Um die Umwelt und das Klima zu schonen, führt die EU im Zuge ihres Green Deals einen Digitalen Produktpass (DPP) ein. Der Digitale Produktpass erfasst und speichert sämtliche wichtigen Informationen eines Produktes, einschließlich Details über den Hersteller, die verwendeten Materialien sowie Optionen für Reparatur und Entsorgung. Die Informationen sind über den DPP für alle Beteiligten im Lebenszyklus des Produktes transparent und digital zugänglich.
Der DPP besteht aus drei Teilen:
- Digitales Typenschild
- umweltrelevante Informationen zum Produkt
- Produktbeschreibung mit wesentlichen Eigenschaften und Funktionen
Die Digitalisierung der Industrie bringt stetig neue Herausforderungen mit sich, insbesondere in der Produktkennzeichnung und -dokumentation. Das strategische Ziel ist, dass der Digitale Produktpass als Teilmenge des sogenannten „Digitalen Zwillings“ auch von Maschinen gelesen und interpretiert werden kann.
Die Lösung: Digitaler Produktpass nach dem ECLASS-Standard
In einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft wird für die Erstellung eines Digitalen Produktpasses die Anwendung des ECLASS-Standards empfohlen, um eine konsistente und effiziente Strukturierung zu gewährleisten.
Hinter dem Standard steht der im Jahr 2000 gegründete ECLASS e. V., der als Non-profit-Organisation von Unternehmen, Verbänden und Institutionen verschiedenster Industrie- und Handelsbranchen getragen wird. Ihr Ziel ist es, einen herstellerunabhängigen und branchenübergreifenden Standard für den digitalen Austausch von Produktdaten zu entwickeln.
Weltweit nutzen bereits mehr als 4.000 Unternehmen den ECLASS-Standard mit seinen etwa 48.000 Klassen und 23.000 Merkmalen für den Datenaustausch nach ISO 22274 und IEC 61360. Seit der Version 14.0 ist dieser zudem in 15 Sprachen vollübersetzt verfügbar. Er ist hersteller- und branchenübergreifend einsetzbar. Unterschiedliche Standards aus Branchen wie Elektrotechnik, Lebensmittel, Automotive oder Büromaterial werden von ECLASS zu einem einheitlichen, branchenübergreifenden Standard weiterentwickelt.
Durch die semantische Interoperabilität können ECLASS Daten auch von Maschinen gelesen und interpretiert werden – eine wichtige Voraussetzung für Machine-to-machine-Kommunikation, I4.0-Anwendungen und den digitalen Zwilling.
Experten aus Entwicklung, Industrie und Handel entwickeln den Standard kontinuierlich weiter und passen ihn an aktuelle Anforderungen an.
Die Einführung des DPPs in Verbindung mit ECLASS führt zu einer deutlichen Effizienzsteigerung in der Informationsverwaltung. Es ermöglicht einen schnellen, einfachen Zugriff auf aktuelle Produktinformationen und erleichtert die Compliance mit neuen EU-Vorschriften bezüglich Klimazielen. Zudem spielt es eine entscheidende Rolle in der Förderung der Industrie 4.0, indem es die Digitalisierung der Produktion unterstützt und zur globalen Wettbewerbsfähigkeit Europas beiträgt.
Wie funktioniert’s?
Der Digitale Produktpass klammert die relevanten Informationen eines Produkts. Dazu wird der Datencontainer auf Basis der Asset Administration Shell (AAS) verwendet. Als Semantik dient ECLASS, welches die notwendigen Strukturen für die Inhalte festlegt. In der AAS können mittels ECLASS-Strukturelementen Informationen, wie beispielsweise „Environmental Footprint“, „General Battery and Manufacturer Information“ oder „Circularity and Resource Efficiency“, für den Digitalen Produktpass abgebildet werden. ECLASS-Strukturelemente lassen sich zudem direkt über einen Webservice als XML oder JSON austauschen.
In der Anwendung
Ab 2027 wird als erster Digitaler Produktpass der Batteriepass für Industrie- und Pkw-Akkus verpflichtend. Weitere Produktgruppen werden folgen. Im ECLASS Standard stehen bereits heute die notwendigen Strukturen bereit, um den Digitalen Produktpass für Batterien zu erstellen.