einem zentralen Anlaufpunkt für den Kunden, der das Nutzungserlebnis und die Bedienung deutlich vereinfacht.
Solche Portale können aber auch aus einzelnen Anwendungen heraus entstehen.
Beispielsweise, wenn jemand zunächst einen Ersatzteilkatalog einführt und dann merkt, dass der Zugang zu weiteren Anwendungen sinnvollerweise integriert werden sollte.
Dann bietet sich eine übergeordnete Portalstruktur an, die unterschiedliche Technologien unter einem Dach zusammenführt.

Ihr habt gerade das Thema Verwaltungsschale ins Spiel gebracht – könnt ihr das an einem konkreten Beispiel erklären?

Stellen wir uns vor: Ich kaufe als Kunde einen Stecker oder ein I/O-Modul, vielleicht über euren Webshop. Ihr wollt ja eine konsistente Datenhaltung erreichen.

War das Problem, dass etwa Produkttypen oder Dateibenennungen nicht einheitlich waren?
Habt ihr da ein konkretes Praxisbeispiel? Geht es beispielsweise um Produktstammdaten – und wenn ja, was genau war das Problem?

Fabian

Genau, es geht vor allem um Produktstammdaten, die sich zum Teil auch durch Produktänderungen und neue Versionen verändern können.
Nehmen wir an, wir passen ein Produkt an und der zulässige Temperaturbereich wird um 10 °C erweitert. Wie dokumentiere ich jetzt, wann genau diese Änderung vorgenommen wurde? In unserem Webshop steht zu einem bestimmten Zeitpunkt einfach der neue Temperaturbereich. Aber unsere heutigen Systeme können diese Änderungen nicht versionieren oder nachvollziehbar dokumentieren. Und genau hier kommt die Verwaltungsschale ins Spiel. Sie ermöglicht es, solche Informationen versioniert abzulegen. Wenn wir dann irgendwann mit instanziierten Verwaltungsschalen arbeiten, wird jedes einzelne produzierte Produkt einer bestimmten Version dieser Verwaltungsschale zugeordnet. So kann ich jederzeit sagen: Dieses konkrete Produkt wurde noch mit dem kleineren Temperaturbereich gefertigt.

Genau. Für alle, die das Konzept der Verwaltungsschale gerade zum ersten Mal hören – ich denke, viele kennen es inzwischen, aber zur Einordnung:
Ich habe dazu bereits ein paar Podcast-Folgen gemacht, ich verlinke sie euch in den Show Notes.
Wie definiert ihr bei euch im Betrieb, oder auch speziell in diesem Projekt, die Verwaltungsschale?

Fabian

Die Verwaltungsschale ist im Grunde eine API auf Produktdaten.
Es gibt verschiedene Varianten: Man kann sie als Datei bzw. Container herunterladen oder über eine API direkt ansprechen.
Das Charmante daran: Sie ist standardisiert und maschinenlesbar, also ein echter Schnittstellenstandard zwischen Unternehmen und Systemen.
Das ist für uns besonders reizvoll, weil wir eine ganzheitliche Lösung aufbauen möchten, in der Produktinformationen in verschiedenen Services genutzt werden können.
Anstatt für jeden einzelnen Service ein proprietäres Datenformat bereitzustellen – mit Stammdaten, Bildern oder Dokumentenverknüpfungen – sagen wir: Es gibt eine Single Source of Truth, und das ist die Verwaltungsschale. Alle Services greifen auf diese zentrale Quelle zu.

Okay, und da habt ihr gesagt: Wir holen elunic mit ins Boot, um das gemeinsam aufzubauen?

Fabian

Einer der vielen Aspekte, die wir gemeinsam mit elunic in unser Kundenportal integrieren, ist der Verwaltungsschalen-Server.
Ziel ist es, damit künftig sowohl Artikelstammdaten als auch instanzbezogene Daten verwalten zu können.
Und alles, was wir mit elunic gemeinsam an zusätzlichen Services entwickeln – zum Beispiel das GPT – soll sich bitte dort die Daten holen, nicht aus irgendeinem anderen System oder einer separaten Tabelle.

Wenn ihr beim Zuhören denkt „Hey, wir stehen vor ganz ähnlichen Herausforderungen“ – ich verlinke euch die Kontakte von Jonas und Fabian in den Show Notes. Vernetzt euch gerne.
Ich glaube, jedes Projekt ist individuell, aber viele der Grundprobleme dürften den meisten bekannt vorkommen.

[21:40] Lösungen, Angebote und Services – Ein Blick auf die eingesetzten Technologien

Wie habt ihr das Ganze umgesetzt? Was sind die konkreten Lösungsbausteine?
Ihr habt schon ShopfloorGPT erwähnt; Jonas, vielleicht erst mal an dich die Frage: 
Was genau ist das für eine Lösung und welche Bausteine umfasst sie?

Jonas

Grundsätzlich basiert unsere Plattformlösung shopfloor.io auf einer Commercial Open Source Lizenz.
Diese erfüllt verschiedene Anforderungen – insbesondere, dass der Anwender, also derjenige, der die Plattform einsetzt, auch die IP-Hoheit mit übertragen bekommt.
So vermeiden wir, gerade in wertschöpfenden Bereichen, eine Abhängigkeit oder einen Lock-in-Effekt.
Der Aufbau ist modular. Wir sprechen in dem Zusammenhang gerne von einer „Make-and-Buy“-Entscheidung, also der Abwägung: Entwickle ich selbst oder nutze ich eine fertige Lösung?
shopfloor.io vereint beides: Auch eigene oder externe Entwicklungsteams können die Plattform weiterentwickeln.
Die Plattform ist in verschiedene Module und Services untergliedert. Ein zentraler Kerndienst ist dabei die Asset-Struktur. Nahezu alle weiteren Dienste – sei es die Bereitstellung von Produkten, Supportsysteme, Ersatzteilkataloge oder IoT-Telemetriedaten – knüpfen direkt an physische Assets an, also Maschinen oder Hardware.
Und genau auf dieser Struktur basieren alle weiteren Dienste.

Okay. Fabian, wie setzt ihr das konkret ein?
Nutzt ihr die Plattform quasi als fertiges Produkt, das ihr unter eurem Namen weitergebt?
Sieht der Kunde am Ende euer Logo?

Fabian

Wir nutzen es als White-Label-Lösung. Das heißt: Grün, mit dem Murrelektronik-Logo.
Wie Jonas vorhin schon beschrieben hat, integrieren wir über diese Plattform verschiedene Services.
Ein großer Teil davon bezieht sich künftig auf Assets, aber auch auf digitale Lösungen, die unsere Business Unit entwickelt und unseren Kunden zur Verfügung stellt.
Wir verwenden die Plattform auch für Benutzerverwaltung, inklusive Single Sign-on für alle digitalen Produkte, die wir unseren Kunden anbieten.
Am Ende haben wir noch sehr viel vor – es sollen viele weitere Services integriert werden.
Und genau deshalb freue ich mich so über das ShopfloorGPT-Modul.
Denn wir alle kennen es: Man hat eine Intranet-Seite mit 50 Kacheln – und sucht verzweifelt nach der richtigen.
Genau das wollen wir vermeiden. Wir wollen die einzelnen Services zwar modular halten – für Wartbarkeit und Erweiterbarkeit – aber für den Nutzer soll der Einstieg über ein GPT-basiertes Chatfenster erfolgen. Dort kann er sein Anliegen einfach eintippen – und landet direkt im richtigen Service.
Das macht richtig Spaß.

Wenn man sich die Umsetzung anschaut, war wahrscheinlich der erste Schritt überhaupt an die Daten zu kommen.
Das heißt, ihr habt vermutlich erst einmal verschiedenste IT-Systeme bei euch angebunden.
Ich nehme an, ihr übertragt keine Live-Daten von Geräten, die ihr an den Kunden verkauft, also keine klassischen IoT-Geräte im Sinne von Telemetrie.
Es geht vielmehr um Produktstammdaten, die zum Beispiel im Vertrieb, im CRM-System, im Webshop oder ähnlichen Systemen liegen.
Ist das eure aktuelle Form der Datenerfassung?

Fabian

Ich würde sagen: Das machen wir noch nicht, aber wir denken sehr aktiv darüber nach.
Wie vorhin schon erwähnt, arbeiten wir mit vielen verschiedenen Dimensionen.
Unser Ansatz ist: Bei jedem Schritt, den wir gehen, soll ein klarer Mehrwert entstehen. Deshalb setzen wir nicht alles auf einmal um, sondern in Releases.
Für den Anfang haben wir uns zwei konkrete Services vorgenommen: Einen Produktkatalog und die Bereitstellung aller relevanten Dokumente.
Dabei geht es nicht darum, dem Nutzer einfach nur eine Tabelle mit Download-Links anzubieten.
Vielmehr sollen diese Dokumente auch über ShopfloorGPT intelligent zugänglich sein.
Aktuell arbeiten wir parallel an drei weiteren Services, die sich nahtlos mit den bestehenden integrieren lassen.
Ziel ist es, dass am Ende alle über unser GPT-Interface – unseren sogenannten Murrlin – nutzbar sind.

Jonas, dazu noch eine Frage: shopfloor.io ist ja die technologische Grundlage, und ihr habt mit ShopfloorGPT ein zusätzliches Modul geschaffen.
Wie integriert ihr darin die Daten? Ist das alles bereits in shopfloor.io vorbereitet, sodass sich zum Beispiel Daten aus einem CRM-System direkt anbinden lassen?
Wie genau funktioniert das in eurem Tool?

Jonas

Unsere Module sind sehr weit fortgeschritten. shopfloor.io ist seit rund fünf Jahren in der Entwicklung und entsprechend ausgereift.
Die Plattform bietet ein breites Set an Funktionen, die viele unserer Kunden direkt produktiv nutzen, auch im Endanwenderkontext.
Ein gutes Beispiel ist MyMurrelektronik, das online verfügbar ist. Ich finde, man kann sich das auch sehr gut interaktiv anschauen.
Stellen wir uns einen typischen Anwendungsfall vor: Jemand möchte eine Verpackungsmaschine im Lebensmittelumfeld bauen.
Früher lief die Produktauswahl oft über ein Vertriebsgespräch, was aus Sicht von Prozesskosten und Effizienz nicht ideal ist.
Heute ermöglichen wir über das Portal den Self-Service-Zugang: Der Nutzer kann die passenden Produkte selbstständig finden – gefiltert nach Produktgruppen, technischen Parametern und Facetten.
Dank großer Sprachmodelle ist es nun auch möglich, diesen riesigen Produktkatalog – in unserem Fall sind das fast 80.000 Artikel – per Sprache zugänglich zu machen.
Man kann ganz natürlich formulieren, wie ich es gerade tue, und muss sich nicht mehr durch Dropdowns und Checkboxen klicken.
Das ist ein großer Fortschritt in Sachen Zugänglichkeit und Self-Enabling, vor allem für Anwender, die gezielt Komponenten suchen.
Was besonders hilfreich ist: Die Sprachmodelle benötigen keine vollständig strukturierte Datenbasis.
In klassischen Digitalisierungsprojekten war es oft notwendig, Daten erst zu harmonisieren und zu bereinigen. Das bedeutete viel Aufwand für wenig unmittelbaren Mehrwert.
Mit Sprachmodellen können wir hingegen vorhandene Produktinformationen – z. B. aus dem Webshop – einfach crawlen, auslesen, als Grundlage nutzen und zu strukturieren.
Das knüpft an die Verwaltungsschale an, was eine formelle Deskription der Struktur ist.
Aber in Kombination mit den Sprachmodellen konnten wir nun auch große Produktbestände integrieren, ohne ein aufwändiges Datenbereinigungs- oder Migrationsprojekt zu starten.

Das heißt, ihr nutzt die Verwaltungsschale als Grundlage, um die Strukturen – insbesondere die Produktstammdaten – einheitlich darzustellen?
Und euer KI-gestützter Assistent greift sich dann genau diese Produktions- oder Konfigurationsdaten, die er benötigt, um sie weiterzuverarbeiten?
Habe ich das richtig verstanden?

Fabian

Genau, technisch arbeiten wir mit einer KI-Agentenstruktur.
Wir haben beispielsweise einen Agenten, der auf unsere Dokumente zugreift, also auf die klassischen PDFs, die man zu unseren Produkten herunterladen kann.
Ein weiterer Agent nutzt die Verwaltungsschale, um gezielt Informationen daraus abzurufen.
So ist der technische Stand.

[29:22] Übertragbarkeit, Skalierung und nächste Schritte – So könnt ihr diesen Use Case nutzen

Wenn ihr – oder auch andere, die hier zuhören – ein solches Projekt starten wollen:
Was würdet ihr ihnen mit auf den Weg geben?
Gibt es Best Practices, bei denen ihr sagt: „Darauf sollte man unbedingt achten, wenn man einen KI-gestützten Assistenten aufbauen will“?
Ist das zentrale Thema tatsächlich die Verwaltungsschale, oder gibt es noch weitere Punkte, auf die man achten sollte?

Jonas

Ich würde sagen: Es gibt mehrere Blickwinkel.
Der erste ist sogar gar nicht unbedingt technologisch, denn das ganze Thema Self-Service und Selbstbefähigung ist in vielen Fällen eher eine organisatorische als eine rein technische Herausforderung.
Ich bin ein großer Verfechter davon, weil ich an die enormen Produktivitätssteigerungen glaube, die dadurch möglich sind, und ich sehe diese auch regelmäßig in der Praxis.
Aber: Es besteht auch die Gefahr, zu technikgetrieben an das Thema heranzugehen.
Aus unserer Erfahrung heraus empfiehlt es sich, mit einem klar abgegrenzten Anwendungsfall zu starten – einem, der funktioniert und bei dem noch nicht zu viele Personen involviert sind.
So lässt sich das Thema in einem geschützten Raum testen, ohne dass es gleich zu kontrovers diskutiert oder überfrachtet wird.
Wenn dieser erste Use Case erfolgreich ist, kann man darauf aufbauen; man schafft so eine erste Referenz, einen Leuchtturm, auf den sich alle beziehen können.
Ein weiterer Vorteil in unserem Fall ist: Wir bringen das Produkt bereits mit.
Das heißt, man startet nicht mit einem theoretischen Konzept oder einem Mock-up, sondern hat direkt eine interaktive Basis.
Das erleichtert es enorm, sich ein realistisches Zielbild vorzustellen, und gleichzeitig erkennt man frühzeitig technische oder organisatorische Herausforderungen.
Gerade die visuelle und interaktive Nutzung hilft dabei sehr.

Spannend.
Fabian, wie sieht das aus deiner Praxisperspektive aus – hast du noch etwas zu ergänzen?

Fabian

Für uns war es extrem hilfreich, dass wir nicht gleich mit der komplexesten technischen Lösung gestartet sind – denn die braucht natürlich Zeit.
Stattdessen haben wir mit einem Prototyping-Ansatz begonnen: Bevor wir die Agentenstruktur aufgebaut haben, haben wir unsere Daten einfach mal in eine Vektor-Datenbank geladen und unseren Kolleginnen und Kollegen im Vertriebsinnendienst zur Verfügung gestellt.
Das Feedback war überraschend positiv: „So einfach habe ich die Informationen noch nie gefunden.“
Selbst kleinere Ungenauigkeiten in den Antworten waren kein Problem – die Kollegen konnten damit sehr gut umgehen.
Das hat uns enorm geholfen: Wir haben dadurch unsere Datenquellen besser verstanden, Unschärfen erkannt und parallel optimiert – z. B. fehlende oder unklare Dokumente ergänzt oder irrelevante entfernt.

Spannend, wie ihr das angegangen seid.
Ich glaube, bei solchen Projekten ist das Thema Change Management nicht zu unterschätzen.
Erst einmal den Mehrwert konkret aufzuzeigen – in einem kleinen, klar umrissenen Kreis – ist definitiv der richtige Ansatz.
Gerade mit deinem Beispiel aus dem Vertrieb: gezielt mit einem Use Case starten, erste Anwender einbinden, Feedback einholen und dann schrittweise ausrollen.
Ich kann mir vorstellen, dass es intern durchaus herausfordernd ist, so ein Projekt zu kommunizieren und Akzeptanz zu schaffen.

Jonas

Absolut. Und vielleicht noch ein ergänzender Gedanke: Früher kamen Innovationen oft aus der Rüstungsindustrie, dann in den B2B-Bereich und erst zuletzt beim Endkunden an.
Heute erleben wir genau das Gegenteil: Viele Innovationen entstehen zuerst im B2C – also im privaten Alltag – und finden dann ihren Weg in den B2B-Kontext.
Ein gutes Beispiel ist der Einsatz von Drohnen.
Und genau diese Entwicklungen helfen auch im Change Management.
Sie schaffen Inspiration und erhöhen die Akzeptanz für neue Lösungen.
Wenn man sich heute fragt, wie selbstverständlich wir z. B. Online-Banking betreiben oder Bahntickets über das Smartphone buchen – niemand würde mehr ernsthaft auf die Idee kommen, dafür in eine Filiale oder an einen Schalter zu gehen.
Technisch ist das längst möglich, aber es ist auch logisch und konsequent, dass wir diesen Intermediär – also die vermittelnde Person – zunehmend herausnehmen.
Man spricht hier von Disintermediation.
Dieses Zielbild kann ein starker Treiber sein, auch im industriellen Umfeld.
Natürlich ist es eine Veränderung, und natürlich ist es eine Herausforderung, vor allem für Menschen, die andere Prozesse gewohnt sind.
Aber es ist eben nicht nur eine technische, sondern vor allem auch eine mentale Aufgabe, diese Veränderung erfolgreich umzusetzen.

Sehr schön! Was seht ihr im Horizont der nächsten drei bis fünf Jahre?
Jonas, du hattest vorhin angesprochen, dass KI inzwischen auf Daten zugreifen kann, die man früher vielleicht gar nicht eingebunden hätte.
Ist das aus deiner Sicht ein zentraler Trend – also dass KI auch in der IT-Architektur neue Mehrwerte schafft?
Oder wo siehst du die größten Entwicklungen?

Jonas

Absolut, ich bin fest davon überzeugt.
Was Deutschland in den letzten Jahrzehnten in der Produktion stark gemacht hat – nämlich ein hoher Automatisierungsgrad durch starken Wettbewerbsdruck –, das erleben wir jetzt zunehmend auch in der Wissensarbeit, also bei der Arbeit am Computer.
Murrelektronik treibt genau das in der Produktion voran: Automatisierung auf dem Shopfloor.
Und ich glaube, wir stehen gerade erst am Anfang einer vergleichbaren Welle im Arbeitsalltag. Dazu braucht es natürlich sehr spezifische Lösungen, wie Shopfloor-Plattformen für Industriethemen.
Denn dort macht der richtige Technologieeinsatz den entscheidenden Unterschied.
Sprachmodelle wie das zugrunde liegende GPT sind dabei zwar ein Enabler, aber letztlich austauschbar.
Sie sind Commodity, das allein ist nicht der USP.
Entscheidend ist, wie man diese Technologie in bestehende Prozesse und Systeme integriert und welche Use Cases man daraus entwickelt.
Und ich bin überzeugt: Gerade in einem Hochlohnland wie Deutschland, wo der Druck hoch ist, effizienter zu werden, wird die Kombination aus Geschwindigkeit und Ergebnisqualität in den kommenden Jahren einen beachtlichen Unterschied machen.

Fabian

Aus meiner Perspektive – auch wenn ich das als IT-Verantwortlicher eigentlich nicht gerne höre: Heute kann sich bei uns im Unternehmen fast jeder mit Excel-Tabellen irgendetwas zusammenbauen und automatisieren.
Ich glaube, in den nächsten drei bis fünf Jahren wird es genauso selbstverständlich sein, sich seinen eigenen KI-Agenten zu erstellen – individuell für den eigenen Use Case.
Excel wird zunehmend abgelöst, und genau das freut mich.
Ein bisschen Sorgen macht mir allerdings die Vorstellung, dass dann plötzlich jeder fünf KIs auf seinem Rechner hat. Wie wir das orchestrieren, wird eine große Herausforderung, aber gleichzeitig auch eine riesige Chance.
Dafür brauchen wir eine solide Plattform, in die wir diese Lösungen sauber integrieren können.

Absolut, das schreit nach einer neuen Podcast-Folge.
Gerade rund um Datenschutz und den Umgang mit verschiedenen KI-Tools gäbe es noch viel zu besprechen.
Aber für heute sage ich erst mal: Vielen Dank euch beiden!
Ich finde, man hat heute sehr schön an eurem Projekt verstanden, welchen konkreten Business Case ihr verfolgt, welches Zielbild ihr dabei habt, wie sich der Markt verändert und welche Herausforderungen und Anforderungen eure Kunden heute mitbringen.
Danke, dass ihr das so greifbar erklärt habt!
Ich überlasse euch gern das Schlusswort und sage schon mal: Vielen Dank, dass ihr heute dabei wart.

Fabian

Vielen herzlichen Dank für die Einladung, es hat großen Spaß gemacht!
Unser Projekt wird sicher noch eine Weile weiterlaufen.
Gerne geben wir mal ein Update, wenn wir deutlich mehr Services integriert haben.

Jonas

Auch von meiner Seite: Danke für die Einladung und das tolle Gespräch!
Ich freue mich auf weitere Austausche und gemeinsame Inspiration.

Vielen Dank und euch eine schöne Woche.
Macht’s gut, ciao!

Fabian
Danke, ciao!

Jonas
Ciao!

Questions? Contact Madeleine Mickeleit

Ing. Madeleine Mickeleit

Mrs. IoT✌️Gründerin der IIoT Use Case GmbH | IoT Business Development | Welche Use Cases funktionieren – und WIE? Fokus auf Praxis! #TechBusiness #Mehrwert