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Ein IoT-App-Store für die Industrie mit einfacher Shopfloor-Integration

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IoT Use Case Podcast ADAMOS Cybus SCHUNK

Was sind die Vorteile eines App Stores? Er bietet einen Überblick über Anwendungen und Technologien. Im Handumdrehen können wir Apps, die uns gefallen, herunterladen und direkt nutzen. Ein IoT-App-Store für die Industrie? Das ist keine Zukunftsmusik mehr, wie uns Podcastfolge Nummer 69 unseres IoT Use Case Podcast mit ADAMOS, Cybus und SCHUNK beweist. 

Folge 69 auf einen Blick (und Klick): 

[08:32] Herausforderungen, Potenziale und Status quo – So sieht der Use Case in der Praxis aus 

[20:36] Lösungen, Angebote und Services – Ein Blick auf die eingesetzten Technologien 

[31:58] Ergebnisse, Geschäftsmodelle und Best Practices – So wird der Erfolg gemessen 

[33:22] Übertragbarkeit, Skalierung und nächste Schritte – So könnt ihr diesen Use Case nutzen 

Zusammenfassung der Podcastfolge

Apps vereinfachen uns im Alltag verschiedenste Dinge. Sie sind simpel, schnell auf dem Handy und für manche unersetzlicher Bestandteil des Lebens geworden. Nun stelle man sich einen App Store für die Industrie vor, für alles rund um den Shopfloor. 

Genau solch einen offenen Industriemarktplatz für Software-as-a-Service-Produkte und Applikationen bietet die ADAMOS GmbH. Stellvertretend für diese, haben wir in der heutigen Folge Marco Link, Geschäftsführer von ADAMOS, zu Gast. 

Peter Sorowka, App-Bereitsteller von ADAMOS, CEO und Gründer von Cybus, ist darum bemüht, mithilfe von Live-Überblicken, Digitalisierungsprozessen und verschiedensten Verfahren, Störungen zu beheben und Ausfälle zu vermeiden. Wie er es im Detail erreicht, Pilotprojekte skalierbar auszurollen, erfahren wir heute ebenfalls. 

SCHUNK, ein weltweiter Kompetenzführer für Spanntechnik und Greifsysteme, wird als Anwender in der heutigen Folge auch eine übergeordnete Rolle spielen. Mit dem Hauptverantwortlichen für die Produktion Steffen Gotzmann an der Seite, tauchen wir in die Kundenabwicklung tiefer hinein. Abrufen von Stationen laufender Aufträge, Herausforderungen von Konnektivität und der Einsatz industrieller Lösungen werden uns hierbei insbesondere begleiten. 

Über den IoT-Marktplatz führt SCHUNK die Daten verschiedener Maschinen und Anlagen der eigenen Fabrik zentral zusammen und sorgt so für einen reibungslosen Datenaustausch zwischen den verschiedenen Apps.  

Podcast Interview

Peter und Marco, wie seid ihr mit ADAMOS zusammengekommen? 
Peter 
ADAMOS und Cybus – wir sind seit vielen Jahren im Industrie-4.0- oder Industrial-IoT-Markt unterwegs und versuchen auf verschiedener Seite des gleichen Tisches, Netzwerke zu ermöglichen. Vernetzungen herzustellen, einerseits technisch, aber auch zwischen Unternehmen. Cybus und ADAMOS haben vor einer ganzen Weile festgestellt, dass eine enge Kollaboration sehr sinnvoll ist und den Schulterschluss gewagt; inzwischen arbeiten wir sehr partnerschaftlich. 

 

Steffen, du bist seit fünf Jahren bei SCHUNK. Angefangen hast du als Projektingenieur im Bereich der Digitalisierung und Automatisierung eurer eigenen Fertigungen, und mittlerweile trägst du die Hauptverantwortung für die Produktion und hältst diese am laufen.  

Zu SCHUNK, viele kennen euch am Markt. Ihr seid ein Familienbetrieb im Bereich moderner Fertigungsanlagen und Robotersysteme. Ihr verfügt über ein riesiges Portfolio an Greifsystemen, Spanntechnik … von … bis … und habt es mit eurer konsequenten Digitalisierungsstrategie ermöglicht, effizient und transparent wirtschaftlich zu planen mit euren Kunden und das auch gemeinsam zu entwickeln. Hast du noch weitere Fakten zu SCHUNK, die du ergänzen möchtest? 
Steffen
Das war ein sehr grober Abriss über die Firma SCHUNK. Ich glaube, wir sind in sehr vielen Bereichen unterwegs. Ich selbst bin hier am Hauptsitz Lauffen am Neckar, wo das Ganze damals begonnen hat. Wir haben mittlerweile mehrere produzierende Orte auf der Welt, wo wir unsere Produkte für den Kunden herstellen. Am hiesigen Standort produzieren wir hauptsächlich Produkte für die Spanntechnik, Werkzeughaltersysteme und Spannbacken. 

 

Ihr habt verschiedenste Werke – neun an der Zahl – und seid generell recht breit unterwegs, auch global gesehen. 
Steffen 
Genau. Das Werk in Brackenheim-Hausen ist nur unmittelbar von hier entfernt und der größte Produktionsstandort, den wir hier haben, wo wir die ganzen Greifsysteme haben. Wir haben einen produzierenden Standort unter anderem auch in den USA. Du hast die neuen genannt; ich glaube, auf jeden Einzelnen muss ich nicht eingehen. Es zeigt aber, dass wir als Firma SCHUNK – sowohl was unsere Produkte als auch unsere Fertigungen angeht – sehr weit und breit aufgestellt sind. 

 

Marco, du bist Managing Director der ADAMOS GmbH. Ihr seid der erste Anbieter eines offenen Industriemarktplatzes für digitale Produkte; Apps, könnte man sagen. Über euren Store kann man Software-as-a-Service-Produkte oder die Applikationen unterschiedlicher Partner von euch beziehen. Und es geht vor allem um Apps rund um den Shopfloor, die man erwerben, nutzen und auch verwalten kann. Ich freue mich, da von dir mehr aus der Praxis zu lernen. 
Marco 
Zu meiner Person, ich bin Geschäftsführer der ADAMOS GmbH. Wir sind als Joint Venture organisiert und haben jetzt den ersten App Store für die Industrie gelauncht. Das Besondere bei uns ist, dass unser App Store Produkte beinhaltet, die auch schon im Vorfeld so integriert sind, dass sie sehr einfach vom Kunden genutzt werden können. 

 

Peter, du bist als Partner von ADAMOS dabei, auch als App-Bereitsteller könnte man sagen. Du bist CEO und Gründer von Cybus, und ihr habt euch auf den Bereich Connectivity und Architekturen für Smart Factories spezialisiert. Euer Kernangebot geht von der industriellen IoT-Edge-Plattform aus; die Cybus Connectware dient dazu, die Smart Factory zu enablen. Ihr habt unterschiedliche Use Cases, seid wahnsinnig breit unterwegs, was Datenerfassung, Datenmodellierung und auch die Integration dieser Daten angeht – und jetzt eben auch im ADAMOS App Store neu zu finden.  

Wir alle kennen die Applikationen auf dem Smartphone. Das funktioniert so ähnlich auch in der Industrie, nur dass wir mit Live-Daten aus dem Feld arbeiten. Marco, was sind die Potenziale von IoT-Applikationen oder IoT-Apps für die Industrie? 
Marco 
Was wir sehen, ist, dass es immer mehr Applikationen am Markt gibt, die auch in die Cloud gehen, also als Software-as-a-Service-Produkte angeboten werden. Der zweite Trend, den wir wahrnehmen, ist, dass Produkte immer modularer werden und mit einem immer klarer werdenden Werteversprechen an den Markt kommen. Also Themen wie Schichtplan, Produktionsplan, OEE-Kennzahlenberechnung oder auch das Thema Service und Maintenance. In diesen Bereichen gibt es immer mehr Produkte, die sehr spezialisiert auf einen bestimmten Anwendungsfall sind.  

Das Ganze führt letztlich dazu, dass es für die potenziellen Nutzer sehr schön ist, weil ein breites Portfolio, immer mehr Produkte dort wahrnehmen, aber durchaus eine große Herausforderung haben, dass diese Produkte auch zusammenspielen. Wir sind hier in der Industrie unterwegs, das heißt, die Komplexität ist um ein Vielfaches höher als im B2C-Bereich. Die Potentiale, die wir hier sehen, sind, dass auch kleinere und mittlere Firmen sehr schnell Produkte ausprobieren und für ihre Herausforderungen nutzen können. Im Zweifelsfall können sie schnell diese Produkte wieder austauschen, falls diese nicht so gut funktionieren. 

Wir sehen hier speziell für das Thema Profitabilität der produzierenden Unternehmen ein großes Potenzial, weil auch hier der Druck immer größer ist, Margen, Effektivität und Effizienz pro Mitarbeiter zu steigern. Die Gründe, warum das so ist, wissen wir, glaube ich, alle. 

Herausforderungen, Potenziale und Status quo – So sieht der Use Case in der Praxis aus [08:32]

Wir sprechen hier immer über konkrete Use Cases aus der Praxis. Welche Use Cases hast du mitgebracht und welches Projekt besprechen wir im Detail? 
Marco 
In unserem Marktplatz haben wir verschiedene Use Cases integriert; auch OEE. Wir werden heute über das Thema WERKBLiQ sprechen, was auch eine der Applikationen ist, die mit unserem ADAMOS HUB – also mit der Vernetzungstechnologie – so verbunden ist, dass sie sehr einfach genutzt werden kann. Auch über das Thema Cybus, das uns dabei hilft, speziell auch im Thema Konnektivität und Sicherheitsbereich auf dem Shopfloor den Kunden zu bedienen. Wenn man diese Dinge zusammenbringt, sind wir bei unserem Case, den wir heute mitgebracht haben: Mit Steffen von der Firma SCHUNK, die sozusagen diese Kombination – Cybus, ADAMOS und WERKBLiQ – einsetzen. 

 

Um diese Kombination in der Praxis zu verstehen: Steffen, wie sieht ein typischer Tag von dir aus? – Um mal zu sehen, wie ihr Kundenaufträge abwickelt. 
Steffen 
Wir sind bei der Firma SCHUNK immer weiter gewachsen. Wir haben an vielen Standorten eine sehr hohe Fertigungstiefe. Das bedeutet, wir haben sehr viele Technologien bei uns integriert und haben durch dieses Wachstum und die Fertigungstiefe einen sehr heterogenen Maschinenpark, was das Alter und die Hersteller angeht. Wir sind da sehr breit, was da bei uns alles im Alltag anfällt. Da müssen wir versuchen, die Struktur reinzubekommen. Wir haben da ein führendes ERP-System, ein führendes MES-System, in dem wir die Aufträge verwalten. Am Ende geht es darum, durch eine Digitalisierung der Fertigung eine Transparenz zu schaffen. Wie laufen die Anlagen? Wo stehen die Aufträge gerade? Das sind Herausforderungen, die in Zukunft immer mehr auf uns zukommen werden. 

 

Wenn du über Digitalisierung und Transparenz eurer Werke sprichst, da habt ihr wahrscheinlich auch einen strategischen Ansatz, Potentiale zu heben und Prozesse zu optimieren. Was sind so Potentiale, die ihr in den Prozessen gesehen habt? 
Steffen 
Wenn ich speziell im Bereich der Digitalisierung bleibe, arbeiten wir jetzt schon seit mehreren Jahren mit Cybus zusammen. Es ist ein Brownfield. Wir haben sehr viele verschiedene Anforderungen an die Konnektivität. Da haben wir uns mit Cybus viel Know-how ins Haus geholt, um die Komplexität für uns ein Stück weit herausnehmen zu können und erst mal die Grundanforderungen der Konnektivität überhaupt umsetzen zu können. Darauf haben wir teilweise kleine, teilweise größere Use Cases aufgebaut. Wenn es auch nur darum ging, an einem Verpackplatz uns anzeigen zu lassen, was das richtige Material zum verpacken ist, welcher Karton, welche Bedienungsanleitung muss noch hinein? Solche Dinge haben wir dann digital über Cybus abgewickelt. Oder auch in größerem Aufschlag zu sagen, ich möchte alle meine Maschinen irgendwo vernetzen und Daten der Maschine sammeln. Da haben wir die unterschiedlichen Anforderungen der Hersteller, der Schnittstellen, der Steuerungstypen, die bei uns im Einsatz sind. Da war ein erster großer Ansatz, Transparenz reinzubringen, indem wir diese Maschinendaten erfassen und sehen, wie unsere Anlagen denn überhaupt laufen. 

 

Du sagtest, ihr arbeitet schon mit Cybus. Ist das dann auch die WERKBLiQ-Applikation, die Marco gerade angesprochen hat, die ihr schon nutzt? 
Steffen 
WERKBLiQ war bei uns bisher eine Insellösung. Wir haben die Welt in Cybus und WERKBLiQ bisher noch nicht miteinander verbunden. Das haben wir jetzt im Rahmen von diesem Projekt miteinander geschafft. WERKBLiQ war für uns eine Lösung, um unsere Instandhaltung zu managen, um unsere Aufträge zu verwalten, um die Aufträge für die einzelnen Instandhaltungen koordinieren zu können. War aber im ersten Schritt komplett losgelöst von der Maschinendatenerfassung, die für die Transparenz erst mal da war. Diese beiden Welten haben wir jetzt sehr schön und sehr schnell vor allem zusammenführen können. 

 

Peter, wir sprechen jetzt über unterschiedlichste Datentypen und -arten. Es geht um Material von Bedienungsanleitungen bis hin zu Instandhaltungs-Use-Cases. Was sind Daten, die ihr durch eure Lösungen seitens Cybus schon bereitstellt? 
Peter 
Meine Lieblingsanekdote ist – und SCHUNK zähle ich da so ein bisschen in die Schublade – von vor ein paar Jahren … inzwischen sind wir ja schon eine Weile unterwegs. Ich gehe zu dem Kunden, und der Kunde sagt: Kannst du meine Fabrik vernetzen? Dann sage ich: Ja klar, welche Daten brauchst du denn? Dann sagt der Kunde: Alle! Ich frage: Warum? Und er: Das will ich ja gerade herausfinden. Also wir sind nach wie vor in der Digitalisierung. Gerade wenn wir so ein großes Werk haben mit an die zweihundert Werkzeugmaschinen verschiedenster Generationen, verschiedenster Hersteller. Wir haben erst mal mit der Frage zu tun: Was ist eigentlich das Killer-Digitalisierungsprojekt? Was den größten Mehrwert hebt, ist überhaupt nicht einfach zu beantworten. 

Deshalb fangen wir zunächst EINFACH an. Was wir bei SCHUNK gemacht haben, war ein ganz systematischer Ansatz. Vor ein paar Jahren – 2018 oder 2019 – haben wir gesagt, wir wollen jetzt erst mal von allen Maschinen wissen, ob sie gerade laufen oder nicht; ob sie gerade eine Störung haben, ganz banal. Das sind zwar noch nicht besonders tiefe Daten, aber wenn ich diese von allen Maschinen habe, dann kann ich anfangen, tatsächlich Projekte darauf zu skalieren. Ich kann einen Live-Überblick bekommen; ich kann meine Instandhaltungen benachrichtigen, wenn irgendwo eine Störung auftritt. Das führt zu schnelleren Störungsbehebungen. Ich kann anfangen, historische Daten aufzuzeichnen oder bestimmte Statistiken zu erheben. Ob ich die jetzt schon OEE nenne oder nicht … Ich kann bestimmte Problem-Hotspots identifizieren, ich kann anfangen, mein MES-System zu füttern. 

Ich habe im Prinzip ein Dateninventar, was relativ schmal ist, aber es ist auf alle Bereiche der Produktion umfassend bezogen. Wir gehen systematisch vor. Ein Use Case kann sehr klein sein, wie Steffen schon gesagt hat, eine Verpackstation zu digitalisieren; oder ein Use Case kann sehr groß sein, das ganze Instandhaltungsmanagement zu digitalisieren. Wir schauen uns an, was haben wir im Dateninventar, Prozessdaten, Live-Daten? Erfüllen die den Use Case oder fehlt noch die Spindeldrehzahl, die Auftragsnummer oder das CNC-File, was auch immer? Dann kann man Use-Case-getrieben sukzessive dieses Dateninventar vergrößern. 

Wenn man so vorgeht, erreicht man eine Basisstruktur, die wiederverwendbar ist. Ich versuche es vom Bild her immer so darzustellen: Wir bauen im Prinzip die Autobahn durch das Werk. Auf dieser Autobahn laufen alle möglichen Daten, und wir kümmern uns modular darum, sukzessive die Auffahrten und die Abfahrten zu bauen. Weil die ganzen Maschinenzustandsdaten, die man für so eine WERKBLiQ-Integration in diesem Fall brauchte, schon da waren auf der Autobahn, brauchte es nur noch eine WERKBLiQ-Abfahrt und wir konnten das entsprechende Routing machen. Das ist die systematische Vorgehensweise, die uns vom einfachen Live Dashboard bis hin zu einer Software-as-a-Service-Integration in der Cloud extrem flexibel aufstellt. Das beschleunigt die Projekte bei SCHUNK. 

 

Jetzt hast du gesagt, es geht im Endeffekt darum, erst mal diese Basis zu legen und dann alles Weitere darauf aufsetzten zu können. Steffen, ich wüsste gerne, wie ist das eigentlich heute? Ich meine, wenn ihr jetzt eine neue Software-Lösung eingliedern wollt, das sind wahrscheinlich wahnsinnig aufwendige Prozesse. Ich habe Integration, die notwendig ist. Ich muss verschiedenste Dinge tun. Das ist schon aufwendig, oder? 
Steffen 
Das ist in der Tat so. Gerade bei uns im Mittelstand muss man schauen, wo man seine Kapazitäten hineinsteckt. Es gibt sehr viele Software-Lösungen am Markt, und für mich als Anwender ist es immer wichtig, dann am Anfang bewerten zu müssen, welchen Mehrwert habe ich davon, den ich heute vielleicht aber noch gar nicht beziffern kann? Nicht monetär, sondern in den Verbesserungen, die er mir tatsächlich bringt. Ich muss immer einen immensen Aufwand setzen, um dieses Projekt tatsächlich umsetzen zu können. 

Diese Konnektivitätslösung, die wir uns mit der Cybus Connectware ins Haus geholt haben, führt dazu, dass ich diesen immer notwendigen Schritt nicht mehr gehen muss in jedem kommenden Projekt. Das heißt, ich habe Daten da und die kann ich von derselben Datenquelle in mehreren Anwendungen verwenden, ohne dass ich die Schnittstelle noch mal neu aufbauen muss. Ich mache einmal den Durchstich in Richtung des Shopfloors und habe dann meine Schnittstellen in die übergeordneten Systeme. Das macht es mir leicht, Daten, dich ich bereits habe, weiterzuleiten an die übergeordneten Systeme. 

Heute frage ich den Softwarehersteller, wie er seine Daten denn gerne hätte, und dann bekommt er sie in der Form, in der er sie braucht, weil wir durch diese Connectware so flexibel aufgestellt sind – sowohl in Richtung des Shopfloors, aber auch in Richtung der Systeme von externen Anbietern.

 

Wenn wir über Daten sprechen, dann sind das Dinge wie die Spindeldrehzahl, aber vielleicht auch Instandhaltungsdaten, Status von Maschinen und so weiter, die ihr dort braucht, richtig? 
Steffen
Genau, im ersten Moment ist es natürlich die Laufzeit der Maschine. Wir verdienen nur Geld, wenn die Maschine tatsächlich läuft. Und dann sind es darüber hinaus Zusatzinformationen, wie Spindeldrehzahlen, Stückzahlen, und in Zukunft Qualitätsdaten, die uns dann in anderen Bereichen einen Mehrwert bringen. Eine Spindellaufzeit ist im Nachhinein für einen Instandhalter interessant, wenn es darum geht, wie lange die Spindel noch durchhält, um ungeplante Stillstände vermeiden zu können. Das hängt immer von der Qualität der Schnittstelle der Maschine ab, und auch von den Gegebenheiten, die heute da sind. Das sind die Informationen, die uns am Ende Geld bringen, oder Geld sparen – je nachdem, aus welchem Blickwinkel man das sehen möchte. 

 

Wenn man jetzt solch ein System wie die Autobahn-Analogie von oben betrachtet, was sind hier die Anforderungen, die euch wichtig waren, um das zu machen? Was waren hier Anforderungen oder sogar Forderungen zu Beginn des Projekts? 
Steffen 
Die Herangehensweise hat viel mit Datenhoheit zu tun. Wir sind der Herr unserer Daten; wir haben die Schnittstellen im Griff – sowohl im Shopfloor als auch in Richtung der Lösungen der Anbieter. Datensicherheit ist sicherlich ein großer Begriff in diesem Gebiet. Das Schöne ist, dass wir gar nicht so viele Anforderungen stellen müssen an so ein Projekt. Die einzige Anforderung, die ich sage, mach kein Customizing. Sondern ich möchte von euch standardisierte Lösungen haben, weil die am besten funktionieren, und ich kann mich so darauf einstellen, dass ihr am Ende die Daten so bekommt, wie ihr sie braucht. 

Dieses Schaffen von Standards ist ein wichtiger Punkt, genau. 

Lösungen, Angebote und Services – Ein Blick auf die eingesetzten Technologien [20:36]

Lasst uns mal etwas tiefer in die App-Store-Funktionalitäten steigen. Marco, ich habe jetzt als SCHUNK Zugang zu so einem App Store, vermutlich auch ein Dashboard mit verschiedenen Applikationen. Zunächst muss ich aber an die Maschinendaten kommen. Wir haben gelernt, das funktioniert über Cybus – aber wie gelangen die Daten überhaupt in euren Store? 
Marco 
Das Besondere an unserem Store – manche sagen auch Schaufenster, wo ich sehen kann, welche Applikationen oder SaaS-Produkte gibt es hier – ist, dass jedes Produkt, das in unserem App Store sichtbar ist, im Vorfeld schon vorintegriert ist. Wir haben – architektonisch-technisch gesprochen – unterhalb unseres Marktplatzes eine Vernetzungstechnologie, die mit semantischen Standards bereitsteht. In diese Technologie können die verschiedenen Applikationsprovider integrieren. Das führt dazu, dass Anwender wie Steffen oder andere produzierende Unternehmen erst mal eine Transparenz bekommen. Im App Store sehen sie, welche Produkte es in welchen Kategorien gibt, zum Beispiel in der Planung, in der Produktion, in der Instandhaltung, im Einkauf und so weiter. Wir haben ein breites Portfolio, was auch stetig wächst. Das ist ein Punkt, einfach zu sehen, wo finde ich das Produkt für die Herausforderung, die ich gerade habe. 

Im zweiten Schritt möchte ich dieses Produkt dann ausprobieren oder näher kennenlernen. Hier kommt der Schritt zustande, dass ich bei den meisten industriellen Applikationen das Ausprobieren gar nicht machen kann, weil ich vorher die Integration durchführen muss. Dadurch dass wir diese Produkte vorintegriert haben, können wir bei einigen Produkten diese Demo-Phase sehr schnell herbeiführen, sodass der Kunde auch schnell einschätzen kann, ob es hier einen Mehrwert gibt. 

Das funktioniert so: Cybus ist ja auch eine Applikation, die bei uns aus dem Store zu beziehen ist, aber keine Applikation, die beim Endkunden oder Nutzer auf dem Shopfloor direkt sichtbar wird. Sondern Cybus ist der Enabler, dass diese Daten dann verfügbar sind. Wir haben gemeinsam eine Integration gebaut, sodass Cybus die Daten in den ADAMOS HUB hineinspielt und dann die Produkte sehr einfach und schnell genutzt werden können. 

 

Ich kann also auf einem bestehenden Datenstandard aufsetzen – die Produkte sind vorintegriert –, und dann schnell ausprobieren, ob mein Problem vielleicht schon gelöst wurde. Steffen, kannst du ein paar Beispiele nennen, welche Maschinen ihr angebunden habt und mit welcher Applikation? 
Steffen 
Wir haben die Anbindung über die Cybus Connectware gemacht bei uns, mit ihrem Standort. Wir haben es innerhalb von zwei Wochen geschafft, diese Daten von unserer Connectware-Instanz in WERKBLiQ oder in den ADAMOS HUB zu integrieren. 

Du hast mich nach dem Vorgehen bei einem Digitalisierungsprojekt gefragt. Da reden wir normalerweise über Wochen und Monate, was wir jetzt innerhalb kürzester Zeit schaffen konnten. Wir haben jetzt die ersten Pilotmaschinen integriert, um zu schauen, welche Möglichkeiten ich habe. Denn diese Vorteile, die Marco angesprochen hat, dass ich als Anwender einfach ausprobieren kann und merke, okay, diese Applikation bringt uns nicht den erhofften Mehrwert, dann lasse ich es halt wieder sein. Das erwarte ich bei WERKBLiQ nicht, weil wir das vorher bereits im Einsatz hatten. Das Schöne ist einfach, dass wir durch diese Struktur deutlich an Geschwindigkeit und Flexibilität gewinnen. 

 

Marco, ihr habt unterschiedlichste Apps dort. Das heißt, wenn ich das einmal gemacht habe, kann ich mir dann jegliche Apps einfach dazubuchen? 
Marco 
Richtig, das ist der Gedanke. WERKBLiQ ist sozusagen tief in den ADAMOS HUB integriert. Viele andere Applikationen auch. Manche starten von der Anbieter-Seite her mit einer etwas kleineren Integration; aber wenn wir es nach und nach schaffen, die Anbieter in diese tiefe Integration zu bekommen, wird Steffen auch in den nächsten Tagen und Wochen in der Lage sein, auf dem App Store zum Beispiel die Applikation »Monitoring des Shopfloors« oder eine Produktionsplanung, die auch auf die Live-Daten zugreift, per Knopfdruck nutzen zu können. Der Anbieter muss nicht individuell für SCHUNK integrieren, sondern der Anbieter integriert immer in ADAMOS – und der Nutzer oder das produzierende Unternehmen integriert auch in ADAMOS. So gibt es kein individuelles Projekt, sondern ein standardisiertes Produkt, was schnell nutzbar ist. 

 

Ein kleiner Aufruf an der Stelle. Viele potenzielle Partner hören gerade zu, vielleicht auch Endkunden, die entweder eine App bei euch im Store platzieren oder auch eine App beziehen wollen. Ich würde die Informationen zu euren Kontaktdaten noch mal in den Shownotes mitgeben. 
Marco
Absolut. Auch um noch mal ein paar Sätze zum Store zu verlieren; wir haben ja hier die beiden Seiten. Das heißt, auch die Anbieter können unseren Store nutzen, um die Vorintegration zu machen und dadurch einen skalierbareren Sales-Kanal, Vertriebskanal oder Distributionskanal, zu bekommen. Die Hürde zur Nutzung dieser Produkte wird dadurch natürlich einfacher, und so auch die Akzeptanz beim Käufer. adamos-store.com ist die URL, wo man sich das Ganze anschauen kann. 

Auf der anderen Seite ist natürlich das Thema, dass auch die produzierenden Unternehmen recht herzlich eingeladen sind. Denn das, was wir jetzt als Feedback bekommen und sehen, ist, dass sich die Firmen – speziell die kleineren und Mittelstandsfirmen – mit Digitalisierung beschäftigen möchten. Sie möchten effizienter und profitabler werden. Sie finden aber oft den Anfang nicht. Wir können über diesen Store-Ansatz das jetzt aber sehr, sehr einfach machen. Wir sagen ja auch »B2B like B2C!«. Das heißt, wir wollen es dem Kunden so einfach machen, wie sie es auch aus dem privaten Handy oder Smartphone-Kontext kennen. An manchen Stellen – das gebe ich zu – ist es das noch nicht. Aber an vielen Stellen ist es dann doch möglich, per Knopfdruck Applikationen mit den eigenen Daten verwenden zu können. 

 

So soll es ja auch sein, ein bisschen von der B2C-Welt zu lernen. Peter, wir sprechen über teilweise bis zu tausend Maschinen. Was passiert denn, wenn ich immer mehr und mehr Maschinen anbinden will, wie funktioniert die Erweiterbarkeit? 
Peter
Super Frage; ich versuche zuerst, noch mal eine andere Perspektive einzunehmen. In der Rolle von Steffen Gotzmann, Produktionsleiter bei SCHUNK. Er hatte eine Herausforderung, wenn er sich mit Digitalisierung beschäftigt, eine bestehende Produktionslandschaft inklusive einer bestehenden IT-Landschaft, also ein MES, Produktionssteuerungssystem oder vielleicht ein SCADA-System, zu verheiraten mit dieser neuen Welt. Diese neue Welt kann heißen, ich baue eine eigene Cloud auf. Es kann heißen, ich fange an eine IoT-Plattform zu nutzen oder ich versuche neue Software-as-a-Service-Angebote, wie WERKBLiQ, zu nutzen. Das ist ein ziemlich komplexes Gebilde, in dem man sich irgendwo verorten muss. 

Wenn ich jetzt eine Maschine mit WERKBLiQ vernetzen möchte, dann würde ich WERKBLiQ fragen, habt ihr nicht ein Gateway? Dann ist das Gateway vielleicht eine kleine Box, ein kleiner Raspberry Pi mit einem Open-Source-Produkt drauf, und dann bastele ich mir das hin, das ist total einfach. Heutzutage eine Maschine mit einer Applikation zu vernetzen, das ist eine Sache, die kann ich einem Werkstudenten für den Nachmittag geben. 

Die große Frage ist, was passiert wenn ich nicht nur eine Eins-zu-eins-Verbindung habe, eine Maschine mit einer Applikation? Sondern jetzt Zweihundert-zu-eins, oder sogar Zweihundert-zu-n, die teilweise in der Cloud laufen, teilweise bei mir, teilweise gar nicht mir gehören, weil es plötzlich Daten sind, die zu einem Zulieferer oder Kunden von mir gehen. Je größer diese Skalierung wird, desto mehr wird das Thema Daten-Routing, zu einem Infrastruktur-Problem, und eine Firma wie SCHUNK löst Infrastrukturprobleme über Shared-Service-Angebote. Das heißt, sowas wandert in Richtung IT. IT hat Anforderungen an Skalierbarkeit, Automatisierbarkeit, Security und so weiter. Das ist genau unsere Zielgruppe. 

Wir bei Cybus versuchen, genau diese mittel- bis sehr großen Unternehmen anzusprechen. Wir sind ja auch bei großen Automobil-Unternehmen unterwegs, wo wir über bis zu fünftausend Maschinen sprechen, wo plötzlich noch Themen wie Hochverfügbarkeit dazukommen. Der Datenstrom darf um keinen Preis abreißen. Redundanz, extrem hohe Datenlasten – aus meiner Sicht ist das eine Frage der richtigen Auslegung der Autobahn. Das Gateway ist für mich eher der Trampelpfad. Der ist okay für die ersten Geh-Versuche und für die ersten Pilotprojekte. Aber eine reife Infrastruktur aufzubauen, die entsprechend die Last tragen kann, das ist genau das Produktversprechen von Cybus, und wir konzentrieren uns genau darauf. 

 

Wir haben uns am Anfang die Frage gestellt, wozu brauche ich einen App Store? Ich glaube, das ist klar geworden. Wir haben die Integration auf Herstellerebene, das Zugriffsmanagement und die Kompatibilität zu dem einzelnen heterogenen Maschinenpark besprochen. Mit den ganzen Programmen spare ich natürlich Zeit und am Ende habe ich die Möglichkeit, Mandanten von SCHUNK – oder natürlich auch anderen Endkunden – anzulegen, und der ADAMOS HUB stellt diese Vorintegration bereit und ich kann mir diese Applikationen dann schnell beziehen und auch anderen bereitstellen. 

Ergebnisse, Geschäftsmodelle und Best Practices – So wird der Erfolg gemessen [31:58]

Steffen, was ist der Business Case für euch zusammengefasst? Was ist ein Stück weit das Ergebnis für euch? 
Steffen 
Der Business Case da und sicherlich auch in ähnlichen Projekten, die auch in Zukunft ablaufen können, basiert auf einer sehr nachhaltigen Infrastruktur, die wir bereits aufgebaut haben, was das Thema Connectivity und Datenverarbeitung angeht. Der Business Case dahinter ist, dass der Aufwand jetzt für solche Projekte deutlich geringer ist, als wenn ich eine komplette Integration über meine gesamte IT- und Produktionslandschaft machen muss. 

Für den speziellen Use Case hier mit WERKBLiQ erhoffe ich mir einfach noch mehr Informationen für die Instandhaltung auf Grundlage von Maschinendaten. Nicht nur auf Aussagen von Teamleitern, Meistern oder Mitarbeitern aus der Produktion. Sondern wirklich datenbasiert Informationen über die Maschine zu erhalten, Stillstandszeiten zu verringern, Ausfallzeiten möglichst zu vermeiden, um da einfach auch die Planungssicherheit für uns in der Produktion so hoch wie möglich zu halten. 

Übertragbarkeit, Skalierung und Nächste Schritte – So könnt ihr diesen Use Case nutzen [33:22]

Marco, ihr habt viele unterschiedliche Applikationen und Use Cases. Welche habt ihr da noch und wie funktioniert das für Kunden, die auch einen anderen Use Case haben könnten? 
Marco 
Wir haben eine Vielzahl von Use Cases, die denkbar sind. Wir haben aktuell über dreißig Applikation integriert in den Store. Was wir tun, ist, die produzierenden Unternehmen zu kontaktieren, die sich auf unserem adamos-store.com registrieren. Diesen bieten wir eine persönliche Beratung an, wo wir eine Bedarfsanalyse durchführen und die Leute an die Hand nehmen, bei den Schritten, wie sie diese Produkte in die Nutzung überführen. Hier unterstützen wir sehr eng und persönlich. 

Das ist nicht nur der digitale Kanal. Sondern da wird man von einem Berater angerufen, der diese Beratung kostenlos durchführt und dann mit dem Kunden, wie SCHUNK und auch anderen, gemeinsam auf die Reise geht, um das Produkt gemeinsam durchzuführen. Diese Hebel, Mehrwerte und die Geschwindigkeit sprechen für sich. Ich lade jeden ein, sich mit uns auseinanderzusetzen. 

Vielen dank für das Schlussstatement. Es ist faszinierend was sich die letzten Jahre da getan hat und wahrscheinlich auch die nächsten Jahre noch entwickeln wird. Ich glaube, wir werden in der Industrie mehr und mehr solcher standardisierten Applikationen sehen, die dann auch im ADAMOS HUB zusammenlaufen. Danke für die Projektvorstellung, es hat mich gefreut! 

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.

Questions? Contact Madeleine Mickeleit

Ing. Madeleine Mickeleit

Host & Geschäftsführerin
IoT Use Case Podcast