In der 105. Folge des IoT Use Case Podcasts, der ersten nach der Sommerpause, begrüßt Ing. Madeleine Mickeleit wieder drei spannende Gäste aus der Industrie: Richard Stegmann, Manager Digital Solutions bei ruhlamat, einem Unternehmen im Sondermaschinenbau; Stefan Huber, Geschäftsführer von Maschinenbauer RAMPF Production Systems, und Thomas Dreyer, Director Research & Development bei Kontron AIS, einem Softwareunternehmen.
Zusammenfassung der Podcastfolge
Die Episode bietet einen tiefen Einblick in die einzigartige Zusammenarbeit dieser drei Unternehmen im Bereich IoT. Unsere Gäste teilen ihre gemeinsamen Visionen, wie sie IoT nutzen, um Mehrwerte für ihre Kunden zu schaffen, und diskutieren die Auswirkungen des EU Data Acts auf ihre Geschäftsbereiche.
Einige Highlights der Folge:
- Eine tiefgehende Diskussion über Geschäftsmodelle, Organisation und wie IoT die Wertschöpfungskette beeinflusst
- Einblicke in spezifische Use Cases und wie diese Mehrwerte für Kunden schaffen
- Überlegungen zur Kundenzentrierung und IT-Lösungen, die zu den beschriebenen Use Cases passen
- Einblicke in die EquipmentCloud®, eine cloudbasierte Service-Plattform mit integrierter Wissensdatenbank
- Eine Diskussion über ihre Vision und Bedeutung ihrer Zusammenarbeit
- Eine Analyse des EU Data Acts und dessen Auswirkungen
Zum Abschluss teilen die Gäste ihre Gedanken über die Zukunft von IoT, Monetarisierung und Geschäftsmodellen für OEMs und welche Entwicklungen sie in den nächsten Jahren erwarten.
Diese Folge bietet wertvolle Einblicke für alle, die an der Schnittstelle von IoT, Maschinenbau und Softwareentwicklung arbeiten oder sich für diese Themen interessieren.
Podcast Interview
Herzlich willkommen nach der Sommerpause. Ich freue mich sehr wieder zurück zu sein und mit euch über spannende Use Cases und Projekte am Markt aus der Praxis zu diskutieren.
Heute starte ich direkt mit einer sehr besonderen Folge, da ich diese Konstellation noch nie hatte. Und zwar diskutiere ich mit Richard Stegmann, Manager Digital Solutions bei ruhlamat, die Branche ist Sondermaschinenbau. Mit Stefan Huber, Geschäftsführer bei Rampf Production Systems, auch Branche Maschinenbau, und Thomas Dreyer, Director Research & Development bei der Kontron AIS, die Branche ist IT-Services und IT-Consulting,
Über ihre wirklich einzigartige Zusammenarbeit im Bereich IoT, was sie genau so einzigartig macht und welche Use Cases sie bedienen, das erfahrt ihr heute in der Folge.
Besonders spannend finde ich die Monetarisierungsansätze und wie sie die gemeinsamen Mehrwerte für ihre Kunden heben wollen.
Damit würde ich sagen, let’s go!
Hallo Richard, hallo Stefan und hallo Thomas.
Es freut mich sehr, dass ihr heute mit dabei seid. Herzlich Willkommen zum IoT Use Case Podcast. Ich frage mal in die Runde, wie geht es euch so? Was gibt es Neues bei euch? Thomas, wie geht es dir so? Wo erreiche ich dich gerade?
Thomas
Ich sitze gerade hier in Dresden im Büro. Das Wetter ist heute nicht ganz so schön, wie man sich’s wünschen kann. Es regnet etwas, aber wir sind trotzdem guter Laune und wir Programmierer mögen es ja auch, wenn die Sonne nicht so sehr auf dem Bildschirm scheint.
Ja, schöne Grüße auch nach Dresden. Ihr habt ja einmal im Jahr so eine wunderbare User-Konferenz mit euren Kunden. Da war ich vor Ort und auch die Runde heute. Schöne Stadt und ihr sitzt vor Ort. Also, was kann es für Gründe mehr geben, vorbeizuschauen.
Richard, wie geht es dir? Wo erreiche ich dich gerade? Wo bist du gerade unterwegs?
Richard
Ich sitze tatsächlich gerade in unserem Hauptquartier in der Nähe von Gerstungen, im Herzen von Thüringen. Du erreichst mich gerade auch bei schlechtem Wetter, wie Thomas, wobei das, glaube ich, ganz gut ist für die Natur. Grundsätzlich erreichst du mich beim Vorantreiben der digitalen Transformation bei ruhlamat für uns und unsere Kunden. Da sind wir stets und ständig dran und überlegen uns, was wir wie bieten können, damit unsere Kunden davon profitieren können.
Sehr schön. Stefan, bist du dann auch im Homeoffice oder bist du bei euch im Büro?
Stefan
Ich bin tatsächlich im Büro am schönen Rande des Schwarzwaldes, kann mich aber anschließen. Das ist bundesweit glaube ich das gleiche Wetter, also auch bei uns hat der Sommer gerade Pause eingelegt.
Ich freue mich auch sehr, dass ihr heute in der Runde mit dabei seid, weil heute haben wir eine besondere Konstellation. Richard, du hast ja gerade schon angefangen, ein bisschen auch über dich und euch zu erzählen. Kannst du mal so ein bisschen einleiten, wie ihr eigentlich zusammenhängt?
Richard
Ja gerne. Ich freue mich, dass es so zustande gekommen ist und dass wir uns heute auch in der Runde unterhalten, weil es tatsächlich etwas besonders ist. Wir, als ruhlamat, sind grundsätzlich erst mal Sondermaschinenbauer. Das heißt, wir haben natürlich Kunden, die spezielle Anforderungen haben. Wir bauen viele Montagelinien. Typischerweise ist ein sehr großes Business von uns auch Personalisierungsanlagen für Chip und Pass. Da ist es eben so, dass wir natürlich auf der einen Seite immer die Kundenanforderungen und Spezifikationen des Kunden haben, die sehr unterschiedlich und zum Teil auch sehr speziell sind, wie das im Sondermaschinenbau, glaube ich, überall bekannt und üblich ist.
Auf der anderen Seite haben wir Partner und Lieferanten, wie zum Beispiel auch Rampf. Du hast es schon angesprochen, wir sind auf die User Conference zusammengekommen und haben da, zumindest ich, das erste Mal erfahren, dass wir tatsächlich auch Dosiersysteme von Rampf einsetzen. Das ist so ein bisschen das andere Ende des Spektrums, diese partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Lieferanten. Am Ende des Tages wirft das die Frage auf: wie können wir zusammenarbeiten, sowohl mit unseren Kunden als auch mit unseren Lieferanten? Wie können wir sinnvollerweise Daten austauschen?
So sind wir am Ende des Tages auf die EquipmentCloud® auf unseren Maschinen gekommen, den wir mit Kontron zusammen durch den PoC geführt haben. Wir haben uns sehr spezifische Sachen überlegt, die für uns ganz wichtig sind und auf die wir großen Wert legen. Ich glaube, da sagt der Thomas ja auch nochmal was dazu. So sind wir eigentlich auf Kontron gekommen und so ist dieses Dreigestirn entstanden, möchte ich mal sagen.
Sehr schön. Ich würde auch gleich noch mal so ein bisschen zur EquipmentCloud® nachfragen. Du hast jetzt gerade Pass gesagt, also meinst du damit den Reisepass?
Richard
Ja, richtig. Passpersonalisierung oder Chipkarten für offizielle Ausweisdokumente mit entsprechenden Sicherheitsmerkmalen.
Nicht die ganz normale Chipkarte, die jeder als Mitarbeiterausweis mit sich führt, sondern tatsächlich offizielle Ausweisdokumente.
Stefan, weißt du was das für eine Maschine ist, die da steht bei ruhlamat?
Stefan
Das war eine relativ einfache Vergussanlage, die wir dort geliefert haben. Ich glaube sogar genau in diesen Passbereich hinein.
Das heißt sozusagen, wir haben jetzt hier die Konstellation ihr, ruhlamat als, könnte man sagen, Kunde, der sozusagen eine Rampf-Maschine, in dem Fall die Vergussanlage, bezogen hat und Kontron AIS als Flagship oben drüber als Partner, die sozusagen dann bei der Implementierung und Umsetzung auch im Bereich IoT helfen, könnte man das so sagen?
Richard
Genau, so kannst du es zusammenfassen.
Vielleicht starten wir mal so ein bisschen, Thomas, auch mit eurer Vision. Ihr wart ja auch mit Kontron AIS schon mal im Podcast zu Gast, aber vielleicht die, die euch noch nicht kennen. Was ist hier eure Vision der Kontron AIS auch in Richtung IoT-Digitalisierung und wie passt diese Zusammenarbeit in eure Vision? Kannst du uns da mal so ein bisschen mitnehmen auf eure Reise?
Thomas
Ja klar, kann ich gerne machen. Die Kontron AIS ist ja schon seit vielen Jahren am Markt. Seit 1990 sind wir schon aktiv. Vor allem im Bereich Maschinenbau haben wir gute Zusammenarbeit mit vielen von unseren Kunden, haben Maschinensteuerungen realisiert und auch die
Anbindung an die entsprechenden Fabriksysteme. Wir glauben schon, dass wir die Maschinenbauer ganz gut kennen und verstehen und haben dabei aber auch gemerkt, dass es Dinge gibt, die man besser machen kann. Gerade beim Wissen, was die Maschine beim Endkunden tatsächlich leistet und womit die sozusagen konfrontiert ist, welche Probleme vielleicht auch auftreten, das ist gefühlt beim Maschinenbauer noch immer relativ wenig bekannt. Ich habe auch festgestellt, dass die Zusammenarbeit zwischen dem Maschinenbauer und dem Endkunden doch eher noch ein Lieferanten-Kunden-Verhältnis ist und nicht immer eine Partnerschaft darstellt. Das war so die Ausgangssituation, wo man gesagt hat, da kann man eigentlich was machen, da kann man auch toolseitig unterstützen. Wir hatten so ein bisschen die Vision, den Maschinenbauer zu befähigen, ihm ein Werkzeug in die Hand zu geben, womit er sozusagen auch partnerschaftlich mit seinen Endkunden zusammenarbeiten kann, diese Daten gewinnen kann, die er braucht, um Maschinen zu optimieren, aber auch um zusätzliche Dienstleistungen zu generieren, die dem Endkunden letztendlich helfen. Das war so der Beginn der EquipmentCloud®, wo wir damit losgelegt haben. Und heute haben wir ein System, mit dem wir das alles realisieren können. Da sind ja zwei Kunden hier im Podcast, die das System auch einsetzen und die können sicherlich von ihren Erfahrungen sprechen.
Ja, sehr schön. Du hattest jetzt auch gesagt, Maschinenbau geht sehr stark auch in Richtung zusätzliche Dienstleistungen, ein Stück weit
partnerschaftlich mit Kunden zu arbeiten. Stefan, kannst du mal so ein bisschen von Rampf-Seite erzählen, was hier gerade am Markt passiert? Also wie ändern sich Kundenanforderungen. Kannst du auf die Kundenanforderungen eingehen, die da gerade aufkommen?
Stefan
Klar, die Kundenanforderungen, die ändern sich momentan komplett.
Also man geht weg von Kunden, die ihre Anlagen selbst betreuen und warten. Ein Kunde betreibt die Anlage, will aber mit dem ganzen Drumherum eigentlich gar nichts mehr zu tun haben.
Da kommen die Anforderungen an uns zustande. Da heißt es jetzt ganz einfach, er will ein Rundum-sorglos-Paket. Man kennt es vom Auto so schön, Wartung- und Verschleiß-Paket. Genau das ist das, was die Kunden von uns erwarten. Sie wollen eine Anlage, die einfach funktioniert, auf der sie produzieren können. Dazu müssen wir letzten Endes als Anlagenhersteller mehr Informationen zu den Anlagen haben.
Wir müssen auch sagen können, okay, die Anlage braucht eine Wartung, die Anlage braucht jetzt aber auch Ersatzteile und die Anlage muss jetzt irgendwann auch mal stehen, damit wir diese Wartung durchführen können.
Das ist aber das, was der Kunde oder der Markt an sich nachher von uns erwartet, dass wir ihm dieses Serviceangebot letzten Endes bieten,
um dass er die volle Produktivität auf seiner Anlage darstellen kann.
Richard, ihr seid quasi Kunde von Rampf. Wie ist das denn bei euch, ihr habt ja eure eigenen Anlagen, wo ihr jetzt ein neues Service-Modell habt. Jetzt habt ihr auch eure Fertigung, wo die Rampf-Anlage steht. Wie seht ihr das denn? Was ist eure Spezialität im Sondermaschinenbau und
die ihr im Feld habt und wie geht ihr damit um?
Richard
Grundsätzlich ist es so, dass wir natürlich Lösungen von Partnern einsetzen, in speziellen Sachen wie jetzt beispielsweise die Dosieranlage von Stefan. Wir setzen die in unseren Anlagen ein, wo die am besten geeignete Komponente am Ende des Tages eintrifft. Wir sind spezialisiert auf Produktionsmechanismen, auf die tatsächliche Montage von Produkten beispielsweise. Das heißt, wir machen uns viele Gedanken, wie muss so eine Anlage aussehen, wie groß ist die, welche Taktzeiten kann man realisieren, wie kann man das verbessern, wie kann man optimieren. Aber was wir natürlich nicht sind, weil wir eher so diesen Gesamtproduktmontageprozess im Blick haben, ist, wir sind natürlich kein Experte für eine einzelne Dosieranlage in dem Sinne oder für eine einzelne Komponente. Und da ist natürlich unser Interesse wiederum.
Unser Interesse ist natürlich unserem Kunden, der eine gesamte Anlage von uns bekommt, eben mit solchen Wartungsinformationen zu versorgen. Zu sagen: Hey, lass uns mal eine Wartung vorsehen, weil an der Anlage zeigt sich aufgrund des Verschleißverhaltens, von Datenanalysen, das und das Verhalten. Am Ende ist es unser Ziel eigentlich, dieses Expertenwissen von unseren Komponenten, Partnern, Lieferanten mit in die Anlage zu integrieren. Da kommt dieser kollaborative Baustein und diese Idee her, dieses Wissen zusammenzufassen und dem Kunden wiederum zur Verfügung zu stellen. Das bewirkt am Ende diesen Hebel der kollaborativen Zusammenarbeit und ermöglicht, dass letztendlich alle davon profitieren können.
Am Ende soll unser Kunde ja davon profitieren, dass er, wie der Stefan schon gesagt hat, höhere Produktivität, weniger Stillstandszeiten, weniger ungeplanten Stillstand, hat. Dazu wollen wir ihn ja befähigen. Und deswegen ist es für uns unheimlich wichtig, wenn wir solche Informationen bekommen können, dass wir es einfach in unsere Anlage integrieren. Der Punkt ist, dass das alles auf einem bilateralen Datenaustausch fußt und dass die Daten dafür unerlässlich sind. Das ist so ein Punkt, wo ich Stand heute einfach noch Schwierigkeiten sehe. Kunden, die auf unserer Seite die Anlagen von uns einsetzen – natürlich berechtigterweise und auch nachvollziehbarerweise, das möchte ich auch ganz klar unterstreichen – die setzen natürlich die Anlagen ein, um Produkte herzustellen. Ergo sind sie natürlich auch nicht daran interessiert, dass ihre Geschäftsgeheimnisse, ihre Rezepturen, ihre Auslastung usw. komplett nachvollziehbar ist. Und das verstehen wir natürlich auch an der Stelle. Da ist aber einfach die Frage, wie schaffen wir es da einen Datenaustausch hinzukriegen, der kollaborativ ist, wo wir auf der einen Seite profitieren können und sagen können: okay, aufgrund der Analysen können wir bestimmte Themen einfach vorher abfangen und können ihn da unterstützen, dass eben Ausfälle oder erhöhter Verschleiß oder solche Sachen nicht auftreten.
Auf der anderen Seite sind wir ja nicht daran interessiert, zurückzurechnen, wie die Produktion bei dem Kunden läuft. Ich glaube, dieses Missverständnis muss man noch ein Stück weit auflösen. Und ich glaube, da muss man auch einfach wirklich mit der vollen Transparenz reingehen. Wir wollen ja nicht irgendwelche Daten abziehen und wollen dem Kunden das Gefühl geben, wir sind der große Datenkrake und wir machen wildeste Analysen. Sondern wir wollen unsere Anlage optimieren und am Ende des Tages ihm einen Mehrwert bieten. Diese Kette muss man ganz transparent aufzeigen am Ende des Tages.
Ja, ja. Ja, wichtiger Punkt. Ich würde auch auf dieses Thema bilateraler Datenaustausch noch ein Stück weit, wie das genau funktioniert, gleich nochmal eingehen. Vielleicht eine Frage, um das mal so ein bisschen nochmal herauszustellen. Es ist ja so, dass wir, mein Verständnis, jetzt zwei Cases haben. Also ihr habt eine eigene Fertigung, wo ja quasi diese Rampf-Anlage steht und ihr habt eure generelle Anlage von ruhlamat, die ihr jetzt ja auch digital bereitstellt. Kann man diese zwei Cases trennen?
Oder ist es so, dass ihr gemeinsam eine Montage-Linie bildet,
die ihr wiederum eurem Kunden verkauft?
Richard
Ja, wir integrieren eigentlich die Lösung von Stefan in unsere Anlage. Wir haben jetzt keine eigene Anlage, auf der das produktionsseitig läuft, sondern wir integrieren die Lösung, die technische Lösung, die Rampf bietet, in unsere Anlage, die wir dem Kunden wiederum verkaufen.
Okay, das ist dann quasi eine, man spricht glaube ich von einer Sondermaschine oder von einer gewissen Linie ja fast schon, die ihr dort aufbaut für die Kunden.
Richard
Ja genau, richtig.
Naja, bei so einem Reisepass macht sich ja wahrscheinlich auch nicht in einem Prozessschritt. Den stellt man nicht so einfach her oder?
Richard
Nicht wirklich, nee. Da hängt schon ein bisschen mehr hinten dran.
Dann lasst uns doch vielleicht mal ein bisschen konkret auf die einzelnen Use Cases und die Mehrwerte für Kunden eingehen. Richard, du hast es ja jetzt gerade schon gesagt. Es geht ja am Ende darum, diese Anlage noch besser zu betreiben und Mehrwerte für den Kunden zu heben. Kannst du uns mehr über diese Anlage erzählen und ein Stück weit auch über eure Kunden Cases? Kannst du mal so ein bisschen über diese Herausforderungen sprechen, die bei einem Kunden da aufkommen?
Richard
Diese Service-Perspektive ist einfach unheimlich wichtig. Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme der Anlage beim Kunden, soll ja die Produktivität einfach sichergestellt sein. An der Stelle hat man über den Service einen enormen Hebel, der darüber entscheidet, ob das Ganze sehr erfolgreich wird oder ob das eher eine schwierige Thematik für den Kunden ist. Am Ende des Tages ist das halt so der Einstieg, wo wir gesagt haben, wir möchten gern diese Maschine als Kommunikationskanal nutzen. Einfach weil wir dann die Möglichkeit haben, diese ganz klassischen Cases, die kennt wirklich jeder: der Kunde schickt ein Foto von der Anlage, es kommt per E-Mail im Service an und dann geht die Recherche los. Was ist das für eine Anlage, wo steht die? Da kommen diese ganzen klassischen Fragen hoch und die verursachen natürlich auf unserer Seite Aufwand, aber die verursachen auch auf der Kundenseite Aufwand bzw. Stillstandszeit im schlimmsten Fall. Das ist natürlich etwas, das wir einfach über die EquipmentCloud®, also über den Maschinenhub bei uns, sehr dezidiert beschleunigen können. Die Themen können viel fokussierter aufgenommen werden, das Feedback ist viel schneller, sei das jetzt eine Information oder ein Ersatzteil, es kann schneller und transparenter dargestellt werden. Das ist genauso ein bisschen der Use Case, den wir da an der Stelle im ersten Schritt mal aus der Service Perspektive haben. Das ist vielleicht so der erste Schritt.
Also da geht es quasi darum, Dokumentationsaufwände zu reduzieren. Und das kann man ja auch ganz klar auf einen Stundensatz und auch Zeiten, die man sonst braucht für Recherche, runterbrechen. Da hat man auch einen ganz klaren Business-Aspekt dahinter. Stefan, kannst du vielleicht auch noch mal so ein bisschen erzählen? Kennst du auch solche Cases von euren Kunden oder würdest du das Ganze noch erweitern mit anderen Cases, die ihr bei Kunden seht? Wie ist das bei euch?
Stefan
Ja gut, letzten Endes hat es bei uns ja genauso angefangen. Also wir haben auch ein Kundenportal gesucht, wo wir genau dieses Thema Dokumentationen, Anlagen, Wartungspläne etc. dem Kunden zur Verfügung stellen können. Und auch da haben wir natürlich die Herausforderung von unserem Kunde immer wieder gehabt. Er muss mehr über seine Anlage wissen. Er will mehr wissen. So wie Richard auch gesagt hat, das ist einfach die Anforderung, die vom Markt kommt.
Sehr gut. Gibt es da eine Besonderheit in der Zusammenarbeit mit ruhlamat, die du siehst? Also wo du sagst: eigentlich können wir gemeinsam noch viel mehr Cases beim Kunden heben. Welche Vorteile seht ihr hier, das gemeinsam zu machen?
Stefan
Gut, letzten Endes können wir nur beide daraus lernen. Also unterm Strich, wenn wir unsere Anlage transparent machen und ruhlamat ihre Anlage bzw. unsere Anlage in ihrem Portal auch sehen, dann lernen wir natürlich mit uns daraus. Wir hatten neulich erst einen Fall, da hat man einen Pumpenverschleiß eigentlich im Vorfeld erkennen können. Wir haben leider in dem Moment noch nicht darauf reagiert, weil es uns noch nicht so geläufig war und dann hätten wir deutlich mehr Stillstandszeit vermeiden können. Das ist das, was ruhlamat an der Stelle auch von uns als Information mitnehmen kann. Wenn wir dort früher mit dem Frühwarnsystem dran sind, kann auch ruhlamat natürlich auf den Kunde viel früher losgehen oder zugehen und ihnen mitteilen, dass etwas getan werden muss.
Ja, das ist wirklich ein schönes Beispiel. Richard, du hast ja am Anfang gesagt, ihr setzt aktiv auf Lösungen von Partnern. Seht ihr dort auch Pumpenhersteller oder Komponentenhersteller, die ihr in dieses Ökosystem mit einbinden könntet, um da noch mehr Daten zu erheben in Zukunft?
Richard
Ja, grundsätzlich ist das natürlich ein Stück weit unser Anliegen. Es geht jetzt in unserem Sinn gar nicht darum, dass wir mehr Daten erheben. Also ich möchte jetzt nicht, dass wir Unmengen von Daten von einer Dosieranlage oder einer Pumpe oder was auch immer als Komponente in unserer Datenbank ablegen, nur damit wir die Daten haben, sondern mir geht es eigentlich eher darum, sich ein geschicktes Format zu überlegen. Dazu sind wir gerade in Kontakt, um da in Richtung Projekt mal gemeinsam das weiter zu denken mit Stefan und auch mit den Kollegen von Kontron. Da geht es uns darum, wie können wir die Daten so austauschen, dass zum Beispiel Rampf die Informationen bekommen, die sie brauchen, um ihren Algorithmus wiederum zu trainieren. Oder ich möchte nur das Feedback von dem Algorithmus zurückbekommen. Das Lastkollektiv der Anlage sah so und so aus, ermittele die Restlebensdauer der Komponente, von dem Bauteil, wie auch immer.
Das ist die Info, die mich interessiert, die ich unserem Kunden wiederum zur Verfügung stellen möchte. Also ich möchte nicht der Experte in der Komponente werden, sondern ich möchte auf das Expertenwissen zurückgreifen. Und deswegen ist dieser Datenaustausch und die Form auch entsprechend wichtig, wie wir das mit unseren Kunden handeln können und wie wir argumentieren können. Wenn wir diese Daten haben, dann können wir solche Algorithmen darüber laufen lassen. Das ist ja immer so diese Quintessenz, die Daten alleine nützen mir nichts, sondern ich muss am Ende des Tages eine Information extrahieren, die für den Kunden auch einen Wert hat und die einen Mehrwert bringen kann. Das ist genau der Punkt, den wir da eigentlich treffen. Wir versuchen da mit den Partnern dran zu arbeiten, weil wir auch bei denen, also unsere Anlagen sind typischerweise Montage-Linien, zum Teil komplette Hallen ausfüllen. Also das sind halt riesige Anlagen. Wir werden nicht in der Lage sein, Experten für jedes Detail, vom Antrieb über die Dosiereinheit bis hin zu Robotern und allem Möglichen zu sein, die erkennen, wann eine Komponente ausfällt. Stattdessen müssen wir einfach auf dieses Netzwerk zurückgreifen können.
Ja, sehr gut. Stichwort wäre jetzt für mich auch nochmal „Geschäftsmodell“ in diesem Zusammenhang. Habt ihr denn schon erste Ansätze entwickelt, wie ihr das Ganze als Geschäftsmodell aufsetzen könnt? Du hast das gerade schon angesprochen, wie können wir die Daten austauschen? Dich interessiert dann zum Beispiel einfach nur die Auswertung, wie ist ein Last-Kollektiv für eine Anlage? Habt ihr da schon euch Gedanken gemacht, wie so ein Geschäftsmodell potenziell aussehen könnte?
Richard
Nun, natürlich machen wir uns darüber Gedanken. Ich glaube jedoch, dass es noch etwas zu früh ist. Heute diskutieren wir darüber, wie wir es technisch umsetzen können und welche Angebote wir machen können. Und solange wir das nicht eins zu eins beurteilen können, fällt es halt unheimlich schwer, das Ganze zu monetarisieren. Das ist zumindest meine persönliche Meinung. Und ich glaube, dass diese ganze Thematik, wie wir es jetzt zum Beispiel mit dem Equipment Hub erleben, das wird einfach eine Grundvoraussetzung für eine Anlage sein, weil der Kunde einfach voraussetzt, dass er diesen zusätzlichen Service kriegt. Nichtsdestotrotz sind da sicher Bestandteile drin, die sehr viel Aufwand auch auf unserer Seite bedeuten und die am Ende des Tages halt auch nicht alle kostenlos gehen können.
Jetzt eine direkte Monetarisierungsoption zu haben, das hängt halt auch immer sehr stark von dem wirklichen Use Case beim Kunden ab. Stand heute, wenn man sich diese ganze digitale Produktpalette anguckt, ist das was, was ein inkrementeller Verbesserungsbestandteil der Anlage ist. An dem Punkt sind wir heute. Und das heißt, bei uns ist das Stand heute immer mit einer Anlage verknüpft. Da wird man ein Stück weit auch im ersten Schritt einmal sehen, aber wie das in Zukunft aussieht, da fehlt mir echt ein bisschen die Fantasie und da fehlt uns, muss man ganz ehrlich auch sagen, auch ein Stück weit das Feedback vom Kunden aktiv aus dem Markt zu sagen, ist das eine Option für euch oder könnt ihr euch das gar nicht vorstellen? Und das ist ja genau diese Kundenzentrierung, wo wir am Ende des Tages hinwollen.
Ja genau. Stefan, wie siehst du das? Also am Ende ist das fast eine ganze Wertschöpfungskette, die sich hier ändert. Ihr habt einen etablierten Service, der auch sehr gut funktioniert, wo ihr den Kunden eng betreut. Wie ändert sich das Ganze denn jetzt durch so eine Integration von, IoT-Funktion oder zusätzlich einem digitalen Service?
Was hat das für eine Auswirkung bei euch auf die Wertschöpfungskette?
Stefan
Ich kann Richard seine Aussage an der Stelle nur unterstreichen. Ja, auch wir sind momentan noch in der Ideenfindung, wie man das Ganze monetarisieren kann. Im Moment ist Monetarisierung ein Thema, wir bieten es unserem Kunden mit an, dass er dieses System aktiv in seine Maschine reinbekommt. Natürlich verdienen wir damit auch schon ein bisschen Geld. Das gibt auch ein bisschen Rückhalt, weil letzten Endes kostet es uns Geld, dass man das Projekt weiter betreiben kann. Es ist aber noch nicht so und wie gesagt, das kann nur so bestätigen, dass wir jetzt momentan schon einen absoluten neuen Business Case daraus generieren können. Wir selbst erhoffen uns natürlich nach vorne hin, dass wir unseren Servicebereich deutlich weiter ausbauen können. Durch das, dass wir einfach früher Daten haben, können wir besser planen. Wir können auch bei uns intern viel Einsparpotenziale erwirtschaften, indem wir einfach sagen, wir können unsere Service-Routen besser planen. Weil wir einfach sagen können, dass wir diese, jene und die Anlage nacheinander abfahren können. Weil da sind jetzt tatsächlich in den nächsten zwei bis vier Wochen irgendwelche Servicetätigkeiten zu tun. Ich denke, das alles in allem gibt nachher schon einen guten Use Case, wo man auch eine ordentliche Monetarisierung rauskriegt. Aber so ist es, wie wir es vorher schon gesagt haben, es ist einfach noch zu früh, um dort jetzt einen richtig, richtig tollen Use Case daraus zu haben und den wir monetarisieren können.
Ja, ich denke mal an der Stelle, wenn jetzt jemand zuhört, produzierender Betrieb und offen für einen Austausch ist, fände ich es total spannend, mal auch ein Follow-up zu machen, um genau das zu diskutieren. Schließlich sind ja schon einige produzierende Betriebe am Markt, die selbst auch Lösungen entwickeln. Die großen Firmen gehen natürlich ein Stück weit den Weg und bauen eigene Datendrehscheiben auf, wo man verschiedenste Daten integriert und natürlich Daten von OEMs und Herstellern dort irgendwo genutzt werden. Aber es gibt nämlich auch den anderen Fall, wo dann sozusagen auch mittelständische Betriebe noch gar keine Lösung haben, sich vielleicht die ersten Gedanken jetzt gerade machen, wo man jetzt eben genau diese Partnerschaft ja angehen kann und gemeinsam auch diese Use Cases entwickelt, nicht nur mit den Großen, sondern auch vielleicht mit mittelständischen Kunden.
Aber es ist natürlich auch interessant, wie fließt das jetzt mit euch zusammen dann am Ende, wo dann ja auch eine Monetarisierungsstrategie dahintersteckt. Wie seht ihr das Thema? Also habt ihr da schon Berührungspunkte gehabt mit Kunden? Habt ihr da schon erst das Feedback bekommen?
Stefan
Ich kann ruhig sagen, es gibt ganz viele große Unternehmen, die dort ihre eigenen Plattformen haben. Auch da kommen wir als Maschinenhersteller immer wieder an den Punkt, die hätten gern die Daten von uns und wollen die Daten bereitgestellt haben, aber sie wollen sie auf ihrer Plattform haben. Dann haben wir erstmal wieder nichts davon und da ist dann auch der Kreislauf eigentlich schon wieder abgeschnitten. Da fehlt an manchen Stellen auch noch so ein bisschen die Standardisierung in dem ganzen Markt um, dass man dort auf eine gemeinsame Basis zurückgreifen kann. Ich meine, du hast es so schön als Datendrehscheibe betitelt. Ja, das sollte es irgendwann werden. Aber, wie gesagt, da sind die Standards meines Erachtens auch noch nicht ganz so weit.
Richard, Thomas, wie seht ihr das?
Richard
Ich würde es so unterschreiben, wie es Stefan gesagt hat, vielleicht mit noch einer Ergänzung. Wir haben Kunden oder große Kunden, die ihre eigene Lösung haben. Es ist grundsätzlich kein Problem. Thomas hat auch schon erwähnt, sie kommen ursprünglich auch aus der ganzen Automatisierungsbranche. Wir stellen für zum Beispiel ein MES-System auch Daten der Anlage zur Verfügung. Das machen wir natürlich auch weiterhin, aber können wir die Daten anreichern? Und am Ende des Tages will natürlich ein großer Kunde im ERP seine Anlagendaten verfügbar haben. Das Problem ist genau das, was Stefan angeschnitten hat. Wir kommen nicht an die Daten ran und damit ist es für uns dann auch extrem schwierig.
Machine Learning beispielsweise, wenn wir Algorithmen trainieren wollen, hat halt einfach die Krux, dass man dafür relativ viele Daten braucht von verschiedensten Anlagen, am besten weltweit verteilt. Und wenn wir abgeschnitten sind und keinen Zugriff auf die Daten haben, dann haben wir auch keine Chance, diesen Service zu entwickeln oder diese Optimierung zu entwickeln. Und damit ist ein Stück weit natürlich auch die Monetarisierung hinfällig, weil die Monetarisierung kriege ich ja auch nur hin, wenn ich wirklich mal nachweisen kann, dass es einen Effekt hat. Es gibt mir niemand Geld dafür, dass ich eine gute Idee habe und wir nicht genau wissen, ob es klappt. Das ist auch vollkommen nachvollziehbar und soll jetzt auch gar nicht wie ein Vorwurf klingen, aber da merkt man aber auch, dass so dieser Mindset, dieser kollaborativen Zusammenarbeit, das weitet sich aus und das sickert ein Stück weit ein, aber es dauert einfach noch ein bisschen, bis wir tatsächlich dort sind.
Ja, vollkommen. Ich habe so ein bisschen auch aus den Gesprächen auch bei uns im Netzwerk das Gefühl, dass einige produzierende Betriebe auch den Weg gehen, halt so offen zu sein, Daten auch bereitzustellen, um einfach Pilotprojekte auch voranzutreiben, weil ich glaube, Richard, du hast das am Anfang gesagt, man kann ja als produzierender Betrieb gar nicht der Experte für jede Pumpe, für jede Dosieranlage, für jede Montagelinie sein. Also klar kenne ich die alle, aber jetzt so wirklich im Detail diese Insights, das ist ja das Asset, was ihr als Maschinenbauer sozusagen mitbringt und wirklich in einem kollaborativen Ansatz, das gemeinsam zu entwickeln. Ich glaube, das ist so der Weg, der sich jetzt gerade so auftut und wo man natürlich durch solche digitalen Lösungen die Möglichkeit hat, auf der Basis eben gut zusammenzuarbeiten. Oder seht ihr das auch so?
Thomas
Ja, ich kann das eigentlich auch nur unterstreichen. Also wir sind auch im Bereich Maschinenintegration unterwegs und koppeln die Maschinen sozusagen an MES-Systeme an. Da haben wir auch schon gesehen, dass es da so ein Knowledge-Loch gibt zwischen den Herstellern und dem Maschinenbauer. Die Maschinenbauer geben nicht gerne alle Daten preis, die sie sozusagen an der Anlage haben. Der Maschinenbauer wiederum bekommt aber auch nicht alle Daten, die er dort rein liefert in die Fabrik. Also da ist so eine gefühlte Lücke dazwischen. Wir wollten halt versuchen, dem Maschinenbauer zumindest dort die Lösung in die Hand zu geben, dass er an diese Daten auch mal selbst rankommen kann. Und um damit solche Themen wie KI oder Predictive Maintenance oder ähnliche Themen vorantreiben zu können. Und das geht nur, wenn der Betreiber der Anlage weiß, welche Daten das sind, wie die aussehen. Dafür braucht er selbst auch eine Sicht in dieses System hinein. Und das wird mit dem System auch ermöglicht. Also der kann selbst ein bisschen beobachten, was geht da an Daten raus und ist das in irgendeiner Form kritisch oder ist das in Ordnung?
Ja, ich würde auch gleich nochmal auf diesen Betrieb eingehen von so einer Lösung, weil ihr ja mit der EquipmentCloud® eben auch solche Rollen und Rechte ermöglicht, um diese Datentöpfe genauso aufzumachen, wie man sie eben auch braucht. Der Markt ist neu, die Infrastruktur wird gerade aufgebaut. Was kommt zuerst: Connectivity oder Use Case? Produzierende Betriebe betreiben gerade sehr viel Setup-Arbeit, überhaupt diese internen Lösungen oder Projekte, die sie aufgesetzt haben überhaupt erst mal zu sammeln und dort Strukturen nachzuziehen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass erst einmal diese Setup-Arbeit gemacht wird um sich dann partnerschaftlich zu öffnen. Ich könnte mir vorstellen, es dauert auch noch vielleicht ein paar Jahre, bis da solche kollaborativen Ansätze auch wirklich in Monetarisierungs- und Geschäftsmodellebene funktionieren. Oder wie seht ihr das?
Richard
Ja, das sehe ich ein Stück weit ähnlich. Ich glaube, diese dynamische Arbeitsweise, die diese digitalen Themen halt mit sich bringen, muss ein Stück weit verinnerlicht sein. Und das muss sowohl auf der Maschinenbauerseite als auch auf der Komponentenlieferant- oder Partnerseite als auch auf der produzierenden Gewerbefabrik-Seite sein. Am Ende des Tages wird es unsere Aufgabe sein, dann einen Mehrwert zu schaffen und den auch tatsächlich umzusetzen. Da sehen wir auch ganz klar den Fokus für die digitalen Lösungen. Wir machen das schließlich nicht zum Selbstzweck, sondern wir machen das, weil wir einen Mehrwert bieten wollen. Am Ende des Tages drehen wir uns immer wieder um das Thema Daten. Es gibt ja Data Space Konzepte und EU Data Act und so weiter und so fort, die da alle genau darauf hin abzielen zu sagen, wie können wir denn ein fairen, sicheren Datenaustausch sicherstellen und für alle Partner quasi den Mehrwert heben, weil nur dann wird es ja funktionieren. Aber dieses kollaborative Mindset wächst jetzt so langsam rein. Das merkt man einfach, dass sich die Unternehmen öffnen. Das ist einfach die Grundvoraussetzung dafür, dass diese ganze digitale Transformation gelingen kann. Deswegen ist es am Ende auch so wichtig, dass man darüber spricht und dass man auch selbst wenn man vielleicht die eigene Infrastruktur noch nicht so weit hat, dass man dann nach draußen geht und mit Leuten redet, die vielleicht schon ein oder zwei Schritte weiter sind, einfach um sich so ein paar Best Practices abzugucken. Weil was wir uns aus meiner Sicht nicht leisten können, ist, dass jeder die Fehler selbst wieder macht. Das ist halt so ein bisschen der Punkt. Man muss sich da einfach ein Stück weit öffnen, vielleicht auch schon in den Austausch zu gehen zu einer Phase, wo man noch nicht bereit ist. Das meine ich mit dieser partnerschaftlichen, kooperativen Zusammenarbeit. Es ist halt ein Entwicklungsprozess und das gilt technologisch, finde ich, genauso wie für das Geschäftsmodell. Also man wird das nicht auf den Markt werfen und sagen, da ist es, <<take it or leave it>>. Sondern das ist einfach ein Entwicklungsprozess, den man auch gemeinsam mit Kunden und Partnern vorantreiben wird.
Ja, auf jeden Fall. Da ist halt auch dieses Thema Kulturwandel eins der wesentlichen Dinge. Wie kriege ich das organisatorisch überhaupt gewuppt und aufgebaut? Vielleicht da noch mal ein Hinweis. Ich bringe demnächst, also nach dieser Folge, eine Spezialfolge zum Thema Kulturwandel, auch Organisationen, Change Management raus. Also da gerne an der Stelle meinen Podcast abonnieren, wenn ihr mögt, und dann da auch mal reinhören. Ich wollte jetzt aber noch mal auf das Thema EU-Data Act zu sprechen kommen.
Thomas
Ja, also das Thema Recht und Daten spielt natürlich immer eine Rolle bei uns. Wir haben bei fast allen Kunden neben der reinen technischen Präsentation und Vorstellung des Produktes dann auch eine ganze Reihe Diskussionen, die eher so in den Bereich rechtliche Fragen gehen. Dafür haben wir uns natürlich im Netzwerk auch ein bisschen Verstärkung geholt, denn wir sind jetzt nicht unbedingt Juristen, sondern eher Softwareentwickler, die uns da auch ein bisschen beraten oder auch den Kunden dort beraten können. Da kamen auch interessante Themen raus, also die Datenschutzgrundverordnung, die wir alle kennen, die regelt ja die Daten, die sozusagen Personenbezug haben. Alles andere ist halt komplett ungeregelt. Das hat Vor- und Nachteile. Vorteil ist, man kann es vertragsrechtlich lösen. Nachteil ist, man muss es auch vertragsrechtlich lösen. Und das ist halt vielleicht einfacher, wenn es dafür ein Regularium gibt, wo man sich sozusagen in bestimmten Bahnen bewegen kann und nicht extra Verträge dafür erstellen muss. Und insofern müssen wir mal sehen, wie das genau aussieht, wenn der dann da ist. Ich denke, es wird uns an vielen Stellen helfen und es wird uns auch, wie Stefan schon sagt, an anderen Stellen natürlich auch wieder Arbeit bescheren oder Mühe bescheren, den erfüllen zu müssen. Aber grundsätzlich sehe ich es eher positiv.
Sehr gut. Ich werde auf jeden Fall auch noch mal zu dem Thema eine Spezialfolge machen und an der Stelle auch eine herzliche Einladung. Am 14. September werden wir unser IoT Use Case Anwender Festival haben und da gibt es auch einen Stand zum Thema EU-Data Act. Wir machen das Ganze online und da werden auch Rechtsanwälte vertreten sein, die dort Fragen beantworten. Kontron ist natürlich auch mit vertreten. Aber da können wir im Detail drauf eingehen, weil das ein Thema ist, was viele bewegt. Richard, du hattest ja so einen Aufschlag vorhin gemacht zum Thema bilateraler Datenaustausch, der möglich sein muss, um eben diese Lösung auch von Partnern möglich zu machen. Thomas, mal die Frage noch mal an euch. Ihr habt verschiedene Lösungen, vor allem mal die EquipmentCloud®, die quasi das Portal für den Maschinenbau darstellt, um eben solche Use Cases abzudecken und auch umsetzen zu können. Wie stellt ihr sicher, dass wirklich diese Datensicherheit gewährleistet ist und wie könnt ihr diese unterschiedlichen Rollen und Rechte auch in eurem Tool ermöglichen, dass eben sowas wie partnerschaftliche Zusammenarbeit auch möglich ist in Zukunft. Wie geht ihr damit um?
Thomas
Ja, also bei der EquipmentCloud® haben wir zunächst mal ein Rechte-System eingebaut für den Maschinenbauer selbst, also mit Gruppen und Rechten, so wie man es halt kennt. Schon die ersten Kunden, wollen das gerne mit ihren Endkunden teilen, dass diese auch Einsicht haben, aber eben nicht in alles, sondern in bestimmte Daten. Dafür haben wir uns ein Konzept ausgedacht, dass man als Maschinenbauer seine Endkunden mit in das System integrieren kann, die dort sozusagen ihren eigenen Rechteraum bekommen, wo sie selber Benutzer administrieren, Rollen verteilen können und so weiter. Das ist jetzt mit wenig Arbeit für den Maschinenbauer versehen, wo er praktisch die administrative Arbeit direkt an seinen Endkunden auch übergeben kann. Der Rahmen, was dort möglich ist, den definiert der Systembesitzer selbst. Das zieht sich dann bis runter auf die einzelnen Datensätze, wenn man so will. Also einzelne Prozesswerte, einzelne Datendokumente oder auch Einträge in offenen Punkte-Listen, die können praktisch auch mit Sichtbarkeitsvermerken versehen werden, sodass sie vielleicht nur intern vom Maschinenbauer sichtbar sind oder auch nur für den Maschinenbetreiber sichtbar sind. So kann man praktisch Daten austauschen, die man austauschen will. Man kann aber auch Daten, ich sage mal, markieren, die man jetzt nicht unbedingt teilen möchte, die eher confidential sind.
Das bedeutet, verwendet ihr so etwas, um diese E-Mail-Dokumentation, die jetzt auch den Austausch von Bildern mit dem Kunden beinhaltet oder nutzt ihr es für andere Use Cases?
Stefan
Also wir sind da tatsächlich schon deutlich weiter. Wir nutzen es tatsächlich inzwischen mit jedem Kunden. Das heißt, auch bei jedem Projektstart kriegt der Kunde von uns ein Schreiben, wo wir ihn einladen, mit uns gemeinsam in unserem, wir nennen es Rampf Projekt Cockpit, also letzten Endes die EquipmentCloud® dahinter, gemeinsam zu nutzen und das komplette Projekt dort mit uns zu bearbeiten. Das heißt, wir machen genau das Thema, was der Richard gerade gesagt hat. Offene Punkte-Listen, wir teilen sie nicht mehr mit dem Kunde per Excel und hin und her schicken, dass jeder einen anderen Stand hat. Nein, wir arbeiten hier direkt komplett auf einem System. Wir haben das System auch komplett unternehmensweit ausgerollt, auch mit unseren Standorten in den USA und Korea. Auch dort erfolgt der Austausch mit den Kollegen direkt übers Portal. Es macht das Leben an sich deutlich einfacher und vor allem viel transparenter. Das akzeptieren die Kunden auch an großen Stellen deutlich besser, wie wenn man irgendwelche eigenen Excel-Formulare hin- und herschickt.
Ja, und könntet ihr euch jetzt auch vorstellen, solche Ansätze zusammenzulegen? Also wenn ihr jetzt zum Beispiel einen gemeinsamen Kunden habt, könnte man ja auch überlegen, über das Rampf Projekt Cockpit, glaube ich, also dass man quasi Zugang gibt und dann vielleicht auch Daten von der Gesamtlinie einbindet, wobei da müsste wahrscheinlich ruhlamat dann in den Lead gehen. Aber könnt ihr euch vorstellen, solche Daten dann auch zusammenzulegen in dem Portal?
Ja, ich denke, das sind ja so die Ideen, die wir mal so andiskutiert haben, auch mit den Kollegen von Kontron. Das ist ja genau diese Reise, auf die wir uns da begeben. Ich glaube, keiner von uns hat jetzt aus dem Stegreif sofort die Lösung parat. Aber wie es Stefan vorhin so schön gesagt hat, wir werden da gemeinsam lernen, wie das funktionieren kann, was tatsächlich gut ist, was vielleicht nicht so gut ist. Grundsätzlich spricht erst mal überhaupt nichts dagegen. Warum sollen unsere Partner nicht auch Zugriff auf die Daten haben, wenn sie für sie relevant sind am Ende des Tages? Also im Sinne von gerade eine OPL zum Beispiel in einem Projekt. Ja, also warum nicht?
Ja, richtig stark. Also ich glaube, ihr seid ja auch einer der First Mover am Markt, wenn man das so schön sagen darf, die da überhaupt diesen Weg gehen und jetzt auch so partnerschaftlich in die Richtung denken. Das sind alles so Wissenskurven, die euch einen enormen Vorteil bringen, über die nächsten Jahre, gerade in diesen digitalen Lösungen, die jetzt noch kommen. Ich glaube, wenn wir in einem Jahr nochmal sprechen, bin ich mal gespannt. Vielleicht kann ich euch nochmal für eine Folge gewinnen. Dann wäre es ja total spannend, mal über die gemeinsame zusammen Arbeit zu berichten, ohne jetzt hier Druck auszuüben.
Wir haben jetzt einerseits über konkrete Cases gesprochen. Ihr habt gesagt, wie ihr es anwendet. Ihr habt gesagt, wie ihr die Mehrwerte für Kunden aufbauen wollt. Ein Stück weit sind wir jetzt eben auch auf die EquipmentCloud® eingegangen, dass eben genau diese Rollen und Rechte und auch die Datensicherheit gewährleistet sind, um so etwas in Zukunft auch weiter auszurollen, weiter auszubauen. Vielleicht nochmal an alle auch die Frage, wo seht ihr denn jetzt so die Zukunft? Also was für Themen sagt ihr, das wird jetzt auf jeden Fall kommen, das wird uns die nächsten Jahre sehr stark beeinflussen. Thomas, was siehst du, was kommt in Richtung Zukunft mit IoT, auch in Richtung Monetarisierung der Geschäftsmodelle dann noch, gerade jetzt für den Maschinenbau?
Thomas
Ja, also ich persönlich habe das Gefühl, dass das ganze Thema Datenverarbeitung interessanter wird. Momentan sind wir jetzt in einem Zustand, dass wir viel Daten sammeln und eher so manuell auswerten durch irgendwelche Grafiken, die wir auch anbieten und diverse Möglichkeiten. Aber ich glaube, das wird auch immer mehr in Richtung automatisierte Verarbeitung gehen. Ob das jetzt nun unbedingt eine KI sein muss oder auch statistische Modelle sei mal dahingestellt, aber ich glaube, das wird das nächste sein, was unsere Kunden dort brauchen, um schnell reagieren zu können. Also dass kein Mensch drauf schauen muss, sondern dass praktisch das System selbst schon erkennt, ob alles noch im grünen Bereich ist oder die Anlage eigentlich schon in dem Zustand ist, der irgendwie ein bisschen Achtung braucht. Das werden, glaube ich, die nächsten Schritte sein. Die Grundlage sind halt erst mal Daten zu haben, damit man sowas überhaupt aufbauen kann.
Stefan, wie siehst du das? Würdest du dem zustimmen oder hast du noch Ergänzungen?
Stefan
Ich stimme ihm zu, aber es wird wahrscheinlich noch einen Schritt weiter gehen. Also ich sehe die nächsten Schritte tatsächlich eher schon in den selbstlernenden Maschinen. Also die sich an manchen Stellen auch wirklich aufgrund der Algorithmen oder vielleicht auch je nachdem, was man dann tatsächlich im Einsatz hat, bis zu einem gewissen Grad auch selber optimieren können. Da gibt es die ersten Ansätze und ich glaube, die sind dann auch schon sehr, sehr vielversprechend. Und für mich ist das eigentlich einer der nächsten Schritte, die da kommen werden.
Okay. Richard, wie siehst du das? Also wo siehst du die Zukunft? Würdest du dem zustimmen oder hast du noch Ergänzungen?
Richard
Also ich würde zustimmen. Es sind beides valide Punkte, die uns beschäftigen werden. Am Ende ist die Analyse nur der nächste Schritt, um aus den Daten Information zu generieren. Dann ist das, was Stefan sagt, schon der nächste Schritt zu sagen, was mache ich dann mit der Info? Dann kann ich sie auch direkt wieder in den Loop schmeißen. Ich würde tatsächlich eher in Richtung kultureller Themen abzielen, weil das Technische haben die Kollegen jetzt schon erschlagen. Ich würde das eher als Wunsch formulieren. Was uns halt wirklich weiterbringt, ist einfach dieses offene Visier im Austausch und einfach ganz klar zu sagen, ja, das ist eine coole Idee, aber da und da sehen wir wirklich kritische Punkte oder auch einfach ganz offen zu sagen, hey, es ist überhaupt keine gute Idee, das so zu machen. Von diesem Feedback profitieren wir am Ende des Tages, um die Lösung dahin zu entwickeln, wo sie unseren Kunden was hilft, den Kunden von Rampf hilft, vielleicht den Kunden von Kontron was hilft. Und dieses Mindset, diese Kultur, die, glaube ich, Und das brauchen wir definitiv, um die technischen Sachen, die die Kollegen angeschnitten haben, dann am Ende auch umzusetzen.
Ja, das ist ein ganz wichtiges Statement hier auch nochmal zum Ende. Vielen Dank dafür. Und ja, ich denke mal, ihr seid ja auch offen für den Austausch. Also wenn jetzt jemand auch das Thema spannend findet. Ich würde eure LinkedIn-Profile einfach mal in den Show Notes auch verlinken. Kann man auch vielleicht auch mal in die Einzelgespräche gehen. Vielleicht hört ja sogar ein Kunde zu. Und ihr seid ja auch schon im Austausch mit euren Kunden, aber das eben noch weiter auszubauen und auch in Zukunft eben für alle wertbringend voranzutreiben. Ja, das ist hier glaube ich der das Ziel.
Vielen Dank, dass ihr offen über eure Kooperation gesprochen habt. Das ist genau der Weg, den, glaube ich, jetzt viele gehen oder gehen wollen. Deswegen herzlichen Dank für eure Statements. Danke, dass ihr heute mit dabei wart und für eure Zeit. Vielleicht hören wir uns in einem Jahr noch mal. Ansonsten bleiben wir im Austausch über unser Netzwerk. Damit würde ich das letzte Wort an euch übergeben. Vielleicht Thomas an dich noch mal. Von meiner Seite erstmal herzlichen Dank, dass ihr heute mit dabei wart.
Thomas
Danke auch, dass wir die Chance hatten, uns hier mal zu präsentieren und gemeinsam zu unterhalten. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt in Richtung auch, was die ganzen Gesetzmäßigkeiten betrifft, die da in Arbeit sind. Und ich glaube auch fest dran, wie der Richard das sagt, dass diese Zusammenarbeits-Komponente immer stärker werden wird und dass das eigentlich der Erfolg sein wird, den wir dann am Ende erzielen werden, indem wir gemeinsam, Kunde und Lieferant, an dem Problem arbeiten.
Stefan
Da kann ich mich Thomas nur anschließen. Ich sage auch besten Dank, dass man in der Runde teilnehmen durfte. Und ja, für mich ist wie gesagt das ganze Thema rund um die Digitalisierung, wird ein Riesenthema für uns alle werden. Das wird auch eine ganz, ganz große Herausforderung. Gerade für uns Maschinenbauer, wir sind ja da eher steinzeitig unterwegs. Und von dem her glaube ich, dass es wirklich eine große Herausforderung für den ganzen Markt wird. Aber ich denke, dass wir das auch in den Kooperationen, so wie Thomas und Richard auch gesagt haben, gemeinsam werden wir das Ding hinkriegen und da kann was ganz Tolles draus werden.
Richard
Ja, ich stimme meinen Vorrednern auf jeden Fall zu. Es hat sehr viel Spaß gemacht, dabei zu sein. Ich mache gerne in einem Jahr mit Stefan und Thomas auch nochmal eine erneute Runde. Vielen Dank dafür. Grundsätzlich hat Stefan gerade schon so ein bisschen angeschnitten: Wir dürfen nicht vergessen, dass das ein Change-Prozess ist. Und dieser Change-Prozess bedarf einfach auch, dass man die Leute mitnimmt und dass wir das gemeinsam wuppen und in die richtige Richtung treiben. Dafür braucht es halt viele Köpfe, die sich da schlaue Lösungen überlegen, aber eben auch, ja, ich sag mal, offene Ohren und Augen, damit man es dann am Ende auch umgesetzt kriegen und für alle ein Mehrwert rauskriegen können.
Das war doch ein schönes Schlussstatement und herzlichen Dank, dass ihr dabei wart und wünsche euch noch eine schöne Restwoche. Macht’s gut, ciao!