Nachhaltigkeit bedeutet faire Produktionsbedingungen beim Rohmaterial – etwa Zinn für Lötarbeiten in der Elektronik. Stannol setzt als erster Lothersteller auf die Blockchain als Werkzeug für den fälschungssicheren Nachweis der Herkunft von fair gehandeltem Zinn.
Das Problem: Zinnabbau ohne Rücksicht auf Umwelt und Menschenrechte
Der Anteil an Elektronik in Produkten für private und gewerbliche Nutzer nimmt seit Jahren stark zu, ebenso die Mengen der dafür benötigten Rohstoffe. Ein wichtiges Material ist dabei Zinn, der zum Verlöten der einzelnen Bauteile auf einer Platine benötigt wird. Das Lot enthält zwar noch andere Stoffe, doch der Zinnanteil liegt über 95 Prozent.
Das Metall wird zum größten Teil in Asien, sind Amerika und Afrika gewonnen. Wegen der großen Nachfrage herrschen in den Abbaugebieten zum Teil menschenunwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen. Außerdem leidet die Umwelt sehr stark unter dem unkontrollierten und teils illegalen Abbau. Vor Ort herrschen schwierige Bedingungen, Kinderarbeit und bewaffnete Konflikte sind nicht selten.
Im Nachhaltigkeitsprogramm Fairtin hat Stannol als erster Lötmittelhersteller eine Serie von fairen Loten und Lötdrähten für die industrielle Fertigung entwickelt. Stannol nutzt ausschließlich Lieferanten, die sich stark für Mitarbeiter, Gesellschaft und Umwelt engagieren. Allerdings gibt es zurzeit noch keinen zertifiziert fairen Zinnabbau. Deshalb suchte der Hersteller eine Möglichkeit, die gesamte Lieferkette von der Mine bis zur Ankunft im Werk zu überwachen und dadurch Nachhaltigkeit zu garantieren.
Die Lösung: Eine fälschungssichere Blockchain-Datenbank
Um die genaue Herkunft eines Produktes nachvollziehen zu können, benötigt die Lieferkette elektronische „Frachtpapiere“, die alle Stationen fälschungssicher aufzeichnen. Dadurch ist es möglich, die Herkunft eines Rohstoffes von jedem Punkt aus zurückzuverfolgen. Die Blockchain-Technologie ermöglicht diese Aufzeichnung der Lieferkette.
Es handelt sich dabei im Kern um ein Datenbankformat, bei dem einmal gespeicherte Daten weder gelöscht noch verändert werden können. Die Datenblöcke sind durch kryptographische Verfahren miteinander verkettet, sodass geänderte oder entfernte Blöcke sofort auffallen. Kurz: Die Datenbank ist fälschungssicher.
Stannol hat das Startup Minespider beauftragt, die Blockchain für Fairtin zu entwickeln. Die Lösung basiert auf einer öffentlichen Blockchain. Damit trotz des Open-Source-Ansatzes die sensiblen Daten der Lieferkette geschützt werden, nutzt das Startup eine Multi-Layer-Architektur. Auf der ersten Ebene befinden sich öffentliche Informationen für die Unternehmen entlang der Lieferkette. Die zweite Ebene enthalt die privaten Datenblöcke, die nachträglich nicht geändert werden können, eine dritte Ebene dient der Verschlüsselung.
Das Ergebnis: Beweisbare Fairness vom Erz bis zum Lötdraht
Durch den Einsatz der privaten Blockchain arbeiten alle Unternehmen der Lieferkette auf einem System, auch über verschiedene Supply Chains hinweg. Digitale Zertifikate der Blockchain erlauben die Rückverfolgung des Rohstoffs bis zum Ursprung. Die gesamte Lieferkette von der Mine bis zum Endprodukt wird durch die Einträge jeden Akteurs belegt. Wenn Kontrolleure vor Ort den nachhaltigen Abbau bestätigt haben, bleiben nicht nachhaltig gewonnene Rohstoffe aus der Supply Chain ausgeschlossen.
Das Fairtin-Konzept hilft Herstellern und Nutzern von elektronischen Baugruppen, sich vom Wettbewerb abzuheben und mit fair gehandeltem Zinn zu werben. Sie können nun jederzeit auf Nachfrage von interessierten Verbrauchern oder Umweltverbänden die Quelle des genutzten Lots nachweisen und auf ihre verantwortungsvolle Rohstoffbeschaffung hinweisen. Darüber hinaus hilft dieser Nachweis bei Berichtspflichten und Compliance.